Peter Streitenberger Die fünf Punkte des Calvinismus aus biblischer Perspektive VTR, 2012, Pb., 67 Seiten | ISBN: 978-3941750425
Der Herausgeber, der Nürnberger Verlag für Theologie und Religionswissenschaft (VTR) veröffentlichte 2012 dieses 67-seitige Büchlein Streitenbergers in der Reihe „Zur Diskussion gestellt”. Beworben wird es hingegen nicht als Diskussionsbeitrag, sondern als Buch, das den Leser von der Bibel her überzeugen will: »Die vorliegende Abhandlung befasst sich mit dem unter Christen durchaus umstrittenen Thema der Erwählungslehre, insbesondere mit den so genannten fünf Punkten des Calvinismus und versucht, den interessierten Leser zu einer eigenen, von der Bibel her begründeten Überzeugung zu verhelfen.« (Buchrückseite).
Das Vorwort wurde von Franz Graf-Stuhlhofer, einem Historiker aus Wien, verfasst. Stuhlhofer studierte in Wien Geschichte und Naturwissenschaften und promovierte 1980 dort zum Dr. phil. mit einer Untersuchung zu Astronomie und Humanismus nach 1500. Er versucht in seinem über 6-seitigen Vorwort Gründe zu finden, warum Christen in manchen Fragen des Heils unterschiedliche Antworten vertreten. Überdies deutet er auch eigene Positionen an, die meist dem arminianischen Theologiesystem entsprechen (z. B. anonym-kollektive Erwählung) und daher gut zu der Position des Autors passen. Stuhlhofer karikiert abschließend in herabwürdigender Weise Gottes Heilswirken zusammenfassend so: »Alle jene Menschen, die sich von Gott ein JA abringen lassen, gehören zu diesem Überrest – damals wie heute.« (S. 11).
Der Autor, Peter Streitenberger (*1979), ist Diplom-Sozialpädagoge (FH). Er hat im Zweitstudium Germanistik und Philosophie studiert. Dieses kleine Buch gründet sich auf die Magisterarbeit des Verfassers, die 2010 von der Universität Eichstätt-Ingolstadt angenommen wurde. Er „recycelte” und verkürzte dabei eine längere Ausarbeitung, die schon etliche Jahre vorher in PDF-Form oder als E-Book im Internet herumgeisterte und 2007 im Christlichen Mediendienst Hünfeld (CMD) von Wilfried Plock unter dem Titel Die Fünf [sic!] Punkte des Calvinismus – Eine Antwort– 2007 herausgebracht wurde (159 Seiten, ISBN 978-3-939833-08-6; Rezension hier). Ein dort ca. 60-seitiger bibelorientierter Abschnitt zu „Umkämpfte Schriftstellen“ fehlt indessen in dem hier besprochenen, wesentlich kürzeren Werk; umso mehr befremdet der Titel dieser Magisterarbeit. Streitenberger ist auch wegen seiner anti-calvinistischen Beiträge (und deren Stil) auf der Webseite bibelkreis.ch bekannt geworden.
Zum Inhalt: Die Heilige Schrift stellt das Heilsangebot Gottes an uns Menschen in Jesus Christus überzeugend, klar und einladend vor. Streitenberger bezieht in dem Spannungsfeld zwischen der Souveränität Gottes und der Verantwortung des Menschen in der Frage der Heilsaneignung Stellung. Er geht dieser Frage indes nicht „evangelikal” nur aufgrund der Offenbarung Gottes –der Heiligen Schrift– nach (wie es der Titel vermuten lässt), sondern liefert seine persönliche Meinung, gezielt auf einen einige Jahrhunderte alten Lehrstreit zwischen sog. „Calvinisten” und „Arminianern”. Er nimmt dabei im Wesentlichen gegen die calvinistische (und hyper-calvinistische) Sicht Partei und greift „Die Fünf Punkte” eines größeren Kirchenkonzils gegen einige Protestler („Remonstranten”) in den Niederlanden an. Das ist an und für sich schon nicht sehr originell; viele haben dazu Lesbareres, Systematischeres, Biblischeres und Überzeugenderes geschrieben. Zudem besteht „der Calvinismus” nicht und bestand niemals aus nur und genau diesen fünf Punkten. Diesen historischen und dogmengeschichtlichen Irrtum sollten Vorwortschreiber und Herausgeber VTR eigentlich erkannt haben. Dem Versprechen im Titel „aus biblischer Perspektive” wird der Autor mangels sorgfältiger exegetischer Arbeit am Text der Heiligen Schrift leider nicht gerecht. Warum solches „Noch-einmal-bekannte-Argumente-aufzählen”, verkürzt entnommen aus schon längst Veröffentlichtem, die Anerkennung einer Magisterarbeit bekommen konnte, entzieht sich meiner Kenntnis.
Zum Stil: Eine Magisterarbeit muss auch in einem (zugegeben) kontroversen Thema beide Seiten sachlich richtig zitieren und ausgewogen darstellen. Sie entspricht heute einer Master-Arbeit, soll also gehobenen Ansprüchen an Form und Inhalt genügen. Wissenschaftliche Sachlichkeit und Korrektheit ist akademisches Muss. Wohltuend ist, dass Streitenberger seine öffentlichen Formulierungen, wie »das calvinistische Übergehungs- und Vergewaltigungsevangelium«, »die Sekte der Calvinisten« u. ä., in diesem Büchlein nicht wiederholt. Einige Rezensenten haben öffentlich kritisch angemerkt, dass Streitenberger unversöhnlich, reißerisch und unsachlich gegen Calvin und die reformatorische Heilslehre schreibt. Der Stil der Jesuiten der Gegenreformation findet heute wieder ein Echo in den Romanisierungsbestrebungen innerhalb des (ehemaligen ) Protestantismus. Das Werk des Autors Streitenberger hätte mit Wahl eines sachlicheren Stils und gründlicherer Erarbeitung sicher leicht Respekt gewinnen können.
„Calvinismus”: Damit wird dehnbar alles das bezeichnet, was nicht in das Theologiesystem des „Arminianismus” passt und/oder in dieser Theologie verachtet wird. Leider liefert die Lektüre des Büchleins von Streitenberger keine Klärungen, die für die Diskussion fruchtbar oder für die Interessierten und die Gemeinde Gottes sachlich oder geistlich hilfreich wären. Die Bibel hat offenbar für uns auch einige unbequeme Aussagen, „links” wie „rechts”. Sie klärt auch nicht alle Spannungen, die sich dem menschlichen Intellekt und der menschlichen Erwartungshaltung angesichts des göttlichen Wesens, Entscheidens und Handelns stellen. Erschreckend ist der Mangel, Gott Gott sein zu lassen, IHN anstelle dessen lieber in die Schublade (Super-) Mensch eigener Vorstellungen zu pressen: „er” muss so klein sein, dass er in unsere Vorstellungen vom lieben Gott passt und so uns gefällt. Psalm 135,6 sagt: »Alles, was dem HERRN gefällt, tut er in den Himmeln und auf der Erde…« (ELBCSV). Ergo: Sein Wille und Sein Wohlgefallen (inkl. Vorsehung) sind der Urgrund alles Seienden und Geschehenden.
FAZIT: Ein Sozialpädagoge wünscht sich vielleicht lieber einen „menschlicheren” Gott, einen Partner auf Augenhöhe, oder –wie Stuhlhofer– einen Sanitäter, der fast verzweifelt um die Aufmerksamkeit und das zustimmende Kopfnicken des Sünders ringt, weil Ihm sonst etwas fehle. Aber Gott ist schon so, wie ER ist, absolut perfekt. Schon immer. Auch für Sein im Wort und in Christus geoffenbartes Heilshandeln gilt unumschränkt: »Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alleDinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.« (Römer 11,36 ELBCSV). Wer das verstanden hat, hat angefangen zu verstehen, was es bedeutet, „durch die Gnade”, also als reine Gottesgabe, errettet zu sein (vgl. Epheser 2,8–9). Gott ist –nach der Heiligen Schrift– dann Gott und nicht Ab-Gott, wenn gilt: Soli Deo Gloria.
Es gibt schon lange viel Besseres, und –leider– auch noch viel Schlechteres, als diese Magisterarbeit von Streitenberger. Das Büchlein ist die Mühe des Lesens nicht wert.
Ein Redner und Autor der evangelikalen Szene in Deutschland behauptete in einer Diskussion, dass die „Calvinisten“ ihren Zirkel fälschlicher Weise immer bei der Souveränität Gottes einstechen würden. Dies sei das Kernproblem der „Calvinisten“ und mache deren Theologie falsch. Richtig sei hingegen, dass man den Zirkel bei der Liebe Gottes einsteche – und dann erst wäre die Theologie (und insbesondere die Heilslehre) richtig.
Bevor wir uns in eine Diskussion „Liebe“ versus „Souveränität“ Gottes hineinziehen lassen (welche der bibellesende Gläubige überhaupt nicht verstehen kann, da er hier keinen Gegensatz, sondern vollkommene Harmonie sieht), sollten wir einen Schritt zurücktreten und uns ernsthaft einmal fragen: Dürfen wir überhaupt den „Zirkel“irgendwo, das heißt, in einem Einzelaspekt, in das Wesen Gottes stechen und die so gewählte Wesensart (Vollkommenheit) Gottes zum Zentralen oder Wichtigsten erklären? Ist uns solches eklektisches Denken, Priorisieren und Wählen (samt dem damit einhergehenden Ab-Wählen!) überhaupt erlaubt? Tiefer gefragt: Zeigt sich hier nicht einmal mehr, dass der gefallene Mensch zwar „unheilbar religiös“ (Nikolai Berdjajew, 1874-1948), aber zugleich „ein unermüdlicher Fabrikant von Götzen“ (Johannes Calvin) ist, von selbstgestalteten Gottesbildern, die der menschlichen Phantasie, den menschlichen Wünschen, Gefühlen und den menschlichen Vorlieben entsprechen? Menschliche Vorstellungen des Guten werden übersteigert an den Himmel geworfen (Ludwig A. Feuerbach: »Gott ist der Spiegel des Menschen.«). Das Ergebnis davon wird aber stets kategorisch (und nicht nur graduell) die in der Heiligen Schrift selbstgeoffenbarte Realität des Ewigen, Der da ist, verfehlen. Das ist tragisch.
Aber noch schlimmer ist: Das Ergebnis wird zum Gegenentwurf. Wenn ER sich uns nicht offenbart, wissen wir nicht, wer ER ist. Nun aber hat ER sich uns geoffenbart in der Summe Seines Wortes, der Heiligen Schrift. Dieser Offenbarung Gottes im Wort darf man weder mit Zirkel noch mit Schere zu Leibe rücken, sonst ist das Ergebnis ein Ab-Gott, ein Götze, ein Idol, ein Nichts (Psalm 96,5). „Zirkelstecher“ produzieren unausweichlich Nichtse.
D. A. Carson schrieb allen „Zirkelstechern“ folgende Warnung ins Stammbuch:
…um Zerrbilder zu vermeiden, sollten wir über die Liebe Gottes nur in Verbindung mit der Betrachtung aller anderen Vollkommenheiten Gottes nachdenken. Andernfalls besteht die Tendenz, ein Attribut Gottes gegen andere Attribute Gottes auszuspielen, eine oder mehrere Eigenschaften Gottes zu entschärfen, indem man sich auf die Überlegenheit einer anderen beruft. Wenn wir uns an Gottes Liebe erfreuen, dann sollten wir uns gleichzeitig nicht weniger an Gottes Heiligkeit, an Gottes Souveränität, an Gottes Allwissenheit (usw.) erfreuen, und wir werden sicher sein, dass alle Vollkommenheiten Gottes zusammenwirken.
D. A. Carson, Love in Hard Places (Crossway, 2002), S. 17 [1]
Carson liefert auch noch eine zweite, sehr notwendige Warnung vor selbstgebastelten Vorstellungen und Klischees über die Liebe Gottes, von denen es nicht wenige gibt, zum Beispiel „Gottes Liebe kennt keine Bedingungen“. Er zeigt, dass diese Aussage in ihrer –angesichts des biblischen Zeugnisses unzulässigen– Undiffenziertheit falsch ist:
„Gottes Liebe ist bedingungslos.“ Ist das wahr? Zunächst einmal trifft dies offensichtlich auf einige der Weisen zu, in denen die Bibel von der Liebe Gottes spricht. Gottes versorgendeLiebe [Vorsehungsliebe] zum Beispiel ist bedingungslos, denn dieses Liebe wird über Gerechte und Ungerechte gleichermaßen ausgegossen. Gottes erwählendeLiebe ist bedingungslos, denn nichts kann uns von ihr trennen (Römer 8,31-39). Aber die Liebe Gottes, von der im Dekalog [Zehn Gebote] und in Johannes 15 und Judas 21 die Rede ist (d. h. die fünfte in der obigen Liste), ist ausdrücklich an Bedingungen geknüpft. Auch hier sagen Christen oft: „Gott liebt jeden Menschen auf die gleiche Weise und in gleichem Maße.“ Stimmt das denn? Bei den Bibelstellen, in denen von Gottes Liebe zu den Gerechten und den Ungerechten die Rede ist, scheint es sicherlich wahr zu sein. In den Bibelstellen, die von Gottes auserwählter Liebe sprechen, scheint es sicher falsch zu sein. Und in den Bibelstellen, die davon sprechen, dass Gottes Liebe vom Gehorsam abhängt, wird seine Liebe zu verschiedenen Menschen je nach deren Gehorsam unterschiedlich sein.“
D. A. Carson, Love in Hard Places (Crossway, 2002), S. 17 [2]
An dieser Stelle können dem an Wahrheit und Erkenntnis interessierten Christen (2. Korinther 8,7; Epheser 3,19; 2. Petrus 3,18; Hebräer 5,14) die beiden Leseempfehlungen zu D. A. Carson unten zur Lektüre mit geöffneter und beständig konsultierter Bibel wärmstens empfohlen werden. Offensichtlich betreten wir (auch) hier das Gelände der geistlichen Auseinandersetzung mit den Mächten der(/s) Wahrheitsverdreher(s), für den wir unbedingt alle Unterstützung „von oben“ nötig haben. Zudem ist die Liebe Gottes etwas, was erfassbar und erkennbar und gleichzeitig unsere Erkenntnis übersteigend ist. Daher müssen wir beständig wie Paulus um Wachstum in der Erkenntnis der Liebe Gottes flehen:
Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, von dem jede Familie in den Himmeln und auf der Erde benannt wird, damit er euch gebe, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen; dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, indem ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid, damit ihr völlig zu erfassen vermögt mit allen Heiligen, welches die Breite und Länge und Höhe und Tiefe sei, und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt sein mögt zu der ganzen Fülle Gottes.
Epheser 3,14–19 (ELB2003)
Endnoten
[1] Original: »…to avoid distortion we should reflect on the love of God only in conjunction with reflection on all of God’s other perfections. Otherwise there will be a tendency to pit one attribute of God against other attributes of God, to domesticate one or more of God’s characteristics by appealing to the supremacy of another. If we rejoice in God’s love, we shall rejoice no less in God’s holiness, in God’s sovereignty, in God’s omniscience, and so forth, and we shall be certain that all of God’s perfections work together.«
[2] Original: »„God’s love is unconditional.” Is this true? Transparently, it is true of some of the ways the Bible speaks of the love of God. For instance, God’s providential love is unconditional, for it is poured out on the just and the unjust alike. God’s elective love is unconditional, for absolutely nothing can separate us from it (Rom. 8:31-39). But the love of God spoken of in the Decalogue and in John 15 and Jude 21 (i.e., the fifth in the list above) is explicitly conditional. Again, Christians often say, „God loves everyone exactly the same way and to the same extent.” Is this true? In passages that speak of God’s love for the just and the unjust, it certainly appears to be true. In passages that speak of God’s elective love, it certainly appears to be false. And in passages that speak of God’s love being conditioned by obedience, then his love for different individuals will vary with their obedience.«
Leseempfehlungen
D. A. Carson, Love in Hard Places. Wheaton, IL: Crossway, 2002.
D. A. Carson, The Difficult Doctrine of The Love of God. Wheaton, IL:Crossway, 2000.
J. MacArthur, R. Mayhue, Hrsg., Biblische Lehre: Eine systematische Zusammenfassung biblischer Wahrheit, (Berlin: EBTC, 2020), S. 217–254.
A. Tozer, Das Wesen Gottes: Eigenschaften Gottes und ihre Bedeutung für das Glaubensleben. 3. Aufl., Berlin: EBTC, 2019. [Zitat: „Solange unsere Vorstellungen von Gott falsch oder unangemessen sind, ist es unmöglich, unser Verhalten und unsere innere Einstellung gesund zu erhalten. Wenn unser Leben wieder geistliche Kraft bekommen soll, müssen wir damit beginnen, so über Gott zu denken, wie er in Wirklichkeit ist.“]
Der anglo-irische Bibellehrer John N. Darby (1800–1882), einer der einflussreichsten Theologen der frühen „Brüderbewegung“ (sog. „Plymouth Brethren“), hatte in seiner Zeit wiederholt mit Vertretern der Denkschule der „Arminianer“ zu tun. Vor allem in der uralten Diskussion über den „freien Willen“ und der Zu- und Aneignung des ewigen Heils gab es zahlreiche Auseinandersetzungen, die größtenteils in seinen Collected Writings und seinen Letters erhalten geblieben sind.
Am 9. Mai 1879 schrieb Darby aus Pau einen Brief in italienischer Sprache an G. Biava, der einen Artikel über den „freien Willen“ verfasst und wohl Darby zur Beurteilung vorgelegt hatte. Darbys Antwort ist in den Letters erhalten geblieben (Übersetzung ins Deutsche hier). Hier einige Auszüge:
»DEAR BROTHER, – I am much pleased with the article on free will; I do not find that there is much to add to it. All depends on the depth of the conviction that we have of our sinful condition; and security and joy depend on it likewise. Lost and saved answer the one to the other: our condition in the old man, and our condition in Christ. But in the reasoning of Arminians there is a totally false principle, namely that our responsibility depends on our power. If I have lent £100,000 to any one, and he has squandered it all, certainly he is not able to pay, but has his responsibility come to an end with his ability? Certainly not. Responsibility depends on the right of the person who has lent it to him, not on the ability of the one who has wrongfully wasted the money. …
All men have a conscience, the knowledge of good and evil, since the fall; they know how to distinguish, but that says nothing as to the will; so that since the law demands obedience, and the flesh cannot be subject, to receive the law is in fact an impossibility – not that God hinders him, as I have already said, but because man does not wish it. Further, the law forbids lust, but fallen man has lust in his flesh; and it is in this way that the apostle knew sin. Man must lose his nature before being disposed to obey the law: it is therefore necessary to be born again. Now man cannot give himself divine and eternal life. Why then the law? In order that the offence might abound; by the law sin becomes „exceeding sinful“; „the law works“ the righteous „wrath“ of God against us – not the fear of God in us; it does not give a new life, and that which we have is enmity against God. Man in the flesh cannot receive the law into his heart. …
Can the flesh receive Christ – find its pleasure in the Son of God? Then it is no longer the flesh; it has the mind of the Father Himself. If there is anything there but the flesh, then the man is already born of God, since that which is born of the flesh is flesh. If the flesh can find its pleasure in Christ, the flesh possesses the most excellent thing that is to be found, not only upon earth, but in heaven itself; it finds its pleasure where the Father finds His: it would not be necessary to be born of God; the most excellent thing that he possesses now, through grace, as a Christian, he possessed already before receiving life, in receiving Christ. The certainty of salvation is gone at the same time: if salvation is the fruit of my own will, it depends upon it; if it can be thus easily produced, it cannot be said, „Because I live, ye shall live also.“ …
It is said that faith is but the hand that receives salvation, but what disposes us to offer the hand? It is the grace that works in us.«
Ein alter Trick, um bei feststehenden Begriffen oder Konzepten neue Inhalte oder Deutungen einzuführen, ohne sich einer Konfrontation zu stellen oder eine Begründung zu liefern, ist die Äquivokation.
Äquivokation ist das Substantiv zum Adjektiv äquivok. Die etymologische Abstammung liefert: spätlateinisch aequivocus„gleichlautend, mehrdeutig“, aus aequus „gleich“ und vocare „nennen, lauten“.
Wikipedia und Wiktionary (https://de.wiktionary.org/wiki/äquivok [28.07.2020])
Bei der Äquivokation behält man das (vertraute und akzeptierte) Wort bei, ordnet ihm aber abweichende neue Inhalte und Bedeutungen zu. Man bezeichnet also letztlich zwei unterschiedliche, oft sogar widersprüchliche, Inhalte mit dem selben Begriff. Dass dies zum Missverständnis führen muss, leuchtet ein: Wo die Begriffe nicht geklärt sind, ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Dies geschieht manchmal unbewusst, manchmal absichtlich, meistens jedoch schleichend langsam und sprachlich verdeckt. So können entgegenstehende Parteien dasselbe Wort verwenden und damit den Eindruck von Übereinstimmung erzeugen, aber trotzdem unterschiedliche Inhalte meinen und festhalten. Ursachen oder Beweggründe für solches Reden können beispielsweise sein: Irrtum (Unwissenheit über den Begriff), Irreführungsabsicht (Täuschung über das Gemeinte), Vermeidung von Konfrontation (Scheinbare Übereinstimmung), Wunsch nach Umdeutung von stehenden Begriffen (Aussagenveränderung). Die Sprache der Diplomatie, die Sprachvorschriften der Political Correctness, viele Euphemismen und die Erzeuger von Fake News bedienen sich immer wieder der Äquivokation.
Aber leider zeigt auch die Kirchen- und Dogmengeschichte der Christenheit, dass sich „innovative Lehrer“ und Falschlehrer gerne des Tricks der Äquivokation bedienen, um falsche Ideen in der Kirche verbreiten zu können, ohne sofort erkannt und bekämpft zu werden ( »Täuschen und Tarnen«). Sie verwenden einen bekannten und anerkannten Begriff der Bibel und füllen ihn schleichend mit neuen Inhalten. So gebrauchen römisch-katholische Lehrer wie protestantische Lehrer den Begriff der „Gnade“ (Gottes), aber verbinden damit spätestens seit dem Gegenreformations-Konzil zu Trient (1545) einander unverträgliche, widersprüchliche Inhalte. Trotzdem sagen manche, dass Übereinstimmung dieser Konfessionen darin bestünde, dass doch beide lehrten, dass es ohne „Gnade“ kein Heil gebe, man also eigentlich einer Meinung sei (»Gemeinsam bekennen wir: allein aus Gnade im Glauben an die Heilstat Christi, nicht auf Grund unseres Verdienstes, werden wir von Gott angenommen und empfangen den Heiligen Geist, der unsere Herzen erneuert und uns befähigt und aufruft zu guten Werken.« Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, 15). Das trifft aber nicht zu (hilfreich hierzu: Wolfgang Nestvogel, Wann ist ein Christ ein Christ?)
Ähnliches geschieht bei den Romanisierungsansätzen der arminianisch denkenden Protestanten (sog. „Remonstranten“, vulgo „Anti-Calvinisten“). Wenn sie beispielsweise von „Gnade“ oder „(Aus-) Erwählung“ reden, muss man genau aufpassen, was sie damit meinen. Dies ist nämlich klassisch meist etwas anderes, als das, was die Heilige Schrift mit diesen Begriffen fest verbindet. Gehen wir in diesem Beitrag also einmal kurz dem Begriff der „Auserwählung/Erwählung/Wahl“ im Heil nach.
Bei der arminianischen Vorstellung der „Auserwählung“ von Menschen durch Gott trifft Gott überhaupt keine Auswahl von Menschen, weder individuell noch kollektiv. (1) Bei einer häufig anzutreffenden Variante dieser Vorstellungen sieht Gott in Seiner Allwissenheit „im Korridor der Zeit nach vorne“ (was per se eine absurde Vorstellung von der Erkenntnis des Ewigen ist!) und stellt dabei fest, was Menschen denken, entscheiden, sagen und tun (werden) und sich damit selbst erwählen bzw. einer heilsrelevanten Gruppe oder Kategorie von Menschen selbst zuordnen. Diesem „allwissenden Beobachten“ entsprechend ist Gott dann verpflichtet/gebunden, einem Menschen das Heil in Christus zu geben oder aber ihm dieses Heil vorzuenthalten.
(2) Nach einer anderen Variante legt Gott allen Menschen ohne Ausnahme das Heil zum Ergreifen vor. Wer es ergreift, hat es dann (zumindest bis auf weiteres) erst einmal im Besitz; die Wahl liegt also alleine auf Seiten des Menschen, nicht bei Gott. Die notwendigen Qualifikationen und Bedingungen, die das Heil ermöglichen (!), wurden nach diesen Ansichten von Gott „(aus)gewählt“. Sie sind von Ihm im Evangelium benannt worden, z. B.: »Kehret um, glaubt dem Evangelium!« (Markus 1,15) oder »Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen« (Apostelgeschichte 17,30). Gott darf auch noch „auserwählen“, wer der „Retter der Welt“ ist, nämlich Christus, der menschgewordene Sohn Gottes. Aber dann ist auch schon Schluss mit seinem „Wählen“. Ihm bleibt der Zwang zur göttlich-ewigen Ratifizierung des zeitlichen Entschlusses völlig autonomer Menschen.
Wann diese Ratifizierung stattfindet, wird unterschiedlich gesehen: Authentische Nachfolger der arminianischen Lehre sehen dies erst bei Eintritt in die Ewigkeit (Tod des hoffenden, aber ungewissen, Glaubenden) als gesichert an. Andere wollen diese göttliche Bestätigung vorziehen in die Lebenszeit nach der Bekehrung (sog. „Ein-Punkt-Calvinisten“), oder zumindest (temporär) in jene Lebensphasen eines beständigen Bewährungslebens, in denen keine (anhaltend) ungebeichteten (groben) Sünden vorliegen (so oft in der sog. „Heiligungsbewegung“). Gemeinsam ist diesen Ansichten, dass es keine absolute Sicherheit des Heils (mithin keine Gewissheit des Heils) während der Lebenszeit gibt: Es kann immer noch jederzeit „schief gehen“, denn alles hängt am zur Sünde noch fähigen Menschen. (Dass dies contra Scriptura ist, kann jeder Leser der Schriften des Apostels Johannes wissen.)
Gottes „Entscheidung“ oder „Wahl“ wird hier also völlig bestimmt (determiniert) von der „rettenden Tat“, dem „Bekenntnis“, dem „Glauben“, der „treuen Nachfolge“ des oder der betreffenden Menschen. Gott vollzieht in seinem Wollen, Wählen und Entscheiden nur noch das Wollen, Wählen und Entscheiden des/der Betreffenden nach. Er bringt keine eigene, unabhängige oder vorzeitliche Wahl mit ein oder setzt diese gar ursächlich und/oder monergistisch-souverän ein. Eine Freiheit, anders zu handeln, gibt es für Gott nicht, sonst wäre die Bedeutsamkeit der Entscheidung des Menschen prinzipiell untergraben und der Mensch nicht »der Herr seines Schicksals, der Kapitän seiner Seele« (Henley, Invictus). Und das ist natürlich für den sich autonom dünkenden Menschen eine Horrorvorstellung.
Alles, wozu Gott noch frei ist, ist das Liefern von allgemeiner (also allen Menschen gleich gegebener, mithin nicht-diskriminierender, nicht-erwählender) Gnade, evtl. in Form der allgemeinen Evangeliumspredigt (welche in der Menschheitsgeschichte aber nie oder seltenst real allgemein gegeben war) oder im nicht-diskriminierenden Ziehen aller Menschen zu Christus durch den Vater (Johannes 6,44) oder im nicht-diskriminierenden Wirken des Heiligen Geistes (Johannes 16,8–10; diese Stelle redet allerdings nur von der Zeit ab und nach Pfingsten, erklärt also zu wenig). Das Entscheidende tut hier der Mensch, es ist eine „mensch-zentrierte Heilslehre“, die Heilsaneignung und Heilsbewahrung hängt zentral und alleine am Menschen. Mit dieser Ausrichtung soll dann auch die Erwählung des Menschen seitens Gottes gedeutet werden.
Wie kann man dieses mechanische Nachvollziehen der Entscheidung einzelner Menschen (Sünder!) durch Gott eine Erwählung/Auserwählung/Wahl seitens Gottes nennen? Sklavisch-mechanisches Nachvollziehen ist keine (Aus-)Wahl. Hier wird etwas Wahl genannt, das keine Wahl ist. Der Trick der Äquivokation besteht darin, dass man noch den gleichen Begriff verwendet, ihn aber heimlich und schleichend mit anderen Inhalten gefüllt hat. Das hat die Röm.-kath. Kirche wie oben gesagt recht erfolgreich mit dem Begriff der Gnade gemacht (nebenbei: auch der Gnadenbegriff der „Arminianer“ ist ein anderer, als der der Bibel). Arminianisch denkende Menschen verwenden den Begriff der Wahl für das strikte, unfreie Nachvollziehen der Entscheidung eines anderen (also einer extern vorgegebenen Entscheidung). Sie unterwerfen Gott damit einem menschlich gesteuerten Determinismus und nennen ihre Erfindung dann dreist „Erwählung“. Das ist ein Widerspruch in den Begriffen, eine contradictio in adiecto. Sie liefert nichts Besseres als z. B. der Begriff „rundes Quadrat“. Die damit verbundenen Behauptungen sind also zwingend analytisch falsch. Es ist erstaunlich, dass Christen auf so etwas hereinfallen. Haben Sie nicht das Wort der Wahrheit?! Kann es sein, dass es dem Mahlwerk des Denkens nicht gut tut, wenn man es mit Kieselsteinen des Irrtums füttert?
Eine einfache Veranschaulichung, für Leute, die gerne mal à la carte Essen gehen. Nehmen wir also an, ich gehe in ein Restaurant, weil ich Appetit auf ein gutes Essen habe. Ich lasse mir die Speisekarte geben, auf der alle Wahlmöglichkeiten vermerkt sind. Das Schöne als Gast ist üblicher Weise, dass ich völlig frei aus der aktuellen Speisekarte wählen und bestellen kann und dann nach einer Zubereitungszeit genau das Gewählte erhalten werde. Das ist meine Freiheit als „König Gast“: Der Wirt wird mir das zubereiten lassen, was ich will, wozu ich mich entschieden habe, was ich bestelle. Ich entscheide mich für Cordon Bleu. So weit, so gut. Nun kommt der Wirt zu mir an den Tisch und sagt: „Schön, dass sie heute da sind. Ich habe für sie entschieden: Sie bekommen Bockwurst mit Senf und Brot, die Küche ist schon beauftragt. Im übrigen: Ich bin hier der Chef, tun Sie mir den Gefallen, die Bockwurst zu nehmen. Wenn ihnen das nicht gefällt, können sie ja gehen!“ Und genau das tun sie dann auch, denn so eine Behandlung lässt sich kein Gast gefallen. Immerhin ist der Kunde König und der Wirt ist Dienstleister. – Wenden wir das auf die arminianische Verwendung des Begriffs „Auserwählung/Erwählung/Wahl“ an. Und zwar so verkehrt herum, wie es dieses Konzept offenbar haben will: Gott ist hier der Gast und der Mensch spielt sich als Wirt auf. Gott als Gast/Kunde wird im arminianischen Denken keine Wahl gelassen (sie wird ihm nur vorgegaukelt), obwohl er der König ist, der gemäß seines freien Willens und seiner eigenen Wahl zu bedienen wäre. Der Sünder aber tritt als Wirt auf, der seinem Gast vorschreibt, was dieser bekommt, und ihm damit alle Wahlfreiheit nimmt. Am Ende behauptet der Wirt sogar noch frech, dass es der Wille und die Auswahl des Gastes/Kunden gewesen wäre: dieser habe ja Bockwurst mit Senf und Brot „ausgewählt“.
Eine zweite Veranschaulichung, eine etwas kürzere, für technisch Denkende: Wenn ich im Stromlaufpfad zwischen Sicherung und Lampe einen Ein/Aus-Schalter anbringe, dann wird (ohne weiteres) die Betätigung des Schalters dazu führen, dass die Lampe entweder aufleuchtet oder ausgeht. Welche „Freiheit“ und „Wahl“ hat nun die Lampe? Sie kann naturgesetzlich nur das tun, was der Schalter vorgibt. Die Lampe folgt rein „mechanisch“ (natürlich: elektrisch!) den elektrischen Gegebenheiten der Schalterstellung bzw. der Schalterbetätigung. Im arminianischen Denken agiert der Sünder frei durch Betätigung des Schalters, Gott reagiert sklavisch mit erleuchtender oder verdunkelnder Lampe. Der arminianisch Denkende behauptet aber, dass die Lampe „gewählt“ habe, ob sie brenne oder nicht, und zwar im Vorausblick auf die Betätigung des Schalters durch den Sünder – und dass die Lampe stets so „wähle“, dass Schalterbetätigung und Lampenzustand zusammenpassen.
Wenn jetzt jemand bemerkt, dass hier Ursache und Wirkung vertauscht wurden, dann wird er wohl nicht sehr daneben liegen. Im biblischen Denken ist eben die Auserwählung die UR-Sache (die erste Sache), gewollt und gesetzt von einem mit Willen, Liebe und Weisheit ausgestatteten, vollkommenen Wesen, deren Wirkungen in der Zeit einseitige (sog. monergistische) Wirkungen und souveräne Gaben Gottes (wie Geburt-von-oben, Augen-Öffnung, Glaube, Buße usw.) sind, aber auch zweiseitige, die den erneuerten Menschen ganz in die Verantwortung und Reaktion auf das göttliche Neumachen und beständige göttliche Wirken am Menschen hereinnehmen. Von „Heil“ (!) (von der prozesshaften Heiligung, also nicht dem monergistischen, ewigen Erwählen und Heil) redet folgende Stelle:
»Daher, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein als in meiner Anwesenheit, sondern jetzt viel mehr in meiner Abwesenheit, bewirkt euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen.«
Philipper 2:12-13 (ELBCSV)
Fazit
Der biblische Begriff der (Aus-) Erwählung hat bei (wie oben dargestellt) arminianisch (meist anti-calvinistisch) Redenden den biblischen, mithin wahren, Sinn verloren. Iam pridem equidem nos vera vocabula rerum amisimus (Sallus, De Coniuratio Catilinae, Kap. 52 aus Catos Rede: „Schon längst haben wir doch die rechten Bezeichnungen für die Dinge verloren.“). Sprache ist aber (mit Humboldt) „das bildende Organ des Gedankens“. Wenn die Wörter nicht stimmen, nicht mehr den biblischen Inhalt transportieren, dann ist nicht nur das menschlich Gesagte nicht mehr das göttlich Gemeinte, sondern damit grundlegend die Kommunikation der Wahrheit verunmöglicht.
Um einem vermeintlichen, göttlich vorgegebenen Determinismus des Menschen in der Heilserlangung zu entgehen, weil dies ihrer Vorstellung von der Freiheit des Menschen widerspricht, unterwerfen arminianisch denkende Menschen Gott einem menschlich induzierten Determinismus. Gott wird entpersonalisiert und zum himmlischen Heilsautomaten degradiert, der mechanisch auf das Betätigen der Stellhebel durch Menschen reagiert. Der Mensch macht sich zur Schaltzentrale des Heilsgeschehens. Das ist Anmaßung und Perversion des Geschöpfes gegenüber seinem Schöpfer und HERRN. Noch immer geistert die verführerischste aller Lügen und Illusionen durch die Philosophien der Menschen: »Ihr werdet sein wie Gott!« (1.Mose 3,5).
Der Glaubende jedoch erkennt aus der Heiligen Schrift, dass Gott das freieste Wesen ist, und dass Sein Wille stets gut, wohlgefällig und vollkommen ist. Gott handelt stets mit Vorsatz und wirkt alles nach dem Rat seines Willens (Epheser 1,11), sei es im Schöpfungswerk oder im Heilswerk. Die Schrift bezeugt, dass die Summe und der Gipfel des Evangeliums Gottes mit Recht lautet:
»O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unergründlich seine Wege! Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm zuvor gegeben, und es wird ihm vergolten werden? Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind ALLE Dinge. Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.«
Römer 11:33-36 (ELBCSV)
WeiterführendeHinweise
Folgende Hinweise sind geeignet, das Nachdenken der Gedanken Gottes bezüglich der (Aus-) Erwählung anhand des „Wortes der Wahrheit“ (Bibel) zu fördern:
Sowohl beim Heil (Errettung) als auch beim Unheil (Gericht) geht es zuallererst nicht um den Menschen, sondern um Gottes Verherrlichung. Es geht Gott stets darum, dass sein Name (seine Person und seine Herrlichkeit) vor allen Geschöpfen aufstrahle und verehrt werde. – Dies ist z. B. im Drama der Zehn Plagen im Buch Exodus gut zu verfolgen (s. z. B. 2Mose 7,3–5.16; 9,16; 10,1–2 usw.), aber auch explizite Lehre im Neuen Testament (z. B. Philipper 2,9–11; Römer 11,33–36; Offb 15,3–4; 19,1–5; 22,13).
Die (Aus-) Erwählung durch Gott zum Heil ist als Liebeshandeln Gottes zu verstehen. Die von Gott selbst gegebene Begründung für die Sonderbehandlung einiger, dass sie eben nicht gerechterweise verdammt, sondern gnädig gerettet und als Kinder angenommen werden, lautet: »ICH habe … geliebt«. – Das ist im AT bzgl. Israel zu beobachten (z. B. 5Mose 4,37; 7,8; 10,15 usw.), und im NT für jeden Glaubenden (Galater 2,20b) und die Gesamtgemeinde (Epheser 1,4 »auserwählt … in Liebe«; 5,2.25–32).
Verwirrung über die Art und den Wirkungskreis der Liebe Gottes
Ein Prediger malte seiner Gemeinde vor Augen, welche besondere Liebe ihr himmlischer Vater gegenüber seinen Kindern hat. Der Predigttext war 1. Johannes 3,1:
Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen! Und wir sind es. Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.
1. Johannes 3,1 (ELBCSV) Fettdruck hinzugefügt.
Es ging also nicht um die allgemeine Liebe Gottes zu allen seinen Geschöpfen und auch nicht um die Unparteilichkeit Gottes im Gericht, sondern um die besondere Liebe des Vaters, die Er zu seinen eigenen Kindern, den „Kindern Gottes“ hat.
Das ist unschwer zu erkennen. Im ersten Satz in Vers 1 lenkt der „Apostel der Liebe“, Johannes, die Aufmerksamkeit seiner Leser auf jene besondere Liebe des Vaters, die Gott der Vater nur „uns“, also seinen Kindern, gegeben hat. Sie wird insbesondere darin deutlich, dass „wir“ „Kinder Gottes heißen sollen“. „Kind Gottes heißen zu sollen“ ist aber nach der Belehrung des Apostels Johannes und dem Gesamtzeugnis der Schrift weder Vorrecht noch Tatsache aller Menschen. Mithin ist hier die Rede von einer besonderen Liebe, die auf eine spezifizierte Teilmenge der Menschen exklusiv gerichtet ist. Gott liebt nach dieser Stelle mit einer besonderen Liebe, die nur seinen Kindern gilt. Das ist kein fremder Gedanke. Dass es eine spezielle Liebe auch zwischen den Gliedern einer irdischen Familie gibt, sollten Väter, Mütter und Kinder aus eigener Erfahrung kennen.
Nach der Predigt steht der Gemeindeleiter auf und sagt der Gemeinde, dass dies nicht stimmen würde. Eine Begründung wurde nicht gegeben, später aber wurde konkretisiert, dass es falsch sei, etwas zu sagen, das im Widerspruch zur Aussage „Gott liebt alle Menschen gleich.“ stehe. Hier ist also das Problem. Es dürfte eigentlich nicht bestehen, wenn man Gottes Wort kennt und insbesondere den Bibeltext der Predigt aufmerksam studiert. Beides wollen wir hier ansatzweise tun.
Ein kurzer Streifzug durch die Bibel
Fragen wir uns mit der offenen Bibel: Liebt Gott alle Menschen gleich? Ist dies eine biblisch richtige Behauptung? Schauen wir uns eine Reihe von Stellen quer durch die Bibel an, die von der Liebe Gottes, oder vom Gegenteil, dem Hass Gottes, reden:
»Nicht werden die Toren bestehen vor deinen Augen; du hasst alle, die Frevel tun. Du wirst die Lügenredner vertilgen; den Mann des Blutes und des Truges verabscheut der Herr.« (Psalm 5,6-7; vgl. Psalm 11,5 u.a.) Gott hasst alle Menschen, die Frevel tun. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“. (Die Stellen vom Hass und Zorn Gottes zeigen auch auf, dass der Slogan: „Gott hasst die Sünde, aber Er liebt den Sünder“ wesentliche Aussagen der Schrift unterdrückt und daher falsch ist.)
»Der Herr liebt die Tore Zionsmehr als alle Wohnungen Jakobs.« (Psalmen 87,2) Gott liebt die Tore Zions (Jerusalems) mehr, als alle Wohnungen Jakobs (in ganz Israel). Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker, hat der Herr sich euch zugeneigt und euch erwählt; denn ihr seid das geringste unter allen Völkern; sondern wegen der Liebe des Herrn zu euch und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen hat, hat der Herr euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Haus der Knechtschaft, aus der Hand des Pharaos, des Königs von Ägypten.« (5. Mose 7,7-8) Gott liebt das Volk Israel mehr, als alle anderen Völker. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»So spricht der Herr: Das Volk der dem Schwert Entronnenen hat Gnade gefunden in der Wüste. Ich will gehen, um Israel zur Ruhe zu bringen. Der Herr ist mir von fern erschienen: Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dir fortdauern lassen [meine] Güte.« (Jeremia 31,2-3) Gott liebt Israel mit ewiger Liebe, was von den anderen Völkern nicht gesagt wird. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Sechs sind es, die der Herr hasst, und sieben sind seiner Seele ein Gräuel, hohe Augen, eine Lügenzunge, und Hände, die unschuldiges Blut vergießen; ein Herz, das böse Pläne schmiedet, Füße, die schnell zum Bösen hinlaufen; wer Lügen ausspricht als falscher Zeuge, und wer Zwietracht ausstreut zwischen Brüdern.« (Sprichwörter 6,16-19) Gott hasst Menschen, die bestimmte Gräuelsünden tun. Aber man behauptet, „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Ich habe euch geliebt, spricht der Herr; … Und ich habe Jakobgeliebt, Esau aber habe ich gehasst…« (Maleachi 1,2-3; vgl. Römer 9,13) Gott liebt Jakob, aber Er hasst Esau. Egal, ob man in der Auslegung hier Individualpersonen und/oder die daraus entstandenen Völker sehen will, egal, ob man das als Hebraismus sehen will, der in „hassen“ nur eine Liebe geringerer Klasse sehen will, jedenfalls wird hier ein deutlicher Unterschied in der Liebe Gottes markiert. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»An jenem Tag wird zu Jerusalem gesagt werden: Fürchte dich nicht! Zion, lass deine Hände nicht erschlaffen! Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein rettender Held. Er freut sich über dich mit Wonne, er schweigt in seiner Liebe, frohlockt über dich mit Jubel.« (Zefanja 3,16-17) Gott liebt Jerusalem/Zion, also sein Volk Israel. Er ist in ihrer Mitte. Für sie ist Er Retter. Sie liebt er. Über sie frohlockt Er. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
[Jesus Christus spricht:] »Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euchgeliebt; bleibt in meiner Liebe.« (Johannes 15,9) Der Sohn Gottes sagt, dass er seine Jünger mit jener besonderen Liebe liebt, mit der Gott Vater den Sohn liebt. Das ist eine spezielle Liebe. Christus liebt damit ausdrücklich seine Jünger, also nicht jedermann. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihrin meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.« (Johannes 15,10) Christus sagt hier zu jenen, die seine Gebote halten, dass sie in Christi Liebe bleiben. Er ist das große Vorbild, denn der Sohn hat ebenfalls die Gebote des Vaters gehalten. Es ist also eine bedingte, eine spezielle Liebe. Von Menschen, die die Gebote Christi nicht halten, wird dies nicht gesagt. Es aus dem Schweigen der Stelle zu behaupten, raubte der Stelle ihren ganzen Sinn. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
[Jesus Christus spricht:] »Größere Liebe hat niemand als diese, dass jemand sein Leben lässt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.« (Johannes 15,13–14) Christus sagt hier ausdrücklich, dass seine „allergrößte Liebe“ jenen gilt, für die er sein Leben lässt. Sind das alle Menschen? Nein, es sind speziell „seine Freunde“. Wer sind diese? Es sind jene Jünger, die Christus nachfolgten. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.« (Johannes 17,26) Christus hat „ihnen“ den Namen Gottes kundgetan. Das bedeutet in der Sprache der Schrift, dass sie durch das Wort Christi eine (ewige) Lebensbeziehung zu Gott Vater bekommen haben. Als Folge dieser Lebensbeziehung (Neugeburt) wohnt auch die Liebe Gottes in den Neugeborenen, nur in ihnen, also nicht in jedermann. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»…die Hoffnung aber beschämt nicht, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.« (Römer 5,5) Die Liebe Gottes ist nur in jenen, denen der Heilige Geist gegeben wurde, in denen also der Heilige Geist Wohnung gemacht hat. Dies sind nicht alle Menschen. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Gott aber erweist seine Liebe zu uns [darin], dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.« (Römer 5,8) Gott erweist jenen seine Liebe, für die sein Sohn stellvertretend gestorben ist, die also genauso sicher gerettet sind, wie Christus „gerettet“ zur Rechten Gottes auf dem Thron sitzt. Das sind aber nicht alle Menschen, denn nicht alle werden –nach Christi eigener Aussage!– gerettet werden. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.« (Römer 8,38-39) Die von Gott kommende Liebe, von der hier zum Trost der Glaubenden die Rede ist, gilt nur „uns“, die Christus Jesus als Herrn bekennen. Das „uns“ des Apostels Paulus im Brief an die Glaubenden in Rom also sind nicht alle Menschen. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr errettet –,und hat [uns] mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen [Örtern] in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus.« (Epheser 2,4-7) Gott liebt mit vieler Liebe (also: sehr) „uns“, die neugeborenen Menschen, die einst in Sünden tot waren, aber lebendig gemacht wurden und schon im Geiste in den himmlischen Örtern ihren sicheren Platz haben. Dies sind aber klar nicht alle Menschen. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt in Liebe, wie auch der Christus unsgeliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch. (Epheser 5,1-2)« Christus hat die Kinder Gottes geliebt und zwar so, dass Er sich sogar für sie in den stellvertretenden Opfertod hingegeben hat. Das „uns“ des Apostels beschreibt aber nicht alle Menschen, sondern nur die Glaubenden. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlunggeliebt und sich selbst für siehingegebenhat…« (Epheser 5,25) Christus liebt die Gemeinde, die Schar der tatsächlich Geretteten. Nur für sie hat er sich selbst hingegeben. Wie ein Ehemann exklusiv seine erwählte und mit Bundesschluss verbundene Ehefrau aufopfernd lieben soll, und nicht alle anderen Frauen auf diese Art und Weise lieben soll, so ist auch die Liebe Christi gegenüber den von Gott zur Braut Christi Erwählten. Das sind nicht alle Menschen. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Ein jeder, wie er [es] sich im Herzen vorgenommen hat: nicht mit Verdruss oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geberliebt Gott.« (2. Korinther 9,7) Gott liebt Geber, die „fröhlich“ Gaben (Opfer für andere) geben. Das bedeutet, dass dies für jene, die „mit Verdruss oder aus Zwang“ geben, nicht gilt, sonst wäre die Stelle sinnlos. Den fröhlichen Gebenden gilt diese hier gemeinte, besondere Liebe Gottes. Nur ihnen. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Wer aber irgend sein Wort hält, in diesem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet. Hieran wissen wir, dass wir in ihm sind.« (1. Johannes 2,5) Gott liebt in vollkommener Weise jene, die Gottes Wort halten (indem sie es tun). Wer sein Wort nicht hält, dem gilt diese Liebe Gottes nicht, sonst macht diese Stelle keinen Sinn. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Wer aber irgend irdischen Besitz hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?« (1. Johannes 3,17) Gott liebt in vollkommener Weise jene, die dem Mangel leidenden Glaubensbruder aus ihrem irdischen Besitz Hilfe leisten. Wer dies nicht tut, sondern sein Herz verschließt, dem gilt diese Liebe Gottes nicht, sonst macht diese Stelle keinen Sinn. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Hierin ist die Liebe Gotteszu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten. Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er unsgeliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden.« (1. Johannes 4,9-10) Gottes Liebe wird „uns“ geoffenbart, jenen also, die Kinder Gottes werden sollten. Diese liebt Er so, dass er sogar seinen Sohn für sie als Sühnung für ihre Sünden gesandt hat, so dass sie nun durch Ihn leben. Dies gilt aber nicht für unbekehrte Sünder, denn sie leben nicht, deren Sünde wurde nicht gesühnt. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir einander lieben, [so] bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet.« (1. Johannes 4,12) Auch hier: Gottes Liebe ist nur in „uns“ vollendet, nicht in jedermann. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
»Hierin ist die Liebemit uns vollendet worden, damit wir Freimütigkeit haben an dem Tag des Gerichts, dass, wie er ist, auch wir sind in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe. Wir lieben, weil eruns zuerst geliebt hat.« (1. Johannes 4,17-19) Auch hier: Gottes Liebe ist nur mit „uns“ vollendet worden, nicht mit jedermann. Die Liebe der Kinder Gottes ist eine Liebe, die ihren Grund und Ursprung in der ewigen Liebe Gottes ihnen gegenüber hat. Dies gilt also nicht für alle Menschen, sondern nur für die Kinder Gottes. Aber man behauptet: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
Ein erstes Resümee
Die Behauptung: „Gott liebt alle Menschen gleich!“ muss an mindestens drei Stellen hinterfragt werden:
„liebt“: Ist mit dem „Lieben“ Gottes immer genau dasselbe und das Gleiche gemeint?
„alle Menschen“: Sind immer alle Menschen aller Zeiten und Gegenden gemeint, oder beschränkt sich die Liebe Gottes bei einigen biblischen Aussagen auch auf eine Untermenge?
„gleich“: Gibt es in der Liebe Gottes unterschiedliche Qualitäten und Intensitäten, oder ist sie immer gleich stark und gleichartig? Anders gefragt: Gibt es qualitative und/oder quantitative Unterschiede in der Liebe Gottes?
So wie die Bibel redet, macht sie deutlich, dass z. B. die innertrinitarische Liebe (zwischen Vater, Sohn und Heiligen Geist) eine besondere Liebe ist: sie ist ewig und vollkommen und hat nie etwas mit der Bedürftigkeit oder dem Mangel des anderen zu tun; sie ist also nie barmherzig oder gnädig oder zeitlich (usw.). Diese Liebe Gottes richtet sich erst einmal nicht an Menschen.
Die Liebe des Vaters zum Sohn und die Liebe des Sohns zum Vater werden ganz besonders herausgehoben als etwas Besonderes (s. insbes. die Schriften des Apostels Johannes). Auch diese Liebe richtet sich erst einmal nicht an Menschen.
Die Liebe des Vaters zu seinen Kindern, den Kindern Gottes, die Gott durch den Heiligen Geist und Sein Wort gezeugt hat, ist besonders herausgehoben. Sie richtet sich auf erlöste Menschen, auf die Kinder Gottes. Christus sagt, dass diese Liebe mit der Liebe zu vergleichen ist, mit der Er, der Sohn, vom Vater geliebt wurde. Es ist also eine besondere, spezielleLiebe! Um diese Liebe geht es in der eingangs erwähnten Bibelstelle in 1. Johannes 3,1! Sie gilt also nicht allen Menschen!
Die Liebe Gottes zum erwählten Volk im alten Bund, Israel, war eine Liebe, die einzigartig für Israel galt, nicht für die anderen Völker der Erde. Auch sie ist besonders und einzigartig. Sie ist eine Bundesliebe, die nach der Scheidungszeit eines Tages im erneuerten Bund wiederhergestellt wird (s. Prophet Hosea u.a.).
Es gibt einige Stellen, die von einer besonderen Liebe Gottes gegenüber Menschen sprechen, diese Liebe jedoch an Bedingungen geknüpft wird, sei es Treue, Gehorsam oder Spendenfreudigkeit. Auch hier handelt es sich also nicht um eine allgemeine, gleiche Liebe Gottes für alle Menschen, sondern um eine Liebe, die auf einen entsprechend beschränkten Personenkreis gerichtet ist.
Schon jetzt können wir festhalten, dass es unterschiedliche Arten besonderer Liebe Gottes gibt gegenüber Personen oder Personengruppen (also Teilmengen), die Gott auserwählt hat, die besondere Bedingungen erfüllen oder zu denen Er in besonderer Beziehung steht. Die Aussage „Gott liebt alle Menschen gleich!“ steht also im Widerstreit mit der Heiligen Schrift. Es ist zu vermuten, dass die Vielfalt und Komplexität des biblischen Zeugnisses der Liebe Gottes unzulässig durch Slogans vereinfacht, das heißt verfälscht, wurde. Wer seine Bibel nicht kennt, fällt auf solche Slogans herein. Dabei sollte uns schon die Lebenserfahrung mit menschlicher Liebe lehren, dass Liebe nicht so flach und eindimensional ist, wie der Slogan vortäuscht.
Wie ist das mit der menschlichen Liebe?
Wir begreifen aus Gottes Wort, dass die Liebesfähigkeit des Menschen eine Gabe Gottes an den Menschen ist, ein Stück seiner Gottesebenbildlichkeit ausmacht. Auch der Mensch liebt mit unterschiedlicher Qualität und Intensität unterschiedliche Personen und Personengruppen. Gott schreibt dem Menschen diesbezüglich z. B. vor:
Jesus antwortete: [Das] erste ist: „Höre, Israel: [Der] Herr, unser Gott, ist ein Herr; und du sollst [den] Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft.“ (Markus 12,29-30)
Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen,… (Matthäus 5,44; vgl. Lukas 6,27.35)
Du sollst … deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (3. Mose 19,18; vgl. Matthäus 19:19; Markus 12,33; Lukas 10,27)
Seid niemand irgendetwas schuldig, als nur einander zu lieben; denn wer den anderen liebt, hat [das] Gesetz erfüllt. (Römer 13,8)
Geliebte, lasst uns einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott; und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe. (1. Johannes 4,7-8)
Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat,… (Epheser 5,25; vgl. Kolosser 3,19)
Auch hier erkennen wir unterschiedliche, begrenzte Personenkreise, die wir lieben sollen, und dass die Art und Weise und Intensität der jeweiligen Liebe unterschiedlich ist und sein soll. Auch bei uns Menschen und Christen gilt nicht: „Liebt alle Menschen gleich!“
Wer wollte mit der Bibel in der Hand behaupten, dass ein Ehemann alle Frauen der Welt mit der gleichen Liebe lieben solle, wie er seine eigene Ehefrau lieben soll? Ist hier durch die Erwählung in Liebe nicht eine Exklusivität und Besonderheit der Liebe zwingend geboten? Wer will behaupten, dass ein Vater alle Kinder der Welt so lieben solle, wie seine eigenen Kinder, die er gezeugt hat? Wer will behaupten, dass wir unseren Nächsten so lieben sollen, wie wir Gott lieben sollen? (Usw.) Schon hier erkennen wir, dass wir zwar nur eine Liebe haben, aber diese unterschiedlich in Umfang, Maß und Qualität zur Geltung kommen soll. Bei Gott ist das nicht anders: Er hat eine Liebe, aber diese kommt unterschiedlich bzgl. Umfang, Maß und Qualität zur Geltung.
Fazit: Aufgrund der Offenbarung des Wortes Gottes über das Wesen Gottes und über seine Gebote an den Menschen ist es falsch zu behaupten: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
Wie kommen wir zu einem biblischen Verständnis von der Liebe Gottes?
Drei Antworten gibt es auf diese wesentliche Frage: Lesen, lesen, lesen! Denn Jesus Christus sagte mehrfach „Habt ihr nicht gelesen…?“ und „Irrt ihr nicht deshalb, weil ihr die Schriften nicht kennt noch die Kraft Gottes?“ (Markus 12,24).
Wo wir meinen, Spannungen oder Widersprüche in den biblischen Aussagen zu finden, müssen wir uns daran erinnern, dass die Worte des HERRN „reine Worte … siebenmal gereinigt“ (Psalm 12,7) und daher widerspruchsfrei sind. Probleme entstehen also nur durch unser mangelhaftes Lesen, Studieren und Verstehen. [Eine Studienhilfe wird am Ende des Artikels angegeben.]
Ein Problem machen uns dabei auch falsche oder schriftwidrig verkürzte Aussagen über die Liebe Gottes. Jeder, der meint, Johannes 3,16 verstanden zu haben, weil er diesen Vers schon so oft gehört hat, dass er ihn auswendig kennt, und zusätzlich davon ausgeht, dass dieser Vers die einzige Offenbarung Gottes über Seine Liebe sei, muss wohl notwendiger Weise in die Irre gehen, denn keine Weissagung der Schrift ist „von eigener Auslegung“ (2. Petrus 1,20). Alle Schrift muss zusammengenommen und in ihrer heilgeschichtlichen Entwicklung berücksichtigt werden, denn es gilt: „Die Summe deines Wortes ist Wahrheit“ (Psalm 119,160).
Wo gilt, dass Gott alle Menschen gleich liebt?
Am Ende dieser Untersuchung muss klar sein, dass die Behauptung einer allgemeinen Liebe Gottes zu allen Menschen nur in einem begrenzten Sinn stimmen kann, sonst geraten wir in Widerspruch mit anderen Aussagen der Schrift, wie oben gezeigt.
Die Bibellehrer der Gemeinde Jesu haben auf Liebesbezeugungen Gottes hingewiesen, die für alle Menschen zeitweilig gelten, weil sie alle unterschiedslos seine Geschöpfe sind. Man zählt diese allgemeinen Liebesbezeugungen und Gaben zur sog. „allgemeinen Gnade“. Wir zählen zur allgemeinen Gnade Gottes (engl. common grace) Folgendes:
»…eures Vaters …, der in [den] Himmeln ist; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.« (Matthäus 5,45) Da die beiden Merismen jeweils die gesamte Menschheit überdecken, haben wir es hier mit „allgemeiner Gnade“ Gottes zu tun. Man muss diese zeitweiligen Geschenke des natürlichen Lebens und der Lebenserhaltung der allgemeinen Liebe Gottes gegenüber allen seinen Geschöpfen, hier den Menschen, zuschreiben. Daher gebührt Gott beständiger Dank dafür, der Ihm aber meist verweigert wird: »weil sie, Gott kennend, [ihn] weder als Gott verherrlichten noch [ihm] Dank darbrachten« (Römer 1,21).
Dies gilt auch gegenüber allenTieren: »Wer bereitet dem Raben sein Futter, wenn seine Jungen zu Gott schreien, umherirren ohne Nahrung?« (Hiob 38,41); »Die jungen Löwen brüllen nach Raub und fordern von Gott ihre Nahrung.« (Psalmen 104,21); »Seht hin auf die Vögel des Himmels, dass sie nicht säen noch ernten, noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie [doch].« (Matthäus 6,26) usw. Dadurch wird auch der Mensch indirekt beschenkt.
Dies gilt auch gegenüber der gesamten Schöpfung, die nur deswegen erhalten bliebt, weil der Sohn Gottes sie beständig mit seinem Machtwort erhält: im Sohn, »den er gesetzt hat zum Erben aller [Dinge], durch den er auch die Welten gemacht hat; welcher, [die] Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und [der] Abdruck seines Wesens seiend und alle [Dinge] durch das Wort seiner Macht tragend…« (Hebräer 1,2-3). Dadurch wird auch der Mensch indirekt beschenkt.
»… einen lebendigen Gott …, der ein Erhalter aller Menschen ist, besonders [der] Gläubigen« (1. Timotheus 4,10b). – Auch hier wird deutlich, dass das Erhalter-sein Gottes allen Menschen gilt, also allgemein ist, aber das „besondere Erhalten/Retten“ nur den Gläubigen gilt, also nicht allgemein, sondern speziell ist.
Gott lässt Sünder i.d.R. nach ihrer ersten Sünde weiterhin (für eine Zeit) am Leben, obwohl er schon am Anfang klar gesagt hatte: »…an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben.« (1. Mose 2,17) und »Der Lohn der Sünde ist der Tod.« (Römer 6,23). Dass Gott Rebellen gegen seine Majestät eine Zeitlang die guten Gaben des Geschöpfseins genießen lässt, ist eine großartige Demonstration seiner allgemeinen Gnade, Geduld, Langmütigkeit, Sanftmut, Barmherzigkeit und Menschenliebe.
Wer diese Dinge nicht auseinander halten kann, versteht die Lehre der Schrift nicht, und kann sich in viele Irrtümer verwickeln lassen. Zurück zu 1. Johannes 3,1. Wovon ist hier hier die Rede?
Von welcher Liebe Gottes wird in 1. Johannes 3,1 gesprochen?
Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen!
Die direkt vorhergehende Aussage des Apostels: »aus ihm geboren ist« führt ihn im nächsten Vers zum Ausruf: »Sehet, welch eine Liebe… dass wir Kinder Gottes heißensollen!«. Niemand hat sich selbst zum Kind Gottes gemacht, Gott der Vater hat dies getan und damit jedem Kind Gottes alle Rechte und Segnungen und Lebensqualitäten des Kindesstandes geschenkt. (Wir sind nicht „Kinder Jesu“ oder „Jesu Kinder“, sondern Kinder Gottes und Kinder des Vaters.) Diese Kindschaft ist so real, dass man ihre Wirklichkeit im Wandeln und Handeln (in ihrer Lebensführung und in ihren Taten) der Kinder Gottes sehen kann: Es ist dem Sohn Gottes gleichartig, denn sie haben dasselbe Leben in sich (Johannes 17,23.26; vgl. Galater 2,20). Die Kinder Gottes offenbaren also ihre „Echtheit“ als Kinder Gottes, indem sie »die Gerechtigkeit tun« (1. Johannes 2:29b), also die Gebote Gottes halten, vor allem das Gebot der Liebe. Ein gerechter Wandel ist also die Frucht (Ergebnis, Folge) der Neugeburt, nicht eine Vorbedingung derselben. Diese Aussage wird hier nicht als Ermahnung ausgesprochen, sondern als Ermunterung an die wahren Kinder Gottes: Sie sollten wieder einmal jene übergroße Gnade betrachten, die sie von Gott darin erhalten hatten, dass Er sie zu Kindern Gottes gemacht hatte! – Davon versteht die nichtglaubende Welt überhaupt nichts, denn diese Welt kennt Gott nicht (vgl. Johannes 5,37; 7,28; 16,3). Sie ist noch in der Finsternis. Und sie hassen das Licht. Die Finsternis und damit den Tod zu wählen, ist ihre bewusste Wahl.
Das Wort, das hier mit »welch eine« wiedergegeben wird, ist potapos (ποταπός). Die Wörterbücher erklären es so:
Kassühlke: „was für ein“, „welcher Art“, „wie beschaffen“.
Lange: Es geht um Abstammung und Qualität, nicht Menge (Quantität) oder Größe.
Vincent:»What manner of (ποταπὴν). The word is of infrequent occurrence in the New Testament, but is found in all the Synoptists and in 2 Pet. 3:11. Only here in John’s writings. Originally it means from what country or race; then, of what sort or quality. It is used of the quality of both persons and things.«
Die Kinder Gottes sollen also die besondere Qualität dieser Liebe ihres Vaters wahrnehmen. Es ist eine Liebe, die von Gott dem Vater ausgeht (nicht vom Menschen). Es ist eine Liebe, die göttlich ist (nicht menschlich). Es ist eine ewige Liebe, die mithin weder Anfang noch Ende kennt, die das Irdische und das Zeitliche überschreitet. Diese Liebe findet ihren Ursprung in der Ewigkeit vor der Zeit und wird auch in der Ewigkeit nach der Zeit noch sein. Das macht es aus, ein Kind Gottes heißen zu dürfen. Dass eine solche Liebe durch unser menschliches Begreifen nicht völlig fassbar ist, ist offenbar. Der Kontext sagt uns, dass diese Liebe untrennbar mit dem neuen Leben aus Gott, das in der Neugeburt von Gott empfangen wurde (Johannes 1,12), verbunden ist, und dass dieses neue Leben sich in sichtbaren, charakteristischen Lebenszeichen offenbart im Leben (Reden und Tun) und Bewegen und Sein des Kindes Gottes. Die Wahrheit und Hoffnung der zukünftigen Gleichheit mit Christi Wesen (der das Leben des Glaubenden geworden ist) hat unausweichlich als Konsequenz die persönliche Heiligung, das Sichreinigenlassen gemäß der Reinheit Christi (1. Johannes 3,3).
Fazit
Schriftgemäßes Predigen muss festhalten, dass die Liebe Gottes sich unterschiedlich erweist in Qualität und Quantität und Zeit und Ewigkeit. Ohne weiteres zu behaupten: „Gott liebt alle Menschen gleich“ ist am Wort der Wahrheit gemessen eindeutig falsch.
Dies zeigt auch der Text in 1. Johannes 3,1. Wenn die o.g. falsche Aussage dazu führt, dass man verkennt, dass es in diesem Text um einebesondere Liebe des Vaters gegenüber seinen Kinderngeht, die eben nicht allen Menschen gilt, weil nicht alle Menschen im dort gemeinten Sinn Kinder Gottes sind, –ja, dass es gerade um ein Unterscheidungs- und Kennzeichen der Kinder Gottes im Kontrast zu den anderen Menschen geht– dann ist dies sehr zu bedauern.
Wichtigste Maßnahme: Lesen, lesen, lesen. Denn Jesus sagt: „Habt ihr nicht gelesen…?“. „Glückselig der Mann, der … seine Lust hat am Gesetz des Ewigen und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht!“
Der russlanddeutsche Waldemar Boger betreibt eine Website mit Predigten und Ausarbeitungen in deutscher und russischer Sprache. Er ist so fanatisch begeisterter Leugner der Heilssicherheit in Christus, dass er jeden, der ihm nicht folgt, mit harten Worten verurteilt. Man kann wohl kaum ein wirreres Durcheinander an missbrauchten Bibelstellen, falsch verwendeten biblischen Begriffen, unfairen Zitat(fetz)en und unkontrollierten Vorannahmen finden, wie jenes, mit dem der Autor seine Thesen der Unsicherheit des göttlichen Heils und des „ewigen Lebens auf Bewährung“ versucht zu untermauern. Dabei versucht er, allerlei christliche Autoren, die seine Thesen nicht unterstützen, als Irrlehrer abzuservieren.
Auf seiner Website veröffentlichte Boger eine Ausarbeitung über sog. „gemäßigte Calvinisten“, zu denen er (eigentlich alle anderen, aber) offenbar auch Wilfried Plock zählt. In seiner Beurteilung des Buchs von Wilfried Plock: Warum ich weder Calvinist noch Arminianer bin behauptet er zwar:
»Ich respektiere alle Brüder, aber ich hasse die unbiblische [sic] Lehren, die verbreitet werden. Mein kategorischer Ton, [sic] bezieht sich nur auf unbiblische Lehren und auf keinen Fall auf die Brüder.«
Waldemar Boger, Was glauben gemäßigte Calvinisten?, S. 50. Textquelle: https://www.bibelwort-ru.net/app/download/14308275623/Was+glauben+gemäßigte+Calvinisten.pdf?t=1574412068 (21.07.2020)
Er straft sich jedoch im selben Heftchen mehrfach Lügen, denn sein „kategorischer Ton“ betrifft nicht nur Ansichten und Lehren, sondern er steckt tatsächlich auch Brüder in seine (zwei) Kategorien-Schachteln. Die Mülltonne seiner Schachteln trägt die Aufschrift „Calvinisten“:
»In Bezug auf das Heilsverständnis können alle Christen nur in Calvinisten oder Arminianer eingeteilt werden. Nach dieser Definition ist W. Plock ein wirklicher Calvinist, wenn auch nur ein gemäßigter Ein-Punkt-Calvinist.«
Waldemar Boger, a.a.O., S. 5. Fettdruck hinzugefügt.
»W. Plock sagt, wie er die Ansicht über den Willen des Menschen bekommen hat: „Diese Sicht wurde mir schon vor 35 Jahren durch meine geschätzten und inzwischen heimgegangenen Lehrer Walter Tlach und Heiko Krimmer vermittelt“ (http://www.calvinismus-check.de/schwaechen-und-gefahren-der-arminianischensicht/, Stand: 30.10.2018). Dann begründet er die Richtigkeit dieser Sicht noch mit Aussagen von Roger Liebi. Aber Heiko Krimmer wie auch Roger Liebi haben sich als gottesfurchtlose Calvinisten erwiesen.«
Waldemar Boger, a.a.O., S. 10. Fettdruck hinzugefügt.
Das hätte sich Wilfried Plock sicher nicht gedacht, dass er einmal als „(gemäßigter) Calvinist“ geehrt würde! Oder Dr. Roger Liebi als „gottesfurchtloser Calvinist“. Was für Boger wohl synonym ist.
Wer ganz rechts steht, für den ist alles links. Calvin rotiert im Grab. Jetzt noch etwas schneller. Schon steigt Rauch vom Cimetière des Rois auf.
Der Autor hat sich aufgrund seines Umgangs mit dem Wort Gottes und seinen der Wahrheit Gottes zuwider laufenden Lehren seinen Platz in der »Hall of Shame« wohl verdient.
Diese Rezension des Originals des links abgebildeten, übersetzten Buches von Dave Hunt (1926–2013) stammt von Steven J. Cole. Dies ist eine adaptierte Übertragung dieser Rezension ins Deutsche. Das Buch von Hunt wurde 2011 ins Deutsche übersetzt und von „Bible Baptist Ministries“ herausgegeben unter dem Titel: »Eine Frage der Liebe: Wird Gott im Calvinismus falsch dargestellt?« [Die Frage des Titels ist keine Frage, sondern Hauptthese des Buchs.] Cole schreibt:
»Als ich Dave Hunts neuestes Buch „What Love is This?“ mit dem Untertitel „Calvinism’s Misrepresentation of God“ [Titel der deutschen Ausgabe: „Eine Frage der Liebe: Wird Gott im Calvinismus falsch dargestellt?“] las, empfand ich sowohl tiefe Traurigkeit als auch gerechten Zorn. Ich war traurig, weil viele ahnungslose und ungebildete Christen glauben werden, dass Hunt Recht hat, und dadurch eine der reichsten geistlichen Goldminen verpassen, die es gibt, nämlich das Leben und die Schriften von Johannes Calvin und seinen Erben im Glauben. Ich war wütend, weil Hunt sowohl Calvin als auch den Calvinismus absichtlich falsch darstellt und verleumdet und dabei auch Gott selbst grob falsch darstellt. Ich weiß, dass seine Falschdarstellung Absicht ist, weil viele Calvinisten, darunter auch ich, während der Entstehung des Buches wiederholt an Hunt geschrieben haben, um ihn auf seine Fehler hinzuweisen und ihn zu bitten, mit der Falschdarstellung unseres Glaubens aufzuhören. Aber leider ignorierte er hartnäckig unsere Korrekturen und machte mit Volldampf weiter.
Das daraus resultierende Buch istein theologisches und geistliches Desaster ersten Ranges. Wenn Sie sich auf die Boulevardpresse als verlässliche Nachrichtenquelle verlassen, werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass Hunt für Ihre Theologie zufriedenstellend ist. Er wird Ihnen dieselbe Art von sensationellen Verleumdungen liefern wie die Boulevardpresse, nur dass sie so präsentiert werden, als ob sie biblisch und historisch begründet wären. Aber wenn Sie in Ihrer Erkenntnis des lebendigen Gottes wachsen wollen, rate ich Ihnen, diese Boulevardtheologie ungelesen stehen zu lassen.
Ich musste mich mit dem Buch befassen, weil ein ehemaliger Ältester es an einige meiner Ältesten und andere weitergibt und ihnen sagt, es sei eine ausgewogene Kritik an der reformierten Theologie. Auf der Rückseite des Buches finden sich glühende Befürwortungen von Chuck Smith, Elmer Towns, Tim LaHaye und anderen. LaHaye sagt sogar: „Der Calvinismus … kommt der Blasphemie gefährlich nahe“ (Auslassungszeichen im Zitat). Mehrere Familien haben meine Kirche wegen dieser Frage verlassen, weil ich lehre, was die Heilige Schrift eindeutig bestätigt, nämlich dass Gott souverän beschließt, einige zu retten, aber nicht alle. Unsere Errettung beruht auf der Grundlage von Gottes souveräner Entscheidung für uns. Seine Entscheidung für uns ist der Grund dafür, dass wir uns für den Glauben entscheiden. Daher kann sich niemand seiner Errettung rühmen, sondern nur des Herrn (1. Korinther 1,26-31; Galater 1,15; Epheser 1,3-12).
Hunts Hauptkritikpunkt am Calvinismus ist dessen Ansicht, dass Gott nicht jedem Menschen gegenüber vollkommen liebevoll ist. Er argumentiert, dass Gott unmoralisch und ungerecht sei, wenn er alle Menschen retten könnte, sich aber dafür entscheidet, nur einige zu retten. So wie jemand, der einen Ertrinkenden retten könnte, es aber nicht tut, unmoralisch wäre (S. 111–112, 114–115). Hunt vertritt die Ansicht, dass Gott möchte, dass alle Menschen gerettet werden, und dass er allen die Rettung ermöglicht habe. Nun liegt es am Einzelnen, darauf zu reagieren, und jeder Mensch sei aus sich selbst in der Lage, darauf zu reagieren. Wenn die Menschen nicht in der Lage wären, aus freiem Willen auf das Evangelium zu antworten, dann wäre das Heilsangebot Gottes nicht echt, sondern eine Verhöhnung. Es wäre so, als ob Gott einem Menschen, der in einem tiefen Brunnen gefangen ist, ein Seil außerhalb dessen Reichweite hielte und sagte: „Nimm das Seil.“ Das sind die Argumente von Hunt.
Diese Argumente entsprechen durchaus der menschlichen Denkweise, aber die entscheidende Frage ist, ob sie mit der biblischen Offenbarung übereinstimmen. Hunt geht fälschlicherweise davon aus, dass das freie Angebot des Evangeliums an alle voraussetze, dass diejenigen, denen es angeboten wird, auch in der Lage seien, darauf [heilsergreifend] zu antworten. Es gibt jedoch viele Bibelstellen, die direkt auf die Unfähigkeit des Sünders hinweisen, auf die geistliche Wahrheit [heilsergreifend] zu antworten (Johannes 6,44.65; 8,43; Römer 3,10–18; 8,6–8; 1. Korinther 2,14; 2. Korinther 4,4; Epheser 2,1–3 usw.). Hunt verwirft oder verwässert all diese Texte, indem er sagt, dass sie nicht das bedeuten könnten, was die Calvinisten behaupten, denn wenn sie das bedeuten würden, könnten die Sünder nicht auf das Evangelium reagieren und somit wäre das Angebot des Evangeliums nicht gültig. Mit anderen Worten, er argumentiert im Kreis und nimmt an, was er später „beweist“. Aber er akzeptiert nicht die klare Lehre von Gottes Wort, dass der Mensch wegen des Sündenfalls unfähig ist, nach Gott zu suchen. Damit zieht Hunt Gott in seiner absoluten Heiligkeit herab auf das Niveau des gefallenen Menschen und macht ihn so für den gefallenen Menschen greifbar. Gleichzeitig erhebt er den sündigen, stolzen Menschen, indem er ihm behauptet, er könne sich jederzeit für Gott entscheiden.
Nach der Verwerfung der biblischen Lehre der Verderbtheit (Unfähigkeit) des gefallenen Menschen, fährt er fort, auch alle anderen der so genannten Fünf Punkte des Calvinismus zu verwerfen. Hunt behauptet, dass Gott unmöglich einige Menschen souverän zum Heil erwählt haben könne, denn dann wäre er lieblos und ungerecht. Dabei ist es ihm offenbar völlig egal, dass Gott in einer seiner frühesten Selbstoffenbarungen klar und deutlich sagt: »[I]ch werde begnadigen, wen ich begnadigen werde, und werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarmen werde« (2. Mose 33,19). Diese Aussage verliert jeden Sinn, wenn Gott jedem einzelnen Menschen gegenüber gleichermaßen gnädig und barmherzig ist. Von Anfang an begründet Gott sein Recht als heiliger Gott, einige auszuwählen und andere abzulehnen, nicht aufgrund menschlicher Verdienste (die es nicht gibt), sondern aufgrund seines souveränen Willens. Doch Hunt spricht Gott dieses Vorrecht ab, obwohl die Heilige Schrift dieses überaus häugfig offenbart.
Während er seine humanistische (und unbiblische) Sicht von Gott darlegt und verteidigt, zerreißt Hunt Calvin und den Calvinismus – oder zumindest glaubt er, dass er das tut. In Wirklichkeit versteht Hunt nicht einmal einige der grundlegenden Lehren des Calvinismus, obwohl er glaubt, dass er sie versteht. So stellt Hunt von Anfang an und auf praktisch jeder Seite falsch dar, was Calvinisten glauben. Auch wenn er nicht mit dem übereinstimmt, was sie wirklich glauben, so stellt er doch größtenteils eine Karikatur auf und greift sie an, die manchmal eine gewisse Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit hat, aber meistens so weit davon entfernt ist, dass biblisch informierte Calvinisten sie ebenfalls angreifen würden. Sie würden es nur nicht als Calvinismus bezeichnen, wie Hunt es fälschlicherweise tut. Hier sind ein paar (von vielen) Beispielen:
Hunt sagt, dass der Calvinismus die rettende Gnade Gottes auf einige wenige Auserwählte beschränke und die Mehrheit der Menschheit ohne Hoffnung oder Möglichkeit auf Erlösung lasse (S. 78). Das Angebot der Errettung gelte nur den Auserwählten (S. 103). In Wahrheit glauben Calvinisten, dass Gottes rettende Gnade der ganzen Welt frei angeboten wird und dass es im Himmel eine unzählige Schar aus allen Stämmen der Erde geben wird, die durch das Blut Jesu erkauft wurde (Offenbarung 5,9–12).
Hunt sagt, dass der Calvinismus die Schuld für die Sünde und die Verdammnis der Sünder vollständig Gott zuschreibe, der alles so vorherbestimmt habe, dass es so kommen musste (S. 84). Gott veranlasse alle Menschen zur Sünde (S. 42). Die Wahrheit ist, dass Calvinisten glauben, dass zwar alles unter Gottes souveränem Willen steht (Epheser 1,11), er aber nicht der Urheber der Sünde ist. Die Sünder sind für ihre eigene Verdammnis verantwortlich, und niemand kann Gott dafür verantwortlich machen, dass sie in die Hölle kommen. Ich habe Hunt persönlich auf das Westminster Glaubensbekenntnis, Kapitel 3, Absatz 1, verwiesen, in dem die reformierte Erklärung steht, dass Gott souverän über alles ist und dennoch nicht für die Sünde verantwortlich ist. Aber Hunt hat dies ignoriert und bleibt bei seiner verleumderischen Anschuldigung.
Hunt sagt, der Calvinismus leugne jede echte Wahlmöglichkeit des Menschen (S. 89). In Verbindung damit leugneten die Calvinisten, dass der Mensch einen Willen habe (S. 94). „Calvin zufolge hat die Erlösung nichts damit zu tun, ob ein Mensch an das Evangelium glaubt oder nicht“ (S. 42). Die Wahrheit ist, dass Calvin und die Calvinisten an die menschliche Wahl und den Willen glauben. Sie behaupten jedoch, dass der gefallene Mensch, wie sogar der Arminianer Wesley es ausdrückte, „fest in der Sünde und der Nacht der Natur gefangen“ sei, unfähig, sich für das Heil zu entscheiden, wenn nicht Gott souverän in ihren Herzen wirkt. Ich bin mir nicht sicher, woher Hunt die lächerliche Behauptung hat, Calvin habe die Erlösung vom Glauben getrennt. Eine einfache Lektüre seiner Kapitel über Glauben und Umkehr in der Institutio (Buch 3, Kapitel 2 und 3) zeigt, dass Hunt Calvin entweder nicht gelesen hat oder ihn absichtlich falsch darstellt.
Hunt sagt: „Der Calvinismus präsentiert einen Gott, der die Hölle mit denen füllt, die er retten könnte, aber stattdessen verdammt, weil er sie nicht liebt“ (S. 116). Hunt behauptet dreist, dass Gott, wenn er nicht allen Barmherzigkeit erweist, obwohl alle gleich schuldig sind, die Gerechtigkeit pervertiere (S. 115)! Die Wahrheit ist, dass Calvinisten behaupten, Gott sei mächtig, alle zu retten, die er retten will (z. B. den Apostel Paulus). Aber er ist niemandem das Heil schuldig. Aus Gründen, die nur im geheimen Ratschluss seines Willens bekannt sind, hat Gott beschlossen, sowohl in der Errettung seiner Auserwählten als auch in der gerechten Verdammnis derer, die gegen ihn rebelliert haben, verherrlicht zu werden. Das gesamte Argument des Paulus in Römer 9 lautet, dass Gott als göttlicher Töpfer das Vorrecht hat, einige Gefäße für die Barmherzigkeit und andere für den Zorn zu machen, und dass wir keinen Grund haben, sein Handeln in Frage zu stellen. Die Bibel macht auch deutlich, dass Gottes Liebe nicht allen Menschen in gleicher Weisezuteil wird. Er liebte Israel, aber er beschloss nicht, die umliegenden Völker in gleichem Maße zu lieben (5. Mose 7,6–8). In seinem unergründlichen Willen ließ er es zu, dass die Völker viele Jahrhunderte lang ihren eigenen Weg in der geistlichen Finsternis gingen. Er gab ihnen das Zeugnis seiner Güte durch die Schöpfung und die allgemeine Gnade, was ausreicht, um sie zu verdammen, aber nicht, um sie zu retten (Apostelgeschichte 14,16–17; Römer 1,18–32). Seltsamerweise argumentiert Hunt jedoch entgegen der Schrift und der Geschichte, dass Gott alle Heiden genauso liebe wie seine auserwählte Braut, die Kirche. Ich möchte von ihm wissen, wie Gott die amerikanischen Indianer, die hier [in Nordamerika] vor 3.000 Jahren lebten, in gleichem Maße geliebt hat, wie er König David liebte und sich ihm offenbarte? Ein kurzer Blick auf die heutige Welt zeigt, dass nicht alle die gleiche „Chance“ haben, das Evangelium zu hören und darauf zu reagieren.
Um den Calvinismus zu diskreditieren, muss Hunt Calvin und seine berühmte Institutio diskreditieren. Man mag es kaum glauben, aber Hunt verwirft die gesamte Institutio in einem Pauschalurteil, indem er behauptet, sie stammte aus den beiden Hauptquellen Augustinus und der lateinischen Vulgata-Bibel (S. 38)! Da Calvin ein Neubekehrter war, als er die erste Ausgabe der Institutio schrieb, könne sie „unmöglich aus einem tiefen und voll entwickelten evangelischen Verständnis der Schrift stammen“. Aber Hunt erwähnt nicht, ob sie tatsächlich ein solches Verständnis widerspiegeln oder nicht! Wenn sie so oberflächlich waren, wie Hunt behauptet, warum hatten sie dann einen so tiefgreifenden Einfluss, nicht nur auf seine Generation, sondern auch auf gottesfürchtige christliche Gelehrte durch die Jahrhunderte hindurch, bis in die heutige Zeit? Ich kann persönlich bezeugen, dass von den Hunderten von Büchern [außerhalb der Bibel], die ich je gelesen habe, keines der Institutio in Bezug auf ihre tiefe geistliche Erkenntnis das Wasser reichen kann. Calvin nutzt die Heilige Schrift, um Gott zu erheben und zu preisen und mich als Sünder zu demütigen, wie es nur wenige Autoren vermögen.
Was den Menschen Calvin betrifft, so behauptet Hunt, dass dieser so stark von Augustinus beeinflusst war, dass er sich nie wirklich von seinen römisch-katholischen Wurzeln gelöst habe. Er lehnt Augustins Schriften völlig ab, indem er behauptet: „Calvin schöpfte aus einem stark verschmutzten Strom, als er die Lehren des Augustinus annahm! Wie könnte man in eine so verunreinigende Ketzerei eintauchen, ohne verwirrt und infiziert zu werden?“ (S. 51). Ich muss mich fragen, ob Hunt Augustinus überhaupt gelesen hat! Ich habe große Teile der Werke von Augustinus gelesen, und obwohl er offensichtlich an einigen Stellen von der katholischen Kirche auf schlimme Weise verdorben wurde, hatte er auch ein solides biblisches Verständnis vieler wesentlicher christlicher Lehren. Ihn als „stark verunreinigten Strom“ und als Verfechter einer „verunreinigenden Ketzerei“ abzutun, zeugt von Hunts, nicht von Augustins Unwissenheit und Irrtum.
Auch wenn Calvin Augustinus oft positiv zitiert (weil es viel Positives zu zitieren gibt und weil Calvin nicht annähernd über die theologischen Ressourcen verfügte, auf die wir zurückgreifen können), streitet er oft mit Augustinus, wenn er meint, dass dieser die Schrift nicht richtig ausgelegt hat. Calvins einzige Quelle der Wahrheit war die Bibel, wie T. H. L. Parkers ausgezeichnetes Buch Calvin’s Preaching [Westminster/John Know Press] so gekonnt aufzeigt. Hätte Hunt entweder Augustinus oder Calvin sorgfältig gelesen, hätte er gesehen, dass diese Männer versuchten, ihre Lehren allein auf die Bibel zu stützen. Natürlich haben beide Männer Fehler gemacht. Wer tut das nicht? Aber wenn man diese Männer liest, spürt man: „Sie kannten Gott auf eine Weise, wie ich Gott nicht kenne!“
Hunt stellt Calvin als den bösen Tyrannen von Genf dar, der versuchte, dem Volk die unwiderstehliche Gnade aufzuzwingen, ganz im Einklang mit seiner Auffassung, dem Menschen jegliche Entscheidungsfreiheit abzusprechen (S. 62–63). „Calvin übte eine ähnliche Autorität aus wie das Papsttum, das er nun verachtete“ (S. 63). Hunt wirft Calvin vor, eine „diktatorische Kontrolle über die Bevölkerung“ auszuüben (S. 64). Er habe die Anwendung von Folter zur Erlangung von Geständnissen gebilligt, einschließlich der grausamen 30-tägigen Folterung eines Opfers, das dann an einen Pfahl gebunden, mit den Füßen festgenagelt und enthauptet wurde (S. 65). Und natürlich macht Hunt Calvin für die Verbrennung von Servetus verantwortlich, ohne seinen Lesern den historischen Kontext zu erläutern (S. 68–70). Hunt kommt zu dem Schluss, dass „Calvins Verhalten Tag für Tag und Jahr für Jahr das genaue Gegenteil dessen war, was er getan hätte, wenn er wirklich vom Geist Gottes geleitet worden wäre“ (S. 72). Mit all diesen Anschuldigungen knüpft Hunt an militante antichristliche Kritiker wie Voltaire, Will Durant, Erich Fromm und andere an (siehe Christian History[Bd. V, Nr. 4], S. 3).
Natürlich hatte Calvin Feinde, sogar zu seiner Zeit, die seine Schwächen aufgriffen und sie übertrieben, um ihn zu verleumden, weil ihnen seine Lehre nicht gefiel. Jeder gottesfürchtige Mensch muss damit rechnen, dass er auf die eine oder andere Weise so behandelt wird (Matthäus 5,11–12; Lukas 6,26; 2. Timotheus 3,12). Aber jeder, der T. H. L. Parkers Das Leben Calvins, sein Die Predigten Calvins oder Bezas Das Leben Calvins (Beza war Calvins Schüler und Nachfolger in Genf) gelesen hat, wird entsetzt sein, wie ein bekennender Christ einen großen Mann Gottes wie Calvin so rücksichtslos angreifen kann, wie Hunt es tut. Über Calvin sagte Beza: „Ich war sechzehn Jahre lang sein Zeuge, und ich glaube, dass ich das volle Recht habe zu sagen, dass in diesem Mann allen ein Vorbild für das Leben und Sterben eines Christen gezeigt wurde. Es wird nicht leicht sein, es herabzusetzen, und es wird schwer sein, es nachzuahmen“ (Christliche Geschichte, ebd., S. 2).
Die schlichte Tatsache der Geschichte ist, dass die gottesfürchtigen Puritaner, einschließlich John Bunyan und John Owen, sowie die geistlichen Giganten Jonathan Edwards, George Whitefield, Charles Simeon, Charles Spurgeon, die Princeton-Theologen, Martyn Lloyd-Jones, Francis Schaeffer und eine Vielzahl anderer auf Calvin nicht nur als klugen Theologen, sondern auch als großes Vorbild der Frömmigkeit geschaut haben. Ich habe die Institutio gelesen, etwa ein halbes Dutzend Calvin-Biografien, Tausende von Seiten seiner Kommentare, zahlreiche Bücher über Calvin und seine Theologie sowie mehrere Bücher mit seinen Predigten. Ich habe nie etwas aufgeschnappt, das auch nur annähernd der Karikatur von Hunt über diesen Mann entspricht. Ich stimme dem gelehrten schottischen Theologen William Cunningham zu, der sagte: „Calvin ist der Mann, der neben dem heiligen Paulus am meisten Gutes für die Menschheit getan hat“ (Christian History, ebd.). Der Angriff von Hunt ist einfach unter aller Kritik. Ein böser, grausamer Tyrann hätte keine so erhabenen Ansichten über Gott und so tiefe Einblicke in Gottes Wort schreiben können, wie sie in Calvins Schriften zu finden sind. Wenn so viele große Männer Gottes Calvin Tribut zollen, sollte Hunt dann nicht wenigstens in Betracht ziehen, dass er etwas übersehen haben könnte?
Ein weiteres großes Problem der Arbeit Hunts ist seine unwissenschaftliche Manipulation des Quellenmaterials, damit es seinen Zwecken diene. Für seine Angriffe auf Calvin zitiert er oft den militanten Gegner des Christentums Will Durant, ohne jemals zuzugeben, dass er einen Feind des Glaubens zitiert. Er zitiert oft den liberalen Frederic Farrar, ohne dessen theologische Voreingenommenheit zuzugeben. Obwohl Hunt in seinen anderen Schriften militant antikatholisch ist, beruft er sich auf den prokatholischen Führer der Oxford-Bewegung, Pusey, wenn dieser sich auf die Seite von Hunt gegen den Calvinismus stellt. Aber Hunt erwähnt nicht einmal in einer Fußnote die theologische Voreingenommenheit seiner Quellen. Unwissende Leser könnten meinen, dass er große Männer des Glaubens zitiert.
Aber viel schlimmer ist die Art und Weise, wie er Quellen benutzt, um eklatante historische Fehler zu „beweisen“! Er zitiert eine Quelle (S. 19), die behauptet, dass unter anderem Richard Baxter, John Newton und John Bunyan gegen den Calvinismus waren! Jeder, der diese Männer gelesen hat, weiß, dass sie alle starke Befürworter der souveränen Erwählung durch Gott waren. (Baxter vertrat ein universales Sühnopfer, aber er war auch ein starker Befürworter der menschlichen Verderbtheit und der souveränen Erwählung durch Gott.) Auf derselben Buchseite zieht er ein Zitat aus Spurgeons Autobiographie heran, um zu beweisen, dass Spurgeon gegen das begrenzte Sühnopfer war. Aber im ursprünglichen Kontext argumentierte Spurgeon für die begrenzte Versöhnung (Autobiographie von C. H. Spurgeon [Banner of Truth], 1:171–172)! Tatsächlich stellt Spurgeon fest (1:172), dass die Lehre, Christus sei für alle gestorben, „tausendmal abstoßender ist als irgendeine der Folgen, die man mit der calvinistischen und christlichen Lehre von der besonderen und partikulären Erlösung in Verbindung bringt.“ Später (S. 122) zitiert Hunt „einen britischen Gelehrten, der Spurgeons Schriften und Predigten gründlich kannte“, um erneut festzustellen, dass Spurgeon das begrenzte Sühnopfer definitiv ablehne und dem Menschen Willensfreiheit zuspreche. In seinem Literaturverzeichnis (S. 428) führt Hunt jedoch Spurgeons Predigt „Free-Will – A Slave“ auf, in der Spurgeon den freien Willen widerlegt [2. Dezember 1855, Text: Johannes 5,40; New Park Street Pulpit, Bd. 1]. Iain Murray (The Forgotten Spurgeon [Banner of Truth], S. 81 ff.) führt zahlreiche Referenzen an, um zu zeigen, dass Spurgeon nicht nur die „begrenzte Sühne“ bejahte; er argumentierte auch, dass diejenigen, die sie leugnen, die gesamte Lehre der stellvertretenden Sühne schwächen und untergraben. In seiner Autobiographie (1:168) bezeichnete Spurgeon den Arminianismus (was Dave Hunts Ansicht ist, auch wenn Hunt dies leugnet, da er an der ewigen Sicherheit festhält) als Irrlehre und sagte klar und deutlich: „Der Calvinismus ist das Evangelium und nichts anderes.“ Entweder ist Hunt ein sehr schlampiger Gelehrter, oder er versucht absichtlich, seinen Lesern vorzugaukeln, dass Spurgeon auf seiner Seite steht, obwohl er genau weiß, dass das nicht der Fall ist.
Auf Seite 102 zitiert Hunt erneut Spurgeon und behauptet, er „könne die Lehre nicht akzeptieren, dass die Wiedergeburt vor dem Glauben an Christus durch das Evangelium komme“. Offensichtlich zitiert er Spurgeon aus dem Zusammenhang gerissen für seine eigenen Zwecke (wie er es häufig tut), ohne irgendein Verständnis von Spurgeons Theologie zu haben. Murray (ebd., S. 90 ff.) dokumentiert ausführlich, dass Spurgeon glaubte, dass Glaube und Umkehr unmöglich sind, bevor Gott den Sünder neues Leben schenkt. Zum Beispiel zitiert Murray (S. 94) Spurgeon mit den Worten, dass Buße und Glaube „das erste offensichtliche Ergebnis der Wiedergeburt“ seien. Und: „Evangelische Reue kann niemals in einer nicht-wiedergeborenen Seele existieren.“ Murray führt viele weitere Beispiele an. Spurgeon glaubte, „dass das Werk der Wiedergeburt, der Bekehrung, der Heiligung und des Glaubens nicht ein Akt des freien Willens und der Kraft des Menschen ist, sondern der mächtigen, wirksamen und unwiderstehlichen Gnade Gottes“ (S. 104).
Auf Seite 100 findet sich ein weiteres Beispiel dafür, wie Hunt aus dem Zusammenhang gerissene Zitate verwendet, um seinen Gegner schlecht und sich selbst gut aussehen zu lassen. Er zitiert R. C. Sproul, um so zu klingen, als ob Sproul die Ansicht, dass Gott den Sündern gegenüber nicht so liebevoll ist, voll und ganz befürwortet. Aber im vorhergehenden und nachfolgenden Kontext von Sprouls Buch wirft Sproul einen Einwand auf, den ein Kritiker stellen könnte, räumt den Einwand des Kritikers um des Argumentes willen als wahr ein und wirft dann eine weitere Frage auf, um zu zeigen, dass die Frage des Kritikers fehlgeleitet ist. Hunt lässt den Kontext weg und lässt Sproul so erscheinen, als würde er etwas sagen, was er gar nicht sagt! Das ist wissenschaftlich und argumentativ unglaublich schlechtes Arbeiten von Hunt.
Auf Seite 99 offenbart Hunt seine Unkenntnis der Theologie, wenn er behauptet, dass J. I. Packer seinen calvinistischen Mitstreitern und sogar sich selbst widerspreche, wenn er erkläre, dass die Wiedergeburt dem Glauben und der Rechtfertigung folge. Hunt zitiert dann einen Satz von Packer, der von Rechtfertigung durch Glauben spricht, nicht von Wiedergeburt! Das sind unterschiedliche theologische Begriffe mit unterschiedlichen Bedeutungen, wie jeder, der auch nur ein rudimentäres Verständnis von Theologie hat, weiß! Aber egal, Hunt diskreditiert Packer gegenüber dem ahnungslosen Leser, und das ist alles, was für Hunt zählt.
Es wäre ein Leichtes, diese Rezension auf Buchlänge auszudehnen, denn die Irrtümer, die fehlerhafte Logik und die grobe Fehldarstellung des Calvinismus und des Gottes der Bibel nehmen einfach kein Ende. Sowohl in der persönlichen Korrespondenz mit Hunt vor der Veröffentlichung des Buches als auch bei der Lektüre des Buches selbst habe ich mich gefragt, wie es um Hunts persönliche Integrität bestellt ist. Wenn er wirklich nicht weiß, was Calvinisten glauben, hätte er das Buch nicht schreiben dürfen, bevor er nicht ein angemessenes Verständnis ihrer Ansichten gewonnen hat. Es ist nicht so, dass Hunt nicht vorher mit dieser Frage konfrontiert worden wäre. Außer mir haben ihn eine Reihe von Reformierten gewarnt, dass er den reformierten Glauben falsch darstelle. Aber er ignorierte diese Warnungen und stürmte weiter vor sich hin. In Kapitel 2 begründet er sein Vorgehen mit der Behauptung, dass Calvinisten elitär seien und dass der Calvinismus nicht biblisch sein könne, weil er so schwer zu verstehen sei, dass [auch] Hunt ihn nicht verstehen könne. Ich kenne jedoch viele, die jung im Glauben sind und diese Lehren sehr gut verstehen. Hunt hätte lange genug innehalten sollen, um die gegnerische Ansicht zu verstehen, damit er sie nicht falsch darstellt. Seine Angriffe auf sein selbstgebasteltes Feindbild diskreditieren ihn, er ist einfach kein seriöser Kritiker.
Obwohl Hunt energisch widersprechen würde, glaube ich, dass der Grund für seinen verleumderischen Angriff auf Calvin und die Calvinisten und seine blasphemischen Anschuldigungen gegen den Gott der Bibel in seiner Weigerung liegt, sich einer klaren biblischen Offenbarung zu fügen, die nicht in die menschliche Logik passt. Nachdem er erklärt hat, dass Gott sich erbarmt, wem er will, und verhärtet, wen er will, erhebt Paulus den Einwand: »Ihr werdet dann zu mir sagen: ‚Warum findet er noch Schuld? Denn wer widersetzt sich seinem Willen?’« (Römer 9,19). Die logische Antwort von Dave Hunt lautet: „Der Grund, warum Gott zu Recht Fehler finden kann, ist, dass er jedem Menschen einen freien Willen und die Möglichkeit zur Erlösung gegeben hat.“ Das ist logisch vollkommen einleuchtend. Aber das Problem ist, dass das nicht die biblische Antwort ist! Die biblische Antwort lautet: „Im Gegenteil, wer bist du, o Mensch, der du Gott vorwurfsvoll entgegentrittst? Das Geformte wird doch nicht zu dem, der es geformt hat, sagen: ‚Warum hast du mich so gemacht‘, oder?“ Mit anderen Worten, die Antwort Gottes lautet: „Du hast kein Recht, diese Frage zu stellen!“
Ich gebe zu, diese Antwort ist logisch nicht befriedigend! Vor Jahren, als ich Student war, habe ich mit Paulus darüber gestritten und ihm vorgeworfen, dass er sich genau dann aus dem Staub macht, wenn ich eine Antwort auf meine Frage brauche. Eines Tages, als ich mit Paulus stritt, öffnete mir der Herr die Augen und ich sah. Er sagte: „Ich habe die Frage beantwortet, weißt du! Du magst nur die Antwort nicht!“ Da wurde mir klar, dass ich mich dem unterwerfen musste, was Gott durch Paulus geschrieben hatte. An diesem Tag wurde ich zum „Calvinisten“, obwohl ich noch keine einzige Seite von Calvin gelesen hatte. Wenn Dave Hunt seine Logik der Offenbarung Gottes in der Heiligen Schrift unterwerfen würde, würde er auch das werden, was er jetzt hasst und so grob falsch darstellt: ein „Calvinist“! Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht mit der Lektüre von Dave Hunt. Nehmen Sie sich ein Exemplar von Calvins Institutio und beginnen Sie, sich an der Majestät Gottes zu erfreuen!«
Fazit
Dieses Buch von Dave Hunt hat aufgrund der zahlreichen Strohmann-Attacken, des Beharrens von Hunt, nachgewiesene Fehler nicht einzugestehen und zu beseitigen sowie wegen seines verleumderischen Charakters einen Platz in der „Hall of Shame“ wohl verdient.
Über den Autor der Rezension
Steven J. Cole diente seit Mai 1992 der christlichen Gemeinde Flagstaff Christian Fellowship als Pastor bis zum Eintritt in den Ruhestand im Dezember 2018. Von 1977 bis 1992 war er Pastor der Lake Gregory Community Church in Crestline, Kalifornien. Er ist Absolvent des Dallas Theological Seminary (Th. M., 1976 in Bible Exposition) und der California State University in Long Beach (B. A., philosophy, 1968). Er hat Freude am Schreiben; seine Beiträge wurden in vielen unterschiedlichen Publikationen veröffentlicht. .
Diese Rezension des links abgebildeten Buches von Dave Hunt (1926–2013) stammt von Steven J. Cole. Einige biographische Daten und der Quellverweis sind am Ende des Artikels aufgeführt. Eine adaptierte Übertragung dieser Rezension ins Deutsche ist hier. Das Buch von Hunt wurde 2011 ins Deutsche übersetzt herausgegeben unter dem Titel: »Eine Frage der Liebe: Wird Gott im Calvinismus falsch dargestellt?« [Die Frage des Titels ist keine Frage, sondern Hauptthese des Buchs.]
»As I read Dave Hunt’s latest book, What Love is This? subtitled, “Calvinism’s Misrepresentation of God,” I felt both profound sadness and righteous anger. I was sad because many unsuspecting and uneducated Christians will believe that Hunt is accurate and thereby miss out on one of the richest spiritual gold mines available, namely, the life and writings of John Calvin and his heirs in the faith. I was angry because Hunt deliberately misrepresents and slanders both Calvin and Calvinism, and in the process grossly misrepresents God Himself. I know that his misrepresentation is deliberate because many Calvinists, including myself, wrote repeatedly to Hunt as the book was being written, pointing out his errors and asking him to stop misrepresenting what we believe. But sadly, he stubbornly ignored our corrections and went full steam ahead.
The resulting book is a first magnitude theological and spiritual disaster. If you rely on the supermarket tabloids as your reliable source of news, you’ll probably find Hunt satisfying for your theology. It will give you the same sort of sensational slander as the tabloids, only it is presented as if it were biblically and historically based. But if you want to grow in your knowledge of the living God, I advise you to leave this tabloid theology on the shelf.
I have had to deal with the book because a former elder is giving it to some of my elders and others, telling them that it is a balanced critique of Reformed theology. On the back cover of the book are glowing endorsements from Chuck Smith, Elmer Towns, Tim LaHaye, and others. LaHaye even states, “Calvinism … comes perilously close to blasphemy” (ellipsis in the quote). Several families have left my church over this issue, because I teach what Scripture plainly affirms, that God sovereignly chooses to save some, but not all. Our salvation rests on the foundation of God’s sovereign choice of us. His choice of us is the causative reason that we choose to believe. Thus no one can boast in his salvation, but only in the Lord (1 Cor. 1:26-31; Gal. 1:15; Eph. 1:3-12).
Hunt’s main gripe with Calvinism is its view that God is not totally loving toward every person. He argues that if God could save everyone, but chose only to save some, He is immoral and unjust, just as someone who could save a drowning man, but chose not to, would be immoral (pp. 111-112, 114-115). Hunt’s view is that God wishes for everyone to be saved and He has made salvation available to all. Now it’s up to the individual to respond and every person is capable, in and of himself, to respond. If people are not able to respond to the gospel by their own free will, then God’s offer of salvation would not be genuine, but a mockery. It would be as if God were dangling a rope above the grasp of a man trapped in a deep well, saying, “Grab the rope.” These are Hunt’s arguments.
These arguments are quite in line with human logic, but the crucial question is, are they in line with biblical revelation? Hunt wrongly assumes that the free offer of the gospel to all requires that those to whom it is offered are able to respond. But there are many Scriptures that directly state the inability of the sinner to respond to spiritual truth (John 6:44, 65; 8:43; Rom. 3:10-18; 8:6-8; 1 Cor. 2:14; 2 Cor. 4:4; Eph. 2:1-3; etc.). Hunt dismisses or waters down all of these texts, saying that they could not mean what Calvinists say they mean, because if they did mean that, sinners could not respond to the gospel and thus the offer of the gospel would not be valid. In other words, he reasons in a circle, assuming what he later “proves.” But he does not accept the plain teaching of God’s Word on the human inability to seek after God due to the fall. In so doing, Hunt pulls God in His absolute holiness down, making Him accessible to fallen man. And he lifts up sinful, proud man by telling him that he is able to choose God at any time he pleases.
Rejecting depravity (inability), he proceeds to reject all five so-called points of Calvinism. Hunt asserts that God could not possibly have sovereignly elected some to salvation, because then He would be unloving and unjust. Never mind that in one of God’s earliest revelations of Himself, He plainly states, “I will be gracious to whom I will be gracious, and will show compassion on whom I will show compassion” (Exod. 33:19). That statement loses all meaning if God is gracious and compassionate to every single person equally. From the outset, God establishes His right as the holy God to choose some and reject others, not based on human merit (there is none), but based on His sovereign will. But Hunt denies God this prerogative, in spite of abundant scriptural revelation.
In the process of setting forth and defending his humanistic (and unbiblical) view of God, Hunt rips Calvin and Calvinism, or at least he thinks that’s what he’s doing. Actually, Hunt does not understand even some of the basic teachings of Calvinism, although he thinks he does. Thus from the very start, and on virtually every page, Hunt misrepresents what Calvinists believe. Even though he does not agree with what they truly believe, for the most part he is setting up and attacking a caricature that at times has some resemblance to the real thing, but more often is so far removed that biblically informed Calvinists would attack it too. They just would not label it as Calvinism, as Hunt erroneously does. Here are a few (of many) examples:
Hunt says that Calvinism limits God’s saving grace to a select few, leaving the majority of mankind without hope or possibility of salvation (p. 78). The offer of salvation is extended only to the elect (p. 103). The truth is, Calvinists believe that God’s saving grace is freely offered to the whole world, and that there will be an innumerable company in heaven from every tribe on earth, purchased by Jesus’ blood (Rev. 5:9-12).
Hunt says that Calvinism puts the blame for sin and the damnation of sinners totally upon God who predestined everything to turn out that way (p. 84). God causes all men to sin (p. 42). The truth is, Calvinists believe that while all things are under God’s sovereign decree (Eph. 1:11), He is not the author of sin. Sinners are responsible for their own damnation, and none can blame God for being in hell. I personally referred Hunt to the Westminster Confession of Faith, chapter 3, paragraph 1, for the Reformed statement of how God is sovereign over all and yet not responsible for sin. But Hunt chose to ignore this and persist in his slanderous charge.
Hunt says that Calvinism denies any genuine choice for mankind (p. 89). Coupled with this, Calvinists deny that men have a will (p. 94). “According to Calvin, salvation had nothing to do with whether or not a person believed the gospel” (p. 42). The truth is, Calvin and Calvinists believe in human choice and will. They assert, however, that fallen men are, as the Arminian Wesley even put it, “fast bound in sin and nature’s night,” unable to choose salvation apart from God’s sovereign working in their hearts. I’m not sure where Hunt dug up the ludicrous charge that Calvin separated salvation from faith. A simple reading of his chapters on faith and repentance in The Institutes (Book 3, chapters 2 & 3) will show that Hunt either has not read Calvin or he is deliberately misrepresenting him.
Hunt says, “Calvinism presents a God who fills hell with those whom He could save but instead damns because He doesn’t love them” (p. 116). Hunt brazenly states that if God did not show mercy to all when all were equally guilty, then He perverts justice (p. 115)! The truth is, Calvinists affirm that God is mighty to save all whom He chooses to save (e.g., the apostle Paul). But He owes salvation to none. For reasons known only in the secret counsel of His will, God chose to be glorified both in the salvation of His elect, and in the just damnation of those who have rebelled against Him. Paul’s entire argument in Romans 9 is that as the divine potter, God has the prerogative to make some vessels for mercy and some for wrath, and that we have no basis to question what He does. The Bible is also clear that God’s love is not uniformly revealed to all. He loved Israel, but He did not choose to love the surrounding nations to the same degree (Deut. 7:6-8). In His inscrutable will, He permitted the nations for many centuries to go their own way in spiritual darkness. He gave them the witness of His goodness through creation and common grace, which is enough to condemn them, but not sufficient to save them (Acts 14:16-17; Rom. 1:18-32). Oddly, though, against both Scripture and history, Hunt argues that God loves all the heathen exactly the same as He loves His elect bride, the church. I would like him to answer how God loved the American Indians who lived here 3,000 years ago to the same degree that He loved King David and revealed Himself to him? A quick glance at the world today shows that not all have an equal chance of hearing and responding to the gospel.
In order to discredit Calvinism, Hunt has to discredit Calvin and his famous Institutes. Incredibly, Hunt dismisses the Institutes in one sweeping judgment by pronouncing that they came from the two primary sources of Augustine and the Latin Vulgate Bible (p. 38)! Since Calvin was a new convert when he wrote the first edition of the Institutes, they “could not possibly have come from a deep and fully developed evangelical understanding of Scripture.” But Hunt does not mention whether or not they actually do reflect such an understanding! If they were as shallow as Hunt alleges, why did they have such profound impact, not only on his generation, but also on godly Christian scholars through the centuries, up to the present day? I can testify personally, that of the hundreds of human books I have ever read, none rival The Institutes for their profound spiritual insight. Calvin uses Scripture to exalt God and humble me as a sinner as few writers can do.
As for the man Calvin, Hunt asserts that he was so heavily influenced by Augustine that he never really broke free from his Roman Catholic roots. He totally rejects Augustine’s writings by asserting, “Calvin drew from a badly polluted stream when he embraced the teachings of Augustine! How could one dip into such contaminating heresy without becoming confused and infected?” (p. 51). I must wonder, has Hunt even read Augustine? I have read substantial portions of Augustine’s works, and while he obviously was tainted in a bad way at points by the Catholic Church, he also had a solidly biblical grasp of much essential Christian doctrine. To dismiss the man as “a badly polluted stream” and as promoting “contaminating heresy” shows Hunt’s, not Augustine’s, ignorance and error.
Also, while Calvin often quotes Augustine favorably (because there is much favorable to quote, and because Calvin did not have nearly the theological resources to draw on that we possess), he often disputes with Augustine when he thinks that he failed to interpret Scripture rightly. Calvin’s sole source of truth was the Bible, as T. H. L. Parker’s excellent book, Calvin’s Preaching [Westminster/John Know Press] so capably demonstrates. Again, if Hunt had carefully read either Augustine or Calvin, he would have seen that these men sought to base their teachings on the Bible alone. Of course both men made errors. Who doesn’t? But read these men and you will sense, “They knew God in a way that I do not know God!”
Hunt portrays Calvin as the evil tyrant of Geneva who sought to force Irresistible Grace on the people, in line with his view of denying all power of choice to man (pp. 62-63). “Calvin exerted authority much like the papacy which he now despised” (p. 63) Hunt accuses Calvin of exercising “dictatorial control over the populace” (p. 64). He approved the used of torture for extracting confessions, including the cruel 30-day torture of a victim who was then tied to a stake, his feet nailed to it, and his head was cut off (p. 65). And, of course, Hunt blames Calvin for the burning of Servetus without giving any of the historical context for his readers (pp. 68-70). Hunt concludes, “Calvin’s conduct day after day and year after year was the very antithesis of what it would have been had he truly been led of the Spirit of God” (p. 72). In all of these accusations, Hunt is echoing militantly anti-Christian critics, such as Voltaire, Will Durant, Erich Fromm, and others (see Christian History [Vol. V, No. 4], p. 3).
Of course, Calvin had enemies, even in his own day, who picked up on his weaknesses and exaggerated them in an attempt to smear him, because they did not like his teaching. Every godly man can expect such treatment, to one degree or another (Matt. 5:11-12; Luke 6:26; 2 Tim. 3:12). But anyone who has read T. H. L. Parker’s life of Calvin, his Calvin’s Preaching, or Beza’s life of Calvin (Beza was Calvin’s understudy and successor in Geneva), will be horrified at how a professing Christian can attack a great man of God like Calvin as ruthlessly as Hunt does. Of Calvin, Beza said, “I have been a witness of him for sixteen years and I think that I am fully entitled to say that in this man there was exhibited to all an example of the life and death of the Christian, such as it will not be easy to depreciate, and it will be difficult to imitate” (Christian History, ibid., p. 2).
The plain fact of history is that the godly Puritans, including John Bunyan and John Owen, plus the spiritual giants Jonathan Edwards, George Whitefield, Charles Simeon, Charles Spurgeon, the Princeton theologians, Martyn Lloyd-Jones, Francis Schaeffer, and a host of others have all looked to Calvin not only as an astute theologian, but also as a great model of godliness. I have read the Institutes, about a half dozen biographies of Calvin, thousands of pages of his commentaries, numerous books about Calvin and his theology, and several books of his sermons. I have never picked up anything even close to resembling Hunt’s caricature of the man. I agree with the learned Scottish theologian, William Cunningham, who said, “Calvin is the man who, next to St. Paul, has done most good to mankind” (Christian History, ibid.). Hunt’s attack is simply impossible. An evil, cruel tyrant could not have written such exalted views of God and such deep insights into God’s Word as you find in Calvin’s writings. When so many great men of God pay tribute to Calvin, shouldn’t Hunt at least have stopped to consider that he might be missing something?
Another major problem with Hunt’s work is his unscholarly manipulation of source material to suit his purposes. For his attacks on Calvin, he often quotes the militant anti-Christian, Will Durant, without ever acknowledging that he is quoting an enemy of the faith. He often quotes the liberal, Frederic Farrar without acknowledging his theological bias. Even though Hunt in his other writings is militantly anti-Catholic, he uses the pro-Catholic leader of the Oxford Movement, Pusey, when he sides with Hunt against Calvinism. But there is no mention from Hunt, even in a footnote, of the theological bias of his sources. Ignorant readers would think that he is quoting great men of the faith.
But far worse is the way that he uses sources to “prove” blatant historical errors! He cites a source (p. 19) that claims that, among others, Richard Baxter, John Newton, and John Bunyan opposed Calvinism! Anyone who has read those men knows that they all were strong proponents of God’s sovereign election. (Baxter held to a universal atonement, but he also strongly held to human depravity and God’s sovereign election.) On the same page, he pulls a quote from Spurgeon’s Autobiography to prove that Spurgeon was against limited atonement. But in the original context, Spurgeon was arguing in favor of limited atonement (Autobiography of C. H. Spurgeon [Banner of Truth], 1:171-172)! In fact, Spurgeon states (1:172) that the teaching that Christ died for everyone is “a thousand times more repulsive than any of those consequences which are said to be associated with the Calvinistic and Christian doctrine of special and particular redemption.” Later (p. 122), Hunt cites “a British scholar who thoroughly knew Spurgeon’s writings and sermons” again to the effect that Spurgeon definitely rejected limited atonement and that he ascribed freedom of will to men. Yet in his bibliography (p. 428), Hunt lists Spurgeon’s sermon, “Free-Will – A Slave,” where Spurgeon refutes free will. Iain Murray (The Forgotten Spurgeon [Banner of Truth], pp. 81 ff.) cites numerous references to show that Spurgeon not only affirmed “limited atonement”; he also argued that those who deny it weaken and undermine the entire doctrine of the substitutionary atonement. In his autobiography (1:168), Spurgeon called Arminianism (which is Dave Hunt’s view, even though Hunt denies it, since he holds to eternal security) heresy and states plainly, “Calvinism is the gospel, and nothing else.” Either Hunt is a very sloppy scholar, or he is deliberately trying to deceive his readers into thinking that Spurgeon is on his side when he very well knows that he is not.
On page 102, Hunt quotes Spurgeon again and claims that he “could not accept the teaching that regeneration came before faith in Christ through the gospel.” Obviously, he is quoting Spurgeon out of context for his own ends (as he frequently does), without any understanding of Spurgeon’s theology. Murray (ibid., pp. 90 ff.), thoroughly documents how Spurgeon believed that faith and repentance are impossible before God regenerates the sinner. For example, Murray (p. 94) cites Spurgeon as saying that repentance and faith are “the first apparent result of regeneration.” And, “Evangelical repentance never can exist in an unrenewed soul.” Murray cites many more examples. Spurgeon believed “that the work of regeneration, conversion, sanctification and faith, is not an act of man’s free will and power, but of the mighty, efficacious and irresistible grace of God” (p. 104).
On page 100 is another example of how Hunt uses quotations out of context to make his opponent look bad and himself look good. He quotes R. C. Sproul to sound as if Sproul is fully endorsing the view “that God is not all that loving toward” sinners. But in the preceding and following context of Sproul’s book, Sproul is raising an objection that a critic might ask, conceding the critic’s objection as true for the sake of argument, and then raising a further question to show that the critic’s question is misguided. Hunt omits the context and thus makes Sproul appear to be saying something he isn’t stating at all! This is incredibly bad scholarship and argumentation on Hunt’s part.
On page 99, Hunt reveals his ignorance of theology when he says that J. I. Packer contradicts his fellow Calvinists and even himself in declaring that regeneration follows faith and justification. Hunt then quotes a sentence from Packer that speaks of justification by faith, not regeneration! Those are distinct theological terms with distinct meanings, as anyone with even a rudimentary understanding of theology would know! But never mind, Hunt discredits Packer to the unsuspecting reader, which is all that matters to Hunt.
It would be easy to expand this review to book length, since the errors, faulty logic, and gross misrepresentation of Calvinism and the God of the Bible just keep on coming. My quandary both in personal correspondence with Hunt prior to the publication of the book and in reading the book itself has to do with Hunt’s personal integrity. If he is honestly ignorant about what Calvinists believe, he should not have written the book until he gained a fair understanding of their views. It’s not that Hunt was not confronted with this beforehand. A number of Reformed men besides me warned him that he was misrepresenting the Reformed faith. But he ignored these warnings and persisted in blasting away. He acknowledges as much in chapter 2, claiming that Calvinists are elitists and that if Calvinism is so difficult to understand that Hunt can’t understand it, it must not be biblical. However, I know many who are young in their faith who understand these doctrines quite well. Hunt should have stopped long enough to understand the opposing view so as not to misrepresent it. His attacks on his straw man simply discredit him as a reputable critic.
Although Hunt would vigorously disagree, I believe that at the root of his slanderous attack on Calvin and Calvinists, and his blasphemous charges against the God of the Bible, is his refusal to submit to clear biblical revelation that does not fit human logic. After stating that God has mercy on whom He desires and He hardens whom He desires, Paul raises the objection, “You will say to me then, ‘Why does He still find fault? For who resists His will?’” (Rom. 9:19). Dave Hunt’s logical answer is, “The reason that God rightly can find fault is that He has given free will and the opportunity for salvation to every man.” It makes perfect logical sense. But the problem is, that is not the biblical answer! The biblical answer is, “On the contrary, who are you, O man, who answers back to God? The thing molded will not say to the molder, ‘Why did you make me like this,’ will it?” In other words, God’s answer is, “You don’t have a right to ask the question!”
I admit, that answer is not logically satisfying! Years ago, as a college student, I used to fight with Paul over it, accusing him of copping out right where I needed my question answered. Then one day as I was contending with Paul, the Lord opened my eyes to see. He was saying, “I did answer the question, you know! You just happen not to like the answer!” I realized then that I had to submit to what God had written through Paul. On that day, I became a “Calvinist,” although I had not yet read a single page of Calvin. If Dave Hunt would submit his logic to God’s revelation in Scripture, he would also become what he now hates and so grossly misrepresents—a Calvinist! Don’t waste your time reading Dave Hunt. Pick up a copy of Calvin’s Institutes and begin to feast on the majesty of God!«
Fazit
Dieses Buch von Dave Hunt hat aufgrund der zahlreichen Strohmann-Attacken, des Beharrens von Hunt, nachgewiesene Fehler nicht einzugestehen und zu beseitigen sowie wegen seines verleumderischen Charakters einen Platz in der „Hall of Shame“ wohl verdient.
Über den Autor der Rezension
Steven J. Cole diente seit Mai 1992 der christlichen Gemeinde Flagstaff Christian Fellowship als Pastor bis zum Eintritt in den Ruhestand im Dezember 2018. Von 1977 bis 1992 war er Pastor der Lake Gregory Community Church in Crestline, Kalifornien. Er ist Absolvent des Dallas Theological Seminary (Th. M., 1976 in Bible Exposition) und der California State University in Long Beach (B. A., philosophy, 1968). Er hat Freude am Schreiben; seine Beiträge wurden in vielen unterschiedlichen Publikationen veröffentlicht. .
Der Bibellehrer John N. Darby (1800–1882) schrieb am 23. März 1880 in einem Brief Henry Chisholm Anstey (1843–1922) Folgendes:
»As to the Fathers, I have read some, consulted almost all, and some a good deal. But when, many years ago, I set about to read them, I found them as a body such trash that I gave it up as a study: for history they are of course useful, and I have examined them largely. Did Mr. – ever read Hermas? If that is not enough to destroy all confidence in the early church, I do not know what would. Did he ever read Cyprian or Chrysostom on the state of the church in their days? Talking of looking to the primitive church for some doctrine or morality is the most wicked humbug that ever was: either people have not read what is patristic, or they must love and excuse wickedness.«
Brief an H C Anstey. Letters of J.N.D., Bd. 3, [Kingston-on-Thames, o.J.], S. 70, Nr. 60.
James G. McCarthy Fiat Lux Kann eine Handvoll Studenten ein Rätsel lösen, das Theologen seit Jahrhunderten beschäftigt? – Lehr-Roman CMD, Pb., 334 Seiten | ISBN: 9783981017380 (seit 28.11.2016 als epub eBook, EAN 9783939833765)
Der Herausgeber, Wilfried (Karl) Plock, Vorsitzender der „Konferenz für Gemeindegründung e. V. (KfG)”, bewirbt dieses Buch mit folgenden Worten: »Das Buch von Jim McCarthy behandelt das Spannungsverhältnis von Erwählung und Vorherbestimmung einerseits und der Verantwortung des Menschen auf der anderen Seite. … McCarthys Werk gehört – ohne Übertreibung – zu den besten Büchern, die ich je in meinem Leben gelesen habe.« – Damit sagt er subjektiv einiges über sich selbst, sein Leben und seine Lektüre aus. Der Autor McCarthy schrieb das Buch unter dem Titel „John Calvin Goes to Berkeley” (heute: City Christian Press, 2009). Er konnte bereits 2005 auf Einladung von Fred Colvin et alii im Salzburger Land im Rahmen einer sog. Glaubenskonferenz (s. u.) die Thesen seines Buches verbreiten. Wir fragen uns hier, was objektiv von diesem Buch zu halten ist. Eine Reihe von Aspekten soll uns bei diesem Fragen leiten.
POSITIV ist, dass der Autor die geistige und geistliche Situation an einer der bekanntesten Universitäten der (ehemals) christlichen USA darstellt und dabei aufzeigt, welchen Problemen und Widerständen evangelisierende Christen sich an so einer „aufgeklärten” Uni gegenübergestellt sehen. Die Intoleranz der Toleranten wird deutlich, wenn es um Jesus Christus geht. Weiterhin sehr positiv ist: Der Autor hat ein Herz für die Evangelisation dieser jungen Intellektuellen. Und so nimmt er den Missionsauftrag Jesu als Hintergrund, um die Tragik davon aufzuzeigen, dass sich die, die miteinander das Evangelium zeugnishaft leben und einmütig predigen sollten, über die Botschaft selbst und die „Methode” der Evangelisation zerstreiten. Man kann davon ausgehen, dass der Autor hier einschlägige eigene Erfahrungen und Kenntnisse einbringt, wenngleich die Personen und Handlungen fiktiv sind.
HINTERGRUND DES AUTORS. Bei öffentlichen Vorträgen in Österreich („Glaubenskonferenz” St. Johann 2005 – Das Evangelium verstehen und weitergeben) gab der Autor viele explizite Hinweise über seine persönlichen Bezüge zu den Handlungen und Personen des Romans und kündigte die Veröffentlichung des Werkes an. McCarthy hatte bei sich zuhause einen Bibelhauskreis mit ca. 50 Studenten der nahe gelegenen Universität UC Berkeley. Beim gemeinsamen Studium des Johannes-Evangeliums kam es zu intensiven Diskussionen über verschiedene Verse, insbesondere aus Kapiteln 6 und 10, in denen Gottes souveränes Handeln deutlich bezeugt wird. McCarthy neigte schon vorher zur Betonung des „freien Willens” des Menschen und hatte sich für alle dieser Annahme (scheinbar) widersprechenden Bibelstellen einige den „freien Willen” bestätigende Bibelstellen zurechtgelegt, um „die Waage der Bibelstellen” immer zu seinen Gunsten neigen zu können. Nach den etwas heftigeren Denkanstößen im Studentenkreis hatte sich McCarthy dann – wie die Studierenden im Roman – intensiv mit theologischen Werken zur Heilslehre beschäftigt, was ihn aber letztlich mehr verwirrte, als half. Dann versuchte er, eine eigene Theorie „nur auf Grundlage der Heiligen Schrift” zu entwickeln und dabei seine Methodik vom deduktiven zum induktiven Ansatz umzustellen (vgl. den Rat des Weisen im Buch!). Er landete auf diesem Weg nach eigenen Worten schließlich nicht bei den Antworten der Reformatoren, weil er seine Fragen auch nicht im Bezugsrahmen der Reformatoren beantwortete (so z. B. der „Einengung der Calvinisten auf die Souveränität Gottes”), sondern im Bezugsrahmen der ganzen Heiligen Schrift. Wie im Buch wird auch beim gegebenen biographischen Hintergrund deutlich, dass kein Mensch „ohne Vorurteile und ohne vorgefasste Meinung” an den Bibeltext herangeht. McCarthy verkündet als ersten Auslegungsgrundsatz, dass man eine Stelle immer im Licht des „allgemeinen Bildes und Tenors” der Heiligen Schrift interpretieren muss. Da dieses „Bild” und dieser „Tenor” bei McCarthy zugegebener Weise eine Priorität für den „freien Willen des Menschen” reserviert und er so einige Anleihen bei der arminianischen Theologie übernimmt, interpretiert er dann auch in seinem angeblich „induktiven Ansatz” alle Stellen so, dass sie möglichst gut seiner Grundannahme entsprechen und diese damit scheinbar stützen und bestätigen (das allerdings ist deduktiv!). Diesem exegetischen Zirkelschluss (die Exegese wird eingeengt auf die Vorannahmen, soll dann aber ihrerseits als Beweis der Vorannahmen herhalten) unterliegen auch seine Helden im Roman, explizit die weibliche Figur Angela, die die männliche Hauptfigur des Romans, Alex, entsprechend beeinflusst, s. u. Daraus könnte man schließen, dass der Autor die Gefahr der theologisch vorgefärbten Exegesebrille gar nicht realisiert hat – oder sie nur bei „den anderen” wahrnimmt.
THEOLOGISCH. Der Roman ist kein neuer Beitrag der in den Colvin-Gemeinden im „Salzburger Land” exzessiv gepflegten Kategorie „Die neueste Evangelisationsmethode”, sondern widmet sich ausdrücklich einem theologischen Thema, einem zutiefst schwierigen Thema zudem: Es geht im Kern um die Heilslehre (Soteriologie) und dort um das Jahrhunderte alte „Problem” der angeblichen Spannung zwischen Auserwählung, Berufung, Buße, Souveränität Gottes und Verantwortung des Menschen usw. Der Buchuntertitel ließ trotz Fragezeichen darauf hoffen, dass »eine Handvoll Studenten ein Rätsel lösen kann, das Theologen seit Jahrhunderten beschäftigt hat«. Dieser Untertitel hätte den informierten Kaufinteressenten warnen sollen. Erstens sind die jungen Leute im Roman nun nicht wirklich mit den Christen, Denkern und Theologen zu vergleichen, über deren Werke sie später brüten (und sie nicht wirklich verstehen) werden. Daher kommt auch nichts Neues, geschweige denn Besseres, dabei heraus. Zweitens gibt es diese jungen Erwachsenen ja gar nicht, sondern sie sind fiktive, konstruierte Gestalten, deren sich der Autor bedient, um seine persönliche Meinung in dieser spannenden Frage darzustellen und zu verteidigen. Es ist interessant zu beobachten und zu analysieren, wie der Romanautor dies anstellt.
Wer über das Heilshandeln Gottes schreibt, der schreibt über jenes Handeln Gottes, in dem Er sich wie nirgends sonst selbst-geoffenbart hat. Er schreibt mithin nicht „nur” über das Handeln Gottes, sondern zugleich über das Wesen Gottes. Da sollte man annehmen, dass der Mensch seine Schritte vorsichtig setzt und nicht in übermütiger Torheit oder Ahnungslosigkeit mitten in die Hybris eines intellektuellen oder emotionalen Definitionsversuches Gottes hineinspringt. Es gibt wirklich Erdenwürmer, die sich zumuten, Gott und Sein Handeln mit Intellekt und Logik umfassend erklären zu können. Wer sich aber einmal anhand der Heiligen Schrift mit dem Wesen der Heiligen Schrift, dem Wesen des Gottes und Menschen Jesus Christus oder der Ewigkeit Gottes (usw.) beschäftigt hat, muss demütig eingestehen, dass unser menschlicher Verstand nicht alle Rätsel, Geheimnisse und Spannungen auflösen kann. Schon die All-Eigenschaften Gottes und deren vollkommene Gesamtheit im Wesen Gottes stellt den Menschen als raum- und zeitgebundenes, irdisches Geschöpf vor prinzipielle Erkenntnisschwierigkeiten. Diese Schwierigkeiten beobachtet man dann auch im Roman durchweg in den Gesprächen der Studierenden. Sie hätten sich viel öfter anstelle der Frage: „Ist es logisch?” oder „Entspricht es meinen Emotionen?” (Hallo, Angela!) die evangelikale Urfrage „Steht es in der Heiligen Schrift?” stellen sollen.
EVANGELISATION. Wir wissen genug über Gott und über das Heilshandeln Gottes, dass wir gläubig werden können und dass wir die Gute Nachricht so predigen („verkündigen”) können, dass Gott das zur Wiedergeburt des Hörers verwenden kann (Römer 10,14–17; 1.Petrus 1,23–25 u. a.). Aber wir wissen deswegen noch nicht alles. Die Frage nach der Ordo Salutis (welcher Schritt des Heils auf welchen logisch und/oder zeitlich folgt) kann man auch anhand der Heiligen Schrift nicht bis ins Kleinste definieren. Das können wir ja noch nicht einmal beim „natürlichen” Leben, selbst da ist für die Wissenschaft noch Unerklärliches: Was ist denn „Leben”? Warum keimt ein Samenkorn? Warum? Was passierte da wo wie wann? Übertragen wir diese Fragen auf das „Neue Leben“. Da wissen wir ja noch nicht einmal, wo der Heilige Geist weht, wir sehen erst die Wirkungen, wenn Er irgendwo solche zeitigt (Johannes 3)! Nochmals: Wir wissen aus der Schrift genug, um Mitarbeiter Jesu zu sein, um am Evangelium priesterlich dienen zu können. Aber das neue Leben bleibt ein Wunder Gottes, bleibt ein Geschenk der Gnade Gottes. Bei allem Bemühen, Pflanzen und Begießen sollten wir nie vergessen, dass es Gott ist, der das Leben und das Wachstum gibt, wie Er will.
POSITIV finde ich die Wendung, nach Studium der theologischen Systeme und Bekenntnisse (meiner Meinung nach für einen Theologen unerlässlich, wir sind ja nicht die ersten Denker und Christen auf dieser Welt!) direkt zur Heiligen Schrift zu gehen, zur „Primärliteratur”. Wer in der Diskussion der Lehrsysteme oder gar der Persönlichkeiten stecken bleibt, kommt nicht zum Kern der Sache. Aber wieder drängt sich die Parallele mit der Philosophiegeschichte auf: Die Rückkehr zu den antiken Quellen (ad fontes) war nämlich auch das Prinzip des Humanismus der Renaissance, der sich durch Rekurs auf die Antike als maßgeblicher Norm für alle Fragen und Lebensbereiche vom „finsteren Mittelalter” abgrenzen wollte. Und das sieht zwar oberflächlich genauso aus, wie die Frage „Was sagt die Heilige Schrift?”, ist aber gottloser Humanismus. Nehmen wir es positiv und folgen wir diesem Hinweis, dann könnten wir lernen, die einschlägigen Bibelzitate nicht immer nur durch die Brille (Interpretationsnorm) eines Gedankensystems (einer speziellen Theologie) zu sehen, sondern aus der Fülle des Zeugnisses der Heiligen Schrift eine ausgewogene und richtige (wenn auch nicht logisch „dichte”) Lehre zu gewinnen. Es kann dann sein, dass die Wahrheit in den beiden „Extremen“ (Souveränität Gottes und Verantwortung des Menschen) gleichzeitig zu finden ist, und nicht in einem „Mittelweg”, wie es William MacDonald trefflich wiedergegeben hat. Anders gesagt: In derart „schwierigen” Themen wie der Heilslehre ist es angesagt, vom deduktiven Ansatz zum induktiven Ansatz zu wechseln und immer wieder die Frage zu stellen „Steht es in der Heiligen Schrift?” sowie „Was bedeutet dies?“, und daraus dann mittels sorgfältiger Exegesearbeit zu erkennen: „Was lehrt die Heilige Schrift?”
INKONSEQUENT. Obwohl der Autor die induktive Vorgehensweise als Lösung empfiehlt und seine Studenten durchführen lässt (offenbar aber nur im Schnelldurchgang), kommt doch an kritischer Stelle entlarvend durch, dass das im Buch entscheidende Denken dann doch von vorgefassten Meinungen, Spekulationen und Vorstellungen ausgeht und im Licht dieser Vor-Eingenommenheit (Präsuppositionen, systemische „Brille“ einer Tradition) biblische Aussagen bewertet, annimmt oder verwirft (also deduziert). Die hübsche Angela, die auf die Hauptperson des Romans (dem Koreaner Alex) durch eine Liebesbeziehung einen sicher nicht zu unterschätzenden emotionalen Einfluss ausübt, macht das deutlich. Sie hat sich ein Bild von Gott zurechtgelegt, und als sie etwas hört, das nicht zu ihrem Gottesbild passt, dann verwirft sie diese Aussage („Gott als Oger”). Als die in der Heiligen Schrift bezeugte Liebe Gottes nicht ihrerpersönlichen Auffassung von Liebe entspricht, ist sie emotional aufgebracht. Wäre sie wirklich eine „evangelikale” Christin, wäre sie zur Schrift gegangen (ad fontes; sola scriptura) und hätte alles (!) gelesen, was Gott über Sich und Seine Liebe und Sein vollkommenes Wesen geoffenbart hat… und hätte daran ihr Gottesbild entsprechend der Wahrheit korrigiert. Als Bibellehrer wünscht man sich, der Autor hätte hier von seinen Romanfiguren alles das zusammentragen lassen, was das Wort Gottes über die Liebe und Gnade Gottes und was das Wort Gottes über seine Heiligkeit, seinen Zorn, Grimm und Rache sagt. Anstelle dessen ist z. B. das gesamte Kapitel 63 voller Spekulationen über Gott, die Engel, Satan, den Fall usw., z. B.: „Gott muss sich furchtbar gefühlt haben.” Selbstkonstruierte Gottesbilder, bei denen wir entscheiden, was wir vom biblischen Zeugnis hereinnehmen, ernst nehmen, und was nicht (was wir verdrängen), sind aber keine Gottesbilder, sondern Götzen. Das sollte uns sehr ernst und nachdenklich stimmen, vor allem, wenn der Herausgeber es »den besten Büchern, die ich je in meinem Leben gelesen habe« zuordnet.
LOGIK. „Es wäre unlogisch, alle Menschen überall zur Buße aufzurufen, wenn er genau wüsste, dass dies nur einige könnten”, sagt der Romanheld Alex (S. 305). Damit sagt Alex (oder der Autor McCarthy) aber mehr über seine „Logik“ aus, als über Gott und das Evangelium. Die generelle Frage lautet hier, ob Gott vom Menschen etwas fordern kann, von dem Er weiß, dass es der Mensch absolut nicht tun/halten kann. (Ob das wirklich etwas mit „Logik” zu tun hat, ist eine andere Frage. Imperative adressieren in der Sprache grundsätzlich das Geforderte, nicht das Mögliche.) Am Beispiel des Dekalogs könnte sich jeder Bibelleser zweifelsfrei versichern, dass dies Gott tatsächlich tut. Es war Gott von Anfang an klar, dass kein Mensch die 10 Gebote halten kann. Trotzdem gab Er den Dekalog und forderte unter Androhung der Todesstrafe dessen strikte Einhaltung. Dass diese Gebote vom Gesetzgeber und Richter nicht „locker”, sondern sehr streng interpretiert werden, macht Jesus Christus in der Bergpredigt deutlich. Und dass außer Jesus Christus niemand den Dekalog gehalten hat noch halten kann, ist auch klare Aussage der Schrift. Damit ist gezeigt, dass Gott durchaus vom Menschen das Einhalten Seiner Gebote fordern kann (und Buße zu tun ist ein Gebot Gottes an alle Menschen; Apg 17,30), auch wenn kein Mensch aus sich heraus (d. h. ohne effektives Wirken Gottes) dieses Gebot halten kann. Alex denkt falsch (nämlich unbiblisch), egal ob er das „logisch” oder „unlogisch” findet. Hätte er doch einmal –wie viele andere Studenten– an Martin Luthers Tisch gesessen und aus dessen Mund gehört: „Die höchste Kunst eines zukünftigen Theologen ist, dass er sehr sorgfältig zwischen der Klugheit der Vernunft und des Wortes, d. h. der Weisheit Gottes, unterscheide. Denn die das vermengen, vermischen den Himmel mit der Erde.” (Tischreden, WA Nr. 2146).
The Sather Gate. »Fiat Lux« ist das Motto im Siegel der University of California: »Es werde Licht!«. – Deutlich erkennbar: der fünfzackige Stern bzw. das Pentagramm, aus dem alle Lichtstrahlen kommen.
LUX ODER LUCIFER. Die Betonung der Logik im Buch riecht verdächtig nach dem aufklärerischen Titel der deutschen Version des Buches „Fiat Lux!”, das nach der Story wohl dem Symbol des Sather Gates der UC Berkeley entliehen wurde. „Fiat Lux!” wurde angeblich der Bibel (Genesis 1:3) entnommen, nur zeigt der fünfzackige Stern über der recht unscheinbaren Inschrift alles überstrahlend an, dass hier eine völlig andere Quelle die Strahlen des Lichts ausbreitet. Der Fünfzackenstern ist verbunden mit der römischen Gottheit Luzifer (lat. „Lichtbringer”), die auch als Venus und als „Morgenstern” oder Phosphoros (griech. „Lichtbringer”) bekannt ist; Luzifer wird als Überbringer des Lichts und der Erkenntnis verstanden. In der Satanischen Bibel des Satanisten LaVey von 1969 erscheint Luzifer als einer der vier Kronprinzen der Hölle. Als Herr des Ostens und des Elements Luft fungiert er als „Lichtbringer” und steht für Intellektualität und Aufklärung (Belege und Foto s. u. a.: http://en.wikipedia.org und http://de.wikipedia.org/wiki/Luzifer). Was soll man dem hinzufügen? Diese im Ornament verdeutlichte Zweideutigkeit ist für dieses Buch peinlich, um das wenigste zu sagen.
ZWISCHENFAZIT. Es ist mühsam, sich durch Hunderte von Seiten quälen zu müssen, um am Ende zu versuchen, aus der Menge an Wörtern einige Tröpfchen „Geist” zu destillieren. Der Autor hätte sicher auf 5–10 Seiten seine besondere Heilslehre präsentieren können und hätte damit dem Leser viel Zeit gespart. Er hätte in einem solchen sachlichen Artikel die Quellen offenbaren können, aus denen er seine Ideen zog. Dass diese „Lösung” des Jahrhunderte alten Theologieproblems neu sei, ist Roman-Fiktion. Den Jubelrufen urteilend mag wohl auch der Herausgeber darauf hereingefallen sein. Die Ideensind jedenfalls nicht neu. Das weiß jeder, der sich mit diesen Fragen auseinandersetzt:
Dass die Schrift lehre, dass Gott eine anonyme Gruppe von Menschen bzgl. irgendwelcher Heilsfolgen erwählt habe, ist auch nichts Neues, das haben beispielsweise Roger Forster und V. Paul Marston 1973 gelehrt („corporate/class election”) und nach ihnen W. Klein (1990).
Dass die Vorkenntnis Gottes und die Auserwählung seitens des Vaters auf eine Funktion der Allwissenheit Gottes reduziert wird, ist auch nicht wirklich neu, sondern klassischer Arminianismus.
Dass der natürliche Mensch weder verfinstert am Verstande noch geistlich tot sei, sondern doch noch so klar denkend und lebendig (wenn auch krank, evtl. todkrank), dass er geistliche Lebensfunktionen wahrnehmen und geistliche Entscheidungen fällen kann, die ihm das Heil garantieren, war schon lange vor McCarthy zu lesen bei Irrlehrern wie Pelagius, Armininus u. a.
Dass kein Mensch Gutes tut, dass kein Mensch Gott sucht, das liest man zwar im Evangelium Gottes über seinen Sohn Jesus Christus (Römer 3,11-12), also im „Wort der Wahrheit”, aber nicht bei diesen „Lösungen”, die stets im Widersatz zur Wahrheit der Schrift davon ausgehen, dass der Mensch Gott suche und finde.
Egal, aus welchen unterschwelligen Motiven diese Heilslehre konstruiert wird, Gott hat es wirklich nicht nötig, sich von Menschen vom Vorwurf der Ungerechtigkeit oder Lieblosigkeit – um das Geringste zu sagen – retten zu lassen. Nicht wir haben den Maßstab der Gerechtigkeit, Heiligkeit und Liebe und könnten Gott damit messen und beurteilen (oder in Schutz nehmen), sondern Gott und Sein Wort sind dieser Maßstab und wir Menschen müssen uns daran messen lassen. Gott ist heilig. Gott ist Liebe. Gott ist gerecht in allem seinem Handeln. Wo Menschen das endlich begreifen, ist dies der Anfang heilsamer Gedanken und gesunder Heilslehre.
POSITIV ist die Betonung der Verantwortung des Menschen, denn diese ist biblisch: der Mensch muss umkehren und glauben, sonst geht er verloren. Positiv ist die Betonung der biblischen Wahrheit, dass Gott alle Menschen liebt und allen Menschen viel Gnade und Güte erweist, sogar Seinen Feinden (sog. allgemeine Gnade)! Positiv ist ferner die Betonung, dass das Opfer Jesu Christi für alle Sünder ausreichen würde. Am Ende werden aber nur die Menschen die Heilsfolgen dieses Opfers Jesu effektiv erfahren, die glauben und umgekehrt sind. Darüber sind sich sogar die einig, die in dieser Frage sonst viele Differenzen haben, aber gemeinsam keine Allversöhner sind. Das volle ewige Heil ist begrenzt, nicht unbegrenzt. Und wer an die biblisch bezeugte Allwissenheit und Vorkenntnis Gottes glaubt, wird zugeben, dass Gott schon immer und ohne Irrtumsmöglichkeit namentlich wusste, wer (welches Individuum) effektiv in den Genuss des stellvertretenden Opfers Jesu kommen wird.
NEGATIV.Im Gegensatz zur arminianischen Sicht lehrt die Heilige Schrift unter Vorkenntnis (prognosis), dass Gottes Vorkenntnis nicht einem rein informatorischen Vorher-Wissen Gottes über Handlungen oder Entscheidungen eines Menschen entspringt, dem Gott mechanisch-sklavisch folge, sondern einem vorzeitlichen Vorher-Planen Gottes, mithin Seinem Willen und Seiner Entscheidung, welches in Personen (sog. freien moralischen Agenten)mit absoluter SicherheitWirklichkeit wird. „Erkennen” (z. B. Römer 9,29; 1.Petrus 1,20) bedeutet in der Bibelsprache/kultur häufig nicht nur bloße Information, sondern deutet auf eine persönliche Beziehung (des Lebens und der Liebe). Und vorhergesehen werden nicht Taten oder Entscheidungen eines Menschen (wie es das arminianische Theologiesystem lehrt), sondern die Menschen selbst, wie eine Exegese der Heiligen Schrift in Epheser 1,4 klar aufzeigt.
WARUM EIN ROMAN? Es ist erstaunlich, dass ein ernster Bibelleser auf der Suche nach Antworten zur Heilslehre einem „christlichen Roman” etwas abgewinnen kann. Da sind kirchengeschichtliche Darstellungen schon näher an der Realität. Das eine sind Geschicht(ch)en, das andere ist Geschichte. Warum wählte der Autor die Romanform? Es bleibt verborgen. Ist die Wahrheit nicht „spannend” genug? Das literarische Genre eines Romans gibt einem Schreiber aber einige Mittel an die Hand, die jemand, der sich auf eine rein sachliche Erörterung beschränkt, nicht hat. Man gewinnt den Eindruck, dass der Autor von „Fiat Lux!” mit einigen solcher Mittel bewusst hantiert:
Die Figuren und Charaktere eines Romans sind fiktiv, erlauben also nicht den Wahrheits- oder Faktentest, man kann sie nicht nachprüfen. Aussagen eines Romans haben mithin weder Authentizität noch Autorität für den Glauben; solche Methodenwahl ist für das Ziel der biblischen Belehrung äußerst fragwürdig.
Sach- und Glaubensaussagen werden an konstruierte Figuren geknüpft und damit die sachliche Diskussion um objektive Heilstatsachen auf eine subjektive Ebene gezogen. Das geschieht im Roman unterschwellig und sublim.
Ist Vorherstehendes gelungen, kann man von der redlichen Rhetorik auf die Eristik (unzulässige Streitrhetorik) umschwenken. Aus einer sachlichen und offenen Bewertung der Fakten (die wird im Roman ja nur vorgespielt und ist wie gesagt konstruiert) geht man in der Eristik auf eine Bewertung, Beurteilung und Verurteilung der beteiligten Personen über. Es ist sicher kein Zufall, dass der Autor den Charakter des „Rod” und den seines Förderers so negativ wählte. Wenn die Botschaft nicht passt, dann greife den Boten an! Das ist ein klassischer Argumentationsfehler bzw. eine Manipulationstechnik (sog. Brunnenvergiftung). Eine Spielart davon wird von „Anti-Calvinisten“ (wie z. B. auch dem Herausgeber) gerne gegen den „Calvinismus” eingesetzt. Bevor sachliche Argumente oder Belege dargestellt werden, wird einleitend behauptet, dass es „die anderen” sind, die »ihre Sichtweisen erbarmungslos anderen aufdrücken, selbst wenn dies Gemeinde-Spaltungen nach sich zieht. Gläubige werden oft aus ihren eigenen evangelikalen Gemeinden hinausgedrängt«. Beweise spielen hier i. d. Regel keine Rolle, Verleumdungen arbeiten ohne solche. Damit soll der Leser moralisch gegen die andere Position voreingenommen werden. Manchmal hofft man wohl auch, damit die sachlichen Schwächen der eigenen Argumentation überdecken zu können. Es wäre sicherer und angemessener (und wahrer?), wenn man einmal davon ausgeht, dass alle Seiten dieses Disputs das Potential und ggf. die Schuld haben, Böses zu tun und Übles zu verursachen. Wer das so plump auf die „Gegenseite” abschiebt, der entlarvt sich als unredlich. Für den Roman hätte sich gut ausgewirkt, wenn der Autor nicht auf diese Weise seine Leser versucht hätte zu manipulieren.
AUSGEWOGENHEIT. Die (hypercalvinistische) Sicht von Rod und seinem skurrilen Lehrvater ist unbiblisch, ihr (fiktives) Reden und Handeln bestätigt dies. Nun wäre es wohl ausreichend gewesen, diese unbiblische Sicht anhand der ausgewogenen und geraden Wahrheit der Heiligen Schrift aufzuzeigen. (Genau das wird der Autor wohl für sich in Anspruch nehmen wollen, leistet es aber nicht.) Anstelle dessen wird ein flacher Arminianismus als Gegenlösung angeboten. Irrtum bekämpft man aber nicht mit Irrtum, sondern mit der Wahrheit, mit der ganzen Wahrheit.Es hat doch keinen Wert, den Hypercalvinismus (oder sonst einen -Ismus) mit einem anderen –Ismus zu bekämpfen. Das sind Lehrstreitereien. Es genügt der Wahrheit, als Wahrheit dargestellt zu werden. Wir müssen sie weder schmackhaft machen, noch sie unserer „Logik“, unseren Voreingenommenheiten oder unseren Emotionen unterstellen. Man kann die Wahrheit nicht „verbessern“, ohne sie zu verderben. Wir müssen auch nicht versuchen wollen, Geheimnisse logisch zu erklären. McCarthy hat der Wahrheit keinen Dienst erwiesen, wenn er dem Irrtum des Hypercalvinismus eine Spielart des altbekannten Arminianismus entgegen hält. Er folgt damit nur dem allgemeinen Trend der „Evangelikalen” in die „pelagianische Gefangenschaft”.
KEIN GRUND ZUM JUBELN. Das Buch schneidet Themen und Probleme an, die eine sorgfältigere Bearbeitung unter demütigem Gebet und auf der Grundlage der Wahrheit Gottes verdient gehabt hätten. Jede/r mag selbst entscheiden, ob er/sie nach der theologisch flachen und überdies manipulativen Lektüre den Jubelrufen des Herausgebers folgen will, die in vielen Anzeigen und Buchbesprechungen immer noch zu lesen sind. Klappern gehört zum Handwerk, und auch Plock muss mit seinem Verlag Geld verdienen. Dass dieser theologisch-seichte Roman jedoch unter die „Best Five” eines unter Evangelikalen recht bekannten Predigers und Herausgebers kommen konnte, zaubert ein dickes und ungläubiges Fragezeichen auf das Gesicht des Bibellesers.
BRÜDERLICHKEIT. Am Ende dieser Rezension sei mit Blick auf die immer heftigere Bekämpfung und teilweise boshaften Verleumdung der „Calvinisten“ seitens der „Anti-Calvinisten“ (und ähnlich miesen „Retour-Kutschen“) erinnert: Es ist uns Christen nicht gestattet, die Person des Glaubensbruders mit Häme zu überziehen oder ihn mit Unwahrheit und Unterstellung zu verleumden. Irrtum muss mit den Waffen des Lichts bekämpft werden (Römer 13,12). Die Wahrheit muss in Liebe festgehalten und bekannt werden (Epheser 4,15).Wir alle sind noch Wachsende und Lernende (1.Petrus 2,2; 2.Petrus 3,18). Die Gnade, die uns gerettet hat, gebietet und ermöglicht uns, dem unreifen wie auch dem irrenden Glaubensbruder mit Gnade und Wahrheit in Liebe zu begegnen. Das wird im Eifer des Gefechts zu schnell vergessen und generiert peinliches „Friendly Fire“.
Über den Autor von Fiat lux
James G. McCarthy oder Jim McCarthy (* 1952 in San Francisco, California) ist ein amerikanischer Theologe, Bibellehrer und Autor, früherer Katholik und jetzt evangelikaler Christ innerhalb der „Brüderbewegung“ Amerikas. James G. McCarthy ist einer der Gründer von Good News for Catholics, einer Organisation von ehemaligen Katholiken, die 1981 in Kalifornien gegründet wurde.
McCarthy wuchs in San Francisco als Sohn irischer Einwanderer auf. Anfang zwanzig trat er aus der katholischen Kirche aus, da er deren Lehren nicht mit seinem Verständnis der Bibel vereinen konnte. Er war Ältester in einer evangelikalen Freikirche (Grace Bible Chapel in San Jose). McCarthy war verheiratet mit Jean (verwitwet) und hat drei Kinder. Inzwischen (2020) lebt er in Lubbock, Texas.
[Ergänzung aus anderen Quellen:] Jim and his wife, Jean (dec.), came to Christ in their mid-twenties through a home Bible study. In the months that followed, they became more active in the Catholic faith, but left the Church two years later when convinced that Roman Catholic teaching could not be reconciled with the biblical gospel of salvation.
In 1981, Jim graduated from the Discipleship Intern Training Program (DITP), a nine-month program of Bible instruction and practical training hosted by Fairhaven Bible Chapel in San Leandro, California. In 1983, Hillview Bible Chapel in Cupertino, California, commended Jim and Jean to fulltime Christian ministry. In 1984, the McCarthys moved to Ireland to assist two Irish churches, returning to California again in 1986 when Jim was asked to join the faculty of the DITP. In 1996, they returned to Cupertino to assist in the ministry at Hillview Bible Chapel, and in 1999 helped to start Grace Bible Chapel in San Jose, where Jim served as an elder. He continues to teach in the DITP, now hosted by Grace Bible Chapel and Hillview Bible Chapel, and is a frequent speaker at Bible conferences in the U.S. and abroad. In 2013 he started Galilee Program, a Lafayette, Louisiana based discipleship and ministry training program for young adults.
When Jim came to Christ in 1975, he looked for literature to help him understand the differences between Roman Catholicism and Christianity based solely on the Bible. Disappointed with the quality and tone of what was available at the time, he began to produce his own materials. In 1981, he founded the ministry of Good News for Catholics to help distribute the new literature. Since then he has produced a popular video documentary titled Catholicism: Crisis of Faith (Lumen Productions, 1991) and has authored several books: The Gospel According to Rome (Harvest House Publishers, 1995); What You Need to Know About Roman Catholicism—Quick Reference Guide (Harvest House, 1995); What Every Catholic Should Ask (Harvest House, 1999), and Talking with Catholic Friends and Family (Harvest House, 2005). He has also coauthored a book with John Waiss, a Catholic priest and member of Opus Dei, titled Letters Between a Catholic and an Evangelical (Harvest House, 2003).More recently, Jim has begun writing on other subjects. His latest book is John Calvin Goes to Berkeley(City Christian Press, 2010), a novel about five students who try to solve the mystery of predestination.