Ohne die Wahrheit verstehen wir weder Gott, noch die Welt, noch uns

Jeder Mensch braucht und hat eine generelle Vorstellung, mithilfe derer er alles, was er wahrnimmt, interpretiert, begreift und vermeintlich versteht. Wir nennen diese grundlegende, alles umfassende Vorstellung eine Weltanschauung. Manche wählen ihre Weltanschauung sehr bewusst, andere hingegen sind sich ihrer nicht bewusst oder setzen sich mit ihr nicht auseinander, aber alle haben sie als Denkrahmen (Paradigma) und persönlichen „Ich verstehe!“-Interpretationsschlüssel.

Warum ist das so? Weil wir Menschen nicht damit zufrieden sind zu wissen, was der Fall ist (Zahlen, Daten, Fakten), sondern danach streben, auch zu verstehen, was diese Zahlen, Daten und Fakten bedeuten. Menschen fragen nach dem Wozu, nach dem Sinn. Sinn im Sein und Tun zu suchen, ist uns Menschen ureigen, daher ist uns Sinnklärung und Sinnstiftung tiefes Bedürfnis. Wo aber diesen Sinn finden? Wer sagt uns zu Sinn und Sollen verlässlich Wahres? Wo finde ich objektive Wahrheit, die von der eigenen Existenz, Prägung und Begrenztheit unverfälscht, ungefärbt und uneingeschränkt ist?

Angesichts großartiger technischer Errungenschaften glauben viele, in einer Zeit reiner Vernunft und objektiver Wissenschaft zu leben. Der Fortschrittsglaube ist längst zur Religion vieler geworden. Und so sucht man Wahrheit und die Antwort auf die Fragen des Seins und Sollens in der angeblich neutralen Wissenschaft: Harald Lesch wird uns sicher alle Fragen objektiv beantworten können! Dieser Astrophysiker kann ja in einer Stunde so beeindruckend über 4,5 Milliarden Jahre Erdgeschichte reden, dass man fast vergessen könnte, dass er 99,9999987 % dieser Zeit gar nicht dabei war. Das nennen wir in der Wissenschaft extrapolieren (hier mit viel Extra und –noch viel mehr– medialer Politur). Nach Max Weber kann sich die wissenschaftliche Analyse aber nur dem Seienden widmen, die Klärung von Werturteilen und das Fragen nach dem Sollen (dem „Seinsollenden“) bleibe reine Glaubenssache. Auf der Suche nach einer tragfähigen Weltanschauung müssen wir also woanders suchen. Aber wo?

Wahrheit, objektive, ewige, vollständige Wahrheit, ist in der Tat die größte Mangelware unserer post-faktischen und post-postmodernen Zeit. Wir brauchen aber klare Aussagen darüber, was der Fall ist, wie alles zu verstehen ist und wie wir es zu bewerten haben. Das Fragen nach Sein, Sinn und Sollen ist uns Menschen wesenseigen, unterscheidet uns kategorial vom Tier. Wir brauchen dazu Antworten, am besten aus einer Quelle, die sich nicht täuschen kann und die nie lügen wird. Damit ist gesagt: Der Quell solcher Wahrheit kann nicht ein Mensch sein.

Angesichts des pervasiven (alles durchdringenden) Mangels an Wahrheit wundert es uns nicht, dass wir in einer Zeit der moralischen Beliebigkeit und des Glauben an die Konstruierbarkeit aller sozialen und ethischen Normen leben. Es fehlt nicht nur an Wissen, sondern auch an ethischer Orientierung, an sichernder Grenzziehung, an Gottesbewusstsein, an praktischem Wissen, wie das Leben gelingt. Die Alten haben das Weisheit genannt: Wissen über Gott und Mensch, Sünde und Heiligkeit, heute und morgen, angewandt im ganzheitlichen, zielorientierten Lebensvollzug. Daran mangelt es erdrückend. Die selbstgewählte Gottesfinsternis des Menschen hat seine Vernunft verhüllt, verdreht und verkrüppelt (Römer 1,21–22; Epheser 4,17–19; vgl. Johannes 3,19; Apostelgeschichte 16,18). Wir Christen leben in dieser „verdrehten (perversen) Welt“ (Philipper 2,15). Umso mehr brauchen wir die biblische Wahrheit des geschriebenen Gotteswortes, um unseren Glaubensweg coram Deo (vor dem Angesicht Gottes) in demütiger Weisheit und echter Heiligung gehen zu können (Johannes 17,17). Allein das ist menschenwürdiges Leben.

Der dritte Mangel, den wir beklagen, ist Liebe, jene Grundessenz, die der Schöpfer in die Textur unseres Menschseins fest verwoben hat. Wie viele Verzerrungen und Karikaturen von „Liebe“ geistern umher und lassen den Menschen mit teuer glitzernden Plastikfälschungen unbefriedigt und enttäuscht zurück? Wo gibt es echte Liebe, und wie sieht sie in Wahrheit aus? Gott allein kann den Pascal’schen »unendlichen Abgrund« unserer Seele (Pensées, Sec. VII, 425) wirklich ausfüllen. Er ist die Liebe (1.Johannes 4,16).

Unser Fragen wirft uns wieder zurück auf Platz 1: Wo finde ich „wahre Wahrheit“? Und woher weiß ich, was wahre Wahrheit ist? Wer sich in der Beantwortung dieser Frage nur um sich selbst dreht (sein Herz, Seine Vernunft, seine Bedürfnisse usw. befragt), wird in dieser Frage nicht weiterkommen. Wie bei der Navigation brauchen wir notwendiger Weise Bezugspunkte außerhalb des eigenen Referenzsystems. Oder besser: Jemand mit Überblick muss uns von außen verlässliche Informationen geben. Anders gesagt: wir brauchen Offenbarung. Selbstreferenz liefert prinzipiell keinen Fixpunkt, keine Orientierung. (Werfen Sie doch mal ihren Anker im Boot aus.)

Und was ist mit der Vernunft, der wir uns als „Aufgeklärte“ vertrauensvoll ausliefern sollen? Sie sei doch die verlässliche Führerin jenseits aller traditionellen Autoritäten, sagte man uns Jahrhunderte lang. Solcher Glaube ist 2020 aber schon längst überholt. Die Dialektik der Aufklärung hat das Projekt der Aufklärung (und damit den Modernismus und Fortschrittsglauben gleich mit) als gescheitert dargestellt: sie liefert Schlimmeres und mehr von dem, dem man eigentlich entrinnen wollte.

So bleibt es eine Frage des Glaubens und der Quelle solchen Glaubens. Wer glaubt, kann wissen. Umgekehrt geht das nicht. Der christliche Glaube ist daher so ziemlich das Gegenteil dessen, was man landläufig unter „glauben“ versteht. Existentiell entscheidend erweist sich, was man glaubt und wem man glaubt. An der Schriftfrage entscheidet sich alles. Und die wird erst dann richtig entschieden, wenn man eine Lebensbeziehung zu der Person hat, die die Wahrheit in Person ist (Johannes 1,14; 14,6), und die stets die Wahrheit sagt (Johannes 16,7). Die Erkenntnis der Wahrheit wird den Glaubenden freimachen (Johannes 8,32; 17,17.19).

Was glauben Sie? Viel wichtiger: Wem glauben Sie?

Hybris und Ignoranz verarmen den Menschen ganz

»Es kommt nicht von ungefähr, dass das lnfragestellen der Bibel als dem geoffenbarten Gotteswort mit dem Einsetzen des aufklärerischen Denkens korrespondiert und dass damit die Erhebung des Menschen über Gott begann. Dies hängt ursächlich zusammen mit dem Anspruch, alles erkennen zu wollen, und dem allmählich entstehenden Glauben, auch tatsächlich alles erkennen zu können.

Demgegenüber ist hervorzuheben, dass die Menschen dieser Welt die Bibel niemals vollkommen werden ergründen können, was freilich eine Anfrage an die Denkmöglichkeiten und den Erkenntnisradius des Menschen bedeutet und nicht etwa eine Anfrage an den Realitätsgehalt von Gottes Wort

Prof. (em.) Dr. Lutz E. v. Padberg (*1950)
Die Bibel – Grundlage für Glauben, Denken und Erkennen (Neuhausen-Stuttgart: Hänssler, 1986).

logikos.CLUB

Dies ist der CLUB (Christen Lesen Und Beten) der Logikosse. Wir sind Christen, die zurück zum Wort Gottes wollen. Wir wollen es immer wieder Lesen, alle unsere Denkfundamente dort gründen und darauf unser Leben bauen, denn dieses Wort Gottes ist vernünftig und unverfälscht: Das Echte, Die Wahrheit. Und: Darin gegründet und davon motiviert wollen wir ein Leben führen, das zur Ehre Gottes ist. Diesen Lebensstil der AnBetung erachten wir als einzig vernünftige Art zu leben. Unsere Herausforderung ist, richtige Lehre (Orthodoxie) und richtige Praxis (Orthopraxis) zusammenzuhalten.

Das Ziel der Theologie ist die Anbetung Gottes. 
Die Körperhaltung der Theologie ist auf den Knien. 
Die Praxis der Theologie ist Buße.

Sinclair B. Ferguson, zitiert in: James Montgomery Boice und Philip Graham Ryken, The Doctrines of Grace, Wheaton, IL (Crossway) 2002, S. 179; Deutsch: James Montgomery Boice und Philip Graham Ryken, Die Lehren der Gnade, Oerlinghausen (Betanien) 2009, S. 201.

LOGIKOS kommt aus dem Bibelgriechischen λογικός und hat nach Strongs Lexikon (logikos, Strong #3050) folgende Bedeutung:

  • betreffs der Rede oder des Reden
  • betreffs des Verstand oder der Logik
    • geistlich, die Seele betreffend
    • einsichtsvoll, vernünftig, logisch

Dieses Wort kommt im Neuen Testament der Heiligen Schrift an zwei charakteristischen Stellen vor:

Gottes Wort. Wie neugeborene Kinder seid begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch (τό λογικόν γάλα), damit ihr durch diese wachst zur Errettung,  wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass der Herr gütig ist.  (1Petrus 2,2-3 ELBCSV).

Gottes Dienst. Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, was euer vernünftiger [Gottes]Dienst (λατρεία λογικη) ist. (Römer 12,1 ELBCSV).

Richtiger Gottesdienst kann geistlicher Weise nur auf Gottes Wort (richtiger Theologie) gründen und wachsen. Unsere Doxologie wird sich nie über unsere Theologie erheben können. Nach elf Kapiteln gründlichster Darlegung des Evangeliums Gottes ist für den Apostel Paulus die einzig mögliche Zusammenfassung und Schlussfolgerung des Evangeliums die Anbetung Gottes:

O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unergründlich seine Wege!
Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm zuvor gegeben, und es wird ihm vergolten werden?

Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge;
ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.

Römer 11:33-36 (ELBCSV 2003)

400 Jahre Synode in Dordrecht

Vor vierhundert Jahren saßen im holländischen Dordrecht (auch: Dordt, Dort) von November 1618 bis Frühjahr 1619 rund einhundert Vertreter verschiedener nationaler Kirchen zu Beratungen bei der ersten und einzigen gesamteuropäischen Synode der Reformierten zusammen. Das Ergebnis dieser europaweiten Synode wurde in der sog. „Lehrregel von Dordrecht“ zusammengefasst. Gekürzte (und oft verfälschte) Zusammenfassungen der Lehrregel werden bis heute unter der moderneren Bezeichnung „Die fünf Punkte (des Calvinismus [1])“ oder dem Akronym „TULIP“ [2] diskutiert. Der vierhundertste Geburtstag der Lehrregel wurde 2019 in den Niederlanden feierlich begangen, in Deutschland blieb er in den protestantischen Glaubenskreisen eher unterbelichtet, zumal sich in den letzten Jahrzehnten in den protestantischen Freikirchen eine ausgeprägt anticalvinistische Kultur breitgemacht hat.

Die Reformation war damals schon einhundert Jahre alt, die gegensätzlichen Glaubensüberzeugungen der alten Römisch-katholischen Kirche und der Reformatorischen Kirchen hatten sich bis in die weltlichen Herrschaftsstrukturen hinein verfestigt. Glaubensstreit war meist auch politischer Streit und vice versa. Mithin war Glaubensstreit auch Bedrohung für die Einheit im Staat. Wer würde gewinnen: Die Reformation oder die Gegenreformation? Aus der zunächst akademischen Debatte wurde ein bedeutender theologischer Streit, der sich ausweitete und die Kirche zu spalten drohte. Die Spannung in der niederländischen Gesellschaft wurde so groß, dass ein Bürgerkrieg eine ernste Möglichkeit darstellte.

Der konkrete Streit war durch Nachfolger des Leidener Professors für Theologie,  Jacobus Arminius (lat. für Hermanszoon, 1559/60–1609) entstanden. Diese sog. „Remonstranten“ („Protestler“) forderten um 1610 eine Revision der reformierten niederländischen Bekenntnistexte, da sie abweichende Ansichten zum Heidelberger Katechismus und dem Niederländischen/ Belgischen Glaubensbekenntnis entwickelt hatten, den beiden verbindlich geltenden Glaubensbekenntnissen. Entsprechend den röm.-kath. Auffassungen von verdienstvoller Gnade und menschlicher Mitwirkung an der Rechtfertigung (Vermischung von Rechtfertigung mit Heiligung) wurde von den Remonstranten das Mitwirken des Menschen an seinem Seelenheil wichtig. Die Zentralität und Souveränität Gottes als Retter war ihnen zusehend anstößig geworden, denn er stelle Gott als Tyrann dar. So formulierten sie fünf Positionen, die dann von der Synode diskutiert und in der Lehrregel systematisch in fünf „Lehrstücken“ mit jeweils positiven Artikeln der Lehre und negativen Verwerfungen der Irrtümer insgesamt zurückweisend beantwortet wurde.

Es ist still geworden um die Synode von Dordrecht. Das liegt natürlich auch an den Lehrsätzen, die damals verabschiedet wurden. Für die Mehrzahl der Evangelikalen sind die „Lehrstücke“ inhaltlich und vom Wortlaut her weitgehend fremd geworden. Man kennt sie meistens nur noch aus polemischen Darstellungen der sog. „Fünf Punkte (des Calvinismus)“ aus anticalvinistischer Quelle. Die beständigen Bemühungen zur Re-romanisierung des Glaubens sind auch nach 400 Jahren noch wirksam und erfolgreich. Der Zeitgeist des „Der Mensch im Mittelpunkt“, der Götze des „[absolut] freien Willens“ und die individualistische Kultur des Westens liefern ideologischen Rückenwind.

Wo die Heilige Schrift nicht die alleinige Basis und Quelle unserer Gedanken und unseres Glaubens bildet, und das war das Anliegen der Reformatoren, machen sich schleichend allerlei andere Gedanken breit. Martin Luther sagte es mit der ihm eigenen kräftigen Sprache: „Wer nicht die Heilige Schrift hat, muss sich mit seinen [eigenen] Gedanken begnügen. Wer keinen Kalk hat, mauert mit Dreck.“ (vgl. Jesaja 55,8).

Für eine wieder größer werdende Anzahl von Menschen und Gemeinden beschreiben die „Lehrsätze“ (engl. canons) die „Lehren der Gnade [Gottes]“ (engl. „Doctrines of Grace“). Sie sehen in der Heiligen Schrift überall das großartige, sich Selbst verschenkende Wesen Gottes, der rechtmäßig verdammten Sündern durch das Opfer seines eigenen, allerliebsten Sohnes die Erlösung von Sünden und Schuld erkauft hat. Das ist mehr, als die beste Gerechtigkeit liefern konnte. Das ist Gnade. Das ist großartig und anbetungswürdig! Der Erlöste wird darüber ein Mensch der Freude und der Anbetung. Er hat auch allen Grund dazu! Mit Paulus erfasst er als summa und finis des Evangeliums, dass »von ihm und durch ihn und für ihn alle Dinge sind«. Daher erfüllt es den Glaubenden zutiefst, diesem Gott ewig alle Ehre zu geben: »Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.« (Römer 11,36).

Anmerkungen

[1] Der reformierte Glaube („Calvinismus“) bestand noch nie aus nur „5 Punkten“, gar aus den unter „TULIP“ dargestellten fünf Punkten. Schon vorher waren die 129 Fragen und Antworten des Heidelberger Katechismus und das Niederländisch/Belgische Glaubensbekenntnis mit seinen 37 Artikeln verbindlich (das wären also zumindest 166 „Punkte“!). Die Lehrregel von 1619 mit ihren fünf Lehrstücken fügt diesen beiden Bekenntnisschriften nichts Neues hinzu, sondern wurde nur als Anwendung und Klarstellung des bestehenden reformatorischen Glaubens bezüglich der abweichenden Aussagen der Remonstranten verstanden. Nach der Synode wurde die Lehrregel dem verbindlichen Glaubensbekenntnis hinzugefügt (damit wären es 171 „Punkte“!). – Auch das 1647 folgende englische Glaubensbekenntnis („The Westminster Confession of Faith“– Larger Catechism) enthält 196 (!) Fragen und Antworten, die kürzere Version von 1648 immer noch 107 Fragen und Antworten.

[2] Das Akronym „TULIP“ wurde wahrscheinlich erst 1905 von dem presbyterianischen Pastor und Theologieprofessor Cleland McAfee erfunden. Und weil tulip im Englischen für Tulpe steht, habe es etwas mit den Niederlanden zu tun. Das ist aber eher „getretener Quark“ (Goethe). „TULIP“ stammt jedenfalls sicher nicht von der Dordrechter Synode. Insofern ist es zumindest ein Anachronismus, wenn die „Lehrregel“ von vor 400 Jahren praktisch mit dem „TULIP“ des 20. Jahrhunderts gleichgesetzt wird. Meist geht eine Missrepräsentation und Verzerrung der theologischen Inhalte damit einher.

Leseempfehlungen

Die Lehrregel von Dordrecht, zusammen mit dem Heidelberger Katechismus und dem Niederländischen Glaubensbekenntnis, findet man in deutscher Sprache bei der SERK Heidelberg (Verein für Reformation in Deutschland e. V., 2010; PDF). – Die Lehrregel ist für die Kirche geschrieben worden, also nicht-akademisch, sie sind gut verständlich.

Eine gut lesbare Darstellung der „Weichenstellung in Dordrecht“ mit geschichtlichem Abriss und einer kurzen Besprechung der „Fünf Punkte“ liefert Holger Lahayne auf seinem Blog.

CREDO Magazine (Vol. 9, Issue 3, 2019), zu lesen auf deren Website.

Soli Deo Gloria – Ein Beitrag zum Reformationsjubiläum

Mitschrieb eines Vortrags von Dr. Steven J. Lawson auf der Reformationskonferenz 2017, Wittenberg, 21.05.2017

Denn von ihm
und durch ihn
und für ihn sind alle Dinge.
Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit!

Amen.

Römerbrief 11,36 (ELBCSV 2003)

»Mit dem Thema Soli Deo Gloria betreten wir heiligen Boden. Unser Leittext ist Römerbrief 11,36: „Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“  Wir wollen uns auf diesen Vers konzentrieren und tief in ihm graben. Unser Ziel ist, darin die Größe und Herrlichkeit unseres Gottes zu erkennen.

Der Kronjuwel und Diamant der fünf Solas ist dieses fünfte Sola: Soli Deo Gloria, Gott allein [sei] die Ehre“. Alles im Römerbrief führt hinauf zu diesem Vers, und auch alles in unserer Theologie steigt hinauf zu dieser höchsten Stufe, diesem Gipfel. Soli Deo Gloria ist der absolute Höhepunkt, der Mount Everest, aller fünf Solas. Alles ist inbegriffen in diesem fünften Sola. Die ersten vier Solas sind wie Treppenstufen, die hinführen, diese höchste Spitze zu erreichen. Nur eine Rettung, die sich alleine in der Heiligen Schrift gründet, die alleine durch die Gnade und allein mittels des Glaubens und allein in Christus geschieht, hat zum Ergebnis, dass Gott allein die Ehre bekommt. Jede andere Theologie beraubt Gott seiner Herrlichkeit. Einzig diese Theologie gibt Gott die größte Ehre und Herrlichkeit. Wir können über die fünf Solas so denken: Sie sind ein großer Tempel der Wahrheit. Das massive Fundament dieses Tempels ist das Sola scriptura: alles basiert auf dem einen Fundament der Heiligen Schrift. Drei wuchtige Säulen stehen auf diesem Fundament, nämlich dass Rettung allein durch die Gnade, allein mittels des Glaubens und allein in Christus ist. Diese Aussage ist die prägnanteste Kurzdarstellung des Evangeliums, die es gibt. Wenn diese massive Grundlage gelegt ist und diese wuchtigen Säulen fest aufgerichtet sind, dann deutet die Dachlinie darüber zum Himmel und gibt Gott allein die Ehre. Wenn es aber einen Sprung oder eine Bruchkante im Fundament gibt und Traditionen und Menschenmeinungen in diesem Fundament Platz bekommen, oder es irgendwelche Risse und Brüchigkeiten in einer der drei Säulen gibt, dann bricht die Dachlinie zusammen und zeigt nicht länger direkt hinauf zu Gott. Erst wenn die ersten vier Solas fest an ihrem Platz sind, geben sie wahrhaftig Gott allein die Ehre. 

Dieser eine Vers aus Römer 11 bildet den Abschluss der Kapitel 1 bis 11 des Römerbriefes. Er wurde nicht zufällig dort platziert, sondern ist vielmehr die Schlussfolgerung alles dessen, was Paulus bis dahin gesagt hatte, er steht dort als Schwerpunkt und Höhepunkt des Textes. Hier haben wir das Große Crescendo der Darlegung des Evangeliums durch Paulus vor uns. Dieser Vers ist die Spitze dieses Tempels, die oberste Sprosse auf der Leiter der Wahrheit, die höchste Stufe auf der Treppe des Evangeliums, das größte Diadem in der Krone auf Gottes Haupt: Gott alleine sei alle Ehre und Herrlichkeit. Es geht nicht um deine Kirche, Gemeinde oder Denomination, es geht nicht um deinen Dienst oder deine Sache, sondern es geht letztlich allein um die Ehre Gottes.« …


Link zum gesamten Vortrag

Die Mitschrift zum Vortrag ist als PDF hier zu haben (380 kB). Die Rechte am Vortrag haben der Autor und Redner sowie das EBTC als Ausrichter der Konferenz und als Anbieter der Vorträge auf mp3 oder DVD. Die Rechte an der Mitschrift hat der Betreiber dieses Blogs (grace@logikos.club).

Über den Autor

Dr. Steven J. Lawson ist Präsident und Gründer von OnePassion Ministries, einer Einrichtung zur Ausbildung von Auslegern der Heiligen Schrift. In mehreren Städten weltweit leitet er Veranstaltungen des The Institute for Expository Preaching. Er ist Teaching Fellow und Vorstandsmitglied von Ligonier Ministries. Zusätzlich arbeitet er als Professor of Preaching, Mitarbeiter und Vorstandsmitglied im Doctor of Ministry-Programm des The Master’s Seminary (Sun Valley, CA, USA). Dr. Lawson ist auch Executive Editor des Expositor Magazine, das von OnePassion Ministries herausgegeben wird.
Dr. Lawson und seine Frau Anne haben drei Söhne (Andrew, James und John) und eine Tochter, Grace Anne. (Quelle [11.05.2021])

Ein Aufruf zur Verkündigung

Ich rufe euch an diesem Tag auf,

  • das Schwert kreisen zu lassen,
  • den Spiegel vorzuhalten,
  • den Samen auszustreuen,
  • die Milch zu servieren,
  • die Leuchte aufs Lampengestell zu setzen,
  • die Fackel weiterzugeben,
  • den Hammer zu schwingen.

Hört auf, auf der Kanzel weltliche Weisheiten zu verkündigen.
Kappt alle Unterhaltungsprogramme.
Feuert das Drama- und Anspiel-Team.
Reißt die Stecker aus der Lichteffektanlage.
Verankert die Kanzel vorne mittig im Versammlungssaal.

Stellt euch hin wie Männer, öffnet die Bibel und lasst das Wort erschallen.

Steve Lawson (Shepherd’s Conference, Sun Valley, CA, 2015)

Was war nochmal die Frage? – Eine Rezension von: Die Fünf [sic!] Punkte des Calvinismus (Peter Streitenberger)

Peter Streitenberger
Die Fünf Punkte des Calvinismus – Eine Antwort
CMD, 2007, Pb., 160 Seiten | ISBN: 978-3939833086

Der Herausgeber ist der Christliche Mediendienst Hünfeld GmbH (CMD) mit dem unter dem Namen Karl Plock als Geschäftsführer auftretenden Wilfried Plock (mediendienst.org). Das Buch geisterte in mehreren Fassungen schon etliche Jahre vor der Druckherausgabe auf der Website des Herausgebers/Inhabers und an anderer Stelle im Internet in PDF-Form oder als E-Book herum (bibelkreis.ch; siehe auch: Konferenz für Gemeindegründung, Nr. 87, 3/2006, www.kfg.org). Im Vorwort des Buches schreibt Plock, Streitenberger sei »es gelungen, die relativ komplexe Thematik verständlich darzustellen.« Inhaltlich stellt sich Plock, der auch Leiter der KfG Deutschland ist, voll hinter Streitenbergers Aussagen und meint, dieses Buch sei »notwendig«.

Der Autor, Peter Streitenberger (*1979), ist Diplom-Sozialpädagoge (FH). Er hat im Zweitstudium Germanistik und Philosophie studiert. Eine 67seitige Kurzfassung dieses Buches reichte er später (2010) als Magisterarbeit an der Universität Eichstätt-Ingolstadt ein; sie wurde vom Nürnberger Verlag für Theologie und Religionswissenschaft (VTR) 2012 veröffentlicht. Streitenberger ist im deutschsprachigen Raum wegen seiner anti-calvinistischen Beiträge (und deren oft bedauernswert schlechtem Stil) auf der Webseite bibelkreis.ch bekannt geworden. Ein Beitrag von ihm auf academia.edu aus dem Jahr 2019 zeigt, dass er diesen Stil und Inhalt weiter pflegt. Auch die vielen Fehler in Satzbau und Orthographie sind sehr störend.

Zu Inhalt und Ziel. Streitenberger verfolgt mit diesem Buch die Zielsetzung: »Der Leser soll in die Lage versetzt werden, die grundlegenden Gedankenketten zu verstehen, um dadurch selbst prüfen zu können, ob die Lehre Calvins, die heute wieder verstärkt vertreten und verkündigt wird, akzeptiert werden kann oder nicht.« Bei solcher Zielsetzung muss man diese Gedankenketten erst einmal sachlich und richtig präsentieren. Da der Autor das Urteil über »die Lehre Calvins« dann dem Leser selbst überlassen will (er soll »selbst prüfen«), kann er sich ein eigenes Urteil über diese Lehre eigentlich sparen.

Leider werden beide vom Autor angegebenen Zielsetzungen nicht erreicht. Dies wurde in vielen Rezensionen nachgewiesen, kurzen und ausführlichen, wie folgende mit Zitaten kommentierte Liste aufzeigt.

Rezensionen

1. Joachim Schmitsdorf: Rezension: Peter Streitenberger, Die fünf Punkte des Calvinismus. Eine Antwort. (Quelle im Web hier; PDF; Backup)

»Das Buch beginnt schon mit dem Irrtum, die Erwählung sei der „Kerngedanke“ sowie „Dreh- und Angelpunkt“ der calvinistischen Lehre (S. 14). … Diese durch die Synode von Dordrecht 1618-1619 formulierten „fünf Punkte“ sind nicht mit „dem Calvinismus“ gleichzusetzen.«
»Immer wieder beruft sich Streitenberger auf Dave Hunts Buch What Love is This?, doch dieses ist die denkbar schlechteste Quelle zum Thema; es ist voll schlechter Argumente und sachlicher Fehler«.
»Fazit. Dem selbst gestellten Anspruch, seine Aussagen müssten „sich daran messen lassen, ob sie mit Gottes Wort in Einklang stehen“ (S. 11), wird dieses Buch nicht gerecht.«

2. Was war nochmals die Frage? – Eine Rezension des Buches „Die fünf Punkte des Calvinismus – Eine Antwort“ von Peter Streitenberger. (Archivkopie PDF) – Eine ausführliche Diskussion der Inhalte, Argumente und des Stils dieses Buches (19 Seiten).

»Diese Rezension gliedert sich in die Aspekte: Erster Eindruck, Polemik, Kriterien, Zitate, Bibelkritik, Calvinismus, Begriffe, Anmaßung, Ein weiterer Kardinalfehler, Vernebelungstaktik, Fazit sowie eine Schlussempfehlung. Insgesamt nötigt sich der Eindruck auf, dass hier die bereits überlegen widerlegte –weil sachlich und biblisch nicht haltbare– Polemik von Dave Hunts „What love is this?” in neuem, trübem Aufguss serviert und fast unverhohlen Gemeindespaltung gefo(e)rdert wird
»Streitenberger liefert m.E. eine zu sehr verkürzte und überdies verzerrte Darstellung, die nicht empfohlen werden kann. Wer eine ausgewogene Darstellung und ggf. Korrektur sowohl der arminianischen als auch der calvinistischen Sondersichten aus biblischer Perspektive finden will, kann auf viel bessere und sachlich angemessenere Quellen zurückgreifen, insbesondere solche von Menschen, die vor Gottes Wort tiefe Ehrfurcht hatten/haben und vermitteln und schon von daher empfehlenswert sind.«

3. Sebastian Merk: Buch-Rezension: Die Fünf Punkte des Calvinismus – Eine Antwort. (Quelle im Web unter www.evangeliums.net)

»Die fast inflationäre Verwendung von Sekundärzitaten erschwert die Überprüfung der Quellenangaben erheblich und ist unüblich. Mängel im Lektorat des Buches finden sich auf den S. 39, 85, 101, 102, 130.«
»Bezüglich der persönlichen Bekehrung Calvins Zweifel zu säen und damit Rückschlüsse auf die von ihm formulierte Dogmatik zu ziehen, ist angesichts der Tatsache, dass das Infragestellen der Errettung wohl der schwerste denkbare Angriff auf einen Christen ist, ein unerfreulicher Abschnitt der Lektüre
»Auch die Ausführungen zu der Rolle Calvins in Bezug auf Hieronymus Bolsec und Michael Servetus sind einseitig und oberflächlich
»Obwohl der Autor und der Verleger diese Schrift als sachlichen Diskussionsbeitrag verstanden wissen möchten, wird sie vom Leser über weite Strecken als kämpferische Streitschrift empfunden, die ein hartes Urteil über eine der Hauptströmungen der evangelischen Theologie enthält
»Dieses Buch wird NICHT empfohlen



Zum Heil wurde mir bitteres Leid…

Siehe, zum Heil wurde mir bitteres Leid: Du zogst liebevoll meine Seele aus der Vernichtung Grube; denn alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen.

Jesaja 38,17

Steht Deine Hütte gerade in Flammen?

Der einzige Überlebende eines Schiffbruchs wurde an eine kleine, unbewohnte Insel gespült. Er betete intensiv zu Gott um seine Rettung. Jeden Tag suchte er den Horizont nach Hilfe ab, aber es war niemand zu erkennen. Schließlich war er ganz erschöpft, aber er schaffte es noch, aus dem angespülten Holz eine kleine Hütte zu bauen, um Schutz vor der Sonne und schlechtem Wetter zu haben und um seine wenigen Besitzstücke aufzubewahren.

An einem Tag, an dem er die Inseln wieder nach ein paar essbaren Dingen durchstreift hatte, fand er heimkommend seine Hütte lichterloh in Flammen vor. Der Rauch stieg auf zum Himmel. Das Allerschlimmste war passiert: Er hatte auch noch das Wenige, das er besaß, komplett verloren. Gebrochen von Trauer und Zorn rief er aus: »Gott, wie konntest Du mir das antun!«

Am folgenden Morgen erwachte er durch das Geräusch eines Schiffes, das sich der Insel näherte. Es kam, um ihn zu retten! »Woher wusstet ihr, dass ich hier bin?«, rief er aus. »Wir haben dein Rauchsignal gesehen!«, kam die Antwort.

Ein Mensch ist bald entmutigt, wenn es nicht gut geht. Aber wir brauchen den Mut nicht zu verlieren, denn Gott ist in unserem Leben am Werk, sogar mitten in Schmerz und Leiden. Denke einmal darüber nach, beim nächsten Mal, wenn Deine Hütte mal wieder abbrennt: Vielleicht ist es einfach ein Rauchsignal, wodurch Dir Gottes Gnade näher gebracht wird!



Nach einem Artikel (o. V.) in: Bode von het Heil in Christus (Vaassen, NL), Jg. 143, Nr. 6/7 (Juni/Juli 2000).