Kopfglaube reicht nicht

Dann muss aber das, was der Verstand aufgenommen hat, auch in das Herz selbst überfließen. Denn Gottes Wort ist nicht schon dann im Glauben erfasst, wenn man es ganz oben im Hirn sich bewegen lässt, sondern erst dann, wenn es im innersten Herzen Wurzel geschlagen hat, um ein unbesiegliches Bollwerk zu werden, das alle Sturmwerkzeuge der Anfechtung aushalten und zurückwerfen kann!

Wenn es wahr ist, dass das wirkliche Begreifen unseres Verstandes die Erleuchtung durch Gottes Geist ist, so tritt Seine Kraft noch viel deutlicher in dieser Stärkung des Herzens in Erscheinung; die Vertrauenslosigkeit des Herzens ist ja auch soviel größer als die Blindheit des Verstandes, und es ist viel schwieriger, dem Herzen Gewißheit zu verleihen, als den Verstand mit Erkenntnis zu erfüllen. Deshalb ist der Heilige Geist wie ein Siegel: Er soll in unserem Herzen die gleichen Verheißungen versiegeln, deren Gewissheit Er zuvor unserem Verstande eingeprägt hat.

Johannes Calvin (1509–1564), Institutio Christianae Religionis, Bd. III, 2, 36

Enthält die Heilige Schrift „Paradoxa“? Was meinen wir damit?

Viele gebrauchen die Wörter „Paradoxon“ oder „paradox“, um Widersprüchliches zu bezeichnen. Das kann gefährlich werden, wenn man nicht angibt, was man mit diesem Wort meint. Für den einen bedeutet es Unsinn, für den anderen (logisch) Widersprüchliches. Entweder, weil es (beweisbar) so ist, oder aber, weil es dem Redenden so scheint. Letzteres ist ein großer Unterschied, der vor allem dann, wenn wir über die Heilige Schrift und die Lehre des Wortes Gottes reden, bedeutsam ist.

Was ist ein Paradoxon?

Der Duden liefert folgende Kurzdefinition:

»scheinbar unsinnige, falsche Behauptung, Aussage, die aber bei genauerer Analyse auf eine höhere Wahrheit hinweist«

https://www.duden.de/rechtschreibung/Paradoxon [08.08.2020] Fettdruck hinzugefügt

Wikipedia bietet eine etwas ausführlichere Worterklärung:

»Ein Paradoxon (sächlich; Plural Paradoxa; auch das Paradox oder die Paradoxie, Plural Paradoxe bzw. Paradoxien; vom altgriechischen Adjektiv παράδοξος parádoxos „wider Erwarten, wider die gewöhnliche Meinung, unerwartet, unglaublich“) ist ein Befund, eine Aussage oder Erscheinung, die dem allgemein Erwarteten, der herrschenden Meinung oder Ähnlichem auf unerwartete Weise zuwiderläuft oder beim üblichen Verständnis der betroffenen Gegenstände bzw. Begriffe zu einem Widerspruch führt. Die Analyse von Paradoxien kann zu einem tieferen Verständnis der betreffenden Gegenstände bzw. Begriffe oder Situationen führen, was den Widerspruch im besten Fall auflöst.«

https://de.wikipedia.org/wiki/Paradoxon [08.08.2020] Fettschrift im letzten Satz hinzugefügt.

James Anderson widmet sich in einem über 300-seitigen Buch dem Thema der Paradoxa in der christlichen Theologie. Er schreibt einleitend zum Begriff:

… es ist gleichbedeutend mit einem scheinbaren Widerspruch. Ein „Paradoxon“ ist also eine Reihe von Behauptungen, die zusammengenommen logisch widersprüchlich zu sein scheinen. Man beachte, dass nach dieser Definition Paradoxie nicht logische Inkonsistenz an sich bedeutet, sondern lediglich den Anschein von logischer Inkonsistenz.

James Anderson, Paradox in Christian Theology: An Analysis of Its Presence, Character, and Epistemic Status, Reihe: Paternoster Theological Monographs (Paternoster, 2007), S. 5–6. Übersetzt von Grace@logikos.club.

Phil Johnson, Bibellehrer und Pastor an der Grace Community Church in Sun Valley, CA, erklärt Vorkommnisse oxymoroner Sprache (die auf Paradoxa hinweist) im Predigttext von Galater 2,20 wie folgt:

»Unsere Sprache ist voller Oxymora. Wir lieben die Gegenüberstellung von Wörtern und Ideen, die normalerweise nicht zusammenpassen, weil sie die eigentliche Pointe vielleicht noch deutlicher hervortreten lassen, und das ist es, was Paulus hier tut. Er spielt mit Ideen, nicht nur mit Worten, sondern mit Ideen, und tatsächlich lassen sich viele Wahrheiten im christlichen Leben am besten in Oxymora, in paradoxer Sprache, ausdrücken, und in unserem Text verwendet Paulus ein Trio von Paradoxen, um die Realität und die Fülle unserer Erlösung in Christus zusammenzufassen. Schaut sie euch an. Er sagt: „Ich bin gekreuzigt und lebe doch. Doch nicht ich, sondern Christus. Und das Leben, das ich im Fleisch lebe, ist geistlich und wird durch den Glauben angetrieben.“ Ich möchte diese drei Paradoxa einzeln betrachten und versuchen, einige der Wahrheiten über unsere Erlösung auszupacken, die Paulus in dieser unglaublich reichen Aussage zusammengefasst hat.«

Phil Johnson, A Trio of Paradoxes (www.sermonaudio.com/sermon/49172032184), Mitschrift einer Predigt über Galater 2,20. Fettdruck hinzugefügt. Übersetzt von Grace@logikos.club.

Der oben schon zitierte James Anderson weiter:

»Indem ich für das Paradoxe plädiere, möchte ich nicht den Eindruck erwecken, dass ich einen Freibrief dafür gebe, nicht philosophisch zu denken, nicht tiefgründig über diese Lehren nachzudenken. Ganz im Gegenteil. … Ich vertrete den Standpunkt, dass wir über jede dieser Lehren so intensiv wie möglich nachdenken, sie so gut wie möglich auf der Grundlage der uns zur Verfügung stehenden biblischen Daten durchdringen, aber wir erkennen auch an, dass es Grenzen geben wird, und dass diese Grenzen eigentlich etwas Positives sind und nicht ein Ausdruck eines inhärenten Problems in den Lehren oder im Prozess der theologischen Reflexion. … Ich denke, wir können Fortschritte machen, beträchtliche Fortschritte, um diese Lehren zu verstehen und einige der … anfänglichen Schwierigkeiten, die wir mit ihnen haben, zu lösen, aber gleichzeitig erkennen wir, dass wir immer nur begrenzt weit kommen werden, und wenn wir an die Grenzen unserer Fähigkeit stoßen, sie auf bestimmte Weise zu formulieren oder bestimmte Schwierigkeiten in ihnen zu lösen, sollten wir uns darüber nicht zu sehr Sorgen machen. Wir sollten sicher nicht sagen: „Okay, wir müssen zugeben, dass Christen letztlich Irrationalisten sind.“ Nein. Das brauchen wir überhaupt nicht zu sagen. … Es ist eine biblisch eingeschränkte Rationalität. Es ist ein Mittelweg zwischen dem Rationalismus, für den ich denke, dass [Gordon H.] Clark ein Vertreter war, und dem Irrationalismus, für den, um ein Beispiel zu nehmen, ich denke, der neo-orthodoxe Karl Barth ein Beispiel wäre, wo man sagt, dass es tatsächlich Widersprüche gibt. Ich denke also, es geht darum, einen biblischen Mittelweg zwischen diesen beiden Extremen zu finden: einer Überbewertung des menschlichen Intellekts und vielleicht einer Unterbewertung des Intellekts, unserer Fähigkeit, die Dinge Gottes zu erkennen

Dr. James Anderson (extracted from James Anderson’s interview on the Reformed Forum radio program in 2010). Quelle: http://theoparadox.blogspot.com Fettdruck hinzugefügt. Übersetzt von Grace@logikos.club.

In seinem o. g. Buch widmet sich Anderson den beiden Fragen:

  • (1) Sind irgendwelche zentralen christlichen Lehren grundlegend paradoxal?
  • (2) Kann man vernünftiger Weise eine paradoxe Lehre glauben?

Er beantwortet im ersten Teil seines Buches (a. a. O.) die erste Frage bejahend mit Untersuchungen der Lehre von der Trinität und der Inkarnation. Im zweiten Teil des Buches beschäftigt er sich mit der zweiten Frage und stellt fest, dass ein Christ, der solche Lehren glaubt und bekennt, deswegen nicht irrational ist. Häufig handelt sich um scheinbare Widersprüche, die durch nicht-offenbare Äquivokation entstehen oder ihre Ursache in unserer menschlich begrenzten Fähigkeit des Wissens, Begreifens, Erlebens und Formulierens haben. Ein Konflikt unserer Glaubensinhalte mit der üblichen (menschlichen) Logik ist nicht notwendigerweise ein Kennzeichen von Falschheit oder Irrationalismus. Wir können weiterhin auch über paradoxale Glaubensinhalte vernünftig reden und diese als Wahrheit bekennen. Vernunft und Rationalismus sind nicht dasselbe. Göttliche Offenbarung und gelehrte Schlussfolgerungen ebensowenig.

Tension Deficient Disorder

Hyper-Calvinism and Arminianism both result from the same problem:
A tension-deficient disorder.

Deutsch ungefähr so: »Hyper-Calvinismus und Arminianismus entstehen aus der selben Krankheit: Dass man nicht in der Lage ist, Spannungen auszuhalten.« | Gefunden hier: http://theoparadox.blogspot.com

John Caldwell über das »Auf dass jeder…« (Joh 3,16)

Ein Leser der Zeitschrift The Witness stellte dem Herausgeber John Caldwell (1839–1917) folgende Frage:

»Hat Gott verordnet, dass einige gerettet werden und andere verloren gehen, wenn Er doch in Seinem Wort so klar gesagt hat: Wer auch immer an mich glaubt, hat ewiges Leben“?« (»Has God ordained some to be saved and some to be lost, when He has so clearly said in His Word [Joh 3:16], whosoever believeth in Me hath everlasting life”? «)

Caldwell veröffentlichte einige auf diese Frage eingesandte Antworten und fügte dann in Übereinstimmung mit diesen selbst hinzu:

»Scripture [demonstrates] that God has ordained some to eternal life. Their names have been in the book of life “from the foundation of the world” (Rev 17:8, 13:8). They are chosen in Christ “before the foundation of the world” (Eph 1:4).
But we fail to find any such predestination of individuals to destruction. Certain scriptures may be adduced as apparently giving countenance to such a doctrine, but rightly understood they teach nothing of the kind.
It is evident that not only are all men lost, dead in sins by nature, but also that every man’s “free will” would decide for sin and against God. “The carnal mind is enmity against God.” The “free will” that is directed by such a mind and motive must be directed against God, against Christ, against the truth, against even the Gospel, seeing the Gospel reveals the righteousness of God as well as the grace of God, and can only be received by such as become subject to that righteousness (Rom 10:3) and confess themselves guilty before God (Rom 3:19).
In such a scene, where there is “none that understandeth”, “none that seeketh after God”, what does God do? He retires into His own sovereignty, and looking from that infinite majesty upon a world in which all were guilty, lost sinners, He says in His heart, “I will have mercy upon whom I will have mercy; and I will have compassion on whom I will have compassion” (Rom 9:15).
What about the rest? They are “endured with much long-suffering” (Rom 9:22). They are invited (Lk 14:17), they are besought (2Cor 5:20), they are commanded (Rom 16:26) to believe the Gospel, to accept salvation, to receive Christ, and in Him pardon and life. If, after all, they reject the gift of love, the responsibility is with them. God has abundantly proved that the obstacle lies not with Him, or in any doctrine of reprobation, but in the rebel will of man.
But … we must ever bear in mind that the Christian’s true place is that of the “little child”. Many problems there are that we are not, in our present infant state, capable of comprehending. It is ours to believe what God has said, whether we can reconcile the apparent discrepancies or not. Faith can rest in the assurance that God can and will cause to harmonize all apparent discrepancies and paradoxes in His own time. Many things that we know not, and cannot know now, we shall know hereafter.«

John R. Caldwell, The Witness, Oktober 1888, S. 159–160. Fettdruck hinzugefügt. Anmerkung: Mit equal ultimacy“ wird das präziser beschrieben, was viele missverständlich (und oft missverstanden!) mit Doppelte Prädestination“ bezeichnen.

Theologische Einordnung

Caldwell vertrat eine gemäßigte calvinistische“ Sicht (moderated Calvinistic view) auf die Reichweite des Werkes Christi, wie wir sie auch bei den führenden Theologen der frühen Plymouth Brethren (englische Brüderbewegung“), wie John N. Darby (1800–1882) und William Kelly (1882–1906), finden: universelle Sühnung und persönliche Stellvertretung (universal propitiation und particular substitution). Diese Sicht lässt sich nicht in die weitverbreitet vorherrschende Dichotomie von unlimited vs. limited atonement pressen. (Literatur: Mark R. Stevenson, Die Brüder und die Lehren der Gnade. Wie stand die Brüderbewegung des 19. Jahrhunderts zur calvinistischen Heilslehre? Bielefeld: CLV, 2019.)

Diese Sicht der frühen Brüderbewegung“ auf das Erlösungs- und Sühnungswerk Christi liegt zwischen der Ansicht des Moses Amyraut (1596–1664), die analytisch (amyrautscher) hypothetischer Universalismus“, nach dem Erfinder Amyraultismus“ (meist nur engl. Amyraldism) oder einfach vulgo 4-Punkt-Calvinismus“ genannt wird, und der Sicht des strikten Partikularismus“ oder vulgo 5-Punkt-Calvinismus“, bei der nicht nur die Wirksamkeit, sondern auch die Intention des Erlösung-/Sühnungswerkes Christi als strikt auf die Erwählten begrenzt gesehen wird, also auf jene, die ihm der Vater gegeben hat“ (vgl. Joh 6 und 17).

Manche bezeichnen diese Zwischenposition, die neben J. N. Darby und Wm. Kelly auch Caldwell einnahm, zur Unterscheidung als calvinistischer Universalismus“. Es ist der Glaube, dass Christus in einem gewissen Sinn für alle Personen ohne Ausnahme gestorben sei (meist im Aspekt der gottgewandten Sühnung), dass sein Tod jedoch nur für jene und alle jene rettend wirksam sei, welche von Gott zur Rettung zuvorbestimmt (prädestiniert) wurden (rechtlich möglich aufgrund der persönlichen Stellvertretung, wirksam durch den Ruf und die Wiedergeburt durch den Heiligen Geist) und daher alles Heilsnotwendige (aus Gnade) frei geschenkt bekommen, inklusive Buße, Glauben und Neues Leben. Das Opfergeschehen am Großen Sühnungstag“ (Yom Hakippurim; Leviticus 16) dient hier mit seinen beiden Ziegenböcken als Typus –und insofern als Erklärung– dieser beiden Aspekte des Opfers Jesu am Kreuz. (Literatur: http://plymouthbrethren.org/series/6172)

Der sog. englische hypothetische Universalismus“, für den John Preston, John Davenant und James Ussher stehen, lehrt, dass Gott ineffektiv (nicht zwingend wirksam) verordnet, dass alle Menschen gerettet werden. Weil Gott aber wusste, dass nicht alle Menschen glauben werden, verordnet er in einem zweiten Beschluss, alle jene effektiv (voll wirksam) zu retten, die er zur Rettung zuvorbestimmt (prädestiniert) hat. [http://calvinandcalvinism.com/?p=284]

Der sog. amyrautsche hypothetische Universalismus“, für den John Cameron und Moses Amyraut stehen, lehrt, dass Gott zuerst beschlossen habe, allgemein Errettung durch Christus zu ermöglichen (bereitzustellen), und dann diesem Beschluss folgend weiter beschlossen habe, einige zum Heil zu erwählen. Dies war eine Umkehrung der infralapsarischen Ordnung der Beschlüsse Gottes vor aller Zeit, wie sie von vielen als biblisch geglaubt wurde: dass Gott zuerst beschlossen habe, einige zu retten und darauf (logisch) folgend dann die Rettung beschloss. Spannend war diese Umkehr im amyrautschen Verständnis, weil sie oberflächlich gesehen jener Ordnung entsprach, die Jakob Arminius und seine Nachfolger (Arminianer“) vertraten. Bei Amyraut war das Verständnis aber so, dass der Beschluss Gottes in zwei Phasen unterteilt war (s. o.) und beide sich auf die Errettung einiger bezogen.

Über den Autor

John R. Caldwell (1839–1917) stammt aus Dublin. Er war erfolgreicher Unternehmer (Caldwell, Young and Co., Silk Manufacturers) und fleißiger Verkündiger der biblischen Botschaft. Kirchlich lebte er in stürmischen Zeiten, in der die liberale Theologie Eingang fand in ehemals biblisch gegründete Gemeinden. Dies zwang ihn zu manchem Protest und Wechsel (u. a. Independent Church, Scottish Baptists, Brüderbewegung“). Er war von 1876 bis 1914 Editor der Zeitschrift The Witness, die vor allem in der sog. Brüderbewegung“ gelesen wurde. Er verwendete diese Zeitschrift zur Verkündigung der Grundlagen des biblischen christlichen Glaubens.

Warum die Souveränität Gottes und die Verantwortung des Menschen stets zusammengehen (müssen)

»Some who have manifested deep concern for the responsibility of man and have feared that the emphasis on God’s activity would crowd out the responsibility of man have proposed as the fundamental principle [of „Calvinism“] the combined thought of God’s sovereign decree and the responsibility of man, since they saw in Calvinism an emphasis upon both factors.

It is undoubtedly true that Calvinism does stress human responsibility to a very high degree. But again it would not be according to the genius of the Calvinist to place God’s sovereign decree and man’s responsibility, or any other aspect of man, on a level. God is to the Calvinist the first and last word, the primary thought always.

God’s sovereign decree and man’s responsibility do present themselves to the human mind as an apparent contradiction, an antinomy, a paradox, something which the mind of man fails to solve. This paradox, like the one of God’s transcendence and His immanence, or spirit and matter, the Calvinist readily adopts, even though he cannot solve it. However, he adopts this paradox, not because he holds to two coequal fundamental principles, God’s sovereignty and the freedom and responsibility of man, but just because he wants to let God be God.

He discovers that God in His written Word has stressed the responsibility of man, and that He is in no wise accountable for the sin of man, even though He is Ruler of all. It is just because the Calvinist would let God be God, that is, the final Authority for his thinking, even when his own logic fails to give an adequate account of things, that he accepts the full responsibility of man, as God has informed him in His Word. The sovereignty of God, it will then be seen, is a prior thought to the responsibility of man.«

H. Henry Meeter, The Basic Ideas of Calvinism (Grand Rapids: Baker Book House, 1939), Kap. I, S. 29–40.

Warum also müssen Gottes Souveränität und die Verantwortung des Menschen stets zusammengehen? Weil Gottes Wort ganz klar beides lehrt und nirgendwo irgendeinen Widerspruch zwischen diesen beiden Wahrheiten benennt.

Wer hier eine Spannung wahrnimmt und diese einseitig auflösen will, leidet an Tension Deficient Disorder 😉

Wenn Wörter ihren Sinn verlieren – Der Erwählungsbegriff der „Arminianer“

Ein alter Trick, um bei feststehenden Begriffen oder Konzepten neue Inhalte oder Deutungen einzuführen, ohne sich einer Konfrontation zu stellen oder eine Begründung zu liefern, ist die Äquivokation.

Äquivokation ist das Substantiv zum Adjektiv äquivok. Die etymologische Abstammung liefert: spätlateinisch aequivocus gleichlautend, mehrdeutig“, aus aequus „gleich“ und vocare „nennen, lauten“.

Wikipedia und Wiktionary (https://de.wiktionary.org/wiki/äquivok [28.07.2020])

Bei der Äquivokation behält man das (vertraute und akzeptierte) Wort bei, ordnet ihm aber abweichende neue Inhalte und Bedeutungen zu. Man bezeichnet also letztlich zwei unterschiedliche, oft sogar widersprüchliche, Inhalte mit dem selben Begriff. Dass dies zum Missverständnis führen muss, leuchtet ein: Wo die Begriffe nicht geklärt sind, ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Dies geschieht manchmal unbewusst, manchmal absichtlich, meistens jedoch schleichend langsam und sprachlich verdeckt. So können entgegenstehende Parteien dasselbe Wort verwenden und damit den Eindruck von Übereinstimmung erzeugen, aber trotzdem unterschiedliche Inhalte meinen und festhalten. Ursachen oder Beweggründe für solches Reden können beispielsweise sein: Irrtum (Unwissenheit über den Begriff), Irreführungsabsicht (Täuschung über das Gemeinte), Vermeidung von Konfrontation (Scheinbare Übereinstimmung), Wunsch nach Umdeutung von stehenden Begriffen (Aussagenveränderung). Die Sprache der Diplomatie, die Sprachvorschriften der Political Correctness, viele Euphemismen und die Erzeuger von Fake News bedienen sich immer wieder der Äquivokation.

Aber leider zeigt auch die Kirchen- und Dogmengeschichte der Christenheit, dass sich „innovative Lehrer“ und Falschlehrer gerne des Tricks der Äquivokation bedienen, um falsche Ideen in der Kirche verbreiten zu können, ohne sofort erkannt und bekämpft zu werden ( »Täuschen und Tarnen«).. Sie verwenden einen bekannten und anerkannten Begriff der Bibel und füllen ihn schleichend mit neuen Inhalten. So gebrauchen römisch-katholische Lehrer wie protestantische Lehrer den Begriff der Gnade“ (Gottes), aber verbinden damit spätestens seit dem Gegenreformations-Konzil zu Trient (1545) einander unverträgliche, widersprüchliche Inhalte. Trotzdem sagen manche, dass Übereinstimmung dieser Konfessionen darin bestünde, dass doch beide lehrten, dass es ohne Gnade“ kein Heil gebe, man also eigentlich einer Meinung sei (»Gemeinsam bekennen wir: allein aus Gnade im Glauben an die Heilstat Christi, nicht auf Grund unseres Verdienstes, werden wir von Gott angenommen und empfangen den Heiligen Geist, der unsere Herzen erneuert und uns befähigt und aufruft zu guten Werken.« Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, 15). Das trifft aber nicht zu (hilfreich hierzu: Wolfgang Nestvogel, Wann ist ein Christ ein Christ?)

Ähnliches geschieht bei den Romanisierungsansätzen der arminianisch denkenden Protestanten (sog. Remonstranten“, vulgo „Anti-Calvinisten“). Wenn sie beispielsweise von Gnade“ oder (Aus-) Erwählung“ reden, muss man genau aufpassen, was sie damit meinen. Dies ist nämlich klassisch meist etwas anderes, als das, was die Heilige Schrift mit diesen Begriffen fest verbindet. Gehen wir in diesem Beitrag also einmal kurz dem Begriff der Auserwählung/Erwählung/Wahl“ im Heil nach.

Bei der arminianischen Vorstellung der Auserwählung“ von Menschen durch Gott trifft Gott überhaupt keine Auswahl von Menschen, weder individuell noch kollektiv.
(1) Bei einer häufig anzutreffenden Variante dieser Vorstellungen sieht Gott in Seiner Allwissenheit „im Korridor der Zeit nach vorne“ (was per se eine absurde Vorstellung von der Erkenntnis des Ewigen ist!) und stellt dabei fest, was Menschen denken, entscheiden, sagen und tun (werden) und sich damit selbst erwählen bzw. einer heilsrelevanten Gruppe oder Kategorie von Menschen selbst zuordnen. Diesem allwissenden Beobachten“ entsprechend ist Gott dann verpflichtet/gebunden, einem Menschen das Heil in Christus zu geben oder aber ihm dieses Heil vorzuenthalten.

(2) Nach einer anderen Variante legt Gott allen Menschen ohne Ausnahme das Heil zum Ergreifen vor. Wer es ergreift, hat es dann (zumindest bis auf weiteres) erst einmal im Besitz; die Wahl liegt also alleine auf Seiten des Menschen, nicht bei Gott. Die notwendigen Qualifikationen und Bedingungen, die das Heil ermöglichen (!), wurden nach diesen Ansichten von Gott „(aus)gewählt“. Sie sind von Ihm im Evangelium benannt worden, z. B.: »Kehret um, glaubt dem Evangelium!« (Markus 1,14) oder »Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen« (Apostelgeschichte 17,30). Gott darf auch noch auserwählen“, wer der Retter der Welt“ ist, nämlich Christus, der menschgewordene Sohn Gottes. Aber dann ist auch schon Schluss mit seinem Wählen“. Ihm bleibt der Zwang zur göttlich-ewigen Ratifizierung des zeitlichen Entschlusses völlig autonomer Menschen.

Wann diese Ratifizierung stattfindet, wird unterschiedlich gesehen: Authentische Nachfolger der arminianischen Lehre sehen dies erst bei Eintritt in die Ewigkeit (Tod des hoffenden, aber ungewissen, Glaubenden) als gesichert an. Andere wollen diese göttliche Bestätigung vorziehen in die Lebenszeit nach der Bekehrung (sog. „Ein-Punkt-Calvinisten“), oder zumindest (temporär) in jene Lebensphasen eines beständigen Bewährungslebens, in denen keine (anhaltend) ungebeichteten (groben) Sünden vorliegen (so oft in der sog. „Heiligungsbewegung“). Gemeinsam ist diesen Ansichten, dass es keine absolute Sicherheit des Heils (mithin keine Gewissheit des Heils) während der Lebenszeit gibt: Es kann immer noch jederzeit „schief gehen“, denn alles hängt am zur Sünde noch fähigen Menschen. (Dass dies contra Scriptura ist, kann jeder Leser der Schriften des Apostels Johannes wissen.)

Gottes „Entscheidung“ oder Wahl“ wird hier also völlig bestimmt (determiniert) von der „rettenden Tat“, dem „Bekenntnis“, dem „Glauben“, der „treuen Nachfolge“ des oder der betreffenden Menschen. Gott vollzieht in seinem Wollen, Wählen und Entscheiden nur noch das Wollen, Wählen und Entscheiden des/der Betreffenden nach. Er bringt keine eigene, unabhängige oder vorzeitliche Wahl mit ein oder setzt diese gar ursächlich und/oder monergistisch-souverän ein. Eine Freiheit, anders zu handeln, gibt es für Gott nicht, sonst wäre die Bedeutsamkeit der Entscheidung des Menschen prinzipiell untergraben und der Mensch nicht »der Herr seines Schicksals, der Kapitän seiner Seele« (Henley, Invictus). Und das ist natürlich für den sich autonom dünkenden Menschen eine Horrorvorstellung.

Alles, wozu Gott noch frei ist, ist das Liefern von allgemeiner (also allen Menschen gleich gegebener, mithin nicht-diskriminierender, nicht-erwählender) Gnade, evtl. in Form der allgemeinen Evangeliumspredigt (welche in der Menschheitsgeschichte aber nie oder seltenst real allgemein gegeben war) oder im nicht-diskriminierenden Ziehen aller Menschen zu Christus durch den Vater (Johannes 6,44) oder im nicht-diskriminierenden Wirken des Heiligen Geistes (Johannes 16,8–10; diese Stelle redet allerdings nur von der Zeit ab und nach Pfingsten, erklärt also zu wenig). Das Entscheidende tut hier der Mensch, es ist eine „mensch-zentrierte Heilslehre“, die Heilsaneignung und Heilsbewahrung hängt zentral und alleine am Menschen. Mit dieser Ausrichtung soll dann auch die Erwählung des Menschen seitens Gottes gedeutet werden.

Wie kann man dieses mechanische Nachvollziehen der Entscheidung einzelner Menschen (Sünder!) durch Gott eine Erwählung/Auserwählung/Wahl seitens Gottes nennen? Sklavisch-mechanisches Nachvollziehen ist keine (Aus-)Wahl. Hier wird etwas Wahl genannt, das keine Wahl ist. Der Trick der Äquivokation besteht darin, dass man noch den gleichen Begriff verwendet, ihn aber heimlich und schleichend mit anderen Inhalten gefüllt hat. Das hat die Röm.-kath. Kirche wie oben gesagt recht erfolgreich mit dem Begriff der Gnade gemacht (nebenbei: auch der Gnadenbegriff der Arminianer ist ein anderer, als der der Bibel). Arminianisch denkende Menschen verwenden den Begriff der Wahl für das strikte, unfreie Nachvollziehen der Entscheidung eines anderen (also einer extern vorgegebenen Entscheidung). Sie unterwerfen Gott damit einem menschlich gesteuerten Determinismus und nennen ihre Erfindung dann dreist Erwählung. Das ist ein Widerspruch in den Begriffen, eine contradictio in adiecto. Sie  liefert nichts Besseres als z. B. der Begriff „rundes Quadrat“. Die damit verbundenen Behauptungen sind also zwingend analytisch falsch. Es ist erstaunlich, dass Christen auf so etwas hereinfallen. Haben Sie nicht das Wort der Wahrheit?! Kann es sein, dass es dem Mahlwerk des Denkens nicht gut tut, wenn man es mit Kieselsteinen des Irrtums füttert?

Eine einfache Veranschaulichung, für Leute, die gerne mal à la carte Essen gehen. Nehmen wir also an, ich gehe in ein Restaurant, weil ich Appetit auf ein gutes Essen habe. Ich lasse mir die Speisekarte geben, auf der alle Wahlmöglichkeiten vermerkt sind. Das Schöne als Gast ist üblicher Weise, dass ich völlig frei aus der aktuellen Speisekarte wählen und bestellen kann und dann nach einer Zubereitungszeit genau das Gewählte erhalten werde. Das ist meine Freiheit als König Gast“: Der Wirt wird mir das zubereiten lassen, was ich will, wozu ich mich entschieden habe, was ich bestelle. Ich entscheide mich für Cordon Bleu. So weit, so gut. Nun kommt der Wirt zu mir an den Tisch und sagt: „Schön, dass sie heute da sind. Ich habe für sie entschieden: Sie bekommen Bockwurst mit Senf und Brot, die Küche ist schon beauftragt. Im übrigen: Ich bin hier der Chef, tun Sie mir den Gefallen, die Bockwurst zu nehmen. Wenn ihnen das nicht gefällt, können sie ja gehen!“ Und genau das tun sie dann auch, denn so eine Behandlung lässt sich kein Gast gefallen. Immerhin ist der Kunde König und der Wirt ist Dienstleister. – Wenden wir das auf die arminianische Verwendung des Begriffs „Auserwählung/Erwählung/Wahl“  an. Und zwar so verkehrt herum, wie es dieses Konzept offenbar haben will: Gott ist hier der Gast und der Mensch spielt sich als Wirt auf. Gott als Gast/Kunde wird im arminianischen Denken keine Wahl gelassen (sie wird ihm nur vorgegaukelt), obwohl er der König ist, der gemäß seines freien Willens und seiner eigenen Wahl zu bedienen wäre. Der Sünder aber tritt als Wirt auf, der seinem Gast vorschreibt, was dieser bekommt, und ihm damit alle Wahlfreiheit nimmt. Am Ende behauptet der Wirt sogar noch frech, dass es der Wille und die Auswahl des Gastes/Kunden  gewesen wäre: dieser habe ja Bockwurst mit Senf und Brot „ausgewählt“.

Eine zweite Veranschaulichung, eine etwas kürzere, für technisch Denkende: Wenn ich im Stromlaufpfad zwischen Sicherung und Lampe einen Ein/Aus-Schalter anbringe, dann wird (ohne weiteres) die Betätigung des Schalters dazu führen, dass  die Lampe entweder aufleuchtet oder ausgeht. Welche „Freiheit“ und „Wahl“ hat nun die Lampe? Sie kann naturgesetzlich nur das tun, was der Schalter vorgibt. Die Lampe folgt rein „mechanisch“ (natürlich: elektrisch!) den elektrischen Gegebenheiten der Schalterstellung bzw. der Schalterbetätigung. Im arminianischen Denken agiert der Sünder frei durch Betätigung des Schalters, Gott reagiert sklavisch mit erleuchtender oder verdunkelnder Lampe. Der arminianisch Denkende behauptet aber, dass die Lampe „gewählt“ habe, ob sie brenne oder nicht, und zwar im Vorausblick auf die Betätigung des Schalters durch den Sünder – und dass die Lampe stets so „wähle“, dass Schalterbetätigung und Lampenzustand zusammenpassen. 

Wenn jetzt jemand bemerkt, dass hier Ursache und Wirkung vertauscht wurden, dann wird er wohl nicht sehr daneben liegen. Im biblischen Denken ist eben die Auserwählung die UR-Sache (die erste Sache), gewollt und gesetzt von einem mit Willen, Liebe und Weisheit ausgestatteten, vollkommenen Wesen, deren Wirkungen in der Zeit einseitige (sog. monergistische) Wirkungen und souveräne Gaben Gottes (wie Geburt-von-oben, Augen-Öffnung, Glaube, Buße usw.) sind, aber auch zweiseitige, die den erneuerten Menschen ganz in die Verantwortung und Reaktion auf das göttliche Neumachen und beständige göttliche Wirken am Menschen hereinnehmen. Von „Heil“ (!) (von der prozesshaften Heiligung, also nicht dem monergistischen, ewigen Erwählen und Heil) redet folgende Stelle:

»Daher, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein als in meiner Anwesenheit, sondern jetzt viel mehr in meiner Abwesenheit, bewirkt euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen

Philipper 2:12-13 (ELBCSV)

Fazit

Der biblische Begriff der (Aus-) Erwählung hat bei (wie oben dargestellt) arminianisch (meist anti-calvinistisch) Redenden den biblischen, mithin wahren, Sinn verloren. Iam pridem equidem nos vera vocabula rerum amisimus (Sallus, De Coniuratio Catilinae, Kap. 52 aus Catos Rede: „Schon längst haben wir doch die rechten Bezeichnungen für die Dinge verloren.“). Sprache ist aber (mit Humboldt) „das bildende Organ des Gedankens“. Wenn die Wörter nicht stimmen, nicht mehr den biblischen Inhalt transportieren, dann ist nicht nur das menschlich Gesagte nicht mehr das göttlich Gemeinte, sondern damit grundlegend die Kommunikation der Wahrheit verunmöglicht.

Um einem vermeintlichen, göttlich vorgegebenen Determinismus des Menschen in der Heilserlangung zu entgehen, weil dies ihrer Vorstellung von der Freiheit des Menschen widerspricht, unterwerfen arminianisch denkende Menschen Gott einem menschlich induzierten Determinismus. Gott wird entpersonalisiert und zum himmlischen Heilsautomaten degradiert, der mechanisch auf das Betätigen der Stellhebel durch Menschen reagiert. Der Mensch macht sich zur Schaltzentrale des Heilsgeschehens. Das ist Anmaßung und Perversion des Geschöpfes gegenüber seinem Schöpfer und HERRN. Noch immer geistert die verführerischste aller Lügen und Illusionen durch die Philosophien der Menschen: »Ihr werdet sein wie Gott!« (1.Mose 3,5).

Der Glaubende jedoch erkennt aus der Heiligen Schrift, dass Gott das freieste Wesen ist, und dass Sein Wille stets gut, wohlgefällig und vollkommen ist. Gott handelt stets mit Vorsatz und wirkt alles nach dem Rat seines Willens (Epheser 1,11), sei es im Schöpfungswerk oder im Heilswerk. Die Schrift bezeugt, dass die Summe und der Gipfel des Evangeliums Gottes mit Recht lautet:

»O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unergründlich seine Wege! Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm zuvor gegeben, und es wird ihm vergolten werden?
Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind ALLE Dinge.
Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.«

Römer 11:33-36 (ELBCSV)

Weiterführende Hinweise

Folgende Hinweise sind geeignet, das Nachdenken der Gedanken Gottes bezüglich der (Aus-) Erwählung anhand des „Wortes der Wahrheit“ (Bibel) zu fördern:

  • Sowohl beim Heil (Errettung) als auch beim Unheil (Gericht) geht es zuallererst nicht um den Menschen, sondern um Gottes Verherrlichung. Es geht Gott stets darum, dass sein Name (seine Person und seine Herrlichkeit) vor allen Geschöpfen aufstrahle und verehrt werde. – Dies ist z. B. im Drama der Zehn Plagen im Buch Exodus gut zu verfolgen (s. z. B. 2Mose 7,3–5.16; 9,16; 10,1–2 usw.), aber auch explizite Lehre im Neuen Testament (z. B. Philipper 2,9–11; Römer 11,33–36; Offb 15,3–4; 19,1–5; 22,13).
  • Die (Aus-) Erwählung durch Gott zum Heil ist als Liebeshandeln Gottes zu verstehen. Die von Gott selbst gegebene Begründung für die Sonderbehandlung einiger, dass sie eben nicht gerechterweise verdammt, sondern gnädig gerettet und als Kinder angenommen werden, lautet: »ICH habe … geliebt«. – Das ist im AT bzgl. Israel zu beobachten (z. B. 5Mose 4,37; 7,8; 10,15 usw.), und im NT für jeden Glaubenden (Galater 2,20b) und die Gesamtgemeinde (Epheser 1,4 »auserwählt … in Liebe«; 5,2.25–32).
  • Siehe auch Beitrag »Auserwählung – Fragen über Fragen«
  • Siehe auch Beitrag »Eine schwierige Lehre – Erwählung und Vorherbestimmung«

Das Ziel der Theologie

Das Ziel der Theologie ist die Anbetung Gottes. 
Die Körperhaltung der Theologie ist auf den Knien. 
Die Praxis der Theologie ist Buße.

Sinclair B. Ferguson, zitiert in: James Montgomery Boice und Philip Graham Ryken, The Doctrines of Grace, Wheaton, IL (Crossway) 2002, S. 179; Deutsch: James Montgomery Boice und Philip Graham Ryken, Die Lehren der Gnade, Oerlinghausen (Betanien) 2009, S. 201.

Gott liebt alle Menschen gleich – Wirklich?

Verwirrung über die Art und den Wirkungskreis der Liebe Gottes

Ein Prediger malte seiner Gemeinde vor Augen, welche besondere Liebe ihr himmlischer Vater gegenüber seinen Kindern hat. Der Predigttext war 1. Johannes 3,1:

Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen! Und wir sind es. Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.

1. Johannes 3,1 (ELBCSV) Fettdruck hinzugefügt.

Es ging also nicht um die allgemeine Liebe Gottes zu allen seinen Geschöpfen und auch nicht um die Unparteilichkeit Gottes im Gericht, sondern um die besondere Liebe des Vaters, die Er zu seinen eigenen Kindern, den „Kindern Gottes“ hat. 

Das ist unschwer zu erkennen. Im ersten Satz in Vers 1 lenkt der „Apostel der Liebe“, Johannes, die Aufmerksamkeit seiner Leser auf jene besondere Liebe des Vaters, die Gott der Vater nur „uns“, also seinen Kindern, gegeben hat. Sie wird insbesondere darin deutlich, dass „wir“ „Kinder Gottes heißen sollen“. „Kind Gottes heißen zu sollen“ ist aber nach der Belehrung des Apostels Johannes und dem Gesamtzeugnis der Schrift weder Vorrecht noch Tatsache aller Menschen. Mithin ist hier die Rede von einer besonderen Liebe, die auf eine spezifizierte Teilmenge der Menschen exklusiv gerichtet ist. Gott liebt nach dieser Stelle mit einer besonderen Liebe, die nur seinen Kindern gilt. Das ist kein fremder Gedanke. Dass es eine spezielle Liebe auch zwischen den Gliedern einer irdischen Familie gibt, sollten Väter, Mütter und Kinder aus eigener Erfahrung kennen.

Nach der Predigt steht der Gemeindeleiter auf und sagt der Gemeinde, dass dies nicht stimmen würde. Eine Begründung wurde nicht gegeben, später aber wurde konkretisiert, dass es falsch sei, etwas zu sagen, das im Widerspruch zur Aussage „Gott liebt alle Menschen gleich.“ stehe. Hier ist also das Problem. Es dürfte eigentlich nicht bestehen, wenn man Gottes Wort kennt und insbesondere den Bibeltext der Predigt aufmerksam studiert. Beides wollen wir hier ansatzweise tun.

Ein kurzer Streifzug durch die Bibel

Fragen wir uns mit der offenen Bibel: Liebt Gott alle Menschen gleich? Ist dies eine biblisch richtige Behauptung? Schauen wir uns eine Reihe von Stellen quer durch die Bibel an, die von der Liebe Gottes, oder vom Gegenteil, dem Hass Gottes, reden:

  1. »Nicht werden die Toren bestehen vor deinen Augen; du hasst alle, die Frevel tun. Du wirst die Lügenredner vertilgen; den Mann des Blutes und des Truges verabscheut der Herr.« (Psalm 5,6-7; vgl. Psalm 11,5 u.a.)
    Gott hasst alle Menschen, die Frevel tun. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“. (Die Stellen vom Hass und Zorn Gottes zeigen auch auf, dass der Slogan: „Gott hasst die Sünde, aber Er liebt den Sünder“ wesentliche Aussagen der Schrift unterdrückt und daher falsch ist.)
  2. »Der Herr liebt die Tore Zions mehr als alle Wohnungen Jakobs.« (Psalmen 87,2)
    Gott liebt die Tore Zions (Jerusalems) mehr, als alle Wohnungen Jakobs (in ganz Israel). Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  3. »Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker, hat der Herr sich euch zugeneigt und euch erwählt; denn ihr seid das geringste unter allen Völkern; sondern wegen der Liebe des Herrn zu euch und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen hat, hat der Herr euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Haus der Knechtschaft, aus der Hand des Pharaos, des Königs von Ägypten.« (5. Mose 7,7-8)
    Gott liebt das Volk Israel mehr, als alle anderen Völker. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  4. »So spricht der Herr: Das Volk der dem Schwert Entronnenen hat Gnade gefunden in der Wüste. Ich will gehen, um Israel zur Ruhe zu bringen. Der Herr ist mir von fern erschienen: Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dir fortdauern lassen [meine] Güte.« (Jeremia 31,2-3)
    Gott liebt Israel mit ewiger Liebe, was von den anderen Völkern nicht gesagt wird. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  5. »Sechs sind es, die der Herr hasst, und sieben sind seiner Seele ein Gräuel, hohe Augen, eine Lügenzunge, und Hände, die unschuldiges Blut vergießen; ein Herz, das böse Pläne schmiedet, Füße, die schnell zum Bösen hinlaufen; wer Lügen ausspricht als falscher Zeuge, und wer Zwietracht ausstreut zwischen Brüdern.« (Sprichwörter 6,16-19)
    Gott hasst Menschen, die bestimmte Gräuelsünden tun. Aber man behauptet, „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  6. »Ich habe euch geliebt, spricht der Herr; … Und ich habe Jakob geliebt, Esau aber habe ich gehasst…« (Maleachi 1,2-3; vgl. Römer 9,13)
    Gott liebt Jakob, aber Er hasst Esau. Egal, ob man in der Auslegung hier Individualpersonen und/oder die daraus entstandenen Völker sehen will, egal, ob man das als Hebraismus sehen will, der in „hassen“ nur eine Liebe geringerer Klasse sehen will, jedenfalls wird hier ein deutlicher Unterschied in der Liebe Gottes markiert. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  7. »An jenem Tag wird zu Jerusalem gesagt werden: Fürchte dich nicht! Zion, lass deine Hände nicht erschlaffen! Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein rettender Held. Er freut sich über dich mit Wonne, er schweigt in seiner Liebe, frohlockt über dich mit Jubel.« (Zefanja 3,16-17)
    Gott liebt Jerusalem/Zion, also sein Volk Israel. Er ist in ihrer Mitte. Für sie ist Er Retter. Sie liebt er. Über sie frohlockt Er. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  8. [Jesus Christus spricht:] »Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt; bleibt in meiner Liebe.« (Johannes 15,9)
    Der Sohn Gottes sagt, dass er seine Jünger mit jener besonderen Liebe liebt, mit der Gott Vater den Sohn liebt. Das ist eine spezielle Liebe. Christus liebt damit ausdrücklich seine Jünger, also nicht jedermann. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  9. »Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.« (Johannes 15,10)
    Christus sagt hier zu jenen, die seine Gebote halten, dass sie in Christi Liebe bleiben. Er ist das große Vorbild, denn der Sohn hat ebenfalls die Gebote des Vaters gehalten. Es ist also eine bedingte, eine spezielle Liebe. Von Menschen, die die Gebote Christi nicht halten, wird dies nicht gesagt. Es aus dem Schweigen der Stelle zu behaupten, raubte der Stelle ihren ganzen Sinn. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  10. [Jesus Christus spricht:] »Größere Liebe hat niemand als diese, dass jemand sein Leben lässt für seine FreundeIhr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.« (Johannes 15,13–14)
    Christus sagt hier ausdrücklich, dass seine „allergrößte Liebe“ jenen gilt, für die er sein Leben lässt. Sind das alle Menschen? Nein, es sind speziell „seine Freunde“. Wer sind diese? Es sind jene Jünger, die Christus nachfolgten. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  11. »Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.« (Johannes 17,26)
    Christus hat „ihnen“ den Namen Gottes kundgetan. Das bedeutet in der Sprache der Schrift, dass sie durch das Wort Christi eine (ewige) Lebensbeziehung zu Gott Vater bekommen haben. Als Folge dieser Lebensbeziehung (Neugeburt) wohnt auch die Liebe Gottes in den Neugeborenen, nur in ihnen, also nicht in jedermann. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  12. »…die Hoffnung aber beschämt nicht, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.« (Römer 5,5)
    Die Liebe Gottes ist nur in jenen, denen der Heilige Geist gegeben wurde, in denen also der Heilige Geist Wohnung gemacht hat. Dies sind nicht alle Menschen. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  13. »Gott aber erweist seine Liebe zu uns [darin], dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.« (Römer 5,8)
    Gott erweist jenen seine Liebe, für die sein Sohn stellvertretend gestorben ist, die also genauso sicher gerettet sind, wie Christus „gerettet“ zur Rechten Gottes auf dem Thron sitzt. Das sind aber nicht alle Menschen, denn nicht alle werden –nach Christi eigener Aussage!– gerettet werden. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  14. »Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.« (Römer 8,38-39)
    Die von Gott kommende Liebe, von der hier zum Trost der Glaubenden die Rede ist, gilt nur „uns“, die Christus Jesus als Herrn bekennen. Das „uns“ des Apostels Paulus im Brief an die Glaubenden in Rom also sind nicht alle Menschen. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  15. »Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr errettet –,und hat [uns] mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen [Örtern] in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus.« (Epheser 2,4-7)
    Gott liebt mit vieler Liebe (also: sehr) „uns“, die neugeborenen Menschen, die einst in Sünden tot waren, aber lebendig gemacht wurden und schon im Geiste in den himmlischen Örtern ihren sicheren Platz haben. Dies sind aber klar nicht alle Menschen. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  16. »Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch. (Epheser 5,1-2)«
    Christus hat die Kinder Gottes geliebt und zwar so, dass Er sich sogar für sie in den stellvertretenden Opfertod hingegeben hat. Das „uns“ des Apostels beschreibt aber nicht alle Menschen, sondern nur die Glaubenden. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  17. »Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegebenhat…« (Epheser 5,25)
    Christus liebt die Gemeinde, die Schar der tatsächlich Geretteten. Nur für sie hat er sich selbst hingegeben. Wie ein Ehemann exklusiv seine erwählte und mit Bundesschluss verbundene Ehefrau aufopfernd lieben soll, und nicht alle anderen Frauen auf diese Art und Weise lieben soll, so ist auch die Liebe Christi gegenüber den von Gott zur Braut Christi Erwählten. Das sind nicht alle Menschen. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  18. »Ein jeder, wie er [es] sich im Herzen vorgenommen hat: nicht mit Verdruss oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott.« (2. Korinther 9,7)
    Gott liebt Geber, die „fröhlich“ Gaben (Opfer für andere) geben. Das bedeutet, dass dies für jene, die „mit Verdruss oder aus Zwang“ geben, nicht gilt, sonst wäre die Stelle sinnlos. Den fröhlichen Gebenden gilt diese hier gemeinte, besondere Liebe Gottes. Nur ihnen. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  19. »Wer aber irgend sein Wort hält, in diesem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet. Hieran wissen wir, dass wir in ihm sind.« (1. Johannes 2,5)
    Gott liebt in vollkommener Weise jene, die Gottes Wort halten (indem sie es tun). Wer sein Wort nicht hält, dem gilt diese Liebe Gottes nicht, sonst macht diese Stelle keinen Sinn. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  20. »Wer aber irgend irdischen Besitz hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?« (1. Johannes 3,17)
    Gott liebt in vollkommener Weise jene, die dem Mangel leidenden Glaubensbruder aus ihrem irdischen Besitz Hilfe leisten. Wer dies nicht tut, sondern sein Herz verschließt, dem gilt diese Liebe Gottes nicht, sonst macht diese Stelle keinen Sinn. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  21. »Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten. Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er unsgeliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden.« (1. Johannes 4,9-10)
    Gottes Liebe wird „uns“ geoffenbart, jenen also, die Kinder Gottes werden sollten. Diese liebt Er so, dass er sogar seinen Sohn für sie als Sühnung für ihre Sünden gesandt hat, so dass sie nun durch Ihn leben. Dies gilt aber nicht für unbekehrte Sünder, denn sie leben nicht, deren Sünde wurde nicht gesühnt. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  22. »Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir einander lieben, [so] bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet.« (1. Johannes 4,12)
    Auch hier: Gottes Liebe ist nur in „uns“ vollendet, nicht in jedermann. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
  23. »Hierin ist die Liebe mit uns vollendet worden, damit wir Freimütigkeit haben an dem Tag des Gerichts, dass, wie er ist, auch wir sind in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe. Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.« (1. Johannes 4,17-19)
    Auch hier: Gottes Liebe ist nur mit „uns“ vollendet worden, nicht mit jedermann. Die Liebe der Kinder Gottes ist eine Liebe, die ihren Grund und Ursprung in der ewigen Liebe Gottes ihnen gegenüber hat. Dies gilt also nicht für alle Menschen, sondern nur für die Kinder Gottes. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“

Ein erstes Resümee

Die Behauptung: „Gott liebt alle Menschen gleich!“ muss an mindestens drei Stellen hinterfragt werden:

  • „liebt“: Ist mit dem „Lieben“ Gottes immer genau dasselbe und das Gleiche gemeint? 
  • „alle Menschen“: Sind immer alle Menschen aller Zeiten und Gegenden gemeint, oder beschränkt sich die Liebe Gottes bei einigen biblischen Aussagen auch auf eine Untermenge? 
  • „gleich“: Gibt es in der Liebe Gottes unterschiedliche Qualitäten und Intensitäten, oder ist sie immer gleich stark und gleichartig? Anders gefragt: Gibt es qualitative und/oder quantitative Unterschiede in der Liebe Gottes?

So wie die Bibel redet, macht sie deutlich, dass z. B. die innertrinitarische Liebe (zwischen Vater, Sohn und Heiligen Geist) eine besondere Liebe ist: sie ist ewig und vollkommen und hat nie etwas mit der Bedürftigkeit oder dem Mangel des anderen zu tun; sie ist also nie barmherzig oder gnädig oder zeitlich (usw.). Diese Liebe Gottes richtet sich erst einmal nicht an Menschen.

Die Liebe des Vaters zum Sohn und die Liebe des Sohns zum Vater werden ganz besonders herausgehoben als etwas Besonderes (s. insbes. die Schriften des Apostels Johannes). Auch diese Liebe richtet sich erst einmal nicht an Menschen.

Die Liebe des Vaters zu seinen Kindern, den Kindern Gottes, die Gott durch den Heiligen Geist und Sein Wort gezeugt hat, ist besonders herausgehoben. Sie richtet sich auf erlöste Menschen, auf die Kinder Gottes. Christus sagt, dass diese Liebe mit der Liebe zu vergleichen ist, mit der Er, der Sohn, vom Vater geliebt wurde. Es ist also eine besondere, spezielleLiebe! Um diese Liebe geht es in der eingangs erwähnten Bibelstelle in 1. Johannes 3,1! Sie gilt also nicht allen Menschen!

Die Liebe Gottes zum erwählten Volk im alten Bund, Israel, war eine Liebe, die einzigartig für Israel galt, nicht für die anderen Völker der Erde. Auch sie ist besonders und einzigartig. Sie ist eine Bundesliebe, die nach der Scheidungszeit eines Tages im erneuerten Bund wiederhergestellt wird (s. Prophet Hosea u.a.).

Es gibt einige Stellen, die von einer besonderen Liebe Gottes gegenüber Menschen sprechen, diese Liebe jedoch an Bedingungen geknüpft wird, sei es Treue, Gehorsam oder Spendenfreudigkeit. Auch hier handelt es sich also nicht um eine allgemeine, gleiche Liebe Gottes für alle Menschen, sondern um eine Liebe, die auf einen entsprechend beschränkten Personenkreis gerichtet ist.

Schon jetzt können wir festhalten, dass es unterschiedliche Arten besonderer Liebe Gottes gibt gegenüber Personen oder Personengruppen (also Teilmengen), die Gott auserwählt hat, die besondere Bedingungen erfüllen oder zu denen Er in besonderer Beziehung steht. Die Aussage „Gott liebt alle Menschen gleich!“ steht also im Widerstreit mit der Heiligen Schrift. Es ist zu vermuten, dass die Vielfalt und Komplexität des biblischen Zeugnisses der Liebe Gottes unzulässig durch Slogans vereinfacht, das heißt verfälscht, wurde. Wer seine Bibel nicht kennt, fällt auf solche Slogans herein. Dabei sollte uns schon die Lebenserfahrung mit menschlicher Liebe lehren, dass Liebe nicht so flach und eindimensional ist, wie der Slogan vortäuscht.

Wie ist das mit der menschlichen Liebe?

Wir begreifen aus Gottes Wort, dass die Liebesfähigkeit des Menschen eine Gabe Gottes an den Menschen ist, ein Stück seiner Gottesebenbildlichkeit ausmacht. Auch der Mensch liebt mit unterschiedlicher Qualität und Intensität unterschiedliche Personen und Personengruppen. Gott schreibt dem Menschen diesbezüglich z. B. vor:

  • Jesus antwortete: [Das] erste ist: „Höre, Israel: [Der] Herr, unser Gott, ist ein Herr; und du sollst [den] Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft.“ (Markus 12,29-30)
  • Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen,… (Matthäus 5,44; vgl. Lukas 6,27.35)
  • Du sollst … deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (3. Mose 19,18; vgl. Matthäus 19:19; Markus 12,33; Lukas 10,27)
  • Seid niemand irgendetwas schuldig, als nur einander zu lieben; denn wer den anderen liebt, hat [das] Gesetz erfüllt. (Römer 13,8)
  • Geliebte, lasst uns einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott; und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe. (1. Johannes 4,7-8)
  • Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat,… (Epheser 5,25; vgl. Kolosser 3,19)

Auch hier erkennen wir unterschiedliche, begrenzte Personenkreise, die wir lieben sollen, und dass die Art und Weise und Intensität der jeweiligen Liebe unterschiedlich ist und sein soll. Auch bei uns Menschen und Christen gilt nicht: „Liebt alle Menschen gleich!“

Wer wollte mit der Bibel in der Hand behaupten, dass ein Ehemann alle Frauen der Welt mit der gleichen Liebe lieben solle, wie er seine eigene Ehefrau lieben soll? Ist hier durch die Erwählung in Liebe nicht eine Exklusivität und Besonderheit der Liebe zwingend geboten? Wer will behaupten, dass ein Vater alle Kinder der Welt so lieben solle, wie seine eigenen Kinder, die er gezeugt hat? Wer will behaupten, dass wir unseren Nächsten so lieben sollen, wie wir Gott lieben sollen? (Usw.) Schon hier erkennen wir, dass wir zwar nur eine Liebe haben, aber diese unterschiedlich in Umfang, Maß und Qualität zur Geltung kommen soll. Bei Gott ist das nicht anders: Er hat eine Liebe, aber diese kommt unterschiedlich bzgl. Umfang, Maß und Qualität zur Geltung.

Fazit: Aufgrund der Offenbarung des Wortes Gottes über das Wesen Gottes und über seine Gebote an den Menschen ist es falsch zu behaupten: „Gott liebt alle Menschen gleich!“

Wie kommen wir zu einem biblischen Verständnis von der Liebe Gottes?

Drei Antworten gibt es auf diese wesentliche Frage: Lesen, lesen, lesen! Denn Jesus Christus sagte mehrfach „Habt ihr nicht gelesen…?“ und „Irrt ihr nicht deshalb, weil ihr die Schriften nicht kennt noch die Kraft Gottes?“ (Markus 12,24).

Wo wir meinen, Spannungen oder Widersprüche in den biblischen Aussagen zu finden, müssen wir uns daran erinnern, dass die Worte des HERRN „reine Worte … siebenmal gereinigt“ (Psalm 12,7) und daher widerspruchsfrei sind. Probleme entstehen also nur durch unser mangelhaftes Lesen, Studieren und Verstehen. [Eine Studienhilfe wird am Ende des Artikels angegeben.]

Ein Problem machen uns dabei auch falsche oder schriftwidrig verkürzte Aussagen über die Liebe Gottes. Jeder, der meint, Johannes 3,16 verstanden zu haben, weil er diesen Vers schon so oft gehört hat, dass er ihn auswendig kennt, und zusätzlich davon ausgeht, dass dieser Vers die einzige Offenbarung Gottes über Seine Liebe sei, muss wohl notwendiger Weise in die Irre gehen, denn keine Weissagung der Schrift ist „von eigener Auslegung“ (2. Petrus 1,20). Alle Schrift muss zusammengenommen und in ihrer heilgeschichtlichen Entwicklung berücksichtigt werden, denn es gilt: „Die Summe deines Wortes ist Wahrheit“ (Psalm 119,160).

Wo gilt, dass Gott alle Menschen gleich liebt?

Am Ende dieser Untersuchung muss klar sein, dass die Behauptung einer allgemeinen Liebe Gottes zu allen Menschen nur in einem begrenzten Sinn stimmen kann, sonst geraten wir in Widerspruch mit anderen Aussagen der Schrift, wie oben gezeigt.

Die Bibellehrer der Gemeinde Jesu haben auf Liebesbezeugungen Gottes hingewiesen, die für alle Menschen zeitweilig gelten, weil sie alle unterschiedslos seine Geschöpfe sind. Man zählt diese allgemeinen Liebesbezeugungen und Gaben zur sog. „allgemeinen Gnade“. Wir zählen zur allgemeinen Gnade Gottes (engl. common grace) Folgendes:

  • »…eures Vaters …, der in [den] Himmeln ist; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.« (Matthäus 5,45)
    Da die beiden Merismen jeweils die gesamte Menschheit überdecken, haben wir es hier mit „allgemeiner Gnade“ Gottes zu tun. Man muss diese zeitweiligen Geschenke des natürlichen Lebens und der Lebenserhaltung der allgemeinen Liebe Gottes gegenüber allen seinen Geschöpfen, hier den Menschen, zuschreiben. Daher gebührt Gott beständiger Dank dafür, der Ihm aber meist verweigert wird: »weil sie, Gott kennend, [ihn] weder als Gott verherrlichten noch [ihm] Dank darbrachten« (Römer 1,21).
  • Dies gilt auch gegenüber allen Tieren: »Wer bereitet dem Raben sein Futter, wenn seine Jungen zu Gott schreien, umherirren ohne Nahrung?« (Hiob 38,41); »Die jungen Löwen brüllen nach Raub und fordern von Gott ihre Nahrung.« (Psalmen 104,21); »Seht hin auf die Vögel des Himmels, dass sie nicht säen noch ernten, noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie [doch].« (Matthäus 6,26) usw. Dadurch wird auch der Mensch indirekt beschenkt.
  • Dies gilt auch gegenüber der gesamten Schöpfung, die nur deswegen erhalten bliebt, weil der Sohn Gottes sie beständig mit seinem Machtwort erhält: im Sohn, »den er gesetzt hat zum Erben aller [Dinge], durch den er auch die Welten gemacht hat; welcher, [die] Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und [der] Abdruck seines Wesens seiend und alle [Dinge] durch das Wort seiner Macht tragend…« (Hebräer 1,2-3). Dadurch wird auch der Mensch indirekt beschenkt.
  • »… einen lebendigen Gott …, der ein Erhalter aller Menschen ist, besonders [der] Gläubigen« (1. Timotheus 4,10b). – Auch hier wird deutlich, dass das Erhalter-sein Gottes allen Menschen gilt, also allgemein ist, aber das „besondere Erhalten/Retten“ nur den Gläubigen gilt, also nicht allgemein, sondern speziell ist.
  • Gott lässt Sünder i.d.R. nach ihrer ersten Sünde weiterhin (für eine Zeit) am Leben, obwohl er schon am Anfang klar gesagt hatte: »…an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben.« (1. Mose 2,17) und »Der Lohn der Sünde ist der Tod.« (Römer 6,23). Dass Gott Rebellen gegen seine Majestät eine Zeitlang die guten Gaben des Geschöpfseins genießen lässt, ist eine großartige Demonstration seiner allgemeinen Gnade, Geduld, Langmütigkeit, Sanftmut, Barmherzigkeit und Menschenliebe.

Wer diese Dinge nicht auseinander halten kann, versteht die Lehre der Schrift nicht, und kann sich in viele Irrtümer verwickeln lassen.
Zurück zu 1. Johannes 3,1. Wovon ist hier hier die Rede? 

Von welcher Liebe Gottes wird in 1. Johannes 3,1 gesprochen?

Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen! 

Die direkt vorhergehende Aussage des Apostels: »aus ihm geboren ist« führt ihn im nächsten Vers zum Ausruf: »Sehet, welch eine Liebe… dass wir Kinder Gottes heißen sollen!«. Niemand hat sich selbst zum Kind Gottes gemacht, Gott der Vater hat dies getan und damit jedem Kind Gottes alle Rechte und Segnungen und Lebensqualitäten des Kindesstandes geschenkt. (Wir sind nicht „Kinder Jesu“ oder „Jesu Kinder“, sondern Kinder Gottes und Kinder des Vaters.) Diese Kindschaft ist so real, dass man ihre Wirklichkeit im Wandeln und Handeln (in ihrer Lebensführung und in ihren Taten) der Kinder Gottes sehen kann: Es ist dem Sohn Gottes gleichartig, denn sie haben dasselbe Leben in sich (Johannes 17,23.26; vgl. Galater 2,20). Die Kinder Gottes offenbaren also ihre „Echtheit“ als Kinder Gottes, indem sie »die Gerechtigkeit tun« (1. Johannes 2:29b), also die Gebote Gottes halten, vor allem das Gebot der Liebe. Ein gerechter Wandel ist also die Frucht (Ergebnis, Folge) der Neugeburt, nicht eine Vorbedingung derselben. Diese Aussage wird hier nicht als Ermahnung ausgesprochen, sondern als Ermunterung an die wahren Kinder Gottes: Sie sollten wieder einmal jene übergroße Gnade betrachten, die sie von Gott darin erhalten hatten, dass Er sie zu Kindern Gottes gemacht hatte! – Davon versteht die nichtglaubende Welt überhaupt nichts, denn diese Welt kennt Gott nicht (vgl. Johannes 5,37; 7,28; 16,3). Sie ist noch in der Finsternis. Und sie hassen das Licht. Die Finsternis und damit den Tod zu wählen, ist ihre bewusste Wahl.

Das Wort, das hier mit »welch eine« wiedergegeben wird, ist potapos (ποταπός). Die Wörterbücher erklären es so: 

  • Vine: bedeutet eigentlich: „aus welchem Land“, „von welcher Sorte/Art“. 
  • Kassühlke: „was für ein“, „welcher Art“, „wie beschaffen“. 
  • Lange: Es geht um Abstammung und Qualität, nicht Menge (Quantität) oder Größe. 
  • Vincent: »What manner of (ποταπὴν). The word is of infrequent occurrence in the New Testament, but is found in all the Synoptists and in 2 Pet. 3:11. Only here in John’s writings. Originally it means from what country or race; then, of what sort or quality. It is used of the quality of both persons and things.«

Die Kinder Gottes sollen also die besondere Qualität dieser Liebe ihres Vaters wahrnehmen. Es ist eine Liebe, die von Gott dem Vater ausgeht (nicht vom Menschen). Es ist eine Liebe, die göttlich ist (nicht menschlich). Es ist eine ewige Liebe, die mithin weder Anfang noch Ende kennt, die das Irdische und das Zeitliche überschreitet. Diese Liebe findet ihren Ursprung in der Ewigkeit vor der Zeit und wird auch in der Ewigkeit nach der Zeit noch sein. Das macht es aus, ein Kind Gottes heißen zu dürfen. Dass eine solche Liebe durch unser menschliches Begreifen nicht völlig fassbar ist, ist offenbar. Der Kontext sagt uns, dass diese Liebe untrennbar mit dem neuen Leben aus Gott, das in der Neugeburt von Gott empfangen wurde (Johannes 1,12), verbunden ist, und dass dieses neue Leben sich in sichtbaren, charakteristischen Lebenszeichen offenbart im Leben (Reden und Tun) und Bewegen und Sein des Kindes Gottes. Die Wahrheit und Hoffnung der zukünftigen Gleichheit mit Christi Wesen (der das Leben des Glaubenden geworden ist) hat unausweichlich als Konsequenz die persönliche Heiligung, das Sichreinigenlassen gemäß der Reinheit Christi (1. Johannes 3,3).

Fazit

Schriftgemäßes Predigen muss festhalten, dass die Liebe Gottes sich unterschiedlich erweist in Qualität und Quantität und Zeit und Ewigkeit. Ohne weiteres zu behaupten: „Gott liebt alle Menschen gleich“ ist am Wort der Wahrheit gemessen eindeutig falsch.

Dies zeigt auch der Text in 1. Johannes 3,1. Wenn die o.g. falsche Aussage dazu führt, dass man verkennt, dass es in diesem Text um eine besondere Liebe des Vaters gegenüber seinen Kindern geht, die eben nicht allen Menschen gilt, weil nicht alle Menschen im dort gemeinten Sinn Kinder Gottes sind, –ja, dass es gerade um ein Unterscheidungs- und Kennzeichen der Kinder Gottes im Kontrast zu den anderen Menschen geht– dann ist dies sehr zu bedauern.

Wichtigste Maßnahme: Lesen, lesen, lesen. Denn Jesus sagt: „Habt ihr nicht gelesen…?“. „Glückselig der Mann, der … seine Lust hat am Gesetz des Ewigen und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht!

Weiterführende Literatur

D.A. Carson, The Difficult Doctrine of the Love of God (Crossway, 1999).
Kostenloser Download: http://s3.amazonaws.com/tgc-documents/carson/2000_difficult_doctrine_of_the_love_of_God.pdf [28.07.2020];
Backup: Carson_The_difficult_doctrine_of_the_love_of_God.pdf

Was ist eigentlich „Calvinismus“? (I)

»There are, in the religious world, almost as many different shades, phases, kinds, and degrees, of Calvinism, as there are Calvinists, (or professors of the doctrines of Calvin,) and almost as many diverse opinions on the faith and character of the Reformer himself.

Calvinism is a designation, by which the doctrines of the sovereign grace of God have been distinguished for the last two centuries; but, more particularly and generally, for the last century. The term derives, of course, its descriptiveness, from the historical fact, that the eminent Swiss Reformer was the chosen servant of God, appointed by Him to proclaim and defend, more prominently than any cotemporary or antecedent witness, the sublime doctrines in question. Not that these stupendous truths originated with Calvin, but with God himself. They form an essential portion of the revelation of his Word. They are no more Calvinism, than Augustinism, or Lutherism, or Bucerism, or Cranmerism, or Latimerism: for they are Bibleism: and they are the ism of every saint, and true minister of Christ: they are the solidity and security of all true religion: they are the fast-hold of faith: they form a substantial ingredient in every true ministry of the Gospel: and they constitute an essential doctrine in the confession of every true Church of Christ.«

Hendry H. Cole in seinem Vorwort zu: Calvin, John ; Cole, Hendry H.: Calvin’s Calvinism: A Treatise on the Eternal Predestination of God. London : Wertheim and Macintosh, 1856.

Calvin über die Anmaßung, Gottes freien Willen beurteilen zu wollen

»Now no one doubts, that humility lies at the bottom of all true religion, and is the mother of all virtues. But how shall he be humble, who will not hear of the original sin and misery from which he has been delivered? and who, by extending the saving mercy of God to all, without difference, lessens, as much as in him lies, the glory of that mercy? Those, most certainly, are the farthest from glorifying the grace of God, according to its greatness, who declare, that it is, indeed, common to all men; but that it rests effectually in them, because they have embraced it by faith.

The cause of faith itself, however, they would keep buried, all the time, out of sight; which is this;—that the children of God, who are chosen to be sons, are afterwards blessed with the spirit of adoption. Now, what kind of gratitude is that, in me, if, being endowed with so pre-eminent a benefit, I consider myself no greater a debtor than he, who hath not received one-hundredth part of it. Wherefore, if, to praise the goodness of God worthily, it is necessary to bear in mind, how much we are indebted to Him; those are malignant towards Him, and rob Him of his glory, who reject, and will not endure, the doctrine of eternal election: which being buried out of sight, one-half of the grace of God must, of necessity, vanish with it.

Let those roar at us who will. We will ever brighten forth, with all our power of language, the doctrine which we hold concerning the free election of God; seeing that it is only by it, that the faithful can understand how great that goodness of God is, which effectually called them to salvation. I merely give the great doctrine of election a slight touch here, lest any one, by avoiding a subject so necessary for him to know, should afterwards feel what loss his neglect has caused him. I will, by and by, in its proper place, enter into the divine matter with appropriate fulness. Now if we are not really ashamed of the Gospel, we must, of necessity, acknowledge, what is therein openly declared;—that God, by his eternal good-will (for which there was no other cause than his own purpose), appointed those whom He pleased unto salvation, rejecting all the rest; and that those whom He blessed with this free adoption to be his sons, He illumines by his Holy Spirit, that they may receive the life which is offered to them in Christ; while others, continuing, of their own will, in unbelief, are left destitute of the light of faith, in total darkness.

Against this unsearchable judgment of God many insolent dogs rise up and bark. Some of them, indeed, hesitate not to attack God openly: asking why, foreseeing the fall of Adam, He did not better order the affairs of men? To curb such spirits as these, no better means need be sought than those which Paul sets before us. He supposes this question to be put by an ungodly person:—How can God be just, in showing mercy to whom He will, and hardening whom He will? Such audacity in men the apostle considers unworthy a reply. He does nothing but remind them of their order and position in God’s creation. “Who art thou, O man, that repliest against God?” (Rom. 9:20.) Profane men, indeed, vainly babble, that the apostle covered the absurdity of the matter with silence, for want of an answer. But the case is far otherwise.

The apostle, in this appeal, adopts an axiom, or universal acknowledgment: which not only ought to be held fast by all godly minds, but deeply engraven in the breast of common sense:—that the inscrutable judgment of God is deeper than can be penetrated by man. And what man, I pray you, would not be ashamed to compress all the causes of the works of God within the confined measure of his individual intellect? Yet, on this hinge turns the whole question.—Is there no justice of God, but that which is conceived of by us? Now if we should throw this into the form of one question,—whether it be lawful to measure the power of God by our natural sense,—there is not a man who would not immediately reply, that all the senses of all men combined in one individual must faint under an attempt to comprehend the immeasurable power of God: and yet, as soon as a reason cannot immediately be seen for certain works of God, men, somehow or other, are immediately prepared to appoint a day for entering into judgment with Him. What therefore can be more opportune or appropriate than the apostle’s appeal?—that those, who would thus raise themselves above the heavens in their reasonings, utterly forget who and what they are?«

Quelle:  Calvin, John ; Cole, Hendry H.: Calvin’s Calvinism: A Treatise on the Eternal Predestination of God. London : Wertheim and Macintosh, 1856.