2024: Ein Jahr der Heiligung durch Gottes Wort

von Robb Brunansky, 3. Januar 2024

Das neue Jahr steht vor der Tür, und ich hoffe, dass wir uns für 2024 vorgenommen haben, uns in Gottes Wort zu vertiefen. In der gesamten Kirchengeschichte haben Christen, die der Heiligen Schrift mächtig waren, systematisch Jahr für Jahr in der Heiligen Schrift gelesen. Ein neues Jahr ist eine großartige Gelegenheit für einen Neuanfang, und deshalb sollten wir alle ermutigt werden, fleißig und diszipliniert in der Bibel zu lesen.

Zunächst sollten wir zwei falsche Beweggründe für das Lesen des Wortes Gottes bedenken. Wir dürfen die Bibel nicht einfach nur lesen, um Informationen anzuhäufen. Es gibt Millionen von unerweckten Menschen in Bibelstudien, Kirchen, Universitäten und Seminaren, die Gott nicht kennen und durch ihr Studium nicht im Geringsten verändert worden sind. Wir sollten die Bibel auch nicht einfach als eine weitere Aufgabe auf unserer täglichen Aufgabenliste lesen. 

Wenn wir über das Bibelstudium und das Bibellesen im Jahr 2024 nachdenken, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir zwar jeden Tag die Lektüre abhaken, aber keinen Nutzen aus unserer Zeit im Wort Gottes ziehen können. Deshalb müssen wir an die Bibel herangehen, nicht als ob wir etwas für Gott tun, indem wir sein Wort lesen, sondern als Menschen, die danach hungern, dass er etwas in uns tut. Das Ziel des Bibellesens ist Heiligung, Verwandlung und Wachstum in der Heiligkeit.

Die Worte Jesu in Johannes 17,17 helfen, diese Wahrheiten in unserem Bewusstsein zu festigen. Hier betete Jesus: »Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit«. Dies ist eine wunderbare Bitte, die Jesus an den Vater richtet. Er bittet den Vater, alle Gläubigen in der Wahrheit zu heiligen, welche er mit dem Wort Gottes gleichsetzt. Es gibt drei Dinge, über die wir nachdenken sollten, wenn wir diese Bitte unseres Herrn betrachten.

1  Zunächst sollten wir die Bedeutung der Heiligung betrachten

Auf der grundlegendsten Ebene bedeutet Heiligung, abgetrennt und heilig gemacht zu werden. Zum Beispiel sollte der Sabbat im Alten Testament heilig sein. Auch Menschen konnten heilig sein, wie wir in Jeremia 1,5 lesen: »Bevor ich dich im Mutterleib bildete, habe ich dich erkannt, und bevor du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt: Zum Propheten an die Nationen habe ich dich bestellt«. Das Wort »geheiligt« hat die Bedeutung von „abgesondert sein“. Jeremia war für den Dienst an Gott als Prophet für die Völker bestimmt und abgesondert, bevor er überhaupt geboren wurde. 

Die Bedeutung von Heiligung macht deutlich, dass es sich sowohl um eine feste Stellung als auch um einen fortschreitenden Prozess handelt. Man kann sagen, dass ein Mensch geheiligt ist, während er gleichzeitig noch geheiligt wird. Gott sondert Menschen für seinen eigenen Gebrauch aus und diese Menschen wachsen allmählich in ihrer Nützlichkeit für Gott, wenn sie lernen, seinen Charakter nachzuahmen, indem sie zeigen, dass sie Gott gehören. Sie tun dies durch den Glauben, der sich in einem durch Liebe motivierten Gehorsam ausdrückt. Wenn wir die Heilige Schrift studieren, stellen wir fest, dass Heiligung auf diese Weise beschrieben wird. 

Heiligung ist nicht etwas, das nur äußerlich ist, und ist auch nicht nur eine Veränderung unseres Verhaltens. Menschen, die nicht für Gott ausgesondert sind – Ungläubige – erfüllen die Begierden ihres alten Wesens und leben für ihre eigenen egoistischen Wünsche. Glaubende hingegen lassen ihr Leben nicht von denselben Begierden beherrschen. Sie kämpfen immer noch mit den ungöttlichen Begierden, die wir verleugnen sollen. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass im Glaubenden neue Begierden auftauchen und wachsen, nämlich Gott zu gefallen, den Willen Gottes zu tun, die Ehre unseres Herrn Jesus Christus zu suchen und zum Wohl anderer zu leben und die Gnade unseres Gottes zu verherrlichen.

2  Zweitens: Verstehen Sie den Prozess der Heiligung.

Heiligung ist Gottes gnädiges Wirken in unserem Leben. Keiner verdient es, von Gott geheiligt zu werden. Wir haben in uns selbst keinen Anspruch Gott gegenüber, mit dem wir zu ihm kommen und verlangen könnten, dass er uns heilige. 

Die Tatsache, dass die Heiligung ein Werk Gottes ist, wird im gesamten Neuen Testament hervorgehoben und allen drei Personen des dreieinigen Gottes zugeschrieben. In 1. Thessalonicher 5,23 heißt es: »Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde untadelig bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.« Die Heiligung wird in Epheser 5,26 auch Jesus Christus zugeschrieben, wo es heißt: »damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort«. Außerdem sehen wir in 2. Thessalonicher 2,13, dass der Heilige Geist uns heiligt. Paulus schreibt: »Wir aber sind schuldig, Gott allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang erwählt hat zur Errettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit«. Der dreieinige Gott ist bei unserer Heiligung am Werk. 

Das bedeutet nicht, dass wir bei unserer Heiligung rein passiv bleiben dürften. Die Heilige Schrift ist voll von Geboten, Gott zu gehorchen, uns zu reinigen, uns der Ungerechtigkeit zu enthalten, die Unzucht zu fliehen, gottlose Begierden zu verleugnen, der Gerechtigkeit und der Frömmigkeit nachzujagen. Uns wird gesagt, dass wir unser Heil mit Furcht und Zittern bewirken (o. hervorbringen; Philipper 2,13) sollen. Wir müssen jedoch immer daran denken, dass wir, selbst wenn wir uns mehr als alle anderen anstrengen und eine Heiligkeit erlangen, die alle anderen Sünder übertrifft, dies nur der Gnade und Macht Gottes in unserem Leben zu verdanken ist und nicht unserer Kraft, Macht oder Anstrengung. 

Wie heiligt Gott uns? Heiligung hat zwei Bedeutungen: die eine geschieht bei der Bekehrung und ist ein einmaliges Ereignis, die andere schreitet im Laufe unseres Lebens voran. Beide Aspekte der Heiligung geschehen durch die Wahrheit von Gottes Wort

Gott heiligt uns zunächst durch die Wahrheit seines Wortes, setzt uns für sich selbst zur Seite. Wir wissen, dass der Glaube durch das Hören der Verkündigung kommt und die Verkündigung durch das Wort Gottes (Römer 10,17). Oder wie Jakobus es ausdrückt: »Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, damit wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien« (Jakobus 1,18). Petrus sagt dasselbe in 1. Petrus 1,23, wo er schreibt: »die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes«.

Die fortschreitende Heiligung geschieht auf dieselbe Weise wie unsere Bekehrung: durch Gottes Wort. Der Geist Gottes benutzt das Wort Gottes, um uns heiliger zu machen. Neben Johannes 17,17 steht eine der klarsten Aussagen in diesem Sinne in Apostelgeschichte 20,32, wo Paulus, als er die Ältesten von Ephesus zum letzten Mal verließ, sagte: »Apostelgeschichte 20:32 (ELB03) Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das vermag, aufzuerbauen und das Erbe zu geben unter allen Geheiligten«. Paulus war sich sicher, dass die Epheser im Wort Gottes alles hatten, was sie brauchten, um den Wettlauf stark zu beenden.

Einige der beliebtesten Verse zu diesem Thema finden sich im Psalm 119, wo uns ein wunderbares Zeugnis für die Macht des Wortes Gottes bei der Heiligung gegeben wird. In Versen 104f sagt der Psalmist: »Aus deinen Vorschriften empfange ich Einsicht; darum hasse ich jeden Lügenpfad. Dein Wort ist Leuchte meinem Fuß und Licht für meinen Pfad.« Beachten Sie, dass der Mensch, der im Glauben zu Gottes Wort kommt, Verständnis für Wahrheit, Gerechtigkeit, Recht, Weisheit, Heiligkeit, Sünde und Errettung erlangt. Das Wort Gottes zieht uns zu sich, indem es uns die Wahrheit offenbart, und der Geist Gottes wirkt in unseren Herzen. Wir wollen keine Lügen, keine Philosophien der Welt und keine Ratschläge der Gottlosen; wir wollen nur die Wahrheit.

3  Schließlich müssen wir den Prozess der Heiligung anwenden. 

Wie lesen wir die Bibel so, dass Gottes Kraft uns durch sein Wort verwandelt? Fünf Hinweise:

Erstens: Wertschätzen Sie das Wort Gottes. Wenn wir durch Gottes Wort verändert werden wollen, müssen wir es lieben und uns daran erfreuen. Es ist ein Wunder, dass der ewige Gott uns überhaupt etwas offenbart, geschweige denn eine so vollständige und umfassende Offenbarung seiner selbst in seinem Wort! gibt 

Zweitens: Lesen Sie Gottes Wort unter Gebet. Beim Lesen sollten wir in einem Geist des Gebets sein und den Heiligen Geist bitten, unsere Herzen zu prüfen, unsere Sünde aufzudecken und uns in unseren Entmutigungen und Nöten zu trösten. 

Drittens: Lesen Sie Gottes Wort im Glauben. Die Verheißungen Gottes gehören uns alle in Christus Jesus, so dass wir glauben, vertrauen und in seinen Worten ruhen können.

Viertens: Lesen Sie Gottes Wort in Demut. Wir können Gottes Wort nicht so verändern, dass es das sagt, was wir wollen. Vielmehr wir müssen das, was es sagt, ohne Rücksicht auf unsere eigenen vorgefassten Meinungen annehmen. 

Fünftens: Lesen Sie das Wort Gottes mit dem Wunsch, ihm zu gehorchen. Wir kommen nicht zum Wort, um bloß Informationen zu erhalten, sondern vielmehr, um verwandelt zu werden! Wir müssen das Wort Gottes mit dem Willen lesen, es zu befolgen. 

Wenn wir das Wort mit diesen Prinzipien im Hinterkopf lesen, wird Gott treu in uns wirken und uns durch sein Wort heiligen. Werden wir treu sein und jeden Tag demütig und treu zu Gottes Wort kommen, mit einem Herzen, das nach Heiligkeit verlangt? Ich bete, dass dies unser Herzenswunsch ist, während wir ein weiteres Jahr beginnen, das der Herr uns so gnädig geschenkt hat. 

Ein frohes neues Jahr!

Quellen & Disclaimer

Text adaptiert von: Robb Brunansky: 2024: A Year of Sanctification Through God’s Word, thecripplegate.com, 3. Januar 2024 (https://thecripplegate.com/2024-a-year-of-sanctification-through-gods-word/; 03.01.2024); übersetzt von Grace@logikos.club.

Bild BiZkettE1 auf Freepik, adaptiert und modifiziert durch logikos.club.
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Die Gnade Gottes ist erschienen … und unterweist uns, gottselig zu leben

Die 95 Reformationsthesen Martin Luthers (1483–1546) wurden durch die üble Lehre und Praxis der Römisch-katholischen Kirche provoziert, die er als Augustinermönch (1505–1521?) bestens kannte. Schon in These 1 formuliert er daher unter Verweis auf Matthäus 4,17, dass Gott gewollt habe, »dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll«. Wie aber gelingt dem ein für alle Mal Gerechtfertigten solch ein gottseliges Leben echter Umkehr? Wie ist es möglich, dass ein an Jesus Christus Glaubender praktisch lernt, »besonnen und gerecht und gottselig [zu] leben« (Titus 2,12)?

Auf diese Frage rechter Glaubenspraxis wurden und werden leider falsche Antworten gegeben und damit die Glaubenden irregeleitet. Anhand einiger Schlüsselstellen der Schrift soll daher die biblische Lehre der Heiligung, des Prozesses also, der den Glaubenden im Leben der Nachfolge praktisch in das Bild des Sohnes Gottes verwandelt, umrissen werden, um Irrwege zu erkennen, zu vermeiden und echtes Wachstum zu erleben.

Zum 500. Reformationsjubiläum 2017 veranstaltete das EBTC e. V. in Lutherstadt Wittenberg eine mehrtägige Reformationskonferenz. Am 20.05.2017 wurde ein Vortrag zum angegebenen Thema gehalten, dessen schriftliche (Lang-)Fassung hier zur Verfügung gestellt wird (PDF, 670 kB). Es ist nicht gestattet, diesen Beitrag kommerziell zu nutzen oder online im Internet zur Verfügung zu stellen.

Gliederung des Beitrags

1 Leben wir in „beständiger Reformation“?

2 Der Kontext der Heiligung

2.1 Rechtfertigung
2.2 Verherrlichung
2.3 Heiligsein und Heiligwerden (Heil und Heiligung)
2.4 Gnade
2.5 Zusammenfassung
2.6 Was ist Heiligung und wie geschieht sie?
2.6.1 Warum müssen Heilige heilig(er) werden?
2.6.2 Wie geschieht Heiligung?
2.6.3 Wie heilig müssen Heilige werden?
2.6.4 Wo geht Heiligung „schief“?

3 Die Lehre der biblischen Heiligung nach Titus 2,11–15
3.1 Biblische Heiligung ist ein Gnadenwerk des Heiland-Gottes
3.2 Biblische Heiligung hat Jesus Christus zum Vorbild
3.3 Biblische Heiligung geschieht in aktiver, dynamischer Unterweisung
3.3.1 Unterweisung im Lebensvollzug
3.3.2 Unterweisung zum Lassen (Gelassenhaben)
3.3.3 Unterweisung im Tun
3.3.4 Biblische Heiligung ist vom Zweiten Kommen Jesu motiviert
3.4 Biblische Heiligung erleben nur Erkaufte und Gereinigte
3.5 Biblische Heiligung findet Ausdruck und Lebensinhalt im Eifer für Gute Werke
3.6 Biblische Heiligung muss Gegenstand der biblischen Ermahnung sein

4 Erfolgt biblische Heiligung monergistisch oder synergistisch?
4.1 Biblische Heiligung ist keine rein passive Veranstaltung
4.2 Biblische Heiligung erfolgt in einer lebendigen Vater-Sohn-Beziehung
4.3 Biblische Heiligung ist keine rein menschlich-aktive Veranstaltung
4.4 Biblische Heiligung geschieht unter Anwendung geistlicher Mittel

5 Drei Schlussfolgerungen
5.1 Biblische Heiligung verlangt anwendungsorientierte Auslegungspredigt
5.2 Biblische Heiligung verlangt vom Glaubenden Aktivität und Eifer
5.3 Biblische Heiligung schenkt dem Glaubenden alles zum Heil Notwendige

Literaturverzeichnis