Spurgeon: Die Wahrheit über die Sühnung durch Christus muss verkündigt werden

»We hold that Christ, when He died, had an object in view, and that object will most assuredly, and beyond a doubt, be accomplished. We measure the design of Christ’s death by the effect of it. … We cannot so belie our reason as to think that the intention of Almighty God could be frustrated, or that the design of so great a thing as the atonement, can by any way whatever, be missed of. We hold—we are not afraid to say that we believe—that Christ came into this world with the intention of saving „a multitude which no man can number;“ and we believe that as the result of this, every person for whom He died must, beyond the shadow of a doubt, be cleansed from sin, and stand, washed in blood, before the Father’s throne. We do not believe that Christ made any effectual atonement for those who are for ever damned; we dare not think that the blood of Christ was ever shed with the intention of saving those whom God foreknew never could be saved, and some of whom were even in Hell when Christ, according to some men’s account, died to save them. …

For you must bear this in mind, that some of you, perhaps, may be ready to dispute things which I assert; but you will remember that this is nothing to me; I shall at all times teach those things which I hold to be true, without let or hindrance from any man breathing.

Now, beloved, when you hear any one laughing or jeering at a limited atonement, you may tell him this. General atonement is like a great wide bridge with only half an arch; it does not go across the stream: it only professes to go half way; it does not secure the salvation of anybody. Now, I had rather put my foot upon a bridge as narrow as Hungerford[1], which went all the way across, than on a bridge that was as wide as the world, if it did not go all the way across the stream.«

Charles H. Spurgeon, Particular Redemption, Predigt am 28FEB1858 über Matthäus 20,28 [https://www.spurgeon.org/resource-library/sermons/particular-redemption–2/#flipbook/ 11JUL2020]

[1] Die Hungerford Bridge wurde 1845 als reine Fußgängerverbindung über die Themse in London eröffnet. Die enge Fußgängerbrücke hatte den Ruf, heruntergekommen und bei Nacht gefährlich zu sein. Später wurde sie mehrfach umgebaut und ist heute eine Eisenbahnbrücke zum Bahnhof Charing Cross.

Freude ist eine ernste Sache

»Christus will, dass sein Volk fröhlich ist. Wenn sein Volk eines Tages vollkommen gemacht ist, wie Er es zu Seiner Zeit sicherstellen wird, dann wird es auch vollkommen fröhlich sein. Der Himmel ist ein Ort reinster Heiligkeit, aber genauso ist er ein Ort ungetrübten Frohsinns. Je mehr wir für den Himmel zubereitet werden, umso mehr werden wir jene Freude besitzen, die Teil des Himmels ist. Es ist der ausdrückliche Wunsch unseres Heilandes, dass Seine Freude heute schon in uns sei, und dass unsere Freude völlig werde.« [Johannes 15,11; vgl. 17,13]

»Christ wishes his people to be happy. When they are perfect, as he will make them in due time, they shall also be perfectly happy. As heaven is the place of pure holiness, so is it the place of unalloyed happiness; and in proportion as we get ready for heaven, we shall have some of the joy which belongs to heaven, and it is our Saviour’s will that even now his joy should remain in us, and that our joy should be full.«

C. H. Spurgeon, The Metropolitan Tabernacle Pulpit Sermons, 63 Bände (London: Passmore & Alabaster, 1855–1917), Bd. 51, S. 229.

Lehrpredigt – oder Leerpredigt?

The Sword and The Trowel Cover Page Metropolitan Tabernacle top

»Einige Prediger haben eine Heidenangst davor, dass ihre Predigten zu viel biblische Lehre enthalten und so das geistliche Verdauungsvermögen ihrer Zuhörer schädigen könnten. Diese Angst ist völlig überflüssig … Wir leben in einer Zeit, die schwerlich eine theologische genannt werden kann, eine Zeit, in der man sich über gesundes biblisches Lehren furchtbar aufregt. Hier wird das Prinzip deutlich, dass der Unverständige stets die Weisheit verachtet. Die ruhmreichen Giganten der Zeit der Puritaner ernährten sich von etwas Besserem als buntem Zuckerzeugs und balaststoffarmen Knabbereien, die heute so in Mode sind.«

»Some preachers seem to be afraid lest their sermons should be too rich in doctrine, and so injure the spiritual digestions of their hearers. The fear is superfluous. . . . This is not a theological age, and therefore it rails at sound doctrinal teaching, on the principle that ignorance despises wisdom. The glorious giants of the Puritan age fed on something better than the whipped creams and pastries which are now so much in vogue.«

C. H. Spurgeon, The Sword and Trowel (London: Passmore & Alabaster, 1865–1891), S. 125–126.

Was für eine Theologie ist denn das? – Dave Hunts Falschdarstellung von Gott und Calvinismus (deutsch)

Diese Rezension des Originals des links abgebildeten, übersetzten Buches von Dave Hunt (1926–2013) stammt von Steven J. Cole. Dies ist eine adaptierte Übertragung dieser Rezension ins Deutsche.
Das Buch von Hunt wurde 2011 ins Deutsche übersetzt und von „Bible Baptist Ministries“ herausgegeben unter dem Titel: »Eine Frage der Liebe: Wird Gott im Calvinismus falsch dargestellt?« [Die Frage des Titels ist keine Frage, sondern Hauptthese des Buchs.] Cole schreibt:

»Als ich Dave Hunts neuestes Buch „What Love is This?“ mit dem Untertitel „Calvinism’s Misrepresentation of God“ [Titel der deutschen Ausgabe: „Eine Frage der Liebe: Wird Gott im Calvinismus falsch dargestellt?“] las, empfand ich sowohl tiefe Traurigkeit als auch gerechten Zorn. Ich war traurig, weil viele ahnungslose und ungebildete Christen glauben werden, dass Hunt Recht hat, und dadurch eine der reichsten geistlichen Goldminen verpassen, die es gibt, nämlich das Leben und die Schriften von Johannes Calvin und seinen Erben im Glauben. Ich war wütend, weil Hunt sowohl Calvin als auch den Calvinismus absichtlich falsch darstellt und verleumdet und dabei auch Gott selbst grob falsch darstellt. Ich weiß, dass seine Falschdarstellung Absicht ist, weil viele Calvinisten, darunter auch ich, während der Entstehung des Buches wiederholt an Hunt geschrieben haben, um ihn auf seine Fehler hinzuweisen und ihn zu bitten, mit der Falschdarstellung unseres Glaubens aufzuhören. Aber leider ignorierte er hartnäckig unsere Korrekturen und machte mit Volldampf weiter.

Das daraus resultierende Buch ist ein theologisches und geistliches Desaster ersten Ranges. Wenn Sie sich auf die Boulevardpresse als verlässliche Nachrichtenquelle verlassen, werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass Hunt für Ihre Theologie zufriedenstellend ist. Er wird Ihnen dieselbe Art von sensationellen Verleumdungen liefern wie die Boulevardpresse, nur dass sie so präsentiert werden, als ob sie biblisch und historisch begründet wären. Aber wenn Sie in Ihrer Erkenntnis des lebendigen Gottes wachsen wollen, rate ich Ihnen, diese Boulevardtheologie ungelesen stehen zu lassen.

Ich musste mich mit dem Buch befassen, weil ein ehemaliger Ältester es an einige meiner Ältesten und andere weitergibt und ihnen sagt, es sei eine ausgewogene Kritik an der reformierten Theologie. Auf der Rückseite des Buches finden sich glühende Befürwortungen von Chuck Smith, Elmer Towns, Tim LaHaye und anderen. LaHaye sagt sogar: „Der Calvinismus … kommt der Blasphemie gefährlich nahe“ (Auslassungszeichen im Zitat). Mehrere Familien haben meine Kirche wegen dieser Frage verlassen, weil ich lehre, was die Heilige Schrift eindeutig bestätigt, nämlich dass Gott souverän beschließt, einige zu retten, aber nicht alle. Unsere Errettung beruht auf der Grundlage von Gottes souveräner Entscheidung für uns. Seine Entscheidung für uns ist der Grund dafür, dass wir uns für den Glauben entscheiden. Daher kann sich niemand seiner Errettung rühmen, sondern nur des Herrn (1. Korinther 1,26-31; Galater 1,15; Epheser 1,3-12).

Hunts Hauptkritikpunkt am Calvinismus ist dessen Ansicht, dass Gott nicht jedem Menschen gegenüber vollkommen liebevoll ist. Er argumentiert, dass Gott unmoralisch und ungerecht sei, wenn er alle Menschen retten könnte, sich aber dafür entscheidet, nur einige zu retten. So wie jemand, der einen Ertrinkenden retten könnte, es aber nicht tut, unmoralisch wäre (S. 111–112, 114–115). Hunt vertritt die Ansicht, dass Gott möchte, dass alle Menschen gerettet werden, und dass er allen die Rettung ermöglicht habe. Nun liegt es am Einzelnen, darauf zu reagieren, und jeder Mensch sei aus sich selbst in der Lage, darauf zu reagieren. Wenn die Menschen nicht in der Lage wären, aus freiem Willen auf das Evangelium zu antworten, dann wäre das Heilsangebot Gottes nicht echt, sondern eine Verhöhnung. Es wäre so, als ob Gott einem Menschen, der in einem tiefen Brunnen gefangen ist, ein Seil außerhalb dessen Reichweite hielte und sagte: „Nimm das Seil.“ Das sind die Argumente von Hunt.

Diese Argumente entsprechen durchaus der menschlichen Denkweise, aber die entscheidende Frage ist, ob sie mit der biblischen Offenbarung übereinstimmen. Hunt geht fälschlicherweise davon aus, dass das freie Angebot des Evangeliums an alle voraussetze, dass diejenigen, denen es angeboten wird, auch in der Lage seien, darauf [heilsergreifend] zu antworten. Es gibt jedoch viele Bibelstellen, die direkt auf die Unfähigkeit des Sünders hinweisen, auf die geistliche Wahrheit [heilsergreifend] zu antworten (Johannes 6,44.65; 8,43; Römer 3,10–18; 8,6–8; 1. Korinther 2,14; 2. Korinther 4,4; Epheser 2,1–3 usw.). Hunt verwirft oder verwässert all diese Texte, indem er sagt, dass sie nicht das bedeuten könnten, was die Calvinisten behaupten, denn wenn sie das bedeuten würden, könnten die Sünder nicht auf das Evangelium reagieren und somit wäre das Angebot des Evangeliums nicht gültig. Mit anderen Worten, er argumentiert im Kreis und nimmt an, was er später „beweist“. Aber er akzeptiert nicht die klare Lehre von Gottes Wort, dass der Mensch wegen des Sündenfalls unfähig ist, nach Gott zu suchen. Damit zieht Hunt Gott in seiner absoluten Heiligkeit herab auf das Niveau des gefallenen Menschen und macht ihn so für den gefallenen Menschen greifbar. Gleichzeitig erhebt er den sündigen, stolzen Menschen, indem er ihm behauptet, er könne sich jederzeit für Gott entscheiden.

Nach der Verwerfung der biblischen Lehre der Verderbtheit (Unfähigkeit) des gefallenen Menschen, fährt er fort, auch alle anderen der so genannten Fünf Punkte des Calvinismus zu verwerfen. Hunt behauptet, dass Gott unmöglich einige Menschen souverän zum Heil erwählt haben könne, denn dann wäre er lieblos und ungerecht. Dabei ist es ihm offenbar völlig egal, dass Gott in einer seiner frühesten Selbstoffenbarungen klar und deutlich sagt: »[I]ch werde begnadigen, wen ich begnadigen werde, und werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarmen werde« (2. Mose 33,19). Diese Aussage verliert jeden Sinn, wenn Gott jedem einzelnen Menschen gegenüber gleichermaßen gnädig und barmherzig ist. Von Anfang an begründet Gott sein Recht als heiliger Gott, einige auszuwählen und andere abzulehnen, nicht aufgrund menschlicher Verdienste (die es nicht gibt), sondern aufgrund seines souveränen Willens. Doch Hunt spricht Gott dieses Vorrecht ab, obwohl die Heilige Schrift dieses überaus häugfig offenbart.

Während er seine humanistische (und unbiblische) Sicht von Gott darlegt und verteidigt, zerreißt Hunt Calvin und den Calvinismus – oder zumindest glaubt er, dass er das tut. In Wirklichkeit versteht Hunt nicht einmal einige der grundlegenden Lehren des Calvinismus, obwohl er glaubt, dass er sie versteht. So stellt Hunt von Anfang an und auf praktisch jeder Seite falsch dar, was Calvinisten glauben. Auch wenn er nicht mit dem übereinstimmt, was sie wirklich glauben, so stellt er doch größtenteils eine Karikatur auf und greift sie an, die manchmal eine gewisse Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit hat, aber meistens so weit davon entfernt ist, dass biblisch informierte Calvinisten sie ebenfalls angreifen würden. Sie würden es nur nicht als Calvinismus bezeichnen, wie Hunt es fälschlicherweise tut. Hier sind ein paar (von vielen) Beispielen:

  • Hunt sagt, dass der Calvinismus die rettende Gnade Gottes auf einige wenige Auserwählte beschränke und die Mehrheit der Menschheit ohne Hoffnung oder Möglichkeit auf Erlösung lasse (S. 78). Das Angebot der Errettung gelte nur den Auserwählten (S. 103). In Wahrheit glauben Calvinisten, dass Gottes rettende Gnade der ganzen Welt frei angeboten wird und dass es im Himmel eine unzählige Schar aus allen Stämmen der Erde geben wird, die durch das Blut Jesu erkauft wurde (Offenbarung 5,9–12).
  • Hunt sagt, dass der Calvinismus die Schuld für die Sünde und die Verdammnis der Sünder vollständig Gott zuschreibe, der alles so vorherbestimmt habe, dass es so kommen musste (S. 84). Gott veranlasse alle Menschen zur Sünde (S. 42). Die Wahrheit ist, dass Calvinisten glauben, dass zwar alles unter Gottes souveränem Willen steht (Epheser 1,11), er aber nicht der Urheber der Sünde ist. Die Sünder sind für ihre eigene Verdammnis verantwortlich, und niemand kann Gott dafür verantwortlich machen, dass sie in die Hölle kommen. Ich habe Hunt persönlich auf das Westminster Glaubensbekenntnis, Kapitel 3, Absatz 1, verwiesen, in dem die reformierte Erklärung steht, dass Gott souverän über alles ist und dennoch nicht für die Sünde verantwortlich ist. Aber Hunt hat dies ignoriert und bleibt bei seiner verleumderischen Anschuldigung.
  • Hunt sagt, der Calvinismus leugne jede echte Wahlmöglichkeit des Menschen (S. 89). In Verbindung damit leugneten die Calvinisten, dass der Mensch einen Willen habe (S. 94). „Calvin zufolge hat die Erlösung nichts damit zu tun, ob ein Mensch an das Evangelium glaubt oder nicht“ (S. 42). Die Wahrheit ist, dass Calvin und die Calvinisten an die menschliche Wahl und den Willen glauben. Sie behaupten jedoch, dass der gefallene Mensch, wie sogar der Arminianer Wesley es ausdrückte, „fest in der Sünde und der Nacht der Natur gefangen“ sei, unfähig, sich für das Heil zu entscheiden, wenn nicht Gott souverän in ihren Herzen wirkt. Ich bin mir nicht sicher, woher Hunt die lächerliche Behauptung hat, Calvin habe die Erlösung vom Glauben getrennt. Eine einfache Lektüre seiner Kapitel über Glauben und Umkehr in der Institutio (Buch 3, Kapitel 2 und 3) zeigt, dass Hunt Calvin entweder nicht gelesen hat oder ihn absichtlich falsch darstellt.
  • Hunt sagt: „Der Calvinismus präsentiert einen Gott, der die Hölle mit denen füllt, die er retten könnte, aber stattdessen verdammt, weil er sie nicht liebt“ (S. 116). Hunt behauptet dreist, dass Gott, wenn er nicht allen Barmherzigkeit erweist, obwohl alle gleich schuldig sind, die Gerechtigkeit pervertiere (S. 115)! Die Wahrheit ist, dass Calvinisten behaupten, Gott sei mächtig, alle zu retten, die er retten will (z. B. den Apostel Paulus). Aber er ist niemandem das Heil schuldig. Aus Gründen, die nur im geheimen Ratschluss seines Willens bekannt sind, hat Gott beschlossen, sowohl in der Errettung seiner Auserwählten als auch in der gerechten Verdammnis derer, die gegen ihn rebelliert haben, verherrlicht zu werden. Das gesamte Argument des Paulus in Römer 9 lautet, dass Gott als göttlicher Töpfer das Vorrecht hat, einige Gefäße für die Barmherzigkeit und andere für den Zorn zu machen, und dass wir keinen Grund haben, sein Handeln in Frage zu stellen. Die Bibel macht auch deutlich, dass Gottes Liebe nicht allen Menschen in gleicher Weisezuteil wird. Er liebte Israel, aber er beschloss nicht, die umliegenden Völker in gleichem Maße zu lieben (5. Mose 7,6–8). In seinem unergründlichen Willen ließ er es zu, dass die Völker viele Jahrhunderte lang ihren eigenen Weg in der geistlichen Finsternis gingen. Er gab ihnen das Zeugnis seiner Güte durch die Schöpfung und die allgemeine Gnade, was ausreicht, um sie zu verdammen, aber nicht, um sie zu retten (Apostelgeschichte 14,16–17; Römer 1,18–32). Seltsamerweise argumentiert Hunt jedoch entgegen der Schrift und der Geschichte, dass Gott alle Heiden genauso liebe wie seine auserwählte Braut, die Kirche. Ich möchte von ihm wissen, wie Gott die amerikanischen Indianer, die hier [in Nordamerika] vor 3.000 Jahren lebten, in gleichem Maße geliebt hat, wie er König David liebte und sich ihm offenbarte? Ein kurzer Blick auf die heutige Welt zeigt, dass nicht alle die gleiche „Chance“ haben, das Evangelium zu hören und darauf zu reagieren.

Um den Calvinismus zu diskreditieren, muss Hunt Calvin und seine berühmte Institutio diskreditieren. Man mag es kaum glauben, aber Hunt verwirft die gesamte Institutio in einem Pauschalurteil, indem er behauptet, sie stammte aus den beiden Hauptquellen Augustinus und der lateinischen Vulgata-Bibel (S. 38)! Da Calvin ein Neubekehrter war, als er die erste Ausgabe der Institutio schrieb, könne sie „unmöglich aus einem tiefen und voll entwickelten evangelischen Verständnis der Schrift stammen“. Aber Hunt erwähnt nicht, ob sie tatsächlich ein solches Verständnis widerspiegeln oder nicht! Wenn sie so oberflächlich waren, wie Hunt behauptet, warum hatten sie dann einen so tiefgreifenden Einfluss, nicht nur auf seine Generation, sondern auch auf gottesfürchtige christliche Gelehrte durch die Jahrhunderte hindurch, bis in die heutige Zeit? Ich kann persönlich bezeugen, dass von den Hunderten von Büchern [außerhalb der Bibel], die ich je gelesen habe, keines der Institutio in Bezug auf ihre tiefe geistliche Erkenntnis das Wasser reichen kann. Calvin nutzt die Heilige Schrift, um Gott zu erheben und zu preisen und mich als Sünder zu demütigen, wie es nur wenige Autoren vermögen.

Was den Menschen Calvin betrifft, so behauptet Hunt, dass dieser so stark von Augustinus beeinflusst war, dass er sich nie wirklich von seinen römisch-katholischen Wurzeln gelöst habe. Er lehnt Augustins Schriften völlig ab, indem er behauptet: „Calvin schöpfte aus einem stark verschmutzten Strom, als er die Lehren des Augustinus annahm! Wie könnte man in eine so verunreinigende Ketzerei eintauchen, ohne verwirrt und infiziert zu werden?“ (S. 51). Ich muss mich fragen, ob Hunt Augustinus überhaupt gelesen hat! Ich habe große Teile der Werke von Augustinus gelesen, und obwohl er offensichtlich an einigen Stellen von der katholischen Kirche auf schlimme Weise verdorben wurde, hatte er auch ein solides biblisches Verständnis vieler wesentlicher christlicher Lehren. Ihn als „stark verunreinigten Strom“ und als Verfechter einer „verunreinigenden Ketzerei“ abzutun, zeugt von Hunts, nicht von Augustins Unwissenheit und Irrtum.

Auch wenn Calvin Augustinus oft positiv zitiert (weil es viel Positives zu zitieren gibt und weil Calvin nicht annähernd über die theologischen Ressourcen verfügte, auf die wir zurückgreifen können), streitet er oft mit Augustinus, wenn er meint, dass dieser die Schrift nicht richtig ausgelegt hat. Calvins einzige Quelle der Wahrheit war die Bibel, wie T. H. L. Parkers ausgezeichnetes Buch Calvin’s Preaching [Westminster/John Know Press] so gekonnt aufzeigt. Hätte Hunt entweder Augustinus oder Calvin sorgfältig gelesen, hätte er gesehen, dass diese Männer versuchten, ihre Lehren allein auf die Bibel zu stützen. Natürlich haben beide Männer Fehler gemacht. Wer tut das nicht? Aber wenn man diese Männer liest, spürt man: „Sie kannten Gott auf eine Weise, wie ich Gott nicht kenne!“

Hunt stellt Calvin als den bösen Tyrannen von Genf dar, der versuchte, dem Volk die unwiderstehliche Gnade aufzuzwingen, ganz im Einklang mit seiner Auffassung, dem Menschen jegliche Entscheidungsfreiheit abzusprechen (S. 62–63). „Calvin übte eine ähnliche Autorität aus wie das Papsttum, das er nun verachtete“ (S. 63). Hunt wirft Calvin vor, eine „diktatorische Kontrolle über die Bevölkerung“ auszuüben (S. 64). Er habe die Anwendung von Folter zur Erlangung von Geständnissen gebilligt, einschließlich der grausamen 30-tägigen Folterung eines Opfers, das dann an einen Pfahl gebunden, mit den Füßen festgenagelt und enthauptet wurde (S. 65). Und natürlich macht Hunt Calvin für die Verbrennung von Servetus verantwortlich, ohne seinen Lesern den historischen Kontext zu erläutern (S. 68–70). Hunt kommt zu dem Schluss, dass „Calvins Verhalten Tag für Tag und Jahr für Jahr das genaue Gegenteil dessen war, was er getan hätte, wenn er wirklich vom Geist Gottes geleitet worden wäre“ (S. 72). Mit all diesen Anschuldigungen knüpft Hunt an militante antichristliche Kritiker wie Voltaire, Will Durant, Erich Fromm und andere an (siehe Christian History[Bd. V, Nr. 4], S. 3).

Natürlich hatte Calvin Feinde, sogar zu seiner Zeit, die seine Schwächen aufgriffen und sie übertrieben, um ihn zu verleumden, weil ihnen seine Lehre nicht gefiel. Jeder gottesfürchtige Mensch muss damit rechnen, dass er auf die eine oder andere Weise so behandelt wird (Matthäus 5,11–12; Lukas 6,26; 2. Timotheus 3,12). Aber jeder, der T. H. L. Parkers Das Leben Calvins, sein Die Predigten Calvins oder Bezas Das Leben Calvins (Beza war Calvins Schüler und Nachfolger in Genf) gelesen hat, wird entsetzt sein, wie ein bekennender Christ einen großen Mann Gottes wie Calvin so rücksichtslos angreifen kann, wie Hunt es tut. Über Calvin sagte Beza: „Ich war sechzehn Jahre lang sein Zeuge, und ich glaube, dass ich das volle Recht habe zu sagen, dass in diesem Mann allen ein Vorbild für das Leben und Sterben eines Christen gezeigt wurde. Es wird nicht leicht sein, es herabzusetzen, und es wird schwer sein, es nachzuahmen“ (Christliche Geschichte, ebd., S. 2).

Die schlichte Tatsache der Geschichte ist, dass die gottesfürchtigen Puritaner, einschließlich John Bunyan und John Owen, sowie die geistlichen Giganten Jonathan Edwards, George Whitefield, Charles Simeon, Charles Spurgeon, die Princeton-Theologen, Martyn Lloyd-Jones, Francis Schaeffer und eine Vielzahl anderer auf Calvin nicht nur als klugen Theologen, sondern auch als großes Vorbild der Frömmigkeit geschaut haben. Ich habe die Institutio gelesen, etwa ein halbes Dutzend Calvin-Biografien, Tausende von Seiten seiner Kommentare, zahlreiche Bücher über Calvin und seine Theologie sowie mehrere Bücher mit seinen Predigten. Ich habe nie etwas aufgeschnappt, das auch nur annähernd der Karikatur von Hunt über diesen Mann entspricht. Ich stimme dem gelehrten schottischen Theologen William Cunningham zu, der sagte: „Calvin ist der Mann, der neben dem heiligen Paulus am meisten Gutes für die Menschheit getan hat“ (Christian History, ebd.). Der Angriff von Hunt ist einfach unter aller Kritik. Ein böser, grausamer Tyrann hätte keine so erhabenen Ansichten über Gott und so tiefe Einblicke in Gottes Wort schreiben können, wie sie in Calvins Schriften zu finden sind. Wenn so viele große Männer Gottes Calvin Tribut zollen, sollte Hunt dann nicht wenigstens in Betracht ziehen, dass er etwas übersehen haben könnte?

Ein weiteres großes Problem der Arbeit Hunts ist seine unwissenschaftliche Manipulation des Quellenmaterials, damit es seinen Zwecken diene. Für seine Angriffe auf Calvin zitiert er oft den militanten Gegner des Christentums Will Durant, ohne jemals zuzugeben, dass er einen Feind des Glaubens zitiert. Er zitiert oft den liberalen Frederic Farrar, ohne dessen theologische Voreingenommenheit zuzugeben. Obwohl Hunt in seinen anderen Schriften militant antikatholisch ist, beruft er sich auf den prokatholischen Führer der Oxford-Bewegung, Pusey, wenn dieser sich auf die Seite von Hunt gegen den Calvinismus stellt. Aber Hunt erwähnt nicht einmal in einer Fußnote die theologische Voreingenommenheit seiner Quellen. Unwissende Leser könnten meinen, dass er große Männer des Glaubens zitiert.

Aber viel schlimmer ist die Art und Weise, wie er Quellen benutzt, um eklatante historische Fehler zu „beweisen“! Er zitiert eine Quelle (S. 19), die behauptet, dass unter anderem Richard Baxter, John Newton und John Bunyan gegen den Calvinismus waren! Jeder, der diese Männer gelesen hat, weiß, dass sie alle starke Befürworter der souveränen Erwählung durch Gott waren. (Baxter vertrat ein universales Sühnopfer, aber er war auch ein starker Befürworter der menschlichen Verderbtheit und der souveränen Erwählung durch Gott.) Auf derselben Buchseite zieht er ein Zitat aus Spurgeons Autobiographie heran, um zu beweisen, dass Spurgeon gegen das begrenzte Sühnopfer war. Aber im ursprünglichen Kontext argumentierte Spurgeon für die begrenzte Versöhnung (Autobiographie von C. H. Spurgeon [Banner of Truth], 1:171–172)! Tatsächlich stellt Spurgeon fest (1:172), dass die Lehre, Christus sei für alle gestorben, „tausendmal abstoßender ist als irgendeine der Folgen, die man mit der calvinistischen und christlichen Lehre von der besonderen und partikulären Erlösung in Verbindung bringt.“ Später (S. 122) zitiert Hunt „einen britischen Gelehrten, der Spurgeons Schriften und Predigten gründlich kannte“, um erneut festzustellen, dass Spurgeon das begrenzte Sühnopfer definitiv ablehne und dem Menschen Willensfreiheit zuspreche. In seinem Literaturverzeichnis (S. 428) führt Hunt jedoch Spurgeons Predigt „Free-Will – A Slave“ auf, in der Spurgeon den freien Willen widerlegt [2. Dezember 1855, Text: Johannes 5,40; New Park Street Pulpit, Bd. 1]. Iain Murray (The Forgotten Spurgeon [Banner of Truth], S. 81 ff.) führt zahlreiche Referenzen an, um zu zeigen, dass Spurgeon nicht nur die „begrenzte Sühne“ bejahte; er argumentierte auch, dass diejenigen, die sie leugnen, die gesamte Lehre der stellvertretenden Sühne schwächen und untergraben. In seiner Autobiographie (1:168) bezeichnete Spurgeon den Arminianismus (was Dave Hunts Ansicht ist, auch wenn Hunt dies leugnet, da er an der ewigen Sicherheit festhält) als Irrlehre und sagte klar und deutlich: „Der Calvinismus ist das Evangelium und nichts anderes.“ Entweder ist Hunt ein sehr schlampiger Gelehrter, oder er versucht absichtlich, seinen Lesern vorzugaukeln, dass Spurgeon auf seiner Seite steht, obwohl er genau weiß, dass das nicht der Fall ist.

Auf Seite 102 zitiert Hunt erneut Spurgeon und behauptet, er „könne die Lehre nicht akzeptieren, dass die Wiedergeburt vor dem Glauben an Christus durch das Evangelium komme“. Offensichtlich zitiert er Spurgeon aus dem Zusammenhang gerissen für seine eigenen Zwecke (wie er es häufig tut), ohne irgendein Verständnis von Spurgeons Theologie zu haben. Murray (ebd., S. 90 ff.) dokumentiert ausführlich, dass Spurgeon glaubte, dass Glaube und Umkehr unmöglich sind, bevor Gott den Sünder neues Leben schenkt. Zum Beispiel zitiert Murray (S. 94) Spurgeon mit den Worten, dass Buße und Glaube „das erste offensichtliche Ergebnis der Wiedergeburt“ seien. Und: „Evangelische Reue kann niemals in einer nicht-wiedergeborenen Seele existieren.“ Murray führt viele weitere Beispiele an. Spurgeon glaubte, „dass das Werk der Wiedergeburt, der Bekehrung, der Heiligung und des Glaubens nicht ein Akt des freien Willens und der Kraft des Menschen ist, sondern der mächtigen, wirksamen und unwiderstehlichen Gnade Gottes“ (S. 104).

Auf Seite 100 findet sich ein weiteres Beispiel dafür, wie Hunt aus dem Zusammenhang gerissene Zitate verwendet, um seinen Gegner schlecht und sich selbst gut aussehen zu lassen. Er zitiert R. C. Sproul, um so zu klingen, als ob Sproul die Ansicht, dass Gott den Sündern gegenüber nicht so liebevoll ist, voll und ganz befürwortet. Aber im vorhergehenden und nachfolgenden Kontext von Sprouls Buch wirft Sproul einen Einwand auf, den ein Kritiker stellen könnte, räumt den Einwand des Kritikers um des Argumentes willen als wahr ein und wirft dann eine weitere Frage auf, um zu zeigen, dass die Frage des Kritikers fehlgeleitet ist. Hunt lässt den Kontext weg und lässt Sproul so erscheinen, als würde er etwas sagen, was er gar nicht sagt! Das ist wissenschaftlich und argumentativ unglaublich schlechtes Arbeiten von Hunt.

Auf Seite 99 offenbart Hunt seine Unkenntnis der Theologie, wenn er behauptet, dass J. I. Packer seinen calvinistischen Mitstreitern und sogar sich selbst widerspreche, wenn er erkläre, dass die Wiedergeburt dem Glauben und der Rechtfertigung folge. Hunt zitiert dann einen Satz von Packer, der von Rechtfertigung durch Glauben spricht, nicht von Wiedergeburt! Das sind unterschiedliche theologische Begriffe mit unterschiedlichen Bedeutungen, wie jeder, der auch nur ein rudimentäres Verständnis von Theologie hat, weiß! Aber egal, Hunt diskreditiert Packer gegenüber dem ahnungslosen Leser, und das ist alles, was für Hunt zählt.

Es wäre ein Leichtes, diese Rezension auf Buchlänge auszudehnen, denn die Irrtümer, die fehlerhafte Logik und die grobe Fehldarstellung des Calvinismus und des Gottes der Bibel nehmen einfach kein Ende. Sowohl in der persönlichen Korrespondenz mit Hunt vor der Veröffentlichung des Buches als auch bei der Lektüre des Buches selbst habe ich mich gefragt, wie es um Hunts persönliche Integrität bestellt ist. Wenn er wirklich nicht weiß, was Calvinisten glauben, hätte er das Buch nicht schreiben dürfen, bevor er nicht ein angemessenes Verständnis ihrer Ansichten gewonnen hat. Es ist nicht so, dass Hunt nicht vorher mit dieser Frage konfrontiert worden wäre. Außer mir haben ihn eine Reihe von Reformierten gewarnt, dass er den reformierten Glauben falsch darstelle. Aber er ignorierte diese Warnungen und stürmte weiter vor sich hin. In Kapitel 2 begründet er sein Vorgehen mit der Behauptung, dass Calvinisten elitär seien und dass der Calvinismus nicht biblisch sein könne, weil er so schwer zu verstehen sei, dass [auch] Hunt ihn nicht verstehen könne. Ich kenne jedoch viele, die jung im Glauben sind und diese Lehren sehr gut verstehen. Hunt hätte lange genug innehalten sollen, um die gegnerische Ansicht zu verstehen, damit er sie nicht falsch darstellt. Seine Angriffe auf sein selbstgebasteltes Feindbild diskreditieren ihn, er ist einfach kein seriöser Kritiker.

Obwohl Hunt energisch widersprechen würde, glaube ich, dass der Grund für seinen verleumderischen Angriff auf Calvin und die Calvinisten und seine blasphemischen Anschuldigungen gegen den Gott der Bibel in seiner Weigerung liegt, sich einer klaren biblischen Offenbarung zu fügen, die nicht in die menschliche Logik passt. Nachdem er erklärt hat, dass Gott sich erbarmt, wem er will, und verhärtet, wen er will, erhebt Paulus den Einwand: »Ihr werdet dann zu mir sagen: ‚Warum findet er noch Schuld? Denn wer widersetzt sich seinem Willen?’« (Römer 9,19). Die logische Antwort von Dave Hunt lautet: „Der Grund, warum Gott zu Recht Fehler finden kann, ist, dass er jedem Menschen einen freien Willen und die Möglichkeit zur Erlösung gegeben hat.“ Das ist logisch vollkommen einleuchtend. Aber das Problem ist, dass das nicht die biblische Antwort ist! Die biblische Antwort lautet: „Im Gegenteil, wer bist du, o Mensch, der du Gott vorwurfsvoll entgegentrittst? Das Geformte wird doch nicht zu dem, der es geformt hat, sagen: ‚Warum hast du mich so gemacht‘, oder?“ Mit anderen Worten, die Antwort Gottes lautet: „Du hast kein Recht, diese Frage zu stellen!“

Ich gebe zu, diese Antwort ist logisch nicht befriedigend! Vor Jahren, als ich Student war, habe ich mit Paulus darüber gestritten und ihm vorgeworfen, dass er sich genau dann aus dem Staub macht, wenn ich eine Antwort auf meine Frage brauche. Eines Tages, als ich mit Paulus stritt, öffnete mir der Herr die Augen und ich sah. Er sagte: „Ich habe die Frage beantwortet, weißt du! Du magst nur die Antwort nicht!“ Da wurde mir klar, dass ich mich dem unterwerfen musste, was Gott durch Paulus geschrieben hatte. An diesem Tag wurde ich zum „Calvinisten“, obwohl ich noch keine einzige Seite von Calvin gelesen hatte. Wenn Dave Hunt seine Logik der Offenbarung Gottes in der Heiligen Schrift unterwerfen würde, würde er auch das werden, was er jetzt hasst und so grob falsch darstellt: ein „Calvinist“! Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht mit der Lektüre von Dave Hunt. Nehmen Sie sich ein Exemplar von Calvins Institutio und beginnen Sie, sich an der Majestät Gottes zu erfreuen!«

Fazit

Dieses Buch von Dave Hunt hat aufgrund der zahlreichen Strohmann-Attacken, des Beharrens von Hunt, nachgewiesene Fehler nicht einzugestehen und zu beseitigen sowie wegen seines verleumderischen Charakters einen Platz in der „Hall of Shame“ wohl verdient.

Über den Autor der Rezension

Steven J. Cole diente seit Mai 1992 der christlichen Gemeinde Flagstaff Christian Fellowship als Pastor bis zum Eintritt in den Ruhestand im Dezember 2018. Von 1977 bis 1992 war er Pastor der Lake Gregory Community Church in Crestline, Kalifornien. Er ist Absolvent des Dallas Theological Seminary (Th. M., 1976 in Bible Exposition) und der California State University in Long Beach (B. A., philosophy, 1968). Er hat Freude am Schreiben; seine Beiträge wurden in vielen unterschiedlichen Publikationen veröffentlicht. .

Textquelle

https://bible.org/article/what-theology-dave-hunt-s-misrepresentation-god-and-calvinism [03.JUN.2020]

Ergänzendes

Die große calvinistische Verschwörung. Eine Stellungnahme zu Vorwürfen von T. A. McMahon [03.JUN.2020]

Was für eine Theologie ist denn das? – Dave Hunts Falschdarstellung von Gott und Calvinismus

Diese Rezension des links abgebildeten Buches von Dave Hunt (1926–2013) stammt von Steven J. Cole. Einige biographische Daten und der Quellverweis sind am Ende des Artikels aufgeführt. Eine adaptierte Übertragung dieser Rezension ins Deutsche ist hier.
Das Buch von Hunt wurde 2011 ins Deutsche übersetzt herausgegeben unter dem Titel: »Eine Frage der Liebe: Wird Gott im Calvinismus falsch dargestellt?« [Die Frage des Titels ist keine Frage, sondern Hauptthese des Buchs.]

»As I read Dave Hunt’s latest book, What Love is This? subtitled, “Calvinism’s Misrepresentation of God,” I felt both profound sadness and righteous anger. I was sad because many unsuspecting and uneducated Christians will believe that Hunt is accurate and thereby miss out on one of the richest spiritual gold mines available, namely, the life and writings of John Calvin and his heirs in the faith. I was angry because Hunt deliberately misrepresents and slanders both Calvin and Calvinism, and in the process grossly misrepresents God Himself. I know that his misrepresentation is deliberate because many Calvinists, including myself, wrote repeatedly to Hunt as the book was being written, pointing out his errors and asking him to stop misrepresenting what we believe. But sadly, he stubbornly ignored our corrections and went full steam ahead.

The resulting book is a first magnitude theological and spiritual disaster. If you rely on the supermarket tabloids as your reliable source of news, you’ll probably find Hunt satisfying for your theology. It will give you the same sort of sensational slander as the tabloids, only it is presented as if it were biblically and historically based. But if you want to grow in your knowledge of the living God, I advise you to leave this tabloid theology on the shelf.

I have had to deal with the book because a former elder is giving it to some of my elders and others, telling them that it is a balanced critique of Reformed theology. On the back cover of the book are glowing endorsements from Chuck Smith, Elmer Towns, Tim LaHaye, and others. LaHaye even states, “Calvinism … comes perilously close to blasphemy” (ellipsis in the quote). Several families have left my church over this issue, because I teach what Scripture plainly affirms, that God sovereignly chooses to save some, but not all. Our salvation rests on the foundation of God’s sovereign choice of us. His choice of us is the causative reason that we choose to believe. Thus no one can boast in his salvation, but only in the Lord (1 Cor. 1:26-31; Gal. 1:15; Eph. 1:3-12).

Hunt’s main gripe with Calvinism is its view that God is not totally loving toward every person. He argues that if God could save everyone, but chose only to save some, He is immoral and unjust, just as someone who could save a drowning man, but chose not to, would be immoral (pp. 111-112, 114-115). Hunt’s view is that God wishes for everyone to be saved and He has made salvation available to all. Now it’s up to the individual to respond and every person is capable, in and of himself, to respond. If people are not able to respond to the gospel by their own free will, then God’s offer of salvation would not be genuine, but a mockery. It would be as if God were dangling a rope above the grasp of a man trapped in a deep well, saying, “Grab the rope.” These are Hunt’s arguments.

These arguments are quite in line with human logic, but the crucial question is, are they in line with biblical revelation? Hunt wrongly assumes that the free offer of the gospel to all requires that those to whom it is offered are able to respond. But there are many Scriptures that directly state the inability of the sinner to respond to spiritual truth (John 6:44, 65; 8:43; Rom. 3:10-18; 8:6-8; 1 Cor. 2:14; 2 Cor. 4:4; Eph. 2:1-3; etc.). Hunt dismisses or waters down all of these texts, saying that they could not mean what Calvinists say they mean, because if they did mean that, sinners could not respond to the gospel and thus the offer of the gospel would not be valid. In other words, he reasons in a circle, assuming what he later “proves.” But he does not accept the plain teaching of God’s Word on the human inability to seek after God due to the fall. In so doing, Hunt pulls God in His absolute holiness down, making Him accessible to fallen man. And he lifts up sinful, proud man by telling him that he is able to choose God at any time he pleases.

Rejecting depravity (inability), he proceeds to reject all five so-called points of Calvinism. Hunt asserts that God could not possibly have sovereignly elected some to salvation, because then He would be unloving and unjust. Never mind that in one of God’s earliest revelations of Himself, He plainly states, “I will be gracious to whom I will be gracious, and will show compassion on whom I will show compassion” (Exod. 33:19). That statement loses all meaning if God is gracious and compassionate to every single person equally. From the outset, God establishes His right as the holy God to choose some and reject others, not based on human merit (there is none), but based on His sovereign will. But Hunt denies God this prerogative, in spite of abundant scriptural revelation.

In the process of setting forth and defending his humanistic (and unbiblical) view of God, Hunt rips Calvin and Calvinism, or at least he thinks that’s what he’s doing. Actually, Hunt does not understand even some of the basic teachings of Calvinism, although he thinks he does. Thus from the very start, and on virtually every page, Hunt misrepresents what Calvinists believe. Even though he does not agree with what they truly believe, for the most part he is setting up and attacking a caricature that at times has some resemblance to the real thing, but more often is so far removed that biblically informed Calvinists would attack it too. They just would not label it as Calvinism, as Hunt erroneously does. Here are a few (of many) examples:

  • Hunt says that Calvinism limits God’s saving grace to a select few, leaving the majority of mankind without hope or possibility of salvation (p. 78). The offer of salvation is extended only to the elect (p. 103). The truth is, Calvinists believe that God’s saving grace is freely offered to the whole world, and that there will be an innumerable company in heaven from every tribe on earth, purchased by Jesus’ blood (Rev. 5:9-12).
  • Hunt says that Calvinism puts the blame for sin and the damnation of sinners totally upon God who predestined everything to turn out that way (p. 84). God causes all men to sin (p. 42). The truth is, Calvinists believe that while all things are under God’s sovereign decree (Eph. 1:11), He is not the author of sin. Sinners are responsible for their own damnation, and none can blame God for being in hell. I personally referred Hunt to the Westminster Confession of Faith, chapter 3, paragraph 1, for the Reformed statement of how God is sovereign over all and yet not responsible for sin. But Hunt chose to ignore this and persist in his slanderous charge.
  • Hunt says that Calvinism denies any genuine choice for mankind (p. 89). Coupled with this, Calvinists deny that men have a will (p. 94). “According to Calvin, salvation had nothing to do with whether or not a person believed the gospel” (p. 42). The truth is, Calvin and Calvinists believe in human choice and will. They assert, however, that fallen men are, as the Arminian Wesley even put it, “fast bound in sin and nature’s night,” unable to choose salvation apart from God’s sovereign working in their hearts. I’m not sure where Hunt dug up the ludicrous charge that Calvin separated salvation from faith. A simple reading of his chapters on faith and repentance in The Institutes (Book 3, chapters 2 & 3) will show that Hunt either has not read Calvin or he is deliberately misrepresenting him.
  • Hunt says, “Calvinism presents a God who fills hell with those whom He could save but instead damns because He doesn’t love them” (p. 116). Hunt brazenly states that if God did not show mercy to all when all were equally guilty, then He perverts justice (p. 115)! The truth is, Calvinists affirm that God is mighty to save all whom He chooses to save (e.g., the apostle Paul). But He owes salvation to none. For reasons known only in the secret counsel of His will, God chose to be glorified both in the salvation of His elect, and in the just damnation of those who have rebelled against Him. Paul’s entire argument in Romans 9 is that as the divine potter, God has the prerogative to make some vessels for mercy and some for wrath, and that we have no basis to question what He does. The Bible is also clear that God’s love is not uniformly revealed to all. He loved Israel, but He did not choose to love the surrounding nations to the same degree (Deut. 7:6-8). In His inscrutable will, He permitted the nations for many centuries to go their own way in spiritual darkness. He gave them the witness of His goodness through creation and common grace, which is enough to condemn them, but not sufficient to save them (Acts 14:16-17; Rom. 1:18-32). Oddly, though, against both Scripture and history, Hunt argues that God loves all the heathen exactly the same as He loves His elect bride, the church. I would like him to answer how God loved the American Indians who lived here 3,000 years ago to the same degree that He loved King David and revealed Himself to him? A quick glance at the world today shows that not all have an equal chance of hearing and responding to the gospel.

In order to discredit Calvinism, Hunt has to discredit Calvin and his famous Institutes. Incredibly, Hunt dismisses the Institutes in one sweeping judgment by pronouncing that they came from the two primary sources of Augustine and the Latin Vulgate Bible (p. 38)! Since Calvin was a new convert when he wrote the first edition of the Institutes, they “could not possibly have come from a deep and fully developed evangelical understanding of Scripture.” But Hunt does not mention whether or not they actually do reflect such an understanding! If they were as shallow as Hunt alleges, why did they have such profound impact, not only on his generation, but also on godly Christian scholars through the centuries, up to the present day? I can testify personally, that of the hundreds of human books I have ever read, none rival The Institutes for their profound spiritual insight. Calvin uses Scripture to exalt God and humble me as a sinner as few writers can do.

As for the man Calvin, Hunt asserts that he was so heavily influenced by Augustine that he never really broke free from his Roman Catholic roots. He totally rejects Augustine’s writings by asserting, “Calvin drew from a badly polluted stream when he embraced the teachings of Augustine! How could one dip into such contaminating heresy without becoming confused and infected?” (p. 51). I must wonder, has Hunt even read Augustine? I have read substantial portions of Augustine’s works, and while he obviously was tainted in a bad way at points by the Catholic Church, he also had a solidly biblical grasp of much essential Christian doctrine. To dismiss the man as “a badly polluted stream” and as promoting “contaminating heresy” shows Hunt’s, not Augustine’s, ignorance and error.

Also, while Calvin often quotes Augustine favorably (because there is much favorable to quote, and because Calvin did not have nearly the theological resources to draw on that we possess), he often disputes with Augustine when he thinks that he failed to interpret Scripture rightly. Calvin’s sole source of truth was the Bible, as T. H. L. Parker’s excellent book, Calvin’s Preaching [Westminster/John Know Press] so capably demonstrates. Again, if Hunt had carefully read either Augustine or Calvin, he would have seen that these men sought to base their teachings on the Bible alone. Of course both men made errors. Who doesn’t? But read these men and you will sense, “They knew God in a way that I do not know God!”

Hunt portrays Calvin as the evil tyrant of Geneva who sought to force Irresistible Grace on the people, in line with his view of denying all power of choice to man (pp. 62-63). “Calvin exerted authority much like the papacy which he now despised” (p. 63) Hunt accuses Calvin of exercising “dictatorial control over the populace” (p. 64). He approved the used of torture for extracting confessions, including the cruel 30-day torture of a victim who was then tied to a stake, his feet nailed to it, and his head was cut off (p. 65). And, of course, Hunt blames Calvin for the burning of Servetus without giving any of the historical context for his readers (pp. 68-70). Hunt concludes, “Calvin’s conduct day after day and year after year was the very antithesis of what it would have been had he truly been led of the Spirit of God” (p. 72). In all of these accusations, Hunt is echoing militantly anti-Christian critics, such as Voltaire, Will Durant, Erich Fromm, and others (see Christian History [Vol. V, No. 4], p. 3).

Of course, Calvin had enemies, even in his own day, who picked up on his weaknesses and exaggerated them in an attempt to smear him, because they did not like his teaching. Every godly man can expect such treatment, to one degree or another (Matt. 5:11-12; Luke 6:26; 2 Tim. 3:12). But anyone who has read T. H. L. Parker’s life of Calvin, his Calvin’s Preaching, or Beza’s life of Calvin (Beza was Calvin’s understudy and successor in Geneva), will be horrified at how a professing Christian can attack a great man of God like Calvin as ruthlessly as Hunt does. Of Calvin, Beza said, “I have been a witness of him for sixteen years and I think that I am fully entitled to say that in this man there was exhibited to all an example of the life and death of the Christian, such as it will not be easy to depreciate, and it will be difficult to imitate” (Christian History, ibid., p. 2).

The plain fact of history is that the godly Puritans, including John Bunyan and John Owen, plus the spiritual giants Jonathan Edwards, George Whitefield, Charles Simeon, Charles Spurgeon, the Princeton theologians, Martyn Lloyd-Jones, Francis Schaeffer, and a host of others have all looked to Calvin not only as an astute theologian, but also as a great model of godliness. I have read the Institutes, about a half dozen biographies of Calvin, thousands of pages of his commentaries, numerous books about Calvin and his theology, and several books of his sermons. I have never picked up anything even close to resembling Hunt’s caricature of the man. I agree with the learned Scottish theologian, William Cunningham, who said, “Calvin is the man who, next to St. Paul, has done most good to mankind” (Christian History, ibid.). Hunt’s attack is simply impossible. An evil, cruel tyrant could not have written such exalted views of God and such deep insights into God’s Word as you find in Calvin’s writings. When so many great men of God pay tribute to Calvin, shouldn’t Hunt at least have stopped to consider that he might be missing something?

Another major problem with Hunt’s work is his unscholarly manipulation of source material to suit his purposes. For his attacks on Calvin, he often quotes the militant anti-Christian, Will Durant, without ever acknowledging that he is quoting an enemy of the faith. He often quotes the liberal, Frederic Farrar without acknowledging his theological bias. Even though Hunt in his other writings is militantly anti-Catholic, he uses the pro-Catholic leader of the Oxford Movement, Pusey, when he sides with Hunt against Calvinism. But there is no mention from Hunt, even in a footnote, of the theological bias of his sources. Ignorant readers would think that he is quoting great men of the faith.

But far worse is the way that he uses sources to “prove” blatant historical errors! He cites a source (p. 19) that claims that, among others, Richard Baxter, John Newton, and John Bunyan opposed Calvinism! Anyone who has read those men knows that they all were strong proponents of God’s sovereign election. (Baxter held to a universal atonement, but he also strongly held to human depravity and God’s sovereign election.) On the same page, he pulls a quote from Spurgeon’s Autobiography to prove that Spurgeon was against limited atonement. But in the original context, Spurgeon was arguing in favor of limited atonement (Autobiography of C. H. Spurgeon [Banner of Truth], 1:171-172)! In fact, Spurgeon states (1:172) that the teaching that Christ died for everyone is “a thousand times more repulsive than any of those consequences which are said to be associated with the Calvinistic and Christian doctrine of special and particular redemption.” Later (p. 122), Hunt cites “a British scholar who thoroughly knew Spurgeon’s writings and sermons” again to the effect that Spurgeon definitely rejected limited atonement and that he ascribed freedom of will to men. Yet in his bibliography (p. 428), Hunt lists Spurgeon’s sermon, “Free-Will – A Slave,” where Spurgeon refutes free will. Iain Murray (The Forgotten Spurgeon [Banner of Truth], pp. 81 ff.) cites numerous references to show that Spurgeon not only affirmed “limited atonement”; he also argued that those who deny it weaken and undermine the entire doctrine of the substitutionary atonement. In his autobiography (1:168), Spurgeon called Arminianism (which is Dave Hunt’s view, even though Hunt denies it, since he holds to eternal security) heresy and states plainly, “Calvinism is the gospel, and nothing else.” Either Hunt is a very sloppy scholar, or he is deliberately trying to deceive his readers into thinking that Spurgeon is on his side when he very well knows that he is not.

On page 102, Hunt quotes Spurgeon again and claims that he “could not accept the teaching that regeneration came before faith in Christ through the gospel.” Obviously, he is quoting Spurgeon out of context for his own ends (as he frequently does), without any understanding of Spurgeon’s theology. Murray (ibid., pp. 90 ff.), thoroughly documents how Spurgeon believed that faith and repentance are impossible before God regenerates the sinner. For example, Murray (p. 94) cites Spurgeon as saying that repentance and faith are “the first apparent result of regeneration.” And, “Evangelical repentance never can exist in an unrenewed soul.” Murray cites many more examples. Spurgeon believed “that the work of regeneration, conversion, sanctification and faith, is not an act of man’s free will and power, but of the mighty, efficacious and irresistible grace of God” (p. 104).

On page 100 is another example of how Hunt uses quotations out of context to make his opponent look bad and himself look good. He quotes R. C. Sproul to sound as if Sproul is fully endorsing the view “that God is not all that loving toward” sinners. But in the preceding and following context of Sproul’s book, Sproul is raising an objection that a critic might ask, conceding the critic’s objection as true for the sake of argument, and then raising a further question to show that the critic’s question is misguided. Hunt omits the context and thus makes Sproul appear to be saying something he isn’t stating at all! This is incredibly bad scholarship and argumentation on Hunt’s part.

On page 99, Hunt reveals his ignorance of theology when he says that J. I. Packer contradicts his fellow Calvinists and even himself in declaring that regeneration follows faith and justification. Hunt then quotes a sentence from Packer that speaks of justification by faith, not regeneration! Those are distinct theological terms with distinct meanings, as anyone with even a rudimentary understanding of theology would know! But never mind, Hunt discredits Packer to the unsuspecting reader, which is all that matters to Hunt.

It would be easy to expand this review to book length, since the errors, faulty logic, and gross misrepresentation of Calvinism and the God of the Bible just keep on coming. My quandary both in personal correspondence with Hunt prior to the publication of the book and in reading the book itself has to do with Hunt’s personal integrity. If he is honestly ignorant about what Calvinists believe, he should not have written the book until he gained a fair understanding of their views. It’s not that Hunt was not confronted with this beforehand. A number of Reformed men besides me warned him that he was misrepresenting the Reformed faith. But he ignored these warnings and persisted in blasting away. He acknowledges as much in chapter 2, claiming that Calvinists are elitists and that if Calvinism is so difficult to understand that Hunt can’t understand it, it must not be biblical. However, I know many who are young in their faith who understand these doctrines quite well. Hunt should have stopped long enough to understand the opposing view so as not to misrepresent it. His attacks on his straw man simply discredit him as a reputable critic.

Although Hunt would vigorously disagree, I believe that at the root of his slanderous attack on Calvin and Calvinists, and his blasphemous charges against the God of the Bible, is his refusal to submit to clear biblical revelation that does not fit human logic. After stating that God has mercy on whom He desires and He hardens whom He desires, Paul raises the objection, “You will say to me then, ‘Why does He still find fault? For who resists His will?’” (Rom. 9:19). Dave Hunt’s logical answer is, “The reason that God rightly can find fault is that He has given free will and the opportunity for salvation to every man.” It makes perfect logical sense. But the problem is, that is not the biblical answer! The biblical answer is, “On the contrary, who are you, O man, who answers back to God? The thing molded will not say to the molder, ‘Why did you make me like this,’ will it?” In other words, God’s answer is, “You don’t have a right to ask the question!”

I admit, that answer is not logically satisfying! Years ago, as a college student, I used to fight with Paul over it, accusing him of copping out right where I needed my question answered. Then one day as I was contending with Paul, the Lord opened my eyes to see. He was saying, “I did answer the question, you know! You just happen not to like the answer!” I realized then that I had to submit to what God had written through Paul. On that day, I became a “Calvinist,” although I had not yet read a single page of Calvin. If Dave Hunt would submit his logic to God’s revelation in Scripture, he would also become what he now hates and so grossly misrepresents—a Calvinist! Don’t waste your time reading Dave Hunt. Pick up a copy of Calvin’s Institutes and begin to feast on the majesty of God!«

Fazit

Dieses Buch von Dave Hunt hat aufgrund der zahlreichen Strohmann-Attacken, des Beharrens von Hunt, nachgewiesene Fehler nicht einzugestehen und zu beseitigen sowie wegen seines verleumderischen Charakters einen Platz in der „Hall of Shame“ wohl verdient.

Über den Autor der Rezension

Steven J. Cole diente seit Mai 1992 der christlichen Gemeinde Flagstaff Christian Fellowship als Pastor bis zum Eintritt in den Ruhestand im Dezember 2018. Von 1977 bis 1992 war er Pastor der Lake Gregory Community Church in Crestline, Kalifornien. Er ist Absolvent des Dallas Theological Seminary (Th. M., 1976 in Bible Exposition) und der California State University in Long Beach (B. A., philosophy, 1968). Er hat Freude am Schreiben; seine Beiträge wurden in vielen unterschiedlichen Publikationen veröffentlicht. .

Textquelle

https://bible.org/article/what-theology-dave-hunt-s-misrepresentation-god-and-calvinism [03.JUN.2020]

Ergänzendes

Die große calvinistische Verschwörung. Eine Stellungnahme zu Vorwürfen von T. A. McMahon [03.JUN.2020]

Kirchenväter – Eine Autorität in Lehrfragen?

Der Bibellehrer John N. Darby (1800–1882) schrieb am 23. März 1880 in einem Brief Henry Chisholm Anstey (1843–1922) Folgendes:

»As to the Fathers, I have read some, consulted almost all, and some a good deal. But when, many years ago, I set about to read them, I found them as a body such trash that I gave it up as a study: for history they are of course useful, and I have examined them largely. Did Mr. – ever read Hermas? If that is not enough to destroy all confidence in the early church, I do not know what would. Did he ever read Cyprian or Chrysostom on the state of the church in their days? Talking of looking to the primitive church for some doctrine or morality is the most wicked humbug that ever was: either people have not read what is patristic, or they must love and excuse wickedness.«

Brief an H C Anstey. Letters of J.N.D., Bd. 3, [Kingston-on-Thames, o.J.], S. 70, Nr. 60.

Stell dir vor: Es blüht gewaltig – und niemand sieht hin

Wissenschaftliche Beobachtungsgabe
Was die Farbe des Mondes betrifft, so ist sie gewöhnlich groß.

Die Verzwurbelung von Geometrie und Geographie
Afrika hat auf allen 4 Ecken eine rundliche Gestalt, die sich gegen die Mitte verengt.

Lebendige Geschichte
Marat wurde zwar ermordet, aber er starb vorher an einer Krankheit, die ihm sogar das Leben raubte.

Präeinsteinische Physik
Gotha ist nicht viel weiter von Erfurt entfernt, als Erfurt von Gotha.

Advanced Hippology
Dann galopierte Bayard im vollen Trabe zum Thore hinaus.

Principia Mathematica
In der Mathematik gibt es viele Lehrsätze, welche sich nur dadurch beweisen lassen, daß man von vorne anfängt.

Autopoiesis der Geometrie
Die Theorie der Parallellinien erklärt sich durch sich selbst: denn sie geht in das Unendliche.

Ritter Spo(r)t
Ein Kreis ist ein rundes Quadrat.

Arminianische Soteriologie
Bei der nach Versand dieses Schreibens durchgeführten Verlosung unter Aufsicht eines öffentlichen Notars hat sich für Sie Folgendes herausgestellt: Sie können gewinnen! Rubbeln Sie nun das Feld A frei und schreiben Sie Ihren Namen hinein!

Monod’sche Evolutionstheorie
Wenn man vier Würfel hat und will sechs Sechsen werfen, so wird das nicht immer gelingen.

Die Liebe Gottes – Ein einfaches Thema?

D.A. Carson hielt 1998 vor Bibelstudenten vier Vorträge über The Difficult Doctrine of the Love of God (Die schwierige Lehre von der Liebe Gottes). Die Vorträge wurden als so wertvoll erachtet, dass Carson sie mit geringer Überarbeitung auch in schriftlicher Form herausgab. Der Vortragsstil ist jedoch immer noch zu spüren und erlaubt trotz der tiefen Gedanken über dieses anspruchsvolle Thema ein flüssiges Lesen.

Warum soll die „einfachste Sache der Bibel über Gott“ nun plötzlich eine „schwierige Lehre“ sein? Wir würden erwarten, dass man die Trinitätslehre, die Lehre der Schrift über das Wesen Jesu als wahrer Gott und wahrer Mensch oder die Inspirationslehre als „schwierig“ bezeichnet – aber die Lehre von der Liebe Gottes?

Carson nennt fünf Gründe, warum diese Lehre „schwierig“ ist:

  • Die meisten Leute glauben „irgendwie“, dass Gott ein liebendes Wesen sei, aber dieser Glaube ist oft in anderen Annahmen und Quellen gegründet, als alleine in Gottes Wort. Wenn die gesamte Welt sich eines Tages unter einem Götzen einen wird, dann könnte dieser gut „Liebe“ heißen.
  • Viele Begleitwahrheiten über Gott werden von vielen in unserem Kulturkreis (und oft auch in kirchlichen Kreisen) nicht (mehr) geglaubt.
  • Der Postmodernismus fördert eine sentimentale, synkretistische und pluralistische Sicht auf Gott.
  • Die Kirche hat immer mehr eine sentimentale Auffassung über die Liebe Gottes übernommen, die nicht mit dem Gott, der sich in der Bibel offenbart, übereinstimmt.
  • Die Kirche stellt die Lehre von der Liebe Gottes oft als „einfache“ Wahrheit vor und übergeht (manchmal nichtsahnend) gewisse bedeutsame Wahrheiten über Gottes Wesen und Seine Liebe, die diese Lehre als „schwierig“ erweisen.

Von dieser Analyse ausgehend baut Carson seine Lektionen (Kapitel) auf:

  • Die Verzerrung der Liebe Gottes,
  • die Tatsache, dass Gott Liebe ist,
  • der Zusammenhang von Gottes Liebe und Gottes Souveränität, sowie
  • Gottes Liebe und Gottes Zorn.

Wie bei Carson gewohnt, geht er direkt zur Bibel und damit zur schriftlichen Selbst-Offenbarung Gottes in der Heiligen Schrift, um an ihr falsche Annahmen zu korrigieren und um eine mehr und tiefer in der Schrift gegründete Diskussion darüber zu führen, was die Liebe Gottes tatsächlich ist und mit sich bringt. Er verteidigt dabei auch die Verträglichkeit (eigentlich: Harmonie, Vortrefflichkeit oder Vollkommenheit) von angeblich widersprüchlichen Eigenschaften Gottes, wie z. B., dass Gott in Seinem Zorn gleichzeitig absolut gerecht und vollkommen liebend ist. Er untersucht auch das „Spannungsfeld“ des Verstehens, wie Gottes Liebe mit Seiner Souveränität betreffs der menschlichen Angelegenheiten zusammenhängt und verträglich ist.

Jeder Bibelleser sollte Carson folgen können, wenn er darauf aufmerksam macht, dass die Heilige Schrift die Liebe Gottes recht differenziert darstellt (auch da, wo sie nicht das Wort „Liebe“ gebraucht), z. B.:

  • Die besondere Liebe, die der Vater gegenüber dem Sohn und der Sohn gegenüber dem Vater hat.
  • Gottes fürsorgende und erhaltende Liebe gegenüber seiner gesamten Schöpfung.
  • Gottes besorgt-liebende Einstellung als Rettergott gegenüber einer gefallenen Welt.
  • Gottes besondere, wirksame und erwählende Liebe gegenüber Seinen Erwählten, seien es Einzelpersonen oder Personengruppen (wie das Volk Israel oder die Gemeinde Jesu).
  • Gottes an Bedingungen (meist: des Gehorsams) geknüpfte Liebe.

Carson tritt aber sofort drei Missverständnissen entgegen, wie man mit dieser Vielfalt oder Differenziertheit der Liebe Gottes umgehen könnte. Alle diese Auffassungen sind Verirrungen in Sackgassen des Irrtums:

  • Man erklärt einen der Aspekte (o. eine Art) der Liebe Gottes als absolut. Alles andere sei unwichtig oder relativ oder würde durch das Herausgenommene dominant regiert.
  • Man versteht die unterschiedlichen Aspekte oder Arten der Liebe Gottes so, als seien dies voneinander unabhängige, abgetrennte Lieben (Plural!) Gottes. Weil Gott Einer ist, ist auch sein Wesen eins. Dies gilt auch für sein Sein als Liebe, das Er ewig in Perfektion ist.
  • Man verkündet Aussagen über Gottes Liebe in klischeehafter Weise, wie z. B.: „Gottes Liebe setzt keine Bedingungen.“, „Liebe ist frei“, „Liebe fordert nie, sie gibt nur.“, „Gott liebt alle Menschen gleich.“ (»God loves everyone exactly the same way.«) usw.

Fazit. Carsons verschriftete Vorlesungen über die Liebe Gottes sind keine „lockere Lektüre“, sondern tiefe Gedanken, die Lernbereitschaft, Konzentration und eine aufgeschlagene Bibel erfordern. Der Vortragsstil erleichtert das gedankliche Mitgehen. Carson fordert den Bibelstudenten heraus, in klassisch-vorbildlicher „Beröer-Einstellung“ unter Gebet „täglich die Schriften [zu] untersuch[t]en, ob dies sich so verhielte.“ (Apostelgeschichte 17,11 ELBCSV). Das Ergebnis muss die alleinige Verherrlichung Gottes sein. Soli Deo Gloria.

Quellenverweise

D.A. Carson, The Difficult Doctrine of the Love of God (Crossway, 2000). Als PDF: https://s3.amazonaws.com/tgc-documents/carson/2000_difficult_doctrine_of_the_love_of_God.pdf

Siehe auch seine Vorträge über die Nächstenliebe: D.A. Carson, Love in Hard Places (Crossway, 2002). Als PDF: https://s3.amazonaws.com/tgc-documents/carson/2002_love_in_hard_places.pdf

FIAT LUX – Erhellung oder Verdunklung?

James G. McCarthy
Fiat Lux
Kann eine Handvoll Studenten ein Rätsel lösen, das Theologen seit Jahrhunderten beschäftigt? – Lehr-Roman
CMD, Pb., 334 Seiten | ISBN: 9783981017380
(seit 28.11.2016 als epub eBook, EAN 9783939833765) 

Der Herausgeber, Wilfried (Karl) Plock, Vorsitzender der „Konferenz für Gemeindegründung e. V. (KfG)”, bewirbt dieses Buch mit folgenden Worten: »Das Buch von Jim McCarthy behandelt das Spannungsverhältnis von Erwählung und Vorherbestimmung einerseits und der Verantwortung des Menschen auf der anderen Seite. … McCarthys Werk gehört – ohne Übertreibung – zu den besten Büchern, die ich je in meinem Leben gelesen habe.« – Damit sagt er subjektiv einiges über sich selbst, sein Leben und seine Lektüre aus. Der Autor McCarthy schrieb das Buch unter dem Titel „John Calvin Goes to Berkeley” (heute: City Christian Press, 2009). Er konnte bereits 2005 auf Einladung von Fred Colvin et alii im Salzburger Land im Rahmen einer sog. Glaubenskonferenz (s. u.) die Thesen seines Buches verbreiten. Wir fragen uns hier, was objektiv von diesem Buch zu halten ist. Eine Reihe von Aspekten soll uns bei diesem Fragen leiten.

POSITIV ist, dass der Autor die geistige und geistliche Situation an einer der bekanntesten Universitäten der (ehemals) christlichen USA darstellt und dabei aufzeigt, welchen Problemen und Widerständen evangelisierende Christen sich an so einer „aufgeklärten” Uni gegenübergestellt sehen. Die Intoleranz der Toleranten wird deutlich, wenn es um Jesus Christus geht. Weiterhin sehr positiv ist: Der Autor hat ein Herz für die Evangelisation dieser jungen Intellektuellen. Und so nimmt er den Missionsauftrag Jesu als Hintergrund, um die Tragik davon aufzuzeigen, dass sich die, die miteinander das Evangelium zeugnishaft leben und einmütig predigen sollten, über die Botschaft selbst und die „Methode” der Evangelisation zerstreiten. Man kann davon ausgehen, dass der Autor hier einschlägige eigene Erfahrungen und Kenntnisse einbringt, wenngleich die Personen und Handlungen fiktiv sind.

HINTERGRUND DES AUTORS. Bei öffentlichen Vorträgen in Österreich („Glaubenskonferenz” St. Johann 2005 – Das Evangelium verstehen und weitergeben) gab der Autor viele explizite Hinweise über seine persönlichen Bezüge zu den Handlungen und Personen des Romans und kündigte die Veröffentlichung des Werkes an. McCarthy hatte bei sich zuhause einen Bibelhauskreis mit ca. 50 Studenten der nahe gelegenen Universität UC Berkeley. Beim gemeinsamen Studium des Johannes-Evangeliums kam es zu intensiven Diskussionen über verschiedene Verse, insbesondere aus Kapiteln 6 und 10, in denen Gottes souveränes Handeln deutlich bezeugt wird. McCarthy neigte schon vorher zur Betonung des „freien Willens” des Menschen und hatte sich für alle dieser Annahme (scheinbar) widersprechenden Bibelstellen einige den „freien Willen” bestätigende Bibelstellen zurechtgelegt, um „die Waage der Bibelstellen” immer zu seinen Gunsten neigen zu können. Nach den etwas heftigeren Denkanstößen im Studentenkreis hatte sich McCarthy dann – wie die Studierenden im Roman – intensiv mit theologischen Werken zur Heilslehre beschäftigt, was ihn aber letztlich mehr verwirrte, als half. Dann versuchte er, eine eigene Theorie „nur auf Grundlage der Heiligen Schrift” zu entwickeln und dabei seine Methodik vom deduktiven zum induktiven Ansatz umzustellen (vgl. den Rat des Weisen im Buch!). Er landete auf diesem Weg nach eigenen Worten schließlich nicht bei den Antworten der Reformatoren, weil er seine Fragen auch nicht im Bezugsrahmen der Reformatoren beantwortete (so z. B. der „Einengung der Calvinisten auf die Souveränität Gottes”), sondern im Bezugsrahmen der ganzen Heiligen Schrift. Wie im Buch wird auch beim gegebenen biographischen Hintergrund deutlich, dass kein Mensch „ohne Vorurteile und ohne vorgefasste Meinung” an den Bibeltext herangeht. McCarthy verkündet als ersten Auslegungsgrundsatz, dass man eine Stelle immer im Licht des „allgemeinen Bildes und Tenors” der Heiligen Schrift interpretieren muss. Da dieses „Bild” und dieser „Tenor” bei McCarthy zugegebener Weise eine Priorität für den „freien Willen des Menschen” reserviert und er so einige Anleihen bei der arminianischen Theologie übernimmt, interpretiert er dann auch in seinem angeblich „induktiven Ansatz” alle Stellen so, dass sie möglichst gut seiner Grundannahme entsprechen und diese damit scheinbar stützen und bestätigen (das allerdings ist deduktiv!). Diesem exegetischen Zirkelschluss (die Exegese wird eingeengt auf die Vorannahmen, soll dann aber ihrerseits als Beweis der Vorannahmen herhalten) unterliegen auch seine Helden im Roman, explizit die weibliche Figur Angela, die die männliche Hauptfigur des Romans, Alex, entsprechend beeinflusst, s. u. Daraus könnte man schließen, dass der Autor die Gefahr der theologisch vorgefärbten Exegesebrille gar nicht realisiert hat – oder sie nur bei „den anderen” wahrnimmt.

THEOLOGISCH. Der Roman ist kein neuer Beitrag der in den Colvin-Gemeinden im „Salzburger Land” exzessiv gepflegten Kategorie „Die neueste Evangelisationsmethode”, sondern widmet sich ausdrücklich einem theologischen Thema, einem zutiefst schwierigen Thema zudem: Es geht im Kern um die Heilslehre (Soteriologie) und dort um das Jahrhunderte alte „Problem” der angeblichen Spannung zwischen Auserwählung, Berufung, Buße, Souveränität Gottes und Verantwortung des Menschen usw. Der Buchuntertitel ließ trotz Fragezeichen darauf hoffen, dass »eine Handvoll Studenten ein Rätsel lösen kann, das Theologen seit Jahrhunderten beschäftigt hat«. Dieser Untertitel hätte den informierten Kaufinteressenten warnen sollen. Erstens sind die jungen Leute im Roman nun nicht wirklich mit den Christen, Denkern und Theologen zu vergleichen, über deren Werke sie später brüten (und sie nicht wirklich verstehen) werden. Daher kommt auch nichts Neues, geschweige denn Besseres, dabei heraus. Zweitens gibt es diese jungen Erwachsenen ja gar nicht, sondern sie sind fiktive, konstruierte Gestalten, deren sich der Autor bedient, um seine persönliche Meinung in dieser spannenden Frage darzustellen und zu verteidigen. Es ist interessant zu beobachten und zu analysieren, wie der Romanautor dies anstellt.

Wer über das Heilshandeln Gottes schreibt, der schreibt über jenes Handeln Gottes, in dem Er sich wie nirgends sonst selbst-geoffenbart hat. Er schreibt mithin nicht „nur” über das Handeln Gottes, sondern zugleich über das Wesen Gottes. Da sollte man annehmen, dass der Mensch seine Schritte vorsichtig setzt und nicht in übermütiger Torheit oder Ahnungslosigkeit mitten in die Hybris eines intellektuellen oder emotionalen Definitionsversuches Gottes hineinspringt. Es gibt wirklich Erdenwürmer, die sich zumuten, Gott und Sein Handeln mit Intellekt und Logik umfassend erklären zu können. Wer sich aber einmal anhand der Heiligen Schrift mit dem Wesen der Heiligen Schrift, dem Wesen des Gottes und Menschen Jesus Christus oder der Ewigkeit Gottes (usw.) beschäftigt hat, muss demütig eingestehen, dass unser menschlicher Verstand nicht alle Rätsel, Geheimnisse und Spannungen auflösen kann. Schon die All-Eigenschaften Gottes und deren vollkommene Gesamtheit im Wesen Gottes stellt den Menschen als raum- und zeitgebundenes, irdisches Geschöpf vor prinzipielle Erkenntnisschwierigkeiten. Diese Schwierigkeiten beobachtet man dann auch im Roman durchweg in den Gesprächen der Studierenden. Sie hätten sich viel öfter anstelle der Frage: „Ist es logisch?” oder „Entspricht es meinen Emotionen?” (Hallo, Angela!) die evangelikale Urfrage „Steht es in der Heiligen Schrift?” stellen sollen.

EVANGELISATION. Wir wissen genug über Gott und über das Heilshandeln Gottes, dass wir gläubig werden können und dass wir die Gute Nachricht so predigen („verkündigen”) können, dass Gott das zur Wiedergeburt des Hörers verwenden kann (Römer 10,14–17; 1.Petrus 1,23–25 u. a.). Aber wir wissen deswegen noch nicht alles. Die Frage nach der Ordo Salutis (welcher Schritt des Heils auf welchen logisch und/oder zeitlich folgt) kann man auch anhand der Heiligen Schrift nicht bis ins Kleinste definieren. Das können wir ja noch nicht einmal beim „natürlichen” Leben, selbst da ist für die Wissenschaft noch Unerklärliches: Was ist denn „Leben”? Warum keimt ein Samenkorn? Warum? Was passierte da wo wie wann? Übertragen wir diese Fragen auf das „Neue Leben“. Da wissen wir ja noch nicht einmal, wo der Heilige Geist weht, wir sehen erst die Wirkungen, wenn Er irgendwo solche zeitigt (Johannes 3)! Nochmals: Wir wissen aus der Schrift genug, um Mitarbeiter Jesu zu sein, um am Evangelium priesterlich dienen zu können. Aber das neue Leben bleibt ein Wunder Gottes, bleibt ein Geschenk der Gnade Gottes. Bei allem Bemühen, Pflanzen und Begießen sollten wir nie vergessen, dass es Gott ist, der das Leben und das Wachstum gibt, wie Er will.

POSITIV finde ich die Wendung, nach Studium der theologischen Systeme und Bekenntnisse (meiner Meinung nach für einen Theologen unerlässlich, wir sind ja nicht die ersten Denker und Christen auf dieser Welt!) direkt zur Heiligen Schrift zu gehen, zur „Primärliteratur”. Wer in der Diskussion der Lehrsysteme oder gar der Persönlichkeiten stecken bleibt, kommt nicht zum Kern der Sache. Aber wieder drängt sich die Parallele mit der Philosophiegeschichte auf: Die Rückkehr zu den antiken Quellen (ad fontes) war nämlich auch das Prinzip des Humanismus der Renaissance, der sich durch Rekurs auf die Antike als maßgeblicher Norm für alle Fragen und Lebensbereiche vom „finsteren Mittelalter” abgrenzen wollte. Und das sieht zwar oberflächlich genauso aus, wie die Frage „Was sagt die Heilige Schrift?”, ist aber gottloser Humanismus. Nehmen wir es positiv und folgen wir diesem Hinweis, dann könnten wir lernen, die einschlägigen Bibelzitate nicht immer nur durch die Brille (Interpretationsnorm) eines Gedankensystems (einer speziellen Theologie) zu sehen, sondern aus der Fülle des Zeugnisses der Heiligen Schrift eine ausgewogene und richtige (wenn auch nicht logisch „dichte”) Lehre zu gewinnen. Es kann dann sein, dass die Wahrheit in den beiden „Extremen“ (Souveränität Gottes und Verantwortung des Menschen) gleichzeitig zu finden ist, und nicht in einem „Mittelweg”, wie es William MacDonald trefflich wiedergegeben hat. Anders gesagt: In derart „schwierigen” Themen wie der Heilslehre ist es angesagt, vom deduktiven Ansatz zum induktiven Ansatz zu wechseln und immer wieder die Frage zu stellen „Steht es in der Heiligen Schrift?” sowie „Was bedeutet dies?“, und daraus dann mittels sorgfältiger Exegesearbeit zu erkennen: „Was lehrt die Heilige Schrift?”

INKONSEQUENT. Obwohl der Autor die induktive Vorgehensweise als Lösung empfiehlt und seine Studenten durchführen lässt (offenbar aber nur im Schnelldurchgang), kommt doch an kritischer Stelle entlarvend durch, dass das im Buch entscheidende Denken dann doch von vorgefassten Meinungen, Spekulationen und Vorstellungen ausgeht und im Licht dieser Vor-Eingenommenheit (Präsuppositionen, systemische „Brille“ einer Tradition) biblische Aussagen bewertet, annimmt oder verwirft (also deduziert). Die hübsche Angela, die auf die Hauptperson des Romans (dem Koreaner Alex) durch eine Liebesbeziehung einen sicher nicht zu unterschätzenden emotionalen Einfluss ausübt, macht das deutlich. Sie hat sich ein Bild von Gott zurechtgelegt, und als sie etwas hört, das nicht zu ihrem Gottesbild passt, dann verwirft sie diese Aussage („Gott als Oger”). Als die in der Heiligen Schrift bezeugte Liebe Gottes nicht ihrer persönlichen Auffassung von Liebe entspricht, ist sie emotional aufgebracht. Wäre sie wirklich eine „evangelikale” Christin, wäre sie zur Schrift gegangen (ad fontes; sola scriptura) und hätte alles (!) gelesen, was Gott über Sich und Seine Liebe und Sein vollkommenes Wesen geoffenbart hat… und hätte daran ihr Gottesbild entsprechend der Wahrheit korrigiert. Als Bibellehrer wünscht man sich, der Autor hätte hier von seinen Romanfiguren alles das zusammentragen lassen, was das Wort Gottes über die Liebe und Gnade Gottes und was das Wort Gottes über seine Heiligkeit, seinen Zorn, Grimm und Rache sagt. Anstelle dessen ist z. B. das gesamte Kapitel 63 voller Spekulationen über Gott, die Engel, Satan, den Fall usw., z. B.: „Gott muss sich furchtbar gefühlt haben.” Selbstkonstruierte Gottesbilder, bei denen wir entscheiden, was wir vom biblischen Zeugnis hereinnehmen, ernst nehmen, und was nicht (was wir verdrängen), sind aber keine Gottesbilder, sondern Götzen. Das sollte uns sehr ernst und nachdenklich stimmen, vor allem, wenn der Herausgeber es »den besten Büchern, die ich je in meinem Leben gelesen habe« zuordnet.

LOGIK. „Es wäre unlogisch, alle Menschen überall zur Buße aufzurufen, wenn er genau wüsste, dass dies nur einige könnten”, sagt der Romanheld Alex (S. 305). Damit sagt Alex (oder der Autor McCarthy) aber mehr über seine „Logik“ aus, als über Gott und das Evangelium. Die generelle Frage lautet hier, ob Gott vom Menschen etwas fordern kann, von dem Er weiß, dass es der Mensch absolut nicht tun/halten kann. (Ob das wirklich etwas mit „Logik” zu tun hat, ist eine andere Frage. Imperative adressieren in der Sprache grundsätzlich das Geforderte, nicht das Mögliche.) Am Beispiel des Dekalogs könnte sich jeder Bibelleser zweifelsfrei versichern, dass dies Gott tatsächlich tut. Es war Gott von Anfang an klar, dass kein Mensch die 10 Gebote halten kann. Trotzdem gab Er den Dekalog und forderte unter Androhung der Todesstrafe dessen strikte Einhaltung. Dass diese Gebote vom Gesetzgeber und Richter nicht „locker”, sondern sehr streng interpretiert werden, macht Jesus Christus in der Bergpredigt deutlich. Und dass außer Jesus Christus niemand den Dekalog gehalten hat noch halten kann, ist auch klare Aussage der Schrift. Damit ist gezeigt, dass Gott durchaus vom Menschen das Einhalten Seiner Gebote fordern kann (und Buße zu tun ist ein Gebot Gottes an alle Menschen; Apg 17,30), auch wenn kein Mensch aus sich heraus (d. h. ohne effektives Wirken Gottes) dieses Gebot halten kann. Alex denkt falsch (nämlich unbiblisch), egal ob er das „logisch” oder „unlogisch” findet. Hätte er doch einmal –wie viele andere Studenten– an Martin Luthers Tisch gesessen und aus dessen Mund gehört: „Die höchste Kunst eines zukünftigen Theologen ist, dass er sehr sorgfältig zwischen der Klugheit der Vernunft und des Wortes, d. h. der Weisheit Gottes, unterscheide. Denn die das vermengen, vermischen den Himmel mit der Erde.” (Tischreden, WA Nr. 2146).

The Sather Gate. »Fiat Lux«  ist das Motto im Siegel der University of California: »Es werde Licht!«. – Deutlich erkennbar: der fünfzackige Stern bzw. das Pentagramm, aus dem alle Lichtstrahlen kommen.

LUX ODER LUCIFER. Die Betonung der Logik im Buch riecht verdächtig nach dem aufklärerischen Titel der deutschen Version des Buches „Fiat Lux!”, das nach der Story wohl dem Symbol des Sather Gates der UC Berkeley entliehen wurde. „Fiat Lux!” wurde angeblich der Bibel (Genesis 1:3) entnommen, nur zeigt der fünfzackige Stern über der recht unscheinbaren Inschrift alles überstrahlend an, dass hier eine völlig andere Quelle die Strahlen des Lichts ausbreitet. Der Fünfzackenstern ist verbunden mit der römischen Gottheit Luzifer (lat. „Lichtbringer”), die auch als Venus und als „Morgenstern” oder Phosphoros (griech. „Lichtbringer”) bekannt ist; Luzifer wird als Überbringer des Lichts und der Erkenntnis verstanden. In der Satanischen Bibel des Satanisten LaVey von 1969 erscheint Luzifer als einer der vier Kronprinzen der Hölle. Als Herr des Ostens und des Elements Luft fungiert er als „Lichtbringer” und steht für Intellektualität und Aufklärung (Belege und Foto s. u. a.: http://en.wikipedia.org und http://de.wikipedia.org/wiki/Luzifer). Was soll man dem hinzufügen? Diese im Ornament verdeutlichte Zweideutigkeit ist für dieses Buch peinlich, um das wenigste zu sagen.

ZWISCHENFAZIT. Es ist mühsam, sich durch Hunderte von Seiten quälen zu müssen, um am Ende zu versuchen, aus der Menge an Wörtern einige Tröpfchen „Geist” zu destillieren. Der Autor hätte sicher auf 5–10 Seiten seine besondere Heilslehre präsentieren können und hätte damit dem Leser viel Zeit gespart. Er hätte in einem solchen sachlichen Artikel die Quellen offenbaren können, aus denen er seine Ideen zog. Dass diese „Lösung” des Jahrhunderte alten Theologieproblems neu sei, ist Roman-Fiktion. Den Jubelrufen urteilend mag wohl auch der Herausgeber darauf hereingefallen sein. Die Ideen sind jedenfalls nicht neu. Das weiß jeder, der sich mit diesen Fragen auseinandersetzt:

  • Dass die Schrift lehre, dass Gott eine anonyme Gruppe von Menschen bzgl. irgendwelcher Heilsfolgen erwählt habe, ist auch nichts Neues, das haben beispielsweise Roger Forster und V. Paul Marston 1973 gelehrt („corporate/class election”) und nach ihnen W. Klein (1990).
  • Dass die Vorkenntnis Gottes und die Auserwählung seitens des Vaters auf eine Funktion der Allwissenheit Gottes reduziert wird, ist auch nicht wirklich neu, sondern klassischer Arminianismus.
  • Dass der natürliche Mensch weder verfinstert am Verstande noch geistlich tot sei, sondern doch noch so klar denkend und lebendig (wenn auch krank, evtl. todkrank), dass er geistliche Lebensfunktionen wahrnehmen und geistliche Entscheidungen fällen kann, die ihm das Heil garantieren, war schon lange vor McCarthy zu lesen bei Irrlehrern wie Pelagius, Armininus u. a.
  • Dass kein Mensch Gutes tut, dass kein Mensch Gott sucht, das liest man zwar im Evangelium Gottes über seinen Sohn Jesus Christus (Römer 3,11-12), also im „Wort der Wahrheit”, aber nicht bei diesen „Lösungen”, die stets im Widersatz zur Wahrheit der Schrift davon ausgehen, dass der Mensch Gott suche und finde.

Egal, aus welchen unterschwelligen Motiven diese Heilslehre konstruiert wird, Gott hat es wirklich nicht nötig, sich von Menschen vom Vorwurf der Ungerechtigkeit oder Lieblosigkeit – um das Geringste zu sagen – retten zu lassen. Nicht wir haben den Maßstab der Gerechtigkeit, Heiligkeit und Liebe und könnten Gott damit messen und beurteilen (oder in Schutz nehmen), sondern Gott und Sein Wort sind dieser Maßstab und wir Menschen müssen uns daran messen lassen. Gott ist heilig. Gott ist Liebe. Gott ist gerecht in allem seinem Handeln. Wo Menschen das endlich begreifen, ist dies der Anfang heilsamer Gedanken und gesunder Heilslehre.

POSITIV ist die Betonung der Verantwortung des Menschen, denn diese ist biblisch: der Mensch muss umkehren und glauben, sonst geht er verloren. Positiv ist die Betonung der biblischen Wahrheit, dass Gott alle Menschen liebt und allen Menschen viel Gnade und Güte erweist, sogar Seinen Feinden (sog. allgemeine Gnade)! Positiv ist ferner die Betonung, dass das Opfer Jesu Christi für alle Sünder ausreichen würde. Am Ende werden aber nur die Menschen die Heilsfolgen dieses Opfers Jesu effektiv erfahren, die glauben und umgekehrt sind. Darüber sind sich sogar die einig, die in dieser Frage sonst viele Differenzen haben, aber gemeinsam keine Allversöhner sind. Das volle ewige Heil ist begrenzt, nicht unbegrenzt. Und wer an die biblisch bezeugte Allwissenheit und Vorkenntnis Gottes glaubt, wird zugeben, dass Gott schon immer und ohne Irrtumsmöglichkeit namentlich wusste, wer (welches Individuum) effektiv in den Genuss des stellvertretenden Opfers Jesu kommen wird.

NEGATIV. Im Gegensatz zur arminianischen Sicht lehrt die Heilige Schrift unter Vorkenntnis (prognosis), dass Gottes Vorkenntnis nicht einem rein informatorischen Vorher-Wissen Gottes über Handlungen oder Entscheidungen eines Menschen entspringt, dem Gott mechanisch-sklavisch folge, sondern einem vorzeitlichen Vorher-Planen Gottes, mithin Seinem Willen und Seiner Entscheidung, welches in Personen (sog. freien moralischen Agenten) mit absoluter Sicherheit Wirklichkeit wird.  „Erkennen” (z. B. Römer 9,29; 1.Petrus 1,20) bedeutet in der Bibelsprache/kultur häufig nicht nur bloße Information, sondern deutet auf eine persönliche Beziehung (des Lebens und der Liebe). Und vorhergesehen werden nicht Taten oder Entscheidungen eines Menschen (wie es das arminianische Theologiesystem lehrt), sondern die Menschen selbst, wie eine Exegese der Heiligen Schrift in Epheser 1,4 klar aufzeigt.

WARUM EIN ROMAN? Es ist erstaunlich, dass ein ernster Bibelleser auf der Suche nach Antworten zur Heilslehre einem „christlichen Roman” etwas abgewinnen kann. Da sind kirchengeschichtliche Darstellungen schon näher an der Realität. Das eine sind Geschicht(ch)en, das andere ist Geschichte. Warum wählte der Autor die Romanform? Es bleibt verborgen. Ist die Wahrheit nicht „spannend” genug? Das literarische Genre eines Romans gibt einem Schreiber aber einige Mittel an die Hand, die jemand, der sich auf eine rein sachliche Erörterung beschränkt, nicht hat. Man gewinnt den Eindruck, dass der Autor von „Fiat Lux!” mit einigen solcher Mittel bewusst hantiert:

  • Die Figuren und Charaktere eines Romans sind fiktiv, erlauben also nicht den Wahrheits- oder Faktentest, man kann sie nicht nachprüfen. Aussagen eines Romans haben mithin weder Authentizität noch Autorität für den Glauben; solche Methodenwahl ist für das Ziel der biblischen Belehrung äußerst fragwürdig
  • Sach- und Glaubensaussagen werden an konstruierte Figuren geknüpft und damit die sachliche Diskussion um objektive Heilstatsachen auf eine subjektive Ebene gezogen. Das geschieht im Roman unterschwellig und sublim. 
  • Ist Vorherstehendes gelungen, kann man von der redlichen Rhetorik auf die Eristik (unzulässige Streitrhetorik) umschwenken. Aus einer sachlichen und offenen Bewertung der Fakten (die wird im Roman ja nur vorgespielt und ist wie gesagt konstruiert) geht man in der Eristik auf eine Bewertung, Beurteilung und Verurteilung der beteiligten Personen über. Es ist sicher kein Zufall, dass der Autor den Charakter des „Rod” und den seines Förderers so negativ wählte. Wenn die Botschaft nicht passt, dann greife den Boten an! Das ist ein klassischer Argumentationsfehler bzw. eine Manipulationstechnik (sog. Brunnenvergiftung). Eine Spielart davon wird von „Anti-Calvinisten“ (wie z. B. auch dem Herausgeber) gerne gegen den „Calvinismus” eingesetzt. Bevor sachliche Argumente oder Belege dargestellt werden, wird einleitend behauptet, dass es „die anderen” sind, die »ihre Sichtweisen erbarmungslos anderen aufdrücken, selbst wenn dies Gemeinde-Spaltungen nach sich zieht. Gläubige werden oft aus ihren eigenen evangelikalen Gemeinden hinausgedrängt«. Beweise spielen hier i. d. Regel keine Rolle, Verleumdungen arbeiten ohne solche. Damit soll der Leser moralisch gegen die andere Position voreingenommen werden. Manchmal hofft man wohl auch, damit die sachlichen Schwächen der eigenen Argumentation überdecken zu können. Es wäre sicherer und angemessener (und wahrer?), wenn man einmal davon ausgeht, dass alle Seiten dieses Disputs das Potential und ggf. die Schuld haben, Böses zu tun und Übles zu verursachen. Wer das so plump auf die „Gegenseite” abschiebt, der entlarvt sich als unredlich. Für den Roman hätte sich gut ausgewirkt, wenn der Autor nicht auf diese Weise seine Leser versucht hätte zu manipulieren. 

AUSGEWOGENHEIT. Die (hypercalvinistische) Sicht von Rod und seinem skurrilen Lehrvater ist unbiblisch, ihr (fiktives) Reden und Handeln bestätigt dies. Nun wäre es wohl ausreichend gewesen, diese unbiblische Sicht anhand der ausgewogenen und geraden Wahrheit der Heiligen Schrift aufzuzeigen. (Genau das wird der Autor wohl für sich in Anspruch nehmen wollen, leistet es aber nicht.) Anstelle dessen wird ein flacher Arminianismus als Gegenlösung angeboten. Irrtum bekämpft man aber nicht mit Irrtum, sondern mit der Wahrheit, mit der ganzen Wahrheit. Es hat doch keinen Wert, den Hypercalvinismus (oder sonst einen -Ismus) mit einem anderen –Ismus zu bekämpfen. Das sind Lehrstreitereien. Es genügt der Wahrheit, als Wahrheit dargestellt zu werden. Wir müssen sie weder schmackhaft machen, noch sie unserer „Logik“, unseren Voreingenommenheiten oder unseren Emotionen unterstellen. Man kann die Wahrheit nicht „verbessern“, ohne sie zu verderben. Wir müssen auch nicht versuchen wollen, Geheimnisse logisch zu erklären. McCarthy hat der Wahrheit keinen Dienst erwiesen, wenn er dem Irrtum des Hypercalvinismus eine Spielart des altbekannten Arminianismus entgegen hält. Er folgt damit nur dem allgemeinen Trend der „Evangelikalen” in die „pelagianische Gefangenschaft”.

KEIN GRUND ZUM JUBELN. Das Buch schneidet Themen und Probleme an, die eine sorgfältigere Bearbeitung unter demütigem Gebet und auf der Grundlage der Wahrheit Gottes verdient gehabt hätten. Jede/r mag selbst entscheiden, ob er/sie nach der theologisch flachen und überdies manipulativen Lektüre den Jubelrufen des Herausgebers folgen will, die in vielen Anzeigen und Buchbesprechungen immer noch zu lesen sind. Klappern gehört zum Handwerk, und auch Plock muss mit seinem Verlag Geld verdienen. Dass dieser theologisch-seichte Roman jedoch unter die „Best Five” eines unter Evangelikalen recht bekannten Predigers und Herausgebers kommen konnte, zaubert ein dickes und ungläubiges Fragezeichen auf das Gesicht des Bibellesers.

BRÜDERLICHKEIT. Am Ende dieser Rezension sei mit Blick auf die immer heftigere Bekämpfung und teilweise boshaften Verleumdung der „Calvinisten“ seitens der „Anti-Calvinisten“ (und ähnlich miesen „Retour-Kutschen“) erinnert: Es ist uns Christen nicht gestattet, die Person des Glaubensbruders mit Häme zu überziehen oder ihn mit Unwahrheit und Unterstellung zu verleumden. Irrtum muss mit den Waffen des Lichts bekämpft werden (Römer 13,12). Die Wahrheit muss in Liebe festgehalten und bekannt werden (Epheser 4,15). Wir alle sind noch Wachsende und Lernende (1.Petrus 2,2; 2.Petrus 3,18). Die Gnade, die uns gerettet hat, gebietet und ermöglicht uns, dem unreifen wie auch dem irrenden Glaubensbruder mit Gnade und Wahrheit in Liebe zu begegnen. Das wird im Eifer des Gefechts zu schnell vergessen und generiert peinliches „Friendly Fire“.


Über den Autor von Fiat lux

James G. McCarthy oder Jim McCarthy (* 1952 in San Francisco, California) ist ein amerikanischer Theologe, Bibellehrer und Autor, früherer Katholik und jetzt evangelikaler Christ innerhalb der „Brüderbewegung“ Amerikas. James G. McCarthy ist einer der Gründer von Good News for Catholics, einer Organisation von ehemaligen Katholiken, die 1981 in Kalifornien gegründet wurde.

McCarthy wuchs in San Francisco als Sohn irischer Einwanderer auf. Anfang zwanzig trat er aus der katholischen Kirche aus, da er deren Lehren nicht mit seinem Verständnis der Bibel vereinen konnte. Er war Ältester in einer evangelikalen Freikirche (Grace Bible Chapel in San Jose). McCarthy war verheiratet mit Jean (verwitwet) und hat drei Kinder. Inzwischen (2020) lebt er in Lubbock, Texas.

[Ergänzung aus anderen Quellen:] Jim and his wife, Jean (dec.), came to Christ in their mid-twenties through a home Bible study. In the months that followed, they became more active in the Catholic faith, but left the Church two years later when convinced that Roman Catholic teaching could not be reconciled with the biblical gospel of salvation.

In 1981, Jim graduated from the Discipleship Intern Training Program (DITP), a nine-month program of Bible instruction and practical training hosted by Fairhaven Bible Chapel in San Leandro, California. In 1983, Hillview Bible Chapel in Cupertino, California, commended Jim and Jean to fulltime Christian ministry. In 1984, the McCarthys moved to Ireland to assist two Irish churches, returning to California again in 1986 when Jim was asked to join the faculty of the DITP. In 1996, they returned to Cupertino to assist in the ministry at Hillview Bible Chapel, and in 1999 helped to start Grace Bible Chapel in San Jose, where Jim served as an elder. He continues to teach in the DITP, now hosted by Grace Bible Chapel and Hillview Bible Chapel, and is a frequent speaker at Bible conferences in the U.S. and abroad. In 2013 he started Galilee Program, a Lafayette, Louisiana based discipleship and ministry training program for young adults.

When Jim came to Christ in 1975, he looked for literature to help him understand the differences between Roman Catholicism and Christianity based solely on the Bible. Disappointed with the quality and tone of what was available at the time, he began to produce his own materials. In 1981, he founded the ministry of Good News for Catholics to help distribute the new literature. Since then he has produced a popular video documentary titled Catholicism: Crisis of Faith (Lumen Productions, 1991) and has authored several books: The Gospel According to Rome (Harvest House Publishers, 1995); What You Need to Know About Roman Catholicism—Quick Reference Guide (Harvest House, 1995); What Every Catholic Should Ask (Harvest House, 1999), and Talking with Catholic Friends and Family (Harvest House, 2005). He has also coauthored a book with John Waiss, a Catholic priest and member of Opus Dei, titled Letters Between a Catholic and an Evangelical (Harvest House, 2003).More recently, Jim has begun writing on other subjects. His latest book is John Calvin Goes to Berkeley (City Christian Press, 2010), a novel about five students who try to solve the mystery of predestination.

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/James_G._McCarthy [zuletzt abgerufen: 26.06.2020]
http://plymouthbrethren.org/author/15 [zuletzt abgerufen: 26.06.2020]
http://www.sweldersconf.com/speaker [zuletzt abgerufen: 26.06.2020]

Concursus Dei – Die Souveränität Gottes und die Verantwortung des Menschen

Die Heilige Schrift redet an vielen Stellen deutlich von der Verantwortung des Menschen für all sein Denken, Trachten und Tun. Diese Verantwortung besteht vor Mitmenschen und menschlichen Institutionen, gleichzeitig und letztlich aber immer auch vor Gott, was die Grundlage der biblischen Ethik bildet. – Die Heilige Schrift redet gleichzeitig an vielen Stellen genauso deutlich von der Souveränität Gottes in dessen Denken, Trachten und Handeln. Diese gilt auch dann, wenn manches göttlich souverän Verordnete von Menschen ausgeführt wird, und dann genau so, exakt dann und präzise dort, wie, wann und wo Gott es will, geschieht. Einige Stellen der Heiligen Schrift nennen diese beiden „Seiten“ eines Geschehens in einem Atemzug nebeneinander und zwar ohne jeden Widerspruch und ohne Andeutung einer Spannung oder Unverträglichkeit. Dieses Phänomen fordert denkende Menschen heraus und wird daher schon länger von Bibellesern, Theologen und Philosophen studiert und diskutiert.

These des Widerspruchs. Manche vertreten die Ansicht, dass sich beide Aspekte einander ausschließen, also einen Gegensatz markieren. Eine der beiden Seiten wird dann als dominant betrachtet, die andere Seite wird so weit heruntergespielt, dass der empfundene Gegensatz nicht mehr (störend) wahrgenommen wird. Man geht (richtig) davon aus, dass es in einem System nur maximal einen unumschränkten Akteur geben kann, der andere wird entsprechend in seiner Unumschränktheit („Freiheit“) eingeengt oder seiner Freiheit ganz beraubt, oder jeder Akteur ist durch den/die anderen eingeengt.

These der Kompatibilität. Andere vertreten die Ansicht, dass eine Handlung des Menschen gleichzeitig auch eine Handlung Gottes sein kann. Hier wird also nicht ein zu Ausschließlichkeit führender Gegensatz behauptet, sondern eine „Parallelität“, ein Zusammenlaufen, eine Kongruenz. Als Begriff für diese Auffassung wird Concursus Dei oder Concursus divinus (lat. concursus = Partizip Perfekt passiv von concurro = „ich laufe mit anderen“, also: „zusammenlaufen“) verwendet. Diese Auffassung schließt nicht aus, dass eine Vorrangigkeit und/oder eine Letztursache existiert (also eine asymmetrische Sicht), die jedoch weder zu einem Gegensatz noch zu einer Verringerung der Souveränität Gottes noch zu einer Verringerung der Verantwortung des Menschen führt. In ein und derselben Tat wird der Plan Gottes verwirklicht, aber die Tat und die damit einhergehenden menschlichen Entscheidungen des Menschen sind wahrhaftig und wirklich seine eigenen. Diese Sicht kann am besten aus der Heiligen Schrift gewonnen werden.

In dieser Studie sollen klassische Bibelstellen zum Studium dieses Phänomens des (kompatiblen) Zusammenlaufens und dann einige Ergebnisse des Nachdenkens anderer angeboten werden. Das Ziel muss sein, dass wir nicht dort Widersprüche vermuten, wo die Schrift nie von Widersprüchen redet. Dass dabei Geheimnisse bleiben, liegt in der Natur der Sache. Philosophische System können hier Grenzen setzen oder „Lösungen“ nahelegen, die von der Offenbarung der Schrift ablenken. Daher soll der Ansatz eher der sein, von der (gesamten) Schrift her Gottes Gedanken nachdenken zu lernen.

A. Gottes Vorsehung – Die göttliche Mitwirkung in allen Ereignissen

»Daher, meine Geliebten, …, bewirkt euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen.« (Philipper 2,12–13)

Ein wichtiger Aspekt der Vorsehung Gottes ist sein Mitwirken in allen Ereignissen. Gottes Mitwirken ist sein Handeln mit geschaffenen Dingen, die er durch ihre Eigenschaften zu handeln veranlasst (ob er nun direkt handelt oder sie durch Zweitursachen dazu verordnet). Gottes souveränes Handeln ist Tatsache, es steht nie im Widerspruch zu der Tatsache, dass der Mensch (in Php 2,12–13 der Glaubende) durch Befehle Gottes in voller Verantwortung stehtBiblische Beispiele für das harmonische Miteinander von menschlicher Verantwortung und göttlicher Souveränität gibt es zahlreich:

Wer ist verantwortlich für Hiobs Leiden? 
In Hiob 1 bekommen wir einen seltenen Einblick in die Rätsel der Vorsehung Gottes. Wir lesen in Hiob 1 von drei Haupthandelnden im Leiden Hiobs: Satan stiftete das Leiden Hiobs an, indem er Gott bezüglich der Echtheit von Hiobs Frömmigkeit herausforderte. Gott erlaubte dann Satan, Leiden in Hiobs Leben zu bringen. Die Chaldäer und Sabäer griffen Hiobs Familie an und stahlen sein Vieh.

»Drei Akteure handeln parallel und bewirkten „frei“ (und damit verantwortlich) dasselbe Ergebnis, nämlich Hiobs Leiden. Aber die Absicht jedes Akteurs war unterschiedlich: Satan beabsichtigte, Hiob zu diskreditieren und im weiteren Sinne Gott zu diskreditieren; die Chaldäer und Sabäer wollten sich bereichern und Gott wollte Hiobs Glauben verteidigen. Jeder dieser Beteiligten war notwendigerweise an Hiobs Leiden beteiligt, jedoch auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlicher Motivation. Es gab die Übereinstimmung zwischen ihnen, dass Hiob leiden sollte, aber jeder hatte einen anderen Beweggrund für dieses Leiden. Gottes Absicht war gut. Die anderen Akteure beabsichtigten das Böse.«

(R. C. Sproul, Divine Concurrence. https://www.ligonier.org/learn/devotionals/divine-concurrence/ abgerufen 12.06.2020)

Wer sandte Joseph nach Ägypten?
Joseph sagte, dass Gott – nicht seine Brüder – ihn nach Ägypten gesandt hatte (1Mo 45,5–8): »Und nun betrübt euch nicht, und zürnt nicht über euch selbst, dass ihr mich hierher verkauft habt; denn zur Erhaltung des Lebens hat Gott mich vor euch hergesandt. … 7 Und Gott hat mich vor euch hergesandt, um euch einen Überrest zu setzen auf der Erde und euch am Leben zu erhalten für eine große Errettung. Und nun, nicht ihr habt mich hierher gesandt, sondern Gott; und er hat mich zum Vater des Pharaos gemacht und zum Herrn seines ganzen Hauses und zum Herrscher über das ganze Land Ägypten.«

Wer redete vor dem Pharao?
Der Herr (Jahwe) sagte, dass er mit dem Mund Moses sein und ihn dazu befähigen würde, für Gott zu sprechen (2Mo 4,10–12): »Und Mose sprach zu dem Herrn: Ach, Herr, ich bin kein Mann der Rede, weder seit gestern noch seit vorgestern, noch seitdem du zu deinem Knecht redest; denn ich bin schwer von Mund und schwer von Zunge! Da sprach der Herr zu ihm: Wer hat dem Menschen den Mund gemacht? Oder wer macht stumm oder taub oder sehend oder blind? Nicht ich, der Herr? Und nun geh hin, und ich will mit deinem Mund sein und dich lehren, was du reden sollst.«

Wer errang den großen Sieg im Streit?
Der Herr verhieß, die Feinde in die Hand Josuas und des Volkes Israel zu geben – die Israeliten mussten nach wie vor in den Kampf ziehen und die Feinde schlagen, aber der Herr gab ihnen diesen großen Sieg (Jos 11,6–9).
»Da sprach der Herr zu Josua: Fürchte dich nicht vor ihnen, denn morgen um diese Zeit will ich sie allesamt erschlagen vor Israel hingeben: Ihre Pferde sollst du lähmen und ihre Wagen mit Feuer verbrennen. Und Josua, und alles Kriegsvolk mit ihm, kam plötzlich über sie am Wasser Merom, und sie überfielen sie. Und der Herr gab sie in die Hand Israels, und sie schlugen sie und jagten ihnen nach bis Sidon, der großen [Stadt], und bis Misrephot-Majim, und bis in die Talebene von Mizpe im Osten; und sie schlugen sie, bis ihnen kein Entronnener übrig blieb. Und Josua tat ihnen, so wie der Herr ihm gesagt hatte: Ihre Pferde lähmte er, und ihre Wagen verbrannte er mit Feuer.«

Wer hält wen?
Der Herr hält all die Seinen fest, und diese bleiben (mit Herzensentschluss) stets bei Ihm (Psalm 73,23): »Und dennoch bleibe ich stets bei dirdu hältst mich bei meiner rechten Hand.« (SCH2000); »Doch ich bin stets bei dirDu hast mich erfasst bei meiner rechten Hand.« (ELB03).

Wer handelt hier souverän: Der Weltherrscher/König oder Gott?
Gott neigt das Herz eines Königs – dem Inbegriff menschlich freien, „souveränen“ Handelns, so zu handeln, wie Gott will (Spr 21,1), und der Herr wandte das Herz des Königs von Assyrien den Juden zu, um ihnen beim Bau des Tempels zu helfen (Esra 6,22).
»Wasserbächen gleicht das Herz eines Königs in der Hand des Herrn; wohin immer er will, neigt er es.« – »Und sie feierten das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage mit Freuden; denn der Herr hatte ihnen Freude gegeben und ihnen das Herz des Königs von Assyrien zugewandtso dass er ihre Hände stärkte im Werk des Hauses Gottes, des Gottes Israels.«

Wer bewahrte die Israeliten in Jerusalem vor den Feinden? 
Sie beteten zu Gott, der allein sie retten konnte angesichts der Übermacht der Feinde, und vertrauen Ihm ganz. Aber dann tun sie das, was sie wohl konnten: sie stellten Wachen auf (Neh 4,1–3):  »Und es geschah, als Sanballat und Tobija und die Araber und die Ammoniter und die Asdoditer hörten, dass die Ausbesserung der Mauern Jerusalems fortschritt, dass die Lücken sich zu schließen begannen, da wurden sie sehr zornig. Und sie verschworen sich alle miteinander, zu kommen, um gegen Jerusalem zu kämpfen und Schaden darin anzurichten. Da beteten wir zu unserem Gott und stellten [aus] Furcht vor ihnen Tag und Nacht Wachen gegen sie auf

Wessen Stärke gab den Israeliten die Kraft, Vermögen zu schaffen?
Der Herr gab dem Volk Israel das Vermögen (Fähigkeit), Vermögen zu erwerben, und so taten sie es auch (5Mo 8,11.17–18): »Hüte dich, dass du den Herrn, deinen Gott, nicht vergisst, so dass … du in deinem Herzen sprichst: Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat mir dieses Vermögen verschafft! Sondern du sollst dich daran erinnern, dass der Herr, dein Gott, es ist, der dir Kraft gibt,Vermögen zu schaffen; damit er seinen Bund aufrechterhalte, den er deinen Vätern geschworen hat, wie es an diesem Tag ist.«

Wer beschneidet das Herz des Menschen? (geistliche „Beschneidung“ = ?; vgl.: Röm 2,29)
»So beschneidet denn die Vorhaut eures Herzens und verhärtet euren Nacken nicht mehr!« (5Mo 10,16); »Beschneidet euch für den Herrn und tut die Vorhäute eurer Herzen weg« (Jer 4,4) und: 
»Und der Herr, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Nachkommen beschneiden, damit du den Herrn, deinen Gott, liebst mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, damit du am Leben bleibst. … Und du wirst umkehren und der Stimme des Herrn gehorchen und wirst alle seine Gebote tun, die ich dir heute gebiete.« (5Mo 30,6.8). 
Vgl.: »Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, noch ist die äußerliche Beschneidung im Fleisch Beschneidung; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und Beschneidung ist die des Herzens, im Geist, nicht im Buchstaben« (Röm 2,28–29). – »In ihm seid ihr auch beschnitten worden mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschehen ist, sondern im Ausziehen des fleischlichen Leibes, in der Beschneidung des Christus, mit ihm begraben in der Taufe, in ihm auch mit auferweckt durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat.« (Kol 2,11–12)

Wer brachte Jesus um? Wer verursachte seinen Tod? Wer ist für Jesu Tod verantwortlich?
Die Menschen taten dies aus freier Entscheidung (sowohl Juden wie Römer), aber es war Gottes fester Plan und Ratschluss, seinen Sohn als Opfer sterben zu lassen, und es war Jesu feste Absicht und Macht, zu sterben:
»Jesus, … hingegeben nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gotteshabt ihr durch die Hand von Gesetzlosen an das Kreuz geschlagen und umgebracht (Apg 2,22-23); und:  »Die Könige der Erde traten auf, und die Obersten versammelten sich miteinander gegen den Herrn und gegen seinen Christus. Denn in dieser Stadt versammelten sich in Wahrheit gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, sowohl Herodes als auch Pontius Pilatus mit [den] Nationen und [den] Völkern Israels, um alles zu tunwas deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt hat, dass es geschehen sollte« (Apg 4,26-28).
»Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.« (Joh 10,17–18) mit: »Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist (Joh 19,30).
Waren es nun die Römer, die Juden, war es Gott-Vater oder Gott-Sohn? Und: Schließt sich das gegenseitig aus?

Woher kommt der Glaube?
Die menschliche Seite: Das Glauben ist Gottes Befehl an alle Menschen
, daher auch „Glaubensgehorsam (Mk 1,15; Röm 1,5; 16,26); Gottes Wort zu glauben ist Pflicht und Verantwortung jedes Menschen: »Tut Buße und glaubt an das Evangelium!« (Mk 1,15b); »… zum Evangelium Gottes … über seinen Sohn … Jesus Christus, unseren Herrn … zum Glaubensgehorsam unter allen Nationen für seinen Namen, unter denen auch ihr seid, Berufene Jesu Christi.« (Röm 1,1–6).
Die göttliche Seite: Das Glauben ist Gottes Gabe (Php 1,29; Eph 2,8ff); es ist „im Paket der Errettung“ als notwendiges Mittel mit enthalten (Eph 2,8ff): »Denn euch ist es im Blick auf Christus geschenkt worden, … an ihn zu glauben« (Php 1,29); »Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es [nämlich die gesamte Errettung inkl. des rettenden Glaubens]« (Eph 2:8).
Ein Mensch bekommt den rettenden Glauben als Gnadengeschenk (freies Geschenk Gottes), aber damit ist es dann sein Glaube, mit dem er glaubt. Es besteht hier kein Widerspruch und auch kein zeitlicher oder phasenmäßiger Unterschied (wie das manche behaupten). Das Geben des rettenden Glaubens seitens Gottes und das Ausüben des gerade geschenkten, nun eigenen Glaubens, geschieht im selben Moment. Nur ursachenlogisch ist zu differenzieren: Kommt der rettende Glaube unabhängig von Gott aus einem Sünder (das behaupten z. B. die Free Grace Brethren, die Grace School of TheologyInitial faith resulting in justification and regeneration is not a gift of God. That is, fallen humanity … still possesses the capacity to believe in Christ. Such faith precedes regeneration.«] u. a.), oder kommt er von Gott und wird im selben Augenblick Besitz und Übung des Menschen?

Woher kommt die Umkehr (Buße)?
Buße ist Gottes Befehl an alle Menschen
 (Apg 17,30; Lk 24,47; Mk 1,15; 6,12). Jesus Christus beginnt und beendet das NT mit dem Ruf zur Buße (Mt 3,2; Offb 3,19). Lukas 5,32: »Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße  Damit steht der Mensch in voller Verantwortung, Buße zu tun.
Buße ist ein einmaliger Akt, insofern er notwendig zum rettenden Glauben dazu gehört (Apg 20,21; 2Pet 3,9); aber auch im Leben des Gläubigen wird sie immer wieder notwendig (2Kor 7,9; Off 2,5).
Buße ist Gottes Gabe: an Israel (Apg 5,31); an die Nationen (Apg 11,18); an Widersacher (2Tim 2,25). »Als sie aber dies gehört hatten, beruhigten sie sich und verherrlichten Gott und sagten: Also hat Gott auch den Nationen die Buße gegeben zum Leben.« (Apg 11,18). Viele sehen, verstehen und erklären diesen Text, als ob hier stünde: »Gott hat die Möglichkeit zur Buße gegeben zum Leben«. Gott eröffnet aber laut dieser Schriftstelle nicht bloß die Möglichkeit zur Buße, sondern er schenkt die Buße selbst!
Da Umkehr (Buße) die Kehrseite der Medaille des Heils ist (die andere, mit „und“ verbundene Seite ist Glaube; Mk 1,15), gilt analog das oben über den Glauben Gesagte: Buße ist sowohl freies Geschenk Gottes als auch vom Menschen notwendig Gefordertes. Das Evangelium ist ja gerade deswegen eine „Gute Botschaft“, weil es neben der göttlichen Forderung auch die göttliche Gabe zur vollkommenen Befriedigung der Forderung liefert. Wer diesen Sachverhalt der Bibel umkehrt, bringt nicht das Evangelium Gottes, sondern ein anderes. Das kann man gut in der sog. „Heiligungsbewegung“ erkennen, die verschiedenste „fromme“ Lehren und Praktiken der Werksgerechtigkeit pflegen, um dadurch Gottes rettende Gnade und Gunst zu erhalten oder zu sichern.

Wer bekehrt den Menschen?
Unter dem Wirken des Geistes Gottes empfindet ein Mensch, dass er sich nicht selbst aus dem Sumpf ziehen kann, in dem er feststeckt. Daher bittet er seinen Gott (»denn Du bist der HERR, mein Gott«; Jahwe Elohim, der starke Bündnis-Gott) um Rettung. Und im Wesen erneuert tut er dann »der Umkehr würdige Werke« (Mt 3,8; Lk 3,8) und beweist damit äußerlich die Echtheit seiner Umkehr. Auch die angemessenen Empfindungen folgen auf diese Umkehr/Buße (Jer 31,18–19): »Bekehre mich, damit ich mich bekehre, denn du bist der Herr, mein Gott. Denn nach meiner Umkehr empfinde ich Reuenachdem ich zur Erkenntnis gebracht worden bin, schlage ich mich auf die Hüften. Ich schäme mich und bin auch zuschanden geworden«. Man beachte die Zeitformen und die Verwendung von Aktiv und Passiv. (Martin Luther hat beide Bedeutungen der Bekehrung gut zusammengefasst: »Der Herr fordert die Bekehrung von uns, nicht als ob wir sie mit unsern eigenen Kräften vollbringen könnten, sondern damit wir unsere Ohnmacht erkennen und um die Hilfe des Geistes flehen, durch dessen Beistand wir bekehrt werden können.« (WA 13, S. 551) [3].

Wessen Erkenntnis führt zur Rettung?
Kein Mensch kennt oder erkennt Gott von Geburt an. Auch später gelingt ihm dies weder durch Intelligenz, Hingabe oder Religiosität dergestalt, dass er von seinem (durch die Sünde in ihm) intrinsischen Götzendienst befreit würde, obwohl er lange und ernsthaft nach Rettung streben mag. Wie kann dann die Wende zum wahren Heil erfolgen? Geschah es dadurch, dass dieser Mensch letztlich doch den wahren Gott erkannte? Oder nicht vielmehr dadurch, dass der wahre Gott ihn erkannte und damit eine Lebensbeziehung ihm fest aufrichtete. Diese Lebensbeziehung, dieses neue Leben, verleiht diesem Menschen sicher und effektiv die Fähigkeit zur Erkenntnis Gottes (Gal 4,9 MENG2000):  »Da ihr jetzt aber Gott erkannt habt oder vielmehr [Anm.: d. h. richtiger gesagt] von Gott erkannt worden seid…«. Beides ist wahr, die Relation zueinander und das Primat Gottes werden auch hier deutlich.

Wer wirkt hier das eigene Heil (die prozesshafte Heiligung, nicht die ewige Errettung)?
Die Glaubenden sollen fleißig wirken, aber Gott wirkt in den Gläubigen »das Wollen und das Wirken nach seinem Wohlgefallen« (Phil 2,12b–13): »Bewirkt euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen.« – Da »das Wollen als auch das Wirken« ja dem Menschen eigen ist, kommt er so –durch Gottes Wirken motiviert und befähigt– seiner Verantwortung nach. (Modern würde man sagen: Gott liefert die Start- und die Durchhaltemotivation.) Man muss aber genau lesen: Gottes Wirken ist keine Folge des ursächlichen Wirkens des Menschen, sondern das Wollen und Wirken des Menschen ist eine Folge des ursächlichen Wirkens Gottes. (Da die Angeschriebenen bereits »Heilige in Christus Jesus« sind (Php 1,1), geht es bei »Heil« (a. ü. »Seligkeit«) nicht um ihr ewiges Heil, sondern um Rettung aus den enormen geistlichen, aber zeitlich begrenzten Problemen, in denen sie als Gemeinde steckten. Vielleicht kann man verallgemeinern, dass dies für alle Bereiche der praktischen Heiligung gilt: Gottes Geist wirkt in uns das Wollen und Wirken dieser Heiligung – und wir setzen diese Heiligung in jener Kraft Gottes in Tat und Praxis um. Göttlich festgelegtes und damit garantiertes Ziel ist nach Römer 8,29 die »Gleichförmigkeit [symmorphós] mit dem Bild seines Sohnes«.)

Woher kommen Hingabe, Fleiß und Kraft zum christlichen Dienst?
Paulus ist allen Christen sicher ein Vorbild für hingegebenen, fleißigen Dienst. Das Geheimnis seiner Hingabe offenbart er u.a. in 1.Korinther 15,10: »Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade gegen mich ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie allenicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war.« (1Kor 15,10 ELB03). Es war die Gnade Gottes, also Gottes freies Geschenk und souveräne Gabe an Paulus. Aber diese hatte ihn nicht passiv gelassen, sondern zu einem hingegebenen, aktiven Arbeiter im Reich Gottes gemacht. Paulus hat (wieder einmal) Jesaja gut verstanden: »HERR, du wirst uns Frieden geben, denn du hast ja alle unsere Werke für uns vollendet.« (Jesaja 26,12 ELB03).
So schreibt Paulus auch den Kolossern: »Christus … den wir verkündigen, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, damit wir jeden Menschen vollkommen in Christus darstellen; wozu ich mich auch bemühe, indem ich kämpfend ringe gemäß seiner Wirksamkeit, die in mir wirkt in Kraft (Kol 1,27b-29 ELB03). Paulus hängte sich voll in seine Arbeit mit Mühe, Kampf und Ringen. Aber alle investierte Kraft kam von Gott, vom Heiligen Geist, der in ihm wohnte. Beides zeigt die Harmonie und Parallelität von persönlicher Verantwortung und Gottes souveränem Gnadenwirken.

Woher kommt die Liebe, mit der wir lieben?
Das erste und bedeutsamste Gebot Gottes ist es, Gott zu lieben und den Nächsten wie sich selbst: »Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.« (5Mo 6,5 ELB03); »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstand, und deinen Nächsten wie dich selbst (Lk 10,27). Damit steht jeder Mensch klar in Verantwortung: Gott und den Nächsten zu lieben ist keine Sache der Wahl, sondern des GehorsamsWoher soll solche Liebe stammen? (Beim sentimentalen „Arminianer“ kommt sie aus freiem Willen aus seinem Herzen, sonst sei es angeblich keine echte Liebe.) Beim Glaubenden stammt sie von Gott selbst: »Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.«. Lieben wir mit jener gegebenen Liebe, so lieben wir mit unserer Liebe!
Ähnliches haben wir schon bei den anderen freien (Gnaden-) Gaben Gottes, bei Buße und Glauben, gesehen.

Woher kommen die Werke, die wir tun? Wer tut sie?
Der Titusbrief ermahnt die Glaubenden, Gute Werke zu tun. Der Jakobusbrief macht uns deutlich, dass ein Glaube, der keine guten Werke zeitigt, kein rettender Glaube ist (sondern eine nicht-rettende Art von „Glauben“, wie der „Zeichenglaube“ Joh 6; Apg 8,13 oder „Dämonenglaube“ Jak 2,19). Der Glaubende steht also eindeutig in der Verantwortung, Gute Werke zu tun. Diese Guten Werke sind aber kein Mittel zur Errettung, denn die ewige Errettung geschieht allein auf dem Grundsatz (vermittelst) des Glaubens: »Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels [des] Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werkendie Gott zuvor bereitet hatdamit wir in ihnen wandeln sollen (Eph 2,8-10 ELB03). – Die Perspektive ist viel weiter, als nur das einzelne Werk, das wir im Glauben tun: vielmehr sind wir Glaubenden selbst und unser Leben und Arbeiten im Reich Gottes das Werk Gottes. Ruft uns dies zur Passivität? Nein, ganz im Gegenteil: wir sind ja »geschaffen … zu guten Werken«, dies ist unsere Lebens- und Zweckbestimmung, unsere Erfüllung! Diese Werke hat aber Gott »zuvor bereitet … damit wir in ihnen wandeln sollen». 
Vgl. dazu auch Philipper 2,12–13 (oben) und Jesaja 26,12: »Herr, du wirst uns Frieden geben, denn du hast ja alle unsere Werke für uns vollendet.« (Jes 26,12 ELB03). 
Zu „gute Werke“ siehe auch: 1.Timotheus 2,10; 5,10.25; 6,18; Titus 1,16 (neg.); 2,7.14; 3,8.14; Hebräer 10,24; Jakobus 3,13; 1.Petrus 2,12).

(Diese Liste kann fortgesetzt werden.)

B. Altkirchliche (reformierte) Stellungnahmen zu diesen biblischen Lehren

Die (reformierten) Glaubenden haben vor 400 Jahren dieses „Zusammenspiel“ im Heil in den Lehrsätzen von Dordrecht (1619) so formuliert (Drittes und viertes Lehrstück „Von der Verderbnis des Menschen, seiner Bekehrung zu Gott und der Art und Weise derselben“), was m.E. aller ernsthaften Erwägung mit offener Schrift wert ist:

Artikel 11
Ferner, wenn Gott den Auserwählten sein Wohlgefallen erzeigt und die wahre Bekehrung in ihnen wirkt, lässt er sie nicht nur das Evangelium äußerlich predigen und erleuchtet kräftig ihren Verstand durch den Heiligen Geist, damit sie die Dinge, die des Geistes Gottes sind, recht verstehen und unterscheiden, sondern er dringt auch mit der kräftigen Wirkung desselben wiedergebärenden Geistes bis ins Innerste des Menschen ein. Er öffnet das Herz, das geschlossen ist; er erweicht, was verhärtet ist; er beschneidet, was unbeschnitten ist. Dem Willen gibt er eine neue Beschaffenheit und bewirkt, dass dieser Wille, der tot war, lebendig wird; der böse war, gut wird; der nicht wollte, jetzt wirklich will; der widerspenstig war, gehorsam wird. Es setzt den Willen in Bewegung und stärkt ihn also, dass er wie eine gute Frucht gute Werke hervorbringen kann.

Artikel 12
Dies ist nun die Wiedergeburt, die Erneuerung, neue Schöpfung, Auferweckung von den Toten und die Lebendigmachung, wovon so herrlich in den Schriften gesprochen wird, die Gott ohne uns in uns wirkt. Sie wird nicht allein durch das Mittel der äußeren Predigt in uns zustande gebracht, auch nicht durch Anraten oder eine Wirkung von der Art, dass – wenn Gott sein Werk vollbracht hat – es dann noch in der Gewalt des Menschen stände, wiedergeboren zu werden oder nicht wiedergeboren zu werden, bekehrt zu werden oder nicht bekehrt zu werden. Es ist im Gegenteil eine völlig übernatürliche, sehr kräftige und zugleich sehr liebliche, wunderbare, verborgene und unaussprechliche Wirkung, nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift (die von dem Urheber dieser Wirkung eingegeben ist) weder kleiner noch geringer an Kraft als die Schöpfung oder Auferweckung der Toten, so dass alle diejenigen, in deren Herzen Gott in dieser wunderbaren Weise wirkt, gewiss, unfehlbar und kräftig wiedergeboren werden und wirklich glaubenUnd dann wird der nun erneuerte Wille nicht nur von Gott getrieben und bewegt, sondern – von Gott in Bewegung gesetzt – handelt er auch selbst. Darum kann man auch mit Recht sagen, dass der Mensch durch die Gnade, die er empfangen hat, [selbst] glaubt und sich bekehrt

Artikel 13
Die Art und Weise dieser Wirkung können die Gläubigen in diesem Leben nicht völlig begreifen;
unterdes finden sie Ruhe darin, dass sie wissen und fühlen, durch diese Gnade Gottes von Herzen zu glauben und ihren Heiland zu lieben.

Artikel 16
Doch wie der Mensch durch den Fall nicht aufgehört hat ein Mensch zu sein, mit Verstand und Willen begabt, und wie die Sünde, die das ganze menschliche Geschlecht durchdrang, die Natur des Menschen nicht aufgehoben, sondern verdorben und geistlich getötet hat, so wirkt auch diese göttliche Gnade der Wiedergeburt in den Menschen nicht wie in Stöcken und Blöcken (als ob sie tote Dinge wären), sie vernichtet den Willen und seine Eigenschaften nicht und zwingt sie nicht mit Gewalt gegen ihren Willen, sondern sie macht sie geistlich lebendig, heilt, bessert und beugt sie auf eine zugleich liebliche und kraftvolle Weise, so dass da, wo früher Widersetzlichkeit und der Widerstand ganz und gar überwogen, jetzt ein williger und aufrichtiger Gehorsam des Geistes beginnt, die Oberhand zu gewinnen, worin die wahre und geistliche Wiederherstellung und Freiheit unseres Willens liegen. Und wenn der wunderbare Werkmeister alles Guten nicht auf diese Weise mit uns handelt, würde der Mensch keinerlei Hoffnung haben, sich aus dem Fall durch seinen freien Willen, durch den er sich selbst, als er noch stand, ins Verderben stürzte, wieder erheben zu können.

(Diese Liste kann fortgesetzt werden.)

C. Gott lenkt die Schritte (den Weg) eines Menschen – 
weil Er das Herz des Menschen lenken kann

»Wasserbächen gleicht das Herz eines Königs in der Hand des Herrn; wohin immer er will, neigt er esJeder Weg eines Mannes ist gerade in seinen Augen, aber der Herr wägt die Herzen.« (Sprüche 21,1-2 ELB03)

Der Individualismus und die Gottlosigkeit der gegenwärtigen westlichen Kultur beeinflussen auch das Denken der Glaubenden dahingehend, dass wir als höchste Bestimmung des Menschen seine individuelle Freiheit betonen. (Nur in Deutschland gibt man diese gerne an die „fürsorgliche Obrigkeit“ ab, die den Bürger mit Heilsversprechen ködert.) Jeder, auch Glaubende, wollen alleine entscheiden, alleine lieben, alleine leben. Nur in der Not sucht man dann Trost und Halt bei Gott. Das nennt man aber nicht Christentum, sondern besser „Moralistic therapeutic deism (MTD)“. [1]

Nichtglaubende wünschen sich, dass kein Gott sei. Der Mensch will sein eigener Gott sein, will autonom sein. Eine pointierte Darstellung lieferte der schwer erkrankte William Ernest Henley (1849–1903), der 1875 das viktorianische Gedicht »Invictus« schrieb (Henley bekam mit 12 Jahren Knochentuberkulose, ein Unterschenkel wurde amputiert, der zweite gerettet; das Gedicht wurde 1888 veröffentlicht). In diesem heißt es:

I thank whatever gods may be
For my unconquestable soul.

I am the master of my fate:
I am the captain of my soul.

Es ist nicht so schwer zu erkennen, wer der „I AM“ ( »ICH BIN«) seines Lebens war. Nelson Mandela zitierte dieses Gedicht in der Haft, Obama zitierte es anlässlich einer Gedenkfeier für Mandela 2013, ein Film in den USA wurde „Invictus“ genannt.  

Wie seltsam, wenn angeblich an Gott glaubende Christen größten Wert darauf legen, dass sie »the captain of their soul« sind und alles vorlaufende, aus freier Gnade kommende und bestimmende(!) Wirken Gottes in ihrem Leben leugnen wollen. Bei ihnen sitzt Gott auf dem Beifahrersitz, darf die platten Reifen flicken und die Tankrechnung zahlen, aber am Steuer sitzt der Mensch selbst. 

Was sagt die Schrift? Wer lenkt die Schritte des Menschen, wer leitet sie auf seinem Pfad? Wen müssten wir uns eigentlich mit größtem Verstand und Sehnen ans Steuer wünschen, wenn es darum geht, die Tiefen der Ewigkeit sicher zu durchqueren? Es ist reine Hybris –und/oder Dummheit–, dies mit unserem nicht erneuerten Verstand, unserm Wissen, unserer Kraft, unserem Vermögen und unserer Weisheit zu versuchen!

  • »Ich weiß, Herr, dass nicht beim Menschen sein Weg steht
    nicht bei dem Mann, der da wandelt, seinen Gang zu richten.«
     (Jeremia 10,23 ELB03).
  • »Das Herz des Menschen erdenkt seinen Weg, aber der Herr lenkt seine Schritte.« (Spr 16,9 ELB03).
  • »Die Entwürfe des Herzens sind des Menschenaber die Antwort der Zunge kommt von dem Herrn (Spr 16,1 ELB03).
  • »Die Schritte des Mannes hängen ab von dem Herrn; und der Mensch, wie sollte er seinen Weg verstehen?« (Spr 20,24 ELB03).
  • »Und du hast dich über den Herrn des Himmels erhoben; … aber den Gott, in dessen Hand dein Odem ist und bei dem alle deine Wege sind, hast du nicht geehrt.« (Daniel 5,23 ELB03).
  • »Siehe, das alles tut Gott zwei-, dreimal mit dem Mann, um seine Seele abzuwenden von der Grube, dass sie erleuchtet werde vom Licht der Lebendigen.« (Hiob 33,29-30 ELB03).
  • »Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade (Spr 3,5-6 ELB03)
  • »Wohlan nun, ihr, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die und die Stadt gehen und dort ein Jahr zubringen und Handel treiben und Gewinn machen 14 (die ihr nicht wisst, was der morgige Tag bringen wird; denn was ist euer Leben? Ein Dampf ist es ja, der für eine kurze Zeit sichtbar ist und dann verschwindet); statt dass ihr sagt: Wenn der Herr will und wir leben, [so] werden wir auch dieses oder jenes tun (Jak 4,13-15 ELB03).
  • »Wehe, AssurRute meines Zorns! Und der Stock in seiner Hand ist mein Grimm. … Er aber meint es nicht so, und sein Herz denkt nicht so; sondern zu vertilgen hat er im Sinn, und nicht wenige Nationen auszurotten. … Denn er hat gesagt: Durch die Kraft meiner Hand und durch meine Weisheit habe ich es getan, denn ich bin verständig; und ich verrückte die Grenzen der Völker und plünderte ihre Schätze und stieß, wie ein Gewaltiger, Thronende hinab. … Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird der Überrest Israels und das Entronnene des Hauses Jakob sich nicht mehr stützen auf den, der es schlägt; sondern es wird sich stützen auf den Herrn, den Heiligen Israels, in Wahrheit.« (Jes 10,5ff). Gott gebraucht auch heidnische Könige, seinen Plan auszuführen, ohne dass diese dies wissen oder so wollen, sondern fälschlicher Weise sich und ihren Plänen alles souverän zuschreiben. Da Assur innerhalb seines Wesens frei gehandelt hat, ist er offenbar für sein Handeln voll verantwortlich: »zu vertilgen hat er im Sinn«.
  • Der vielleicht bekannteste Vers dafür, dass nicht der momentan größte „Souverän“ der Menschen souverän ist, sondern Gott, findet sich im Leitvers: »Wasserbächen gleicht das Herz eines Königs in der Hand des Herrn; wohin immer er willneigt er es (Spr 21,1 ELB03). Es geht also letztlich alles um den Willen Gottes, auch wenn dieser dem menschlichen Herrscher weder bewusst noch von diesem gewünscht ist. Das Bild ist ein übliches aus der Irrigation eines Gartens oder Feldes; vgl. 5Mo 11,10 »wo du deine Saat sätest und mit deinem Fuß wässertest, wie einen Gemüsegarten«). – Beispiele dafür finden sich mehrfach in der Schrift: siehe Esra 6,22 (König von Assyrien) oder Jer 39,11–12 (Nebukadnezar, König von Babylon); auch die Kreuzigung Jesu unter Annas und Pilatus.
  • »Von der Stätte seiner Wohnung schaut er auf alle Bewohner der Erde, er, der ihrer aller Herz bildet, der auf alle ihre Werke achtet.« (Ps 33,14-15 ELB03). Gott greift im Inneren, im Zentrum aller Menschen an, wenn Er es will. Es ist nicht nur –aber dies ebenso!– ein äußeres Beobachten der Werke. Weil das der Glaubende weiß, kann er sagen: »Unsere Seele wartet auf den Herrn; unsere Hilfe und unser Schild ist er. Denn in ihm wird unser Herz sich freuen, weil wir seinem heiligen Namen vertraut haben. Deine Güte, Herr, sei über uns, so wie wir auf dich geharrt haben.« (Psalm 33,20–22 (ELB03).  Gottes Allmacht und Vorsehung zu vertrauen ist Grund größter Freude. Das Herz des Menschen ist eben nicht eine verriegelte Bastion oder ein von Gott umgangener Bereich, sondern gehört mit zu seinem Herrschafts- und Eingriffsbereich! Das aber setzt den Menschen offenbar nicht außer Verantwortung, weil das Eingreifen Gottes ihn nicht zu einer entseelten Marionette macht.
  • »Der Herr hat alles zu seinem Zweck gemacht, und auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks. Jeder Hochmütige ist dem Herrn ein Gräuel. Die Hand darauf: Er wird nicht für schuldlos gehalten werden.« (Spr 16:4-5 ELB03). Der erste Satz (V4) betont die Souveränität Gottes: Der Herr hat alles zu seinem Zweck gemacht. Der zweite Satz (V5) betont die Verantwortung des Menschen: jeder Hochmütige ist Gott ein Gräuel, er steht in Schuld.

(Diese Liste kann fortgesetzt werden.)

D. Zusammenfassende Gedanken 

  • Gott lenkt alles so, wie Er es willSein Wille regiert souverän alles. Er ist absolut souverän
  • Aber der Mensch hat vom Schöpfer eine relative Freiheit erhalten, zu tun, „was er will“. „Relativ“ deshalb, weil er:
    • Erstens als Geschöpf immer vom Schöpfer abhängig bleibt, denn Gott ist es, der »allen Leben und Odem und alles gibt« (Apg 17,25), und deswegen »leben und bewegen und sind wir« nur in Gott (Apg 17,28). Kein Geschöpf lebt aus sich selbst, kein Geschöpf ist autonom. Nur Gott ist aus sich selbst (Aseität). Nur Gott setzt allem und allen die Norm.
    • Zweitens, weil er als Geschöpf unter dem Willen und der Autorität seines Schöpfers steht und stehen muss. Alles andere wäre der vergebliche und fluchbringende Griff zur Selbstvergottung.
    • Drittens, weil er sich im Sündenfall zum Sklaven der Sünde gemacht hat, mithin nicht völlig frei ist, wie Gott frei ist. Das (auch nach dem Sündenfall) verbliebene Maß an Freiheit macht den Menschen voll verantwortlich vor Gott. 
  • Gott lenkt sogar Ungläubige und Gottesrebellen so, wie er es (im Gericht, in der Vorsehung usw.) will. Umso mehr leitet er jene, die Er errettet und zum Heil erkauft hat, und in denen Sein Heiliger Geist als Besitzgarantie (»Siegel«, »Angeld«) wohnt.
  • Das biblische Phänomen der Parallelität (Concursus Dei) hilft uns zu erklären, wie Gott auch Böses verordnen kann, ohne der Sünde schuldig zu werden. Gott hat stets nicht hinterfragbar gute und heilige Absichten in allem, was Er verordnet. Böses bleibt immer Böses, aber Gott hat niemals böse Absichten in dem, was Er tut. Er kann niemals Böses tun (dies ist stets analytisch wahr). Gott ist so genial, dass Er sogar durch die (also mittels der, nicht nur: trotz der) bösen Absichten seiner Geschöpfe Seine guten Absichten zur Erfüllung bringen kann. Vom Sündenfall Satans, über den Sündenfall des Menschen, dem Leiden eines Hiob, eines Josephs (usw.) und – auf die Spitze getrieben – im Leiden und Sterben Jesu spannt sich eine lange, biblische Kette an Beweisen für diese Auffassung.
  • Dies alles ist Gott ein Leichtes und ist Gottes würdig. Immerhin hat Er den Menschen ausgedacht („konstruiert“) und gemacht und Er erhält ihn jede Sekunde am Leben, Freunde wie Feinde, Nachfolger wie Rebellen, Christen wie Götzendiener, Bekenner wie Leugner. Und zwar einzig und allein deswegen, und nur insofern, als dies zu Seiner Verherrlichung ausschlägt.[2] Es geht kein Weg daran vorbei: Soli Deo Gloria! (Röm 11,36).

Anmerkungen

[1]  Moralistic Therapeutic Deism (MTD) is a term that was first introduced in the book Soul Searching: The Religious and Spiritual Lives of American Teenagers (2005) by sociologists Christian Smith and Melinda Lundquist Denton. The term is used to describe what they consider to be the common beliefs among American youth. The book is the result of the research project the „National Study of Youth and Religion“.
The author’s study found that many young people believe in several moral statutes not exclusive to any of the major world religions. It is not a new religion or theology as such, but identified as a set of commonly-held spiritual beliefs. It is this combination of beliefs that they label Moralistic Therapeutic Deism:

  • A god exists who created and ordered the world and watches over human life on earth.
  • God wants people to be good, nice, and fair to each other, as taught in the Bible and by most world religions.
  • The central goal of life is to be happy and to feel good about oneself.
  • God does not need to be particularly involved in one’s life except when God is needed to resolve a problem.
  • Good people go to heaven when they die.

These points of belief were compiled from interviews with approximately 3,000 teenagers. (Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Moralistic_therapeutic_deism)

[2] Vgl.: »Welche Analogie wir auch immer [zur Erklärung des Concursus Dei] verwenden, sie löst das Geheimnis nicht auf. Gott ist Gott, und seine Beziehung zu seiner Schöpfung ist einzigartig. Wir können ihn nicht vollständig [in aller Tiefe] verstehen, ohne selbst Gott zu sein [vgl. Psalm 139:6]. Wir müssen uns damit begnügen, völlig zu glauben, was die Schrift lehrt, auch wenn wir Gott oder seine Lehre nicht umfassend beherrschen. Wir glauben, dass Gott alle Ereignisse souverän steuert. Wir glauben auch, dass Gott den Menschen echte Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten gibt und dass er sie für diese ihre Entscheidungen verantwortlich macht. Wir glauben an diese beiden klaren Lehren der Heiligen Schrift, ohne dass wir selbst völlig erkennen [und erklären] können, wie seine souveräne Steuerung aller Dinge mit der menschlichen Verantwortung und seinen frei getroffenen Entscheidungen in Übereinstimmung ist (Kompatibilität). Dieses Geheimnis sollte uns zum Lobpreis veranlassen. Wir loben Gott und ehren ihn, indem wir bekennen, wie groß er ist und dass ›seine Größe unermesslich ist‹ (Psalm 145:3).« ( Poythress, Vern S.: Chance and the Sovereignty of God: A God-Centered Approach to Probability and Random Events. Wheaton, IL: Crossway, 2014. Eigene Übersetzung; Fettdruck hinzugefügt.)

[3] Luther schreibt (im Zusammenhang): »Atque ita puer etiam alphabetarius ineptiam istam ridere potest, quod si hoc dandum fuerat adsertoribus liberi arbitrii, haberent certe omnes totius scripturae leges pro se, quibus Omnibus vires arbitrii possent confirmare. Duplex omnino est hie conversio. Una est nostra ad deum, altera est dei ad nos. Aliud est omnino, quando deus ad nos se convertit et quando nos ad deum. Exigit autem dominus conversionem a nobis non quod nos nostris viribus ea praestate possimus sed ut agnita imbecillitate nostra imploremus Spiritus opem, quo auctore possimus converti. Atque illa tum est conversio euangelii. Nam duplex est conversio: legis et euangelii. Lex tantum praecipit sed nihil praestatur, praestatur autem per euangelium, cum additur Spiritus, qui corda innovet et tum convertitiur ad nos deus, quae est conversio pacis, hoc est, ut non solum iusti simus sed et pleni gaudio et delectemus nos in bonitate dei. Hoc est quod Paulus ubique optat Christianis: Gratiam et pacem.« (WA 13, S. 551).