Was Charles H. Spurgeon Dave Hunt oder Wilfried Plock sagen würde

Charles Haddon Spurgeon (1834 – 1892), zweifelsohne einer der gesegnetsten Prediger der letzten beiden Jahrhunderte, war leider auch Zeuge und Opfer des Lehrstreits zwischen den sog. „Arminianern“ und den „Hyper-Calvinisten“ seiner Tage. Er sah sich daher genötigt, zur Klarstellung der Position seiner baptistischen „Metropolitan Tabernacle“-Gemeinschaft in London eine Konferenz über die „Lehren der Gnade“ abzuhalten. Sie fand am 11.04.1861 statt, Spurgeon war damals 27 Jahre alt.

Einleitend sagte Spurgeon Worte, die auch heute noch an die Adresse manches unverantwortlichen und oft aggressiven „Anti-Calvinisten“ zu richten wären:

»Es gibt eigentlich nichts, worüber die Menschen mehr belehrt werden müssen, als über die Frage, was „Calvinismus“ wirklich ist. Die allerinfamsten (niederträchtigsten) Behauptungen wurden gegen uns erhoben, manchmal, so befürchte ich, von Menschen, die genau wussten, dass diese völlig unwahr sind. Bis zum heutigen Tag gibt es viele unter unseren Gegnern, die, wenn ihnen der Stoff ausgeht, schnell einen Strohmann erfinden und basteln, dem sie dann das Schild „Johannes Calvin“ umhängen und alle ihre Pfeile auf ihn abschießen.

Wir sind heute nicht zusammengekommen, um deinen Strohmann zu verteidigen. Schieße doch weiter auf ihn – oder brenne ihn nieder, wenn du willst und dir dies Freude bereitet. Widerstehe doch weiter Lehren, die wir nie gelehrt haben. Schimpfe ruhig über Vorstellungen, die –von deinem Gehirn einmal abgesehen– nie wirklich [bei uns „Calvinisten“] existierten.

Wir sind zusammengekommen, um darzulegen, was unsere Ansichten wirklich sind. Wir vertrauen darauf, dass jeder, der nicht mit uns übereinstimmt, uns doch zumindest die einfache Gerechtigkeit erweist, dass er unsere Ansichten weder falsch noch verdreht darstellt. Wenn jemand unsere Lehren widerlegen kann, dann soll er jene Lehren erst fair wiedergeben und dann über den Haufen werfen. Aber warum sollte jemand zuerst eine Karikatur unserer Ansichten erzeugen und danach versuchen, diesen eine Abfuhr zu erteilen?«

Charles H. Spurgeon, Exposition of The Doctrines of Grace (11.04.1861), in: The Complete Works of C. H. Spurgeon, Band 7, Predigt Nr. 385.

Bemerkungen

Strohmann. Ein „Strohmann“ (engl. straw man) ist eine bestimmte Form eines Arguments und ein logischer Fehler, der den Eindruck erweckt, ein Argument eines Gegners zu widerlegen, während die wirkliche Idee des Arguments entweder gar nicht angesprochen oder nicht trefflich widerlegt wurde. Dies soll gelingen, indem man das Argument des Gegners mit einem ähnlichen, selbsterfundenen und leichter angreifbaren Argument vertauscht und dieses widerlegt. Dieses Vorgehen wird als „Strohmann-Attacke“ bezeichnet. Es klärt in der Sache des Arguments des Gegners überhaupt nichts. (Siehe auch: „Strohmänner…“)

Wilfried Karl Plock (1957–…) studierte evang. Theologie und ist der Herausgeber (CMD Hünfeld GmbH) und Autor etlicher anti-calvinistischer Bücher. Obwohl diese nachweislich Fehler, verzerrende Halbsatz-Zitate und Unterstellungen enthalten, tritt Plock in Seminaren als Vermittler „verbindender Gedanken“ zwischen „Calvinisten“ und „Arminianern“ auf. Er selbst vertritt eine Heilslehre, die man evtl. als Mischung von „4-Punkt-Arminianer“ und „1-Punkt-Calvinist“ einordnen könnte. Zumindest sagt er ein klares »NEIN zu einer individuellen Erwählung zum Heil«. Vorträge, ein Buch und die von ihm betriebene Website calvinismus-check.de liefern eine bunte Mischung von Anti-Calvinismus und Angriffen auf Brüder und Glaubenswerke, die als „Calvinisten“ oder „versteckte Calvinisten“ eingestuft werden. Positiv und beipflichtend zu Wort kommen Prädestinationsleugner und -revisionisten und „Arminianer“ wie Roger Olson, Ken Wilson, Dave Hunt, Streitenberger u.a., sowie eher reformiert denkende jüdische Autoren wie Arnold Fruchtenbaum.

David „Dave“ Charles Haddon Hunt (1926–2013) studierte Mathematik an der UCLA und verfolgte eine Karriere als Managementberater und Manager. Mit 47 Jahren ging er in vollzeitlichen Missionsdienst, gründete The Berean Call (heute von T. A. McMahon geleitet) und wurde als „Sekten-Jäger“ gegen Katholiken, Muslime und Mormonen und als christlicher Apologet in Schrift und Radiosendungen bekannt. Obwohl er den sog. „Plymouth Brethren“ nahestand und viele brüderliche Warnungen bekam, wandte er sich 2002 in einem Buch gegen den sog. „Calvinismus“ in der Heilslehre der ursprünglichen „Brüderbewegung“ und der des reformierten Glaubens. Das Buch enthält nachweislich sachliche Fehler und tendenziöse Falschdarstellungen, weshalb es von keinem Verlag in den USA gedruckt wurde, sondern im Eigenverlag erscheinen musste. Mit 87 Jahren starb Hunt in Bend, OR, USA.