C. H. Spurgeon: Freunde muss man nicht versöhnen

Ich habe mich bemüht, eine biblische Begründung für das Handeln Gottes mit dem Menschen zu geben. Er rettet den Menschen aus Gnade. Wenn der Mensch ewig verloren geht, so geht er durch seine eigene Schuld zurecht zugrunde. Fragt jemand: »Ja, wie wollen sie denn diese beiden Lehren miteinander versöhnen?« Meine lieben Brüder, ich versöhne niemals zwei Freunde, niemals. Diese beiden Lehren sind miteinander befreundet; denn sie stehen beide in Gottes Wort und ich werde nicht versuchen, sie miteinander zu versöhnen. Erst wenn du mir zeigst, dass sie tatsächlich Feinde sind, dann werde ich sie versöhnen.

»Aber«, sagt einer, »es gibt eine Menge Schwierigkeiten mit ihnen.« Kannst du mir sagen, welche Wahrheit es gibt, die keine Schwierigkeiten mit sich bringt? »Aber«, sagt er dann, »ich kann diese Wahrheit nicht erkennen.« Nun, ich verlange nicht, dass du diese Wahrheit siehst; ich verlange, dass du sie glaubst. Es gibt viele Dinge in Gottes Wort, die schwierig sind und die ich nicht sehen kann, aber sie sind da, und ich glaube sie. Ich kann nicht sehen, wie Gott allmächtig und der Mensch frei sein kann; aber es ist so und so ich glaube es. Sagt ein anderer: »Ich kann es einfach nicht verstehen.« Meine Antwort lautet: Ich bin verpflichtet, diese Lehren ihnen so deutlich wie möglich zu machen, aber wenn sie überhaupt nichts verstehen, dann kann ich ihnen auch nicht weiterhelfen. Dann lassen wir das. Aber nochmals: Es ist keine Frage des Verständnisses, sondern des Glaubens. Diese beiden Lehren sind wahr; ich sehe nicht, dass sie sich in irgendeiner Weise widersprechen. Selbst wenn sie widersprüchlich erscheinen würden, so würde ich sagen, dass sie einander nur zu widersprechen scheinen, es aber nicht wirklich tun, denn Gott widerspricht sich niemals.

Charles H. Spurgeon, Jacob and Esau. Predigt (Nr. 239) am 16.01.1859 in der New Park Street Chapel in Southwark zum Text Römer 9,13 (»Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.«). In: Spurgeon’s Sermons, Vol. 5 (1859); zitiert nach der Online-Version der Christian Classics Ethereal Library (CCEL) hier.

Originalzitat

»I have endeavoured to give a scriptural reason for the dealings of God with man. He saves man by grace, and if men perish they perish justly by their own fault. “How,” says some one, “do you reconcile these two doctrines?” My dear brethren, I never reconcile two friends, never. These two doctrines are friends with one another; for they are both in God’s Word, and I shall not attempt to reconcile them. If you show me that they are enemies, then I will reconcile them.

“But,” says one, “there is a great deal of difficulty about them.” Will you tell me what truth there is that has not difficulty about it? “But,” he says, “I do not see it.” Well, I do not ask you to see it; I ask you to believe it. There are many things in God’s Word that are difficult, and that I cannot see, but they are there, and I believe them. I cannot see how God can be omnipotent and man be free; but it is so, and I believe it. “Well,” says one, “I cannot understand it. My answer is, I am bound to make it as plain as I can, but if you have not any understanding, I cannot give you any; there I must leave it. But then, again, it is not a matter of understanding; it is a matter of faith. These two things are true; I do not see that they at all differ. However, if they did, I should say, if they appear to contradict one another, they do not really do so, because God never contradicts himself.« 

Querverweise