Concursus Dei – Die Souveränität Gottes und die Verantwortung des Menschen

Die Heilige Schrift redet an vielen Stellen deutlich von der Verantwortung des Menschen für all sein Denken, Trachten und Tun. Diese Verantwortung besteht vor Mitmenschen und menschlichen Institutionen, gleichzeitig und letztlich aber immer auch vor Gott, was die Grundlage der biblischen Ethik bildet. – Die Heilige Schrift redet gleichzeitig an vielen Stellen genauso deutlich von der Souveränität Gottes in dessen Denken, Trachten und Handeln. Diese gilt auch dann, wenn manches göttlich souverän Verordnete von Menschen ausgeführt wird, und dann genau so, exakt dann und präzise dort, wie, wann und wo Gott es will, geschieht. Einige Stellen der Heiligen Schrift nennen diese beiden „Seiten“ eines Geschehens in einem Atemzug nebeneinander und zwar ohne jeden Widerspruch und ohne Andeutung einer Spannung oder Unverträglichkeit. Dieses Phänomen fordert denkende Menschen heraus und wird daher schon länger von Bibellesern, Theologen und Philosophen studiert und diskutiert.

These des Widerspruchs. Manche vertreten die Ansicht, dass sich beide Aspekte einander ausschließen, also einen Gegensatz markieren. Eine der beiden Seiten wird dann als dominant betrachtet, die andere Seite wird so weit heruntergespielt, dass der empfundene Gegensatz nicht mehr (störend) wahrgenommen wird. Man geht (richtig) davon aus, dass es in einem System nur maximal einen unumschränkten Akteur geben kann, der andere wird entsprechend in seiner Unumschränktheit („Freiheit“) eingeengt oder seiner Freiheit ganz beraubt, oder jeder Akteur ist durch den/die anderen eingeengt.

These der Kompatibilität. Andere vertreten die Ansicht, dass eine Handlung des Menschen gleichzeitig auch eine Handlung Gottes sein kann. Hier wird also nicht ein zu Ausschließlichkeit führender Gegensatz behauptet, sondern eine „Parallelität“, ein Zusammenlaufen, eine Kongruenz. Als Begriff für diese Auffassung wird Concursus Dei oder Concursus divinus (lat. concursus = Partizip Perfekt passiv von concurro = „ich laufe mit anderen“, also: „zusammenlaufen“) verwendet. Diese Auffassung schließt nicht aus, dass eine Vorrangigkeit und/oder eine Letztursache existiert (also eine asymmetrische Sicht), die jedoch weder zu einem Gegensatz noch zu einer Verringerung der Souveränität Gottes noch zu einer Verringerung der Verantwortung des Menschen führt. In ein und derselben Tat wird der Plan Gottes verwirklicht, aber die Tat und die damit einhergehenden menschlichen Entscheidungen des Menschen sind wahrhaftig und wirklich seine eigenen. Diese Sicht kann am besten aus der Heiligen Schrift gewonnen werden.

In dieser Studie sollen klassische Bibelstellen zum Studium dieses Phänomens des (kompatiblen) Zusammenlaufens und dann einige Ergebnisse des Nachdenkens anderer angeboten werden. Das Ziel muss sein, dass wir nicht dort Widersprüche vermuten, wo die Schrift nie von Widersprüchen redet. Dass dabei Geheimnisse bleiben, liegt in der Natur der Sache. Philosophische System können hier Grenzen setzen oder „Lösungen“ nahelegen, die von der Offenbarung der Schrift ablenken. Daher soll der Ansatz eher der sein, von der (gesamten) Schrift her Gottes Gedanken nachdenken zu lernen.

A. Gottes Vorsehung – Die göttliche Mitwirkung in allen Ereignissen

»Daher, meine Geliebten, …, bewirkt euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen.« (Philipper 2,12–13)

Ein wichtiger Aspekt der Vorsehung Gottes ist sein Mitwirken in allen Ereignissen. Gottes Mitwirken ist sein Handeln mit geschaffenen Dingen, die er durch ihre Eigenschaften zu handeln veranlasst (ob er nun direkt handelt oder sie durch Zweitursachen dazu verordnet). Gottes souveränes Handeln ist Tatsache, es steht nie im Widerspruch zu der Tatsache, dass der Mensch (in Php 2,12–13 der Glaubende) durch Befehle Gottes in voller Verantwortung stehtBiblische Beispiele für das harmonische Miteinander von menschlicher Verantwortung und göttlicher Souveränität gibt es zahlreich:

Wer ist verantwortlich für Hiobs Leiden? 
In Hiob 1 bekommen wir einen seltenen Einblick in die Rätsel der Vorsehung Gottes. Wir lesen in Hiob 1 von drei Haupthandelnden im Leiden Hiobs: Satan stiftete das Leiden Hiobs an, indem er Gott bezüglich der Echtheit von Hiobs Frömmigkeit herausforderte. Gott erlaubte dann Satan, Leiden in Hiobs Leben zu bringen. Die Chaldäer und Sabäer griffen Hiobs Familie an und stahlen sein Vieh.

»Drei Akteure handeln parallel und bewirkten „frei“ (und damit verantwortlich) dasselbe Ergebnis, nämlich Hiobs Leiden. Aber die Absicht jedes Akteurs war unterschiedlich: Satan beabsichtigte, Hiob zu diskreditieren und im weiteren Sinne Gott zu diskreditieren; die Chaldäer und Sabäer wollten sich bereichern und Gott wollte Hiobs Glauben verteidigen. Jeder dieser Beteiligten war notwendigerweise an Hiobs Leiden beteiligt, jedoch auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlicher Motivation. Es gab die Übereinstimmung zwischen ihnen, dass Hiob leiden sollte, aber jeder hatte einen anderen Beweggrund für dieses Leiden. Gottes Absicht war gut. Die anderen Akteure beabsichtigten das Böse.«

(R. C. Sproul, Divine Concurrence. https://www.ligonier.org/learn/devotionals/divine-concurrence/ abgerufen 12.06.2020)

Wer sandte Joseph nach Ägypten?
Joseph sagte, dass Gott – nicht seine Brüder – ihn nach Ägypten gesandt hatte (1Mo 45,5–8): »Und nun betrübt euch nicht, und zürnt nicht über euch selbst, dass ihr mich hierher verkauft habt; denn zur Erhaltung des Lebens hat Gott mich vor euch hergesandt. … 7 Und Gott hat mich vor euch hergesandt, um euch einen Überrest zu setzen auf der Erde und euch am Leben zu erhalten für eine große Errettung. Und nun, nicht ihr habt mich hierher gesandt, sondern Gott; und er hat mich zum Vater des Pharaos gemacht und zum Herrn seines ganzen Hauses und zum Herrscher über das ganze Land Ägypten.«

Wer redete vor dem Pharao?
Der Herr (Jahwe) sagte, dass er mit dem Mund Moses sein und ihn dazu befähigen würde, für Gott zu sprechen (2Mo 4,10–12): »Und Mose sprach zu dem Herrn: Ach, Herr, ich bin kein Mann der Rede, weder seit gestern noch seit vorgestern, noch seitdem du zu deinem Knecht redest; denn ich bin schwer von Mund und schwer von Zunge! Da sprach der Herr zu ihm: Wer hat dem Menschen den Mund gemacht? Oder wer macht stumm oder taub oder sehend oder blind? Nicht ich, der Herr? Und nun geh hin, und ich will mit deinem Mund sein und dich lehren, was du reden sollst.«

Wer errang den großen Sieg im Streit?
Der Herr verhieß, die Feinde in die Hand Josuas und des Volkes Israel zu geben – die Israeliten mussten nach wie vor in den Kampf ziehen und die Feinde schlagen, aber der Herr gab ihnen diesen großen Sieg (Jos 11,6–9).
»Da sprach der Herr zu Josua: Fürchte dich nicht vor ihnen, denn morgen um diese Zeit will ich sie allesamt erschlagen vor Israel hingeben: Ihre Pferde sollst du lähmen und ihre Wagen mit Feuer verbrennen. Und Josua, und alles Kriegsvolk mit ihm, kam plötzlich über sie am Wasser Merom, und sie überfielen sie. Und der Herr gab sie in die Hand Israels, und sie schlugen sie und jagten ihnen nach bis Sidon, der großen [Stadt], und bis Misrephot-Majim, und bis in die Talebene von Mizpe im Osten; und sie schlugen sie, bis ihnen kein Entronnener übrig blieb. Und Josua tat ihnen, so wie der Herr ihm gesagt hatte: Ihre Pferde lähmte er, und ihre Wagen verbrannte er mit Feuer.«

Wer hält wen?
Der Herr hält all die Seinen fest, und diese bleiben (mit Herzensentschluss) stets bei Ihm (Psalm 73,23): »Und dennoch bleibe ich stets bei dirdu hältst mich bei meiner rechten Hand.« (SCH2000); »Doch ich bin stets bei dirDu hast mich erfasst bei meiner rechten Hand.« (ELB03).

Wer handelt hier souverän: Der Weltherrscher/König oder Gott?
Gott neigt das Herz eines Königs – dem Inbegriff menschlich freien, „souveränen“ Handelns, so zu handeln, wie Gott will (Spr 21,1), und der Herr wandte das Herz des Königs von Assyrien den Juden zu, um ihnen beim Bau des Tempels zu helfen (Esra 6,22).
»Wasserbächen gleicht das Herz eines Königs in der Hand des Herrn; wohin immer er will, neigt er es.« – »Und sie feierten das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage mit Freuden; denn der Herr hatte ihnen Freude gegeben und ihnen das Herz des Königs von Assyrien zugewandtso dass er ihre Hände stärkte im Werk des Hauses Gottes, des Gottes Israels.«

Wer bewahrte die Israeliten in Jerusalem vor den Feinden? 
Sie beteten zu Gott, der allein sie retten konnte angesichts der Übermacht der Feinde, und vertrauen Ihm ganz. Aber dann tun sie das, was sie wohl konnten: sie stellten Wachen auf (Neh 4,1–3):  »Und es geschah, als Sanballat und Tobija und die Araber und die Ammoniter und die Asdoditer hörten, dass die Ausbesserung der Mauern Jerusalems fortschritt, dass die Lücken sich zu schließen begannen, da wurden sie sehr zornig. Und sie verschworen sich alle miteinander, zu kommen, um gegen Jerusalem zu kämpfen und Schaden darin anzurichten. Da beteten wir zu unserem Gott und stellten [aus] Furcht vor ihnen Tag und Nacht Wachen gegen sie auf

Wessen Stärke gab den Israeliten die Kraft, Vermögen zu schaffen?
Der Herr gab dem Volk Israel das Vermögen (Fähigkeit), Vermögen zu erwerben, und so taten sie es auch (5Mo 8,11.17–18): »Hüte dich, dass du den Herrn, deinen Gott, nicht vergisst, so dass … du in deinem Herzen sprichst: Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat mir dieses Vermögen verschafft! Sondern du sollst dich daran erinnern, dass der Herr, dein Gott, es ist, der dir Kraft gibt,Vermögen zu schaffen; damit er seinen Bund aufrechterhalte, den er deinen Vätern geschworen hat, wie es an diesem Tag ist.«

Wer beschneidet das Herz des Menschen? (geistliche „Beschneidung“ = ?; vgl.: Röm 2,29)
»So beschneidet denn die Vorhaut eures Herzens und verhärtet euren Nacken nicht mehr!« (5Mo 10,16); »Beschneidet euch für den Herrn und tut die Vorhäute eurer Herzen weg« (Jer 4,4) und: 
»Und der Herr, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Nachkommen beschneiden, damit du den Herrn, deinen Gott, liebst mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, damit du am Leben bleibst. … Und du wirst umkehren und der Stimme des Herrn gehorchen und wirst alle seine Gebote tun, die ich dir heute gebiete.« (5Mo 30,6.8). 
Vgl.: »Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, noch ist die äußerliche Beschneidung im Fleisch Beschneidung; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und Beschneidung ist die des Herzens, im Geist, nicht im Buchstaben« (Röm 2,28–29). – »In ihm seid ihr auch beschnitten worden mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschehen ist, sondern im Ausziehen des fleischlichen Leibes, in der Beschneidung des Christus, mit ihm begraben in der Taufe, in ihm auch mit auferweckt durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat.« (Kol 2,11–12)

Wer brachte Jesus um? Wer verursachte seinen Tod? Wer ist für Jesu Tod verantwortlich?
Die Menschen taten dies aus freier Entscheidung (sowohl Juden wie Römer), aber es war Gottes fester Plan und Ratschluss, seinen Sohn als Opfer sterben zu lassen, und es war Jesu feste Absicht und Macht, zu sterben:
»Jesus, … hingegeben nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gotteshabt ihr durch die Hand von Gesetzlosen an das Kreuz geschlagen und umgebracht (Apg 2,22-23); und:  »Die Könige der Erde traten auf, und die Obersten versammelten sich miteinander gegen den Herrn und gegen seinen Christus. Denn in dieser Stadt versammelten sich in Wahrheit gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, sowohl Herodes als auch Pontius Pilatus mit [den] Nationen und [den] Völkern Israels, um alles zu tunwas deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt hat, dass es geschehen sollte« (Apg 4,26-28).
»Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.« (Joh 10,17–18) mit: »Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist (Joh 19,30).
Waren es nun die Römer, die Juden, war es Gott-Vater oder Gott-Sohn? Und: Schließt sich das gegenseitig aus?

Woher kommt der Glaube?
Die menschliche Seite: Das Glauben ist Gottes Befehl an alle Menschen
, daher auch „Glaubensgehorsam (Mk 1,15; Röm 1,5; 16,26); Gottes Wort zu glauben ist Pflicht und Verantwortung jedes Menschen: »Tut Buße und glaubt an das Evangelium!« (Mk 1,15b); »… zum Evangelium Gottes … über seinen Sohn … Jesus Christus, unseren Herrn … zum Glaubensgehorsam unter allen Nationen für seinen Namen, unter denen auch ihr seid, Berufene Jesu Christi.« (Röm 1,1–6).
Die göttliche Seite: Das Glauben ist Gottes Gabe (Php 1,29; Eph 2,8ff); es ist „im Paket der Errettung“ als notwendiges Mittel mit enthalten (Eph 2,8ff): »Denn euch ist es im Blick auf Christus geschenkt worden, … an ihn zu glauben« (Php 1,29); »Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es [nämlich die gesamte Errettung inkl. des rettenden Glaubens]« (Eph 2:8).
Ein Mensch bekommt den rettenden Glauben als Gnadengeschenk (freies Geschenk Gottes), aber damit ist es dann sein Glaube, mit dem er glaubt. Es besteht hier kein Widerspruch und auch kein zeitlicher oder phasenmäßiger Unterschied (wie das manche behaupten). Das Geben des rettenden Glaubens seitens Gottes und das Ausüben des gerade geschenkten, nun eigenen Glaubens, geschieht im selben Moment. Nur ursachenlogisch ist zu differenzieren: Kommt der rettende Glaube unabhängig von Gott aus einem Sünder (das behaupten z. B. die Free Grace Brethren, die Grace School of TheologyInitial faith resulting in justification and regeneration is not a gift of God. That is, fallen humanity … still possesses the capacity to believe in Christ. Such faith precedes regeneration.«] u. a.), oder kommt er von Gott und wird im selben Augenblick Besitz und Übung des Menschen?

Woher kommt die Umkehr (Buße)?
Buße ist Gottes Befehl an alle Menschen
 (Apg 17,30; Lk 24,47; Mk 1,15; 6,12). Jesus Christus beginnt und beendet das NT mit dem Ruf zur Buße (Mt 3,2; Offb 3,19). Lukas 5,32: »Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße  Damit steht der Mensch in voller Verantwortung, Buße zu tun.
Buße ist ein einmaliger Akt, insofern er notwendig zum rettenden Glauben dazu gehört (Apg 20,21; 2Pet 3,9); aber auch im Leben des Gläubigen wird sie immer wieder notwendig (2Kor 7,9; Off 2,5).
Buße ist Gottes Gabe: an Israel (Apg 5,31); an die Nationen (Apg 11,18); an Widersacher (2Tim 2,25). »Als sie aber dies gehört hatten, beruhigten sie sich und verherrlichten Gott und sagten: Also hat Gott auch den Nationen die Buße gegeben zum Leben.« (Apg 11,18). Viele sehen, verstehen und erklären diesen Text, als ob hier stünde: »Gott hat die Möglichkeit zur Buße gegeben zum Leben«. Gott eröffnet aber laut dieser Schriftstelle nicht bloß die Möglichkeit zur Buße, sondern er schenkt die Buße selbst!
Da Umkehr (Buße) die Kehrseite der Medaille des Heils ist (die andere, mit „und“ verbundene Seite ist Glaube; Mk 1,15), gilt analog das oben über den Glauben Gesagte: Buße ist sowohl freies Geschenk Gottes als auch vom Menschen notwendig Gefordertes. Das Evangelium ist ja gerade deswegen eine „Gute Botschaft“, weil es neben der göttlichen Forderung auch die göttliche Gabe zur vollkommenen Befriedigung der Forderung liefert. Wer diesen Sachverhalt der Bibel umkehrt, bringt nicht das Evangelium Gottes, sondern ein anderes. Das kann man gut in der sog. „Heiligungsbewegung“ erkennen, die verschiedenste „fromme“ Lehren und Praktiken der Werksgerechtigkeit pflegen, um dadurch Gottes rettende Gnade und Gunst zu erhalten oder zu sichern.

Wer bekehrt den Menschen?
Unter dem Wirken des Geistes Gottes empfindet ein Mensch, dass er sich nicht selbst aus dem Sumpf ziehen kann, in dem er feststeckt. Daher bittet er seinen Gott (»denn Du bist der HERR, mein Gott«; Jahwe Elohim, der starke Bündnis-Gott) um Rettung. Und im Wesen erneuert tut er dann »der Umkehr würdige Werke« (Mt 3,8; Lk 3,8) und beweist damit äußerlich die Echtheit seiner Umkehr. Auch die angemessenen Empfindungen folgen auf diese Umkehr/Buße (Jer 31,18–19): »Bekehre mich, damit ich mich bekehre, denn du bist der Herr, mein Gott. Denn nach meiner Umkehr empfinde ich Reuenachdem ich zur Erkenntnis gebracht worden bin, schlage ich mich auf die Hüften. Ich schäme mich und bin auch zuschanden geworden«. Man beachte die Zeitformen und die Verwendung von Aktiv und Passiv. (Martin Luther hat beide Bedeutungen der Bekehrung gut zusammengefasst: »Der Herr fordert die Bekehrung von uns, nicht als ob wir sie mit unsern eigenen Kräften vollbringen könnten, sondern damit wir unsere Ohnmacht erkennen und um die Hilfe des Geistes flehen, durch dessen Beistand wir bekehrt werden können.« (WA 13, S. 551) [3].

Wessen Erkenntnis führt zur Rettung?
Kein Mensch kennt oder erkennt Gott von Geburt an. Auch später gelingt ihm dies weder durch Intelligenz, Hingabe oder Religiosität dergestalt, dass er von seinem (durch die Sünde in ihm) intrinsischen Götzendienst befreit würde, obwohl er lange und ernsthaft nach Rettung streben mag. Wie kann dann die Wende zum wahren Heil erfolgen? Geschah es dadurch, dass dieser Mensch letztlich doch den wahren Gott erkannte? Oder nicht vielmehr dadurch, dass der wahre Gott ihn erkannte und damit eine Lebensbeziehung ihm fest aufrichtete. Diese Lebensbeziehung, dieses neue Leben, verleiht diesem Menschen sicher und effektiv die Fähigkeit zur Erkenntnis Gottes (Gal 4,9 MENG2000):  »Da ihr jetzt aber Gott erkannt habt oder vielmehr [Anm.: d. h. richtiger gesagt] von Gott erkannt worden seid…«. Beides ist wahr, die Relation zueinander und das Primat Gottes werden auch hier deutlich.

Wer wirkt hier das eigene Heil (die prozesshafte Heiligung, nicht die ewige Errettung)?
Die Glaubenden sollen fleißig wirken, aber Gott wirkt in den Gläubigen »das Wollen und das Wirken nach seinem Wohlgefallen« (Phil 2,12b–13): »Bewirkt euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen.« – Da »das Wollen als auch das Wirken« ja dem Menschen eigen ist, kommt er so –durch Gottes Wirken motiviert und befähigt– seiner Verantwortung nach. (Modern würde man sagen: Gott liefert die Start- und die Durchhaltemotivation.) Man muss aber genau lesen: Gottes Wirken ist keine Folge des ursächlichen Wirkens des Menschen, sondern das Wollen und Wirken des Menschen ist eine Folge des ursächlichen Wirkens Gottes. (Da die Angeschriebenen bereits »Heilige in Christus Jesus« sind (Php 1,1), geht es bei »Heil« (a. ü. »Seligkeit«) nicht um ihr ewiges Heil, sondern um Rettung aus den enormen geistlichen, aber zeitlich begrenzten Problemen, in denen sie als Gemeinde steckten. Vielleicht kann man verallgemeinern, dass dies für alle Bereiche der praktischen Heiligung gilt: Gottes Geist wirkt in uns das Wollen und Wirken dieser Heiligung – und wir setzen diese Heiligung in jener Kraft Gottes in Tat und Praxis um. Göttlich festgelegtes und damit garantiertes Ziel ist nach Römer 8,29 die »Gleichförmigkeit [symmorphós] mit dem Bild seines Sohnes«.)

Woher kommen Hingabe, Fleiß und Kraft zum christlichen Dienst?
Paulus ist allen Christen sicher ein Vorbild für hingegebenen, fleißigen Dienst. Das Geheimnis seiner Hingabe offenbart er u.a. in 1.Korinther 15,10: »Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade gegen mich ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie allenicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war.« (1Kor 15,10 ELB03). Es war die Gnade Gottes, also Gottes freies Geschenk und souveräne Gabe an Paulus. Aber diese hatte ihn nicht passiv gelassen, sondern zu einem hingegebenen, aktiven Arbeiter im Reich Gottes gemacht. Paulus hat (wieder einmal) Jesaja gut verstanden: »HERR, du wirst uns Frieden geben, denn du hast ja alle unsere Werke für uns vollendet.« (Jesaja 26,12 ELB03).
So schreibt Paulus auch den Kolossern: »Christus … den wir verkündigen, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, damit wir jeden Menschen vollkommen in Christus darstellen; wozu ich mich auch bemühe, indem ich kämpfend ringe gemäß seiner Wirksamkeit, die in mir wirkt in Kraft (Kol 1,27b-29 ELB03). Paulus hängte sich voll in seine Arbeit mit Mühe, Kampf und Ringen. Aber alle investierte Kraft kam von Gott, vom Heiligen Geist, der in ihm wohnte. Beides zeigt die Harmonie und Parallelität von persönlicher Verantwortung und Gottes souveränem Gnadenwirken.

Woher kommt die Liebe, mit der wir lieben?
Das erste und bedeutsamste Gebot Gottes ist es, Gott zu lieben und den Nächsten wie sich selbst: »Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.« (5Mo 6,5 ELB03); »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstand, und deinen Nächsten wie dich selbst (Lk 10,27). Damit steht jeder Mensch klar in Verantwortung: Gott und den Nächsten zu lieben ist keine Sache der Wahl, sondern des GehorsamsWoher soll solche Liebe stammen? (Beim sentimentalen „Arminianer“ kommt sie aus freiem Willen aus seinem Herzen, sonst sei es angeblich keine echte Liebe.) Beim Glaubenden stammt sie von Gott selbst: »Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.«. Lieben wir mit jener gegebenen Liebe, so lieben wir mit unserer Liebe!
Ähnliches haben wir schon bei den anderen freien (Gnaden-) Gaben Gottes, bei Buße und Glauben, gesehen.

Woher kommen die Werke, die wir tun? Wer tut sie?
Der Titusbrief ermahnt die Glaubenden, Gute Werke zu tun. Der Jakobusbrief macht uns deutlich, dass ein Glaube, der keine guten Werke zeitigt, kein rettender Glaube ist (sondern eine nicht-rettende Art von „Glauben“, wie der „Zeichenglaube“ Joh 6; Apg 8,13 oder „Dämonenglaube“ Jak 2,19). Der Glaubende steht also eindeutig in der Verantwortung, Gute Werke zu tun. Diese Guten Werke sind aber kein Mittel zur Errettung, denn die ewige Errettung geschieht allein auf dem Grundsatz (vermittelst) des Glaubens: »Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels [des] Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werkendie Gott zuvor bereitet hatdamit wir in ihnen wandeln sollen (Eph 2,8-10 ELB03). – Die Perspektive ist viel weiter, als nur das einzelne Werk, das wir im Glauben tun: vielmehr sind wir Glaubenden selbst und unser Leben und Arbeiten im Reich Gottes das Werk Gottes. Ruft uns dies zur Passivität? Nein, ganz im Gegenteil: wir sind ja »geschaffen … zu guten Werken«, dies ist unsere Lebens- und Zweckbestimmung, unsere Erfüllung! Diese Werke hat aber Gott »zuvor bereitet … damit wir in ihnen wandeln sollen». 
Vgl. dazu auch Philipper 2,12–13 (oben) und Jesaja 26,12: »Herr, du wirst uns Frieden geben, denn du hast ja alle unsere Werke für uns vollendet.« (Jes 26,12 ELB03). 
Zu „gute Werke“ siehe auch: 1.Timotheus 2,10; 5,10.25; 6,18; Titus 1,16 (neg.); 2,7.14; 3,8.14; Hebräer 10,24; Jakobus 3,13; 1.Petrus 2,12).

(Diese Liste kann fortgesetzt werden.)

B. Altkirchliche (reformierte) Stellungnahmen zu diesen biblischen Lehren

Die (reformierten) Glaubenden haben vor 400 Jahren dieses „Zusammenspiel“ im Heil in den Lehrsätzen von Dordrecht (1619) so formuliert (Drittes und viertes Lehrstück „Von der Verderbnis des Menschen, seiner Bekehrung zu Gott und der Art und Weise derselben“), was m.E. aller ernsthaften Erwägung mit offener Schrift wert ist:

Artikel 11
Ferner, wenn Gott den Auserwählten sein Wohlgefallen erzeigt und die wahre Bekehrung in ihnen wirkt, lässt er sie nicht nur das Evangelium äußerlich predigen und erleuchtet kräftig ihren Verstand durch den Heiligen Geist, damit sie die Dinge, die des Geistes Gottes sind, recht verstehen und unterscheiden, sondern er dringt auch mit der kräftigen Wirkung desselben wiedergebärenden Geistes bis ins Innerste des Menschen ein. Er öffnet das Herz, das geschlossen ist; er erweicht, was verhärtet ist; er beschneidet, was unbeschnitten ist. Dem Willen gibt er eine neue Beschaffenheit und bewirkt, dass dieser Wille, der tot war, lebendig wird; der böse war, gut wird; der nicht wollte, jetzt wirklich will; der widerspenstig war, gehorsam wird. Es setzt den Willen in Bewegung und stärkt ihn also, dass er wie eine gute Frucht gute Werke hervorbringen kann.

Artikel 12
Dies ist nun die Wiedergeburt, die Erneuerung, neue Schöpfung, Auferweckung von den Toten und die Lebendigmachung, wovon so herrlich in den Schriften gesprochen wird, die Gott ohne uns in uns wirkt. Sie wird nicht allein durch das Mittel der äußeren Predigt in uns zustande gebracht, auch nicht durch Anraten oder eine Wirkung von der Art, dass – wenn Gott sein Werk vollbracht hat – es dann noch in der Gewalt des Menschen stände, wiedergeboren zu werden oder nicht wiedergeboren zu werden, bekehrt zu werden oder nicht bekehrt zu werden. Es ist im Gegenteil eine völlig übernatürliche, sehr kräftige und zugleich sehr liebliche, wunderbare, verborgene und unaussprechliche Wirkung, nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift (die von dem Urheber dieser Wirkung eingegeben ist) weder kleiner noch geringer an Kraft als die Schöpfung oder Auferweckung der Toten, so dass alle diejenigen, in deren Herzen Gott in dieser wunderbaren Weise wirkt, gewiss, unfehlbar und kräftig wiedergeboren werden und wirklich glaubenUnd dann wird der nun erneuerte Wille nicht nur von Gott getrieben und bewegt, sondern – von Gott in Bewegung gesetzt – handelt er auch selbst. Darum kann man auch mit Recht sagen, dass der Mensch durch die Gnade, die er empfangen hat, [selbst] glaubt und sich bekehrt

Artikel 13
Die Art und Weise dieser Wirkung können die Gläubigen in diesem Leben nicht völlig begreifen;
unterdes finden sie Ruhe darin, dass sie wissen und fühlen, durch diese Gnade Gottes von Herzen zu glauben und ihren Heiland zu lieben.

Artikel 16
Doch wie der Mensch durch den Fall nicht aufgehört hat ein Mensch zu sein, mit Verstand und Willen begabt, und wie die Sünde, die das ganze menschliche Geschlecht durchdrang, die Natur des Menschen nicht aufgehoben, sondern verdorben und geistlich getötet hat, so wirkt auch diese göttliche Gnade der Wiedergeburt in den Menschen nicht wie in Stöcken und Blöcken (als ob sie tote Dinge wären), sie vernichtet den Willen und seine Eigenschaften nicht und zwingt sie nicht mit Gewalt gegen ihren Willen, sondern sie macht sie geistlich lebendig, heilt, bessert und beugt sie auf eine zugleich liebliche und kraftvolle Weise, so dass da, wo früher Widersetzlichkeit und der Widerstand ganz und gar überwogen, jetzt ein williger und aufrichtiger Gehorsam des Geistes beginnt, die Oberhand zu gewinnen, worin die wahre und geistliche Wiederherstellung und Freiheit unseres Willens liegen. Und wenn der wunderbare Werkmeister alles Guten nicht auf diese Weise mit uns handelt, würde der Mensch keinerlei Hoffnung haben, sich aus dem Fall durch seinen freien Willen, durch den er sich selbst, als er noch stand, ins Verderben stürzte, wieder erheben zu können.

(Diese Liste kann fortgesetzt werden.)

C. Gott lenkt die Schritte (den Weg) eines Menschen – 
weil Er das Herz des Menschen lenken kann

»Wasserbächen gleicht das Herz eines Königs in der Hand des Herrn; wohin immer er will, neigt er esJeder Weg eines Mannes ist gerade in seinen Augen, aber der Herr wägt die Herzen.« (Sprüche 21,1-2 ELB03)

Der Individualismus und die Gottlosigkeit der gegenwärtigen westlichen Kultur beeinflussen auch das Denken der Glaubenden dahingehend, dass wir als höchste Bestimmung des Menschen seine individuelle Freiheit betonen. (Nur in Deutschland gibt man diese gerne an die „fürsorgliche Obrigkeit“ ab, die den Bürger mit Heilsversprechen ködert.) Jeder, auch Glaubende, wollen alleine entscheiden, alleine lieben, alleine leben. Nur in der Not sucht man dann Trost und Halt bei Gott. Das nennt man aber nicht Christentum, sondern besser „Moralistic therapeutic deism (MTD)“. [1]

Nichtglaubende wünschen sich, dass kein Gott sei. Der Mensch will sein eigener Gott sein, will autonom sein. Eine pointierte Darstellung lieferte der schwer erkrankte William Ernest Henley (1849–1903), der 1875 das viktorianische Gedicht »Invictus« schrieb (Henley bekam mit 12 Jahren Knochentuberkulose, ein Unterschenkel wurde amputiert, der zweite gerettet; das Gedicht wurde 1888 veröffentlicht). In diesem heißt es:

I thank whatever gods may be
For my unconquestable soul.

I am the master of my fate:
I am the captain of my soul.

Es ist nicht so schwer zu erkennen, wer der „I AM“ ( »ICH BIN«) seines Lebens war. Nelson Mandela zitierte dieses Gedicht in der Haft, Obama zitierte es anlässlich einer Gedenkfeier für Mandela 2013, ein Film in den USA wurde „Invictus“ genannt.  

Wie seltsam, wenn angeblich an Gott glaubende Christen größten Wert darauf legen, dass sie »the captain of their soul« sind und alles vorlaufende, aus freier Gnade kommende und bestimmende(!) Wirken Gottes in ihrem Leben leugnen wollen. Bei ihnen sitzt Gott auf dem Beifahrersitz, darf die platten Reifen flicken und die Tankrechnung zahlen, aber am Steuer sitzt der Mensch selbst. 

Was sagt die Schrift? Wer lenkt die Schritte des Menschen, wer leitet sie auf seinem Pfad? Wen müssten wir uns eigentlich mit größtem Verstand und Sehnen ans Steuer wünschen, wenn es darum geht, die Tiefen der Ewigkeit sicher zu durchqueren? Es ist reine Hybris –und/oder Dummheit–, dies mit unserem nicht erneuerten Verstand, unserm Wissen, unserer Kraft, unserem Vermögen und unserer Weisheit zu versuchen!

  • »Ich weiß, Herr, dass nicht beim Menschen sein Weg steht
    nicht bei dem Mann, der da wandelt, seinen Gang zu richten.«
     (Jeremia 10,23 ELB03).
  • »Das Herz des Menschen erdenkt seinen Weg, aber der Herr lenkt seine Schritte.« (Spr 16,9 ELB03).
  • »Die Entwürfe des Herzens sind des Menschenaber die Antwort der Zunge kommt von dem Herrn (Spr 16,1 ELB03).
  • »Die Schritte des Mannes hängen ab von dem Herrn; und der Mensch, wie sollte er seinen Weg verstehen?« (Spr 20,24 ELB03).
  • »Und du hast dich über den Herrn des Himmels erhoben; … aber den Gott, in dessen Hand dein Odem ist und bei dem alle deine Wege sind, hast du nicht geehrt.« (Daniel 5,23 ELB03).
  • »Siehe, das alles tut Gott zwei-, dreimal mit dem Mann, um seine Seele abzuwenden von der Grube, dass sie erleuchtet werde vom Licht der Lebendigen.« (Hiob 33,29-30 ELB03).
  • »Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade (Spr 3,5-6 ELB03)
  • »Wohlan nun, ihr, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die und die Stadt gehen und dort ein Jahr zubringen und Handel treiben und Gewinn machen 14 (die ihr nicht wisst, was der morgige Tag bringen wird; denn was ist euer Leben? Ein Dampf ist es ja, der für eine kurze Zeit sichtbar ist und dann verschwindet); statt dass ihr sagt: Wenn der Herr will und wir leben, [so] werden wir auch dieses oder jenes tun (Jak 4,13-15 ELB03).
  • »Wehe, AssurRute meines Zorns! Und der Stock in seiner Hand ist mein Grimm. … Er aber meint es nicht so, und sein Herz denkt nicht so; sondern zu vertilgen hat er im Sinn, und nicht wenige Nationen auszurotten. … Denn er hat gesagt: Durch die Kraft meiner Hand und durch meine Weisheit habe ich es getan, denn ich bin verständig; und ich verrückte die Grenzen der Völker und plünderte ihre Schätze und stieß, wie ein Gewaltiger, Thronende hinab. … Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird der Überrest Israels und das Entronnene des Hauses Jakob sich nicht mehr stützen auf den, der es schlägt; sondern es wird sich stützen auf den Herrn, den Heiligen Israels, in Wahrheit.« (Jes 10,5ff). Gott gebraucht auch heidnische Könige, seinen Plan auszuführen, ohne dass diese dies wissen oder so wollen, sondern fälschlicher Weise sich und ihren Plänen alles souverän zuschreiben. Da Assur innerhalb seines Wesens frei gehandelt hat, ist er offenbar für sein Handeln voll verantwortlich: »zu vertilgen hat er im Sinn«.
  • Der vielleicht bekannteste Vers dafür, dass nicht der momentan größte „Souverän“ der Menschen souverän ist, sondern Gott, findet sich im Leitvers: »Wasserbächen gleicht das Herz eines Königs in der Hand des Herrn; wohin immer er willneigt er es (Spr 21,1 ELB03). Es geht also letztlich alles um den Willen Gottes, auch wenn dieser dem menschlichen Herrscher weder bewusst noch von diesem gewünscht ist. Das Bild ist ein übliches aus der Irrigation eines Gartens oder Feldes; vgl. 5Mo 11,10 »wo du deine Saat sätest und mit deinem Fuß wässertest, wie einen Gemüsegarten«). – Beispiele dafür finden sich mehrfach in der Schrift: siehe Esra 6,22 (König von Assyrien) oder Jer 39,11–12 (Nebukadnezar, König von Babylon); auch die Kreuzigung Jesu unter Annas und Pilatus.
  • »Von der Stätte seiner Wohnung schaut er auf alle Bewohner der Erde, er, der ihrer aller Herz bildet, der auf alle ihre Werke achtet.« (Ps 33,14-15 ELB03). Gott greift im Inneren, im Zentrum aller Menschen an, wenn Er es will. Es ist nicht nur –aber dies ebenso!– ein äußeres Beobachten der Werke. Weil das der Glaubende weiß, kann er sagen: »Unsere Seele wartet auf den Herrn; unsere Hilfe und unser Schild ist er. Denn in ihm wird unser Herz sich freuen, weil wir seinem heiligen Namen vertraut haben. Deine Güte, Herr, sei über uns, so wie wir auf dich geharrt haben.« (Psalm 33,20–22 (ELB03).  Gottes Allmacht und Vorsehung zu vertrauen ist Grund größter Freude. Das Herz des Menschen ist eben nicht eine verriegelte Bastion oder ein von Gott umgangener Bereich, sondern gehört mit zu seinem Herrschafts- und Eingriffsbereich! Das aber setzt den Menschen offenbar nicht außer Verantwortung, weil das Eingreifen Gottes ihn nicht zu einer entseelten Marionette macht.
  • »Der Herr hat alles zu seinem Zweck gemacht, und auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks. Jeder Hochmütige ist dem Herrn ein Gräuel. Die Hand darauf: Er wird nicht für schuldlos gehalten werden.« (Spr 16:4-5 ELB03). Der erste Satz (V4) betont die Souveränität Gottes: Der Herr hat alles zu seinem Zweck gemacht. Der zweite Satz (V5) betont die Verantwortung des Menschen: jeder Hochmütige ist Gott ein Gräuel, er steht in Schuld.

(Diese Liste kann fortgesetzt werden.)

D. Zusammenfassende Gedanken 

  • Gott lenkt alles so, wie Er es willSein Wille regiert souverän alles. Er ist absolut souverän
  • Aber der Mensch hat vom Schöpfer eine relative Freiheit erhalten, zu tun, „was er will“. „Relativ“ deshalb, weil er:
    • Erstens als Geschöpf immer vom Schöpfer abhängig bleibt, denn Gott ist es, der »allen Leben und Odem und alles gibt« (Apg 17,25), und deswegen »leben und bewegen und sind wir« nur in Gott (Apg 17,28). Kein Geschöpf lebt aus sich selbst, kein Geschöpf ist autonom. Nur Gott ist aus sich selbst (Aseität). Nur Gott setzt allem und allen die Norm.
    • Zweitens, weil er als Geschöpf unter dem Willen und der Autorität seines Schöpfers steht und stehen muss. Alles andere wäre der vergebliche und fluchbringende Griff zur Selbstvergottung.
    • Drittens, weil er sich im Sündenfall zum Sklaven der Sünde gemacht hat, mithin nicht völlig frei ist, wie Gott frei ist. Das (auch nach dem Sündenfall) verbliebene Maß an Freiheit macht den Menschen voll verantwortlich vor Gott. 
  • Gott lenkt sogar Ungläubige und Gottesrebellen so, wie er es (im Gericht, in der Vorsehung usw.) will. Umso mehr leitet er jene, die Er errettet und zum Heil erkauft hat, und in denen Sein Heiliger Geist als Besitzgarantie (»Siegel«, »Angeld«) wohnt.
  • Das biblische Phänomen der Parallelität (Concursus Dei) hilft uns zu erklären, wie Gott auch Böses verordnen kann, ohne der Sünde schuldig zu werden. Gott hat stets nicht hinterfragbar gute und heilige Absichten in allem, was Er verordnet. Böses bleibt immer Böses, aber Gott hat niemals böse Absichten in dem, was Er tut. Er kann niemals Böses tun (dies ist stets analytisch wahr). Gott ist so genial, dass Er sogar durch die (also mittels der, nicht nur: trotz der) bösen Absichten seiner Geschöpfe Seine guten Absichten zur Erfüllung bringen kann. Vom Sündenfall Satans, über den Sündenfall des Menschen, dem Leiden eines Hiob, eines Josephs (usw.) und – auf die Spitze getrieben – im Leiden und Sterben Jesu spannt sich eine lange, biblische Kette an Beweisen für diese Auffassung.
  • Dies alles ist Gott ein Leichtes und ist Gottes würdig. Immerhin hat Er den Menschen ausgedacht („konstruiert“) und gemacht und Er erhält ihn jede Sekunde am Leben, Freunde wie Feinde, Nachfolger wie Rebellen, Christen wie Götzendiener, Bekenner wie Leugner. Und zwar einzig und allein deswegen, und nur insofern, als dies zu Seiner Verherrlichung ausschlägt.[2] Es geht kein Weg daran vorbei: Soli Deo Gloria! (Röm 11,36).

Anmerkungen

[1]  Moralistic Therapeutic Deism (MTD) is a term that was first introduced in the book Soul Searching: The Religious and Spiritual Lives of American Teenagers (2005) by sociologists Christian Smith and Melinda Lundquist Denton. The term is used to describe what they consider to be the common beliefs among American youth. The book is the result of the research project the „National Study of Youth and Religion“.
The author’s study found that many young people believe in several moral statutes not exclusive to any of the major world religions. It is not a new religion or theology as such, but identified as a set of commonly-held spiritual beliefs. It is this combination of beliefs that they label Moralistic Therapeutic Deism:

  • A god exists who created and ordered the world and watches over human life on earth.
  • God wants people to be good, nice, and fair to each other, as taught in the Bible and by most world religions.
  • The central goal of life is to be happy and to feel good about oneself.
  • God does not need to be particularly involved in one’s life except when God is needed to resolve a problem.
  • Good people go to heaven when they die.

These points of belief were compiled from interviews with approximately 3,000 teenagers. (Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Moralistic_therapeutic_deism)

[2] Vgl.: »Welche Analogie wir auch immer [zur Erklärung des Concursus Dei] verwenden, sie löst das Geheimnis nicht auf. Gott ist Gott, und seine Beziehung zu seiner Schöpfung ist einzigartig. Wir können ihn nicht vollständig [in aller Tiefe] verstehen, ohne selbst Gott zu sein [vgl. Psalm 139:6]. Wir müssen uns damit begnügen, völlig zu glauben, was die Schrift lehrt, auch wenn wir Gott oder seine Lehre nicht umfassend beherrschen. Wir glauben, dass Gott alle Ereignisse souverän steuert. Wir glauben auch, dass Gott den Menschen echte Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten gibt und dass er sie für diese ihre Entscheidungen verantwortlich macht. Wir glauben an diese beiden klaren Lehren der Heiligen Schrift, ohne dass wir selbst völlig erkennen [und erklären] können, wie seine souveräne Steuerung aller Dinge mit der menschlichen Verantwortung und seinen frei getroffenen Entscheidungen in Übereinstimmung ist (Kompatibilität). Dieses Geheimnis sollte uns zum Lobpreis veranlassen. Wir loben Gott und ehren ihn, indem wir bekennen, wie groß er ist und dass ›seine Größe unermesslich ist‹ (Psalm 145:3).« ( Poythress, Vern S.: Chance and the Sovereignty of God: A God-Centered Approach to Probability and Random Events. Wheaton, IL: Crossway, 2014. Eigene Übersetzung; Fettdruck hinzugefügt.)

[3] Luther schreibt (im Zusammenhang): »Atque ita puer etiam alphabetarius ineptiam istam ridere potest, quod si hoc dandum fuerat adsertoribus liberi arbitrii, haberent certe omnes totius scripturae leges pro se, quibus Omnibus vires arbitrii possent confirmare. Duplex omnino est hie conversio. Una est nostra ad deum, altera est dei ad nos. Aliud est omnino, quando deus ad nos se convertit et quando nos ad deum. Exigit autem dominus conversionem a nobis non quod nos nostris viribus ea praestate possimus sed ut agnita imbecillitate nostra imploremus Spiritus opem, quo auctore possimus converti. Atque illa tum est conversio euangelii. Nam duplex est conversio: legis et euangelii. Lex tantum praecipit sed nihil praestatur, praestatur autem per euangelium, cum additur Spiritus, qui corda innovet et tum convertitiur ad nos deus, quae est conversio pacis, hoc est, ut non solum iusti simus sed et pleni gaudio et delectemus nos in bonitate dei. Hoc est quod Paulus ubique optat Christianis: Gratiam et pacem.« (WA 13, S. 551).


Spurgeon versus Hyper-Calvinismus

Iain Murray zieht in seinem Buch  Spurgeon v. Hyper-Calvinism vier Lehren aus dem Konflikt mit den Hyper-Calvinisten:

1.  „Echtes evangelisches Christentum hat nie einen exklusiven Geist. Jede Sicht auf die Wahrheit, welche wahre Katholizität [Allgemeingültigkeit, alle Christen im Blick habend] untergräbt, ist von der Schrift abgewichen.“ Spurgeon widersprach den Hyper-Calvinisten, die „den Glauben an die Auserwählung zu einem Teil des rettenden Glaubens machten und damit entweder das Christsein aller bekennenden Christen, die nicht so glaubten, leugneten, oder einem solchen Bekenntnis zumindest mit viel Misstrauen begegneten“.

2.  Spurgeon „wollte, dass sowohl die göttliche Souveränität als auch die menschliche Verantwortung aufrecht erhalten bleiben; wenn es jedoch um die Verkündigung des Evangeliums geht, so glaubte er, dass es notwendig sei, sich mehr auf die Seite der Verantwortlichkeit des Menschen zu konzentrieren. Die Hyper-Calvinisten neigten zur Ansicht, dass ein Sünder erst die Theologie verstehen solle, bevor er an Christus glauben könne.“

3. „Diese Kontroverse deutet darauf, dass wir echte Demut vor Gott nötig haben. Sie erinnert uns zwingend an Fragen, über die wir nur sagen können: »Siehe, Gott ist zu erhaben für unsere Erkenntnis [FN: w. ist erhaben, so dass wir nicht erkennen].«  (Hiob 36,26).“ „Es ist zu befürchten, dass scharfe Auseinandersetzungen zwischen Christen über diese Themen zu oft aus einem falschen Vertrauen in unser Denken und unsere Fähigkeit zu logischen Schlussfolgerungen entstanden sind.“ Spurgeon sah, „wie ein System, das alles der Gnade Gottes zuzuschreiben suchte, selbst zu viel Vertrauen in die Kräfte des menschlichen Verstandes setzte.“

4.  „Die Schlussfolgerung muss lauten: Wenn der Calvinismus aufhört, evangelistisch zu sein, wenn er sich mehr mit der Theorie als mit der Errettung von Männern und Frauen befasst, wenn die Akzeptanz von Lehren wichtiger zu werden scheint, als die Akzeptanz Christi, dann ist er ein aus der Form geratenes System geworden und verliert unausweichlich seine Anziehungskraft.“

Iain H. Murray, Spurgeon v. Hyper-Calvinism (Edinburgh, 1995), S. 110-122. Fettdruck hinzugefügt.

Ist die Bibel paradox?

Ob das stimmt, kommt darauf an, was der Begriff „paradox“ in dieser Aussage bedeuten soll. Will man im formalen und objektiven Sinn sagen, die Bibel sei „widersprüchlich“ oder „antinomisch“? Oder will man eher unscharf „paradox“ als ein Synonym für „absonderlich, absurd, abwegig, befremdend, befremdlich, bizarr, blödsinnig, hirnrissig, komisch, kurios, merkwürdig, seltsam, sonderbar, unsinnig, verquer, verwunderlich“ (usw.) verwenden? Oder will jemand damit nur subjektiv und selbstreflektierend ausdrücken, dass ihm die Bibel „schwer verständlich“ oder „seiner Erfahrungswelt fremd“ ist?

Falls man an die göttliche Inspiration und mithin Fehler- und Irrtumsfreiheit der biblischen Originalschriften glaubt, sträuben sich die Haare, wenn der Heiligen Schrift objektiv Eigenschaften zugeschrieben werden, die der Eigenschaft der Wahrheit fremd, fern oder gegensätzlich sind. Der Sohn Gottes sagte: »Dein Wort ist Wahrheit« (Johannes 17,17). Damit ist die Sache für einen glaubenden Christen hinreichend geklärt. Diese Feststellung ist mitnichten eine intellektuell-verkopfte, rein theoretische Sache. Sie hat vielmehr direkten Zusammenhang mit der Praxis des Christenlebens, der Heiligung und dem Ziel der Nachfolge, nämlich so zu werden wie Christus, denn der Sohn Gottes sagte einen Halbsatz vorher zum Vater: »Heilige sie durch die Wahrheit

Wie ist das also mit der Bibel? Dürfen wir Unsinn oder Widersprüchliches als Wahrheit bezeichnen? Vielleicht mit dem Hinweis, dass Gottes Gedanken über unseren Gedanken stehen (Jesaja 55,8)? Sollen wir als Christen das Nachdenken und Forschen in der Schrift aufgeben (oder gar nicht erst anfangen), weil seine Gerichte sowieso „unerforschlich“ und Seine Wege für immer „unergründlich“ sind (Römer 11,33)? Sollen wir aufgeben, die Lehre der Schrift zu erforschen, zu erfassen, zu beschreiben, zu tun und zu lehren, weil „nichts Genaues weiß man nicht“? War Esras Herz falsch gepolt (Esra 7,10)? War Paulus‘ Aufforderung im Prinzip fehlleitend (2Timotheus 2,15)?

Manche reden im Anblick des Unbegreiflichen (besser meist: des von ihnen Unbegriffenen) so. Da liest man im Glaubensbekenntnis eines christlichen Missionswerks folgendes:

»Wir sind uns bewusst, dass hinsichtlich der Errettung verschiedene Anschauungen existieren (Unverlierbarkeit des Heils; Verlierbarkeit des Heils; komplementärer Standpunkt: die Bibel lehrt beide Aussagenreihen).«

https://www.efa-mission.de/ueber-uns/unsere-ueberzeugung/ abger. am 04.06.2020; Fettdruck hinzugefügt

Solch eine Behauptung erhebt zumindest zwei Fragen: (1) Kann eine (durchaus sehr wichtige) Aussage oder Lehre der Heiligen Schrift, die Lehre der Heilssicherheit, sowohl wahr als auch nicht-wahr (A ∧ ¬A) sein, und dies zur selben Zeit und im selben Sinn? (2) Kann man diese Annahme als Komplementarität der Lehraussagen der Bibel bezeichnen? Darüber hinaus wären natürlich die verwendeten Begriffe, wie „Errettung“, „Heil“ usw. zu klären.

Ad (1): Lehrt die Bibel Widersprüche? Verstößt das Buch, das die Wahrheit selbst ist, gegen den Grundsatz der Nichtwidersprüchlichkeit? Wäre es so, dann enthielte sie Unsinn, oder ließe zumindest Sinn und Unsinn, Wahrheit und Unwahrheit nicht mehr unterscheiden. Wer das Prinzip der Nichtwidersprüchlichkeit aufgibt, kann nichts Sinnvolles mehr mitteilen. Denn wenn eine Sache und ihr Gegenteil gleichzeitig und im selben Sinn gelten sollen, dann wäre alles beliebig. Dann wären wir am Ende sinnvoller Kommunikation und mithin am Ende alles sinnvollen (!) Gedankenaustausches. Das wäre das Ende aller Offenbarung. Und das schreiben wir der Heiligen Schrift zu? Und damit dem Autor der Heiligen Schrift? Und damit der Absicht oder dem Mitteilungsvermögen Gottes (s. 1Korinther 2,12–16)? Nein, das wäre das Ende alles Verstehens, Forschens und Begreifens. Ja, es gibt Geheimnisse in der Schrift, aber auch über diese wird wahr und widerspruchsfrei geredet. »Das Geheimnis des HERRN ist für die, die ihn fürchten« (Psalm 25,14a). Wer das nicht einsieht, muss sich mit dem Grundsatz der Nichtwidersprüchlichkeit einmal beschäftigen. Sonst haben unsere Aussagen die selbe Qualität wie die Sagan’sche Behauptung, alles sei aus dem Nichts entstanden (und dabei zitierte er nicht glaubend Hebräer 11,3!) oder (von anderer Klasse) wie Pinocchios Mitteilung: »Meine Nase wächst gerade!«

Ad (2): Sind Widersprüche komplementär? Unter „komplementär“ wird »jemanden oder etwas ergänzend« verstanden (von fr. complémentaire →ergänzend; complément →“Ergänzung“ von lat. complēmentum). Wie kann sich aber etwas ergänzen, das in gegenseitigem Widerspruch steht? Widersprüche schließen einander aus, sie ergänzen sich nicht. Man kann ja lachen, wenn Goldie Horn in einem Film sagt: »Es war keine Lüge, sondern eine schrittweise Anhäufung von Halbwahrheiten.« Sprechen wir aber über biblische Beispiele: Der Vater der Lüge (Johannes 8,44) will Menschen über heidnische Philosophien und Religionen den Gedanken einpflanzen, dass Gegensätze wie Licht und Finsternis sich einander nicht ausschließen, sondern komplementär ergänzen und/oder bedingen. Wenn das Licht nicht alleine sein könne, sondern das Gegenteil als „Ergänzung“ (Komplement) brauche, dann kann sich der Vertreter der Finsternis in unseren Gedanken als Ergänzung neben Gott platzieren. Zweites Beispiel: Satan hat Interesse, dass die Menschen nicht überzeugt sind, dass ein Schöpfergott ist. Also verkündet der Urlügner über eine seiner Religionen, dass die Schöpfung durch das bipolare Spiel zweier entgegengesetzter, komplementärer Urkräfte, dem männlichen Yang und dem weiblichen Yin, entstanden sei. Würde dieses Prinzip hier gelten, dann könnte man weiter behaupten, dass Gott nicht ohne Satan als „Gegenspieler“ sein könne, dass dieser Zustand vielmehr komplementär und harmonisch sei. Den selben kategorialen Fehler macht man nun auch, wenn man das Gerettetsein und das Nicht-Gerettetsein nicht als einander ausschließend und als absolute Gegensätze erkennt, sondern diese kategorialen Gegensätze als einander komplementär erklärt. Nein, Widersprüche sind Widersprüche. Sie ergänzen nichts zu einem Ganzen. Sie sind im Wort der Wahrheit nicht enthalten. Frage: Schmecken wir die teuflischen Geschmacksnoten im sonst so orthodoxen Kuchen nicht mehr?

Fazit: Erstens ist sehr zu bedauern, wenn offenbarer Unsinn Eingang in das Glaubensbekenntnis eines christlichen Missionswerks findet. Sehr schön ist ja, dass »andere Anschauungen« bekannt sind und toleriert werden. Anstößig bleibt aber: Wer Widersprüchlichkeit der Bibel zuschreibt, zumal in einer Zentrallehre, die Gottes wunderbares Heilandwesen und Rettungswerk zur Darstellung bringen soll (und wird), vergreift sich hier (wohl unwissentlich) an der Grundlage des Glaubens selbst. Und er verunehrt (wohl nichtwollend) den Gott, der der Erfinder aller Sprache ist, und der als das Wesen mit dem höchsten Verstand auch Schöpfer unseres Sinnes, unseres Verstandes und damit unserer Denkfähigkeit ist. Logik, Einsicht und Verstand sind nicht Feinde des Menschen, sondern wunderbare Gaben des Schöpfers an uns Menschen. Man kann diese Gaben missbrauchen, wie jede Gabe Gottes. Aber die Lösung heißt dann nicht, den Verstand zu verteufeln und Logik fromm zu verachten. Das hat man nicht nur den Pietisten immer wieder sagen müssen. Dazu gehört: Wer den Unterschied zwischen Widerspruch und Ergänzung (Komplementarität) nicht beachtet, der kann schwerlich erwarten, dass er mit diesen Wörtern Wahres oder Klares mitteilen kann. Wo die Begriffe ungeklärt sind, ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Am bedenklichsten ist, wenn man solche Verwirrung als „Aussagereihen“ der Lehre des Wortes Gottes zuschreibt.

Wieder einmal wird demonstriert, dass nur die Wahrheit wahr ist. Falsche Ansichten, seien sie auf Unreife, Missverständnisse oder Ablehnung der Wahrheit (o. a.) zurückzuführen, verheddern sich früher oder später in Widersprüche. Wenngleich dies sehr bedauerlich ist, so ist es doch hilfreich zu sehen, dass Abweichung von der Wahrheit der Schrift oft auch Abweichung von klarer, vernünftiger (logikos!) Rede begleitet ist. Unwahrheit und Lüge kosten einen Preis: sie sind manchmal süß, glitzernd und verführerisch, aber nie mit der Wahrheit und Realität in Übereinstimmung, vielmehr führen sie zwingend in Scheinwelten, leiten auf Irrwege und lassen am Ende das Ziel verpassen.

Vielleicht wäre es gut, wenn man das Klare sagt, und dort schweigt, wo man (noch) nicht reden kann. Wir sind ja alle Lernende und Staunende. Der Rückzug auf den Wortlaut der Schrift bleibt uns nach allem Forschen immer möglich, denn: »Dein Wort ist Wahrheit

Leseempfehlungen

Bibel. Der Sohn Gottes hat schon durch seinen Apostel Johannes klar sagen lassen: »Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.« (1.Johannes 5:13 ELB03). Das ist die Wahrheit – ohne jeden Widerspruch.

Heilslehre. John MacArthur, Richard Mayhue (Hrsg.): Biblische Lehre: Eine systematische Zusammenfassung biblischer Wahrheit. Dieses Buch gibt gut belegt die biblisch richtige Antwort auf die Frage der Heilssicherheit an.

Logik. R. C. Sproul: Not a Chance: God, Science, And The Revolt Against Reason. Expanded edition. Baker Books, 2014. | Sproul geht auf das Gesetz der Widerspruchsfreiheit ein, diskutiert in diesem Buch jedoch auch die Begriffe Geheimnis, Widerspruch (Antinomie) und Paradoxon. Der direkte Anwendungsbereich sind Behauptungen von Wissenschaftlern über Zufall und dass »Etwas aus Nichts entstanden ist«.

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Ohne die Wahrheit verstehen wir weder Gott, noch die Welt, noch uns

Jeder Mensch braucht und hat eine generelle Vorstellung, mithilfe derer er alles, was er wahrnimmt, interpretiert, begreift und vermeintlich versteht. Wir nennen diese grundlegende, alles umfassende Vorstellung eine Weltanschauung. Manche wählen ihre Weltanschauung sehr bewusst, andere hingegen sind sich ihrer nicht bewusst oder setzen sich mit ihr nicht auseinander, aber alle haben sie als Denkrahmen (Paradigma) und persönlichen „Ich verstehe!“-Interpretationsschlüssel.

Warum ist das so? Weil wir Menschen nicht damit zufrieden sind zu wissen, was der Fall ist (Zahlen, Daten, Fakten), sondern danach streben, auch zu verstehen, was diese Zahlen, Daten und Fakten bedeuten. Menschen fragen nach dem Wozu, nach dem Sinn. Sinn im Sein und Tun zu suchen, ist uns Menschen ureigen, daher ist uns Sinnklärung und Sinnstiftung tiefes Bedürfnis. Wo aber diesen Sinn finden? Wer sagt uns zu Sinn und Sollen verlässlich Wahres? Wo finde ich objektive Wahrheit, die von der eigenen Existenz, Prägung und Begrenztheit unverfälscht, ungefärbt und uneingeschränkt ist?

Angesichts großartiger technischer Errungenschaften glauben viele, in einer Zeit reiner Vernunft und objektiver Wissenschaft zu leben. Der Fortschrittsglaube ist längst zur Religion vieler geworden. Und so sucht man Wahrheit und die Antwort auf die Fragen des Seins und Sollens in der angeblich neutralen Wissenschaft: Harald Lesch wird uns sicher alle Fragen objektiv beantworten können! Dieser Astrophysiker kann ja in einer Stunde so beeindruckend über 4,5 Milliarden Jahre Erdgeschichte reden, dass man fast vergessen könnte, dass er 99,9999987 % dieser Zeit gar nicht dabei war. Das nennen wir in der Wissenschaft extrapolieren (hier mit viel Extra und –noch viel mehr– medialer Politur). Nach Max Weber kann sich die wissenschaftliche Analyse aber nur dem Seienden widmen, die Klärung von Werturteilen und das Fragen nach dem Sollen (dem „Seinsollenden“) bleibe reine Glaubenssache. Auf der Suche nach einer tragfähigen Weltanschauung müssen wir also woanders suchen. Aber wo?

Wahrheit, objektive, ewige, vollständige Wahrheit, ist in der Tat die größte Mangelware unserer post-faktischen und post-postmodernen Zeit. Wir brauchen aber klare Aussagen darüber, was der Fall ist, wie alles zu verstehen ist und wie wir es zu bewerten haben. Das Fragen nach Sein, Sinn und Sollen ist uns Menschen wesenseigen, unterscheidet uns kategorial vom Tier. Wir brauchen dazu Antworten, am besten aus einer Quelle, die sich nicht täuschen kann und die nie lügen wird. Damit ist gesagt: Der Quell solcher Wahrheit kann nicht ein Mensch sein.

Angesichts des pervasiven (alles durchdringenden) Mangels an Wahrheit wundert es uns nicht, dass wir in einer Zeit der moralischen Beliebigkeit und des Glauben an die Konstruierbarkeit aller sozialen und ethischen Normen leben. Es fehlt nicht nur an Wissen, sondern auch an ethischer Orientierung, an sichernder Grenzziehung, an Gottesbewusstsein, an praktischem Wissen, wie das Leben gelingt. Die Alten haben das Weisheit genannt: Wissen über Gott und Mensch, Sünde und Heiligkeit, heute und morgen, angewandt im ganzheitlichen, zielorientierten Lebensvollzug. Daran mangelt es erdrückend. Die selbstgewählte Gottesfinsternis des Menschen hat seine Vernunft verhüllt, verdreht und verkrüppelt (Römer 1,21–22; Epheser 4,17–19; vgl. Johannes 3,19; Apostelgeschichte 16,18). Wir Christen leben in dieser „verdrehten (perversen) Welt“ (Philipper 2,15). Umso mehr brauchen wir die biblische Wahrheit des geschriebenen Gotteswortes, um unseren Glaubensweg coram Deo (vor dem Angesicht Gottes) in demütiger Weisheit und echter Heiligung gehen zu können (Johannes 17,17). Allein das ist menschenwürdiges Leben.

Der dritte Mangel, den wir beklagen, ist Liebe, jene Grundessenz, die der Schöpfer in die Textur unseres Menschseins fest verwoben hat. Wie viele Verzerrungen und Karikaturen von „Liebe“ geistern umher und lassen den Menschen mit teuer glitzernden Plastikfälschungen unbefriedigt und enttäuscht zurück? Wo gibt es echte Liebe, und wie sieht sie in Wahrheit aus? Gott allein kann den Pascal’schen »unendlichen Abgrund« unserer Seele (Pensées, Sec. VII, 425) wirklich ausfüllen. Er ist die Liebe (1.Johannes 4,16).

Unser Fragen wirft uns wieder zurück auf Platz 1: Wo finde ich „wahre Wahrheit“? Und woher weiß ich, was wahre Wahrheit ist? Wer sich in der Beantwortung dieser Frage nur um sich selbst dreht (sein Herz, Seine Vernunft, seine Bedürfnisse usw. befragt), wird in dieser Frage nicht weiterkommen. Wie bei der Navigation brauchen wir notwendiger Weise Bezugspunkte außerhalb des eigenen Referenzsystems. Oder besser: Jemand mit Überblick muss uns von außen verlässliche Informationen geben. Anders gesagt: wir brauchen Offenbarung. Selbstreferenz liefert prinzipiell keinen Fixpunkt, keine Orientierung. (Werfen Sie doch mal ihren Anker im Boot aus.)

Und was ist mit der Vernunft, der wir uns als „Aufgeklärte“ vertrauensvoll ausliefern sollen? Sie sei doch die verlässliche Führerin jenseits aller traditionellen Autoritäten, sagte man uns Jahrhunderte lang. Solcher Glaube ist 2020 aber schon längst überholt. Die Dialektik der Aufklärung hat das Projekt der Aufklärung (und damit den Modernismus und Fortschrittsglauben gleich mit) als gescheitert dargestellt: sie liefert Schlimmeres und mehr von dem, dem man eigentlich entrinnen wollte.

So bleibt es eine Frage des Glaubens und der Quelle solchen Glaubens. Wer glaubt, kann wissen. Umgekehrt geht das nicht. Der christliche Glaube ist daher so ziemlich das Gegenteil dessen, was man landläufig unter „glauben“ versteht. Existentiell entscheidend erweist sich, was man glaubt und wem man glaubt. An der Schriftfrage entscheidet sich alles. Und die wird erst dann richtig entschieden, wenn man eine Lebensbeziehung zu der Person hat, die die Wahrheit in Person ist (Johannes 1,14; 14,6), und die stets die Wahrheit sagt (Johannes 16,7). Die Erkenntnis der Wahrheit wird den Glaubenden freimachen (Johannes 8,32; 17,17.19).

Was glauben Sie? Viel wichtiger: Wem glauben Sie?

Hybris und Ignoranz verarmen den Menschen ganz

»Es kommt nicht von ungefähr, dass das lnfragestellen der Bibel als dem geoffenbarten Gotteswort mit dem Einsetzen des aufklärerischen Denkens korrespondiert und dass damit die Erhebung des Menschen über Gott begann. Dies hängt ursächlich zusammen mit dem Anspruch, alles erkennen zu wollen, und dem allmählich entstehenden Glauben, auch tatsächlich alles erkennen zu können.

Demgegenüber ist hervorzuheben, dass die Menschen dieser Welt die Bibel niemals vollkommen werden ergründen können, was freilich eine Anfrage an die Denkmöglichkeiten und den Erkenntnisradius des Menschen bedeutet und nicht etwa eine Anfrage an den Realitätsgehalt von Gottes Wort

Prof. (em.) Dr. Lutz E. v. Padberg (*1950)
Die Bibel – Grundlage für Glauben, Denken und Erkennen (Neuhausen-Stuttgart: Hänssler, 1986).

logikos.CLUB

Dies ist der CLUB (Christen Lesen Und Beten) der Logikosse. Wir sind Christen, die zurück zum Wort Gottes wollen. Wir wollen es immer wieder Lesen, alle unsere Denkfundamente dort gründen und darauf unser Leben bauen, denn dieses Wort Gottes ist vernünftig und unverfälscht: Das Echte, Die Wahrheit. Und: Darin gegründet und davon motiviert wollen wir ein Leben führen, das zur Ehre Gottes ist. Diesen Lebensstil der AnBetung erachten wir als einzig vernünftige Art zu leben. Unsere Herausforderung ist, richtige Lehre (Orthodoxie) und richtige Praxis (Orthopraxis) zusammenzuhalten.

Das Ziel der Theologie ist die Anbetung Gottes. 
Die Körperhaltung der Theologie ist auf den Knien. 
Die Praxis der Theologie ist Buße.

Sinclair B. Ferguson, zitiert in: James Montgomery Boice und Philip Graham Ryken, The Doctrines of Grace, Wheaton, IL (Crossway) 2002, S. 179; Deutsch: James Montgomery Boice und Philip Graham Ryken, Die Lehren der Gnade, Oerlinghausen (Betanien) 2009, S. 201.

LOGIKOS kommt aus dem Bibelgriechischen λογικός und hat nach Strongs Lexikon (logikos, Strong #3050) folgende Bedeutung:

  • betreffs der Rede oder des Reden
  • betreffs des Verstand oder der Logik
    • geistlich, die Seele betreffend
    • einsichtsvoll, vernünftig, logisch

Dieses Wort kommt im Neuen Testament der Heiligen Schrift an zwei charakteristischen Stellen vor:

Gottes Wort. Wie neugeborene Kinder seid begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch (τό λογικόν γάλα), damit ihr durch diese wachst zur Errettung,  wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass der Herr gütig ist.  (1Petrus 2,2–3 ELBCSV).

Gottes Dienst. Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, was euer vernünftiger [Gottes]Dienst (λατρεία λογικη) ist. (Römer 12,1 ELBCSV).

Richtiger Gottesdienst kann geistlicher Weise nur auf Gottes Wort (richtiger Theologie) gründen und wachsen. Unsere Doxologie wird sich nie über unsere Theologie erheben können. Nach elf Kapiteln gründlichster Darlegung des Evangeliums Gottes ist für den Apostel Paulus die einzig mögliche Zusammenfassung und Schlussfolgerung des Evangeliums die Anbetung Gottes:

O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unergründlich seine Wege!
Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm zuvor gegeben, und es wird ihm vergolten werden?

Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge;
ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.

Römer 11,33–36 (ELBCSV 2003)

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400 Jahre Synode in Dordrecht

Vor vierhundert Jahren saßen im holländischen Dordrecht (auch: Dordt, Dort) von November 1618 bis Frühjahr 1619 rund einhundert Vertreter verschiedener nationaler Kirchen zu Beratungen bei der ersten und einzigen gesamteuropäischen Synode der Reformierten zusammen. Das Ergebnis dieser europaweiten Synode wurde in der sog. „Lehrregel von Dordrecht“ zusammengefasst. Gekürzte (und oft verfälschte) Zusammenfassungen der Lehrregel werden bis heute unter der moderneren Bezeichnung „Die fünf Punkte (des Calvinismus [1])“ oder dem Akronym „TULIP“ [2] diskutiert. Der vierhundertste Geburtstag der Lehrregel wurde 2019 in den Niederlanden feierlich begangen, in Deutschland blieb er in den protestantischen Glaubenskreisen eher unterbelichtet, zumal sich in den letzten Jahrzehnten in den protestantischen Freikirchen eine ausgeprägt anticalvinistische Kultur breitgemacht hat.

Die Reformation war damals schon einhundert Jahre alt, die gegensätzlichen Glaubensüberzeugungen der alten Römisch-katholischen Kirche und der Reformatorischen Kirchen hatten sich bis in die weltlichen Herrschaftsstrukturen hinein verfestigt. Glaubensstreit war meist auch politischer Streit und vice versa. Mithin war Glaubensstreit auch Bedrohung für die Einheit im Staat. Wer würde gewinnen: Die Reformation oder die Gegenreformation? Aus der zunächst akademischen Debatte wurde ein bedeutender theologischer Streit, der sich ausweitete und die Kirche zu spalten drohte. Die Spannung in der niederländischen Gesellschaft wurde so groß, dass ein Bürgerkrieg eine ernste Möglichkeit darstellte.

Der konkrete Streit war durch Nachfolger des Leidener Professors für Theologie,  Jacobus Arminius (lat. für Hermanszoon, 1559/60–1609) entstanden. Diese sog. „Remonstranten“ („Protestler“) forderten um 1610 eine Revision der reformierten niederländischen Bekenntnistexte, da sie abweichende Ansichten zum Heidelberger Katechismus und dem Niederländischen/ Belgischen Glaubensbekenntnis entwickelt hatten, den beiden verbindlich geltenden Glaubensbekenntnissen. Entsprechend den röm.-kath. Auffassungen von verdienstvoller Gnade und menschlicher Mitwirkung an der Rechtfertigung (Vermischung von Rechtfertigung mit Heiligung) wurde von den Remonstranten das Mitwirken des Menschen an seinem Seelenheil wichtig. Die Zentralität und Souveränität Gottes als Retter war ihnen zusehend anstößig geworden, denn er stelle Gott als Tyrann dar. So formulierten sie fünf Positionen, die dann von der Synode diskutiert und in der Lehrregel systematisch in fünf „Lehrstücken“ mit jeweils positiven Artikeln der Lehre und negativen Verwerfungen der Irrtümer insgesamt zurückweisend beantwortet wurde.

Es ist still geworden um die Synode von Dordrecht. Das liegt natürlich auch an den Lehrsätzen, die damals verabschiedet wurden. Für die Mehrzahl der Evangelikalen sind die „Lehrstücke“ inhaltlich und vom Wortlaut her weitgehend fremd geworden. Man kennt sie meistens nur noch aus polemischen Darstellungen der sog. „Fünf Punkte (des Calvinismus)“ aus anticalvinistischer Quelle. Die beständigen Bemühungen zur Re-romanisierung des Glaubens sind auch nach 400 Jahren noch wirksam und erfolgreich. Der Zeitgeist des „Der Mensch im Mittelpunkt“, der Götze des „[absolut] freien Willens“ und die individualistische Kultur des Westens liefern ideologischen Rückenwind.

Wo die Heilige Schrift nicht die alleinige Basis und Quelle unserer Gedanken und unseres Glaubens bildet, und das war das Anliegen der Reformatoren, machen sich schleichend allerlei andere Gedanken breit. Martin Luther sagte es mit der ihm eigenen kräftigen Sprache: „Wer nicht die Heilige Schrift hat, muss sich mit seinen [eigenen] Gedanken begnügen. Wer keinen Kalk hat, mauert mit Dreck.“ (vgl. Jesaja 55,8).

Für eine wieder größer werdende Anzahl von Menschen und Gemeinden beschreiben die „Lehrsätze“ (engl. canons) die „Lehren der Gnade [Gottes]“ (engl. „Doctrines of Grace“). Sie sehen in der Heiligen Schrift überall das großartige, sich Selbst verschenkende Wesen Gottes, der rechtmäßig verdammten Sündern durch das Opfer seines eigenen, allerliebsten Sohnes die Erlösung von Sünden und Schuld erkauft hat. Das ist mehr, als die beste Gerechtigkeit liefern konnte. Das ist Gnade. Das ist großartig und anbetungswürdig! Der Erlöste wird darüber ein Mensch der Freude und der Anbetung. Er hat auch allen Grund dazu! Mit Paulus erfasst er als summa und finis des Evangeliums, dass »von ihm und durch ihn und für ihn alle Dinge sind«. Daher erfüllt es den Glaubenden zutiefst, diesem Gott ewig alle Ehre zu geben: »Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.« (Römer 11,36).

Anmerkungen

[1] Der reformierte Glaube („Calvinismus“) bestand noch nie aus nur „5 Punkten“, gar aus den unter „TULIP“ dargestellten fünf Punkten. Schon vorher waren die 129 Fragen und Antworten des Heidelberger Katechismus und das Niederländisch/Belgische Glaubensbekenntnis mit seinen 37 Artikeln verbindlich (das wären also zumindest 166 „Punkte“!). Die Lehrregel von 1619 mit ihren fünf Lehrstücken fügt diesen beiden Bekenntnisschriften nichts Neues hinzu, sondern wurde nur als Anwendung und Klarstellung des bestehenden reformatorischen Glaubens bezüglich der abweichenden Aussagen der Remonstranten verstanden. Nach der Synode wurde die Lehrregel dem verbindlichen Glaubensbekenntnis hinzugefügt (damit wären es 171 „Punkte“!). – Auch das 1647 folgende englische Glaubensbekenntnis („The Westminster Confession of Faith“– Larger Catechism) enthält 196 (!) Fragen und Antworten, die kürzere Version von 1648 immer noch 107 Fragen und Antworten.

[2] Das Akronym „TULIP“ wurde wahrscheinlich erst 1905 von dem presbyterianischen Pastor und Theologieprofessor Cleland McAfee erfunden. Und weil tulip im Englischen für Tulpe steht, habe es etwas mit den Niederlanden zu tun. Das ist aber eher „getretener Quark“ (Goethe). „TULIP“ stammt jedenfalls sicher nicht von der Dordrechter Synode. Insofern ist es zumindest ein Anachronismus, wenn die „Lehrregel“ von vor 400 Jahren praktisch mit dem „TULIP“ des 20. Jahrhunderts gleichgesetzt wird. Meist geht eine Missrepräsentation und Verzerrung der theologischen Inhalte damit einher.

Leseempfehlungen

Die Lehrregel von Dordrecht, zusammen mit dem Heidelberger Katechismus und dem Niederländischen Glaubensbekenntnis, findet man in deutscher Sprache bei der SERK Heidelberg (Verein für Reformation in Deutschland e. V., 2010; PDF). – Die Lehrregel ist für die Kirche geschrieben worden, also nicht-akademisch, sie sind gut verständlich.

Eine gut lesbare Darstellung der „Weichenstellung in Dordrecht“ mit geschichtlichem Abriss und einer kurzen Besprechung der „Fünf Punkte“ liefert Holger Lahayne auf seinem Blog.

CREDO Magazine (Vol. 9, Issue 3, 2019), zu lesen auf deren Website.

Soli Deo Gloria – Ein Beitrag zum Reformationsjubiläum

Mitschrieb eines Vortrags von Dr. Steven J. Lawson auf der Reformationskonferenz 2017, Wittenberg, 21.05.2017

Denn von ihm
und durch ihn
und für ihn sind alle Dinge.
Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit!

Amen.

Römerbrief 11,36 (ELBCSV 2003)

»Mit dem Thema Soli Deo Gloria betreten wir heiligen Boden. Unser Leittext ist Römerbrief 11,36: „Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“  Wir wollen uns auf diesen Vers konzentrieren und tief in ihm graben. Unser Ziel ist, darin die Größe und Herrlichkeit unseres Gottes zu erkennen.

Der Kronjuwel und Diamant der fünf Solas ist dieses fünfte Sola: Soli Deo Gloria, Gott allein [sei] die Ehre“. Alles im Römerbrief führt hinauf zu diesem Vers, und auch alles in unserer Theologie steigt hinauf zu dieser höchsten Stufe, diesem Gipfel. Soli Deo Gloria ist der absolute Höhepunkt, der Mount Everest, aller fünf Solas. Alles ist inbegriffen in diesem fünften Sola. Die ersten vier Solas sind wie Treppenstufen, die hinführen, diese höchste Spitze zu erreichen. Nur eine Rettung, die sich alleine in der Heiligen Schrift gründet, die alleine durch die Gnade und allein mittels des Glaubens und allein in Christus geschieht, hat zum Ergebnis, dass Gott allein die Ehre bekommt. Jede andere Theologie beraubt Gott seiner Herrlichkeit. Einzig diese Theologie gibt Gott die größte Ehre und Herrlichkeit. Wir können über die fünf Solas so denken: Sie sind ein großer Tempel der Wahrheit. Das massive Fundament dieses Tempels ist das Sola scriptura: alles basiert auf dem einen Fundament der Heiligen Schrift. Drei wuchtige Säulen stehen auf diesem Fundament, nämlich dass Rettung allein durch die Gnade, allein mittels des Glaubens und allein in Christus ist. Diese Aussage ist die prägnanteste Kurzdarstellung des Evangeliums, die es gibt. Wenn diese massive Grundlage gelegt ist und diese wuchtigen Säulen fest aufgerichtet sind, dann deutet die Dachlinie darüber zum Himmel und gibt Gott allein die Ehre. Wenn es aber einen Sprung oder eine Bruchkante im Fundament gibt und Traditionen und Menschenmeinungen in diesem Fundament Platz bekommen, oder es irgendwelche Risse und Brüchigkeiten in einer der drei Säulen gibt, dann bricht die Dachlinie zusammen und zeigt nicht länger direkt hinauf zu Gott. Erst wenn die ersten vier Solas fest an ihrem Platz sind, geben sie wahrhaftig Gott allein die Ehre. 

Dieser eine Vers aus Römer 11 bildet den Abschluss der Kapitel 1 bis 11 des Römerbriefes. Er wurde nicht zufällig dort platziert, sondern ist vielmehr die Schlussfolgerung alles dessen, was Paulus bis dahin gesagt hatte, er steht dort als Schwerpunkt und Höhepunkt des Textes. Hier haben wir das Große Crescendo der Darlegung des Evangeliums durch Paulus vor uns. Dieser Vers ist die Spitze dieses Tempels, die oberste Sprosse auf der Leiter der Wahrheit, die höchste Stufe auf der Treppe des Evangeliums, das größte Diadem in der Krone auf Gottes Haupt: Gott alleine sei alle Ehre und Herrlichkeit. Es geht nicht um deine Kirche, Gemeinde oder Denomination, es geht nicht um deinen Dienst oder deine Sache, sondern es geht letztlich allein um die Ehre Gottes.« …


Link zum gesamten Vortrag

Die Mitschrift zum Vortrag ist als PDF hier zu haben (380 kB). Die Rechte am Vortrag haben der Autor und Redner sowie das EBTC als Ausrichter der Konferenz und als Anbieter der Vorträge auf mp3 oder DVD. Die Rechte an der Mitschrift hat der Betreiber dieses Blogs (grace@logikos.club).

Über den Autor

Dr. Steven J. Lawson ist Präsident und Gründer von OnePassion Ministries, einer Einrichtung zur Ausbildung von Auslegern der Heiligen Schrift. In mehreren Städten weltweit leitet er Veranstaltungen des The Institute for Expository Preaching. Er ist Teaching Fellow und Vorstandsmitglied von Ligonier Ministries. Zusätzlich arbeitet er als Professor of Preaching, Mitarbeiter und Vorstandsmitglied im Doctor of Ministry-Programm des The Master’s Seminary (Sun Valley, CA, USA). Dr. Lawson ist auch Executive Editor des Expositor Magazine, das von OnePassion Ministries herausgegeben wird.
Dr. Lawson und seine Frau Anne haben drei Söhne (Andrew, James und John) und eine Tochter, Grace Anne. (Quelle [11.05.2021])

Ein Aufruf zur Verkündigung

Ich rufe euch an diesem Tag auf,

  • das Schwert kreisen zu lassen,
  • den Spiegel vorzuhalten,
  • den Samen auszustreuen,
  • die Milch zu servieren,
  • die Leuchte aufs Lampengestell zu setzen,
  • die Fackel weiterzugeben,
  • den Hammer zu schwingen.

Hört auf, auf der Kanzel weltliche Weisheiten zu verkündigen.
Kappt alle Unterhaltungsprogramme.
Feuert das Drama- und Anspiel-Team.
Reißt die Stecker aus der Lichteffektanlage.
Verankert die Kanzel vorne mittig im Versammlungssaal.

Stellt euch hin wie Männer, öffnet die Bibel und lasst das Wort erschallen.

Steve Lawson (Shepherd’s Conference, Sun Valley, CA, 2015)

Was war nochmal die Frage? – Eine Rezension von: Die Fünf [sic!] Punkte des Calvinismus (Peter Streitenberger)

Peter Streitenberger
Die Fünf Punkte des Calvinismus – Eine Antwort
CMD, 2007, Pb., 160 Seiten | ISBN: 978-3939833086

Der Herausgeber ist der Christliche Mediendienst Hünfeld GmbH (CMD) mit dem unter dem Namen Karl Plock als Geschäftsführer auftretenden Wilfried Plock (mediendienst.org). Das Buch geisterte in mehreren Fassungen schon etliche Jahre vor der Druckherausgabe auf der Website des Herausgebers/Inhabers und an anderer Stelle im Internet in PDF-Form oder als E-Book herum (bibelkreis.ch; siehe auch: Konferenz für Gemeindegründung, Nr. 87, 3/2006, www.kfg.org). Im Vorwort des Buches schreibt Plock, Streitenberger sei »es gelungen, die relativ komplexe Thematik verständlich darzustellen.« Inhaltlich stellt sich Plock, der auch Leiter der KfG Deutschland ist, voll hinter Streitenbergers Aussagen und meint, dieses Buch sei »notwendig«.

Der Autor, Peter Streitenberger (*1979), ist Diplom-Sozialpädagoge (FH). Er hat im Zweitstudium Germanistik und Philosophie studiert. Eine 67seitige Kurzfassung dieses Buches reichte er später (2010) als Magisterarbeit an der Universität Eichstätt-Ingolstadt ein; sie wurde vom Nürnberger Verlag für Theologie und Religionswissenschaft (VTR) 2012 veröffentlicht. Streitenberger ist im deutschsprachigen Raum wegen seiner anti-calvinistischen Beiträge (und deren oft bedauernswert schlechtem Stil) auf der Webseite bibelkreis.ch bekannt geworden. Ein Beitrag von ihm auf academia.edu aus dem Jahr 2019 zeigt, dass er diesen Stil und Inhalt weiter pflegt. Auch die vielen Fehler in Satzbau und Orthographie sind sehr störend.

Zu Inhalt und Ziel. Streitenberger verfolgt mit diesem Buch die Zielsetzung: »Der Leser soll in die Lage versetzt werden, die grundlegenden Gedankenketten zu verstehen, um dadurch selbst prüfen zu können, ob die Lehre Calvins, die heute wieder verstärkt vertreten und verkündigt wird, akzeptiert werden kann oder nicht.« Bei solcher Zielsetzung muss man diese Gedankenketten erst einmal sachlich und richtig präsentieren. Da der Autor das Urteil über »die Lehre Calvins« dann dem Leser selbst überlassen will (er soll »selbst prüfen«), kann er sich ein eigenes Urteil über diese Lehre eigentlich sparen.

Leider werden beide vom Autor angegebenen Zielsetzungen nicht erreicht. Dies wurde in vielen Rezensionen nachgewiesen, kurzen und ausführlichen, wie folgende mit Zitaten kommentierte Liste aufzeigt.

Rezensionen

1. Joachim Schmitsdorf: Rezension: Peter Streitenberger, Die fünf Punkte des Calvinismus. Eine Antwort. (Quelle im Web hier; PDF; Backup)

»Das Buch beginnt schon mit dem Irrtum, die Erwählung sei der „Kerngedanke“ sowie „Dreh- und Angelpunkt“ der calvinistischen Lehre (S. 14). … Diese durch die Synode von Dordrecht 1618-1619 formulierten „fünf Punkte“ sind nicht mit „dem Calvinismus“ gleichzusetzen.«
»Immer wieder beruft sich Streitenberger auf Dave Hunts Buch What Love is This?, doch dieses ist die denkbar schlechteste Quelle zum Thema; es ist voll schlechter Argumente und sachlicher Fehler«.
»Fazit. Dem selbst gestellten Anspruch, seine Aussagen müssten „sich daran messen lassen, ob sie mit Gottes Wort in Einklang stehen“ (S. 11), wird dieses Buch nicht gerecht.«

2. Was war nochmals die Frage? – Eine Rezension des Buches „Die fünf Punkte des Calvinismus – Eine Antwort“ von Peter Streitenberger. (Archivkopie PDF) – Eine ausführliche Diskussion der Inhalte, Argumente und des Stils dieses Buches (19 Seiten).

»Diese Rezension gliedert sich in die Aspekte: Erster Eindruck, Polemik, Kriterien, Zitate, Bibelkritik, Calvinismus, Begriffe, Anmaßung, Ein weiterer Kardinalfehler, Vernebelungstaktik, Fazit sowie eine Schlussempfehlung. Insgesamt nötigt sich der Eindruck auf, dass hier die bereits überlegen widerlegte –weil sachlich und biblisch nicht haltbare– Polemik von Dave Hunts „What love is this?” in neuem, trübem Aufguss serviert und fast unverhohlen Gemeindespaltung gefo(e)rdert wird
»Streitenberger liefert m.E. eine zu sehr verkürzte und überdies verzerrte Darstellung, die nicht empfohlen werden kann. Wer eine ausgewogene Darstellung und ggf. Korrektur sowohl der arminianischen als auch der calvinistischen Sondersichten aus biblischer Perspektive finden will, kann auf viel bessere und sachlich angemessenere Quellen zurückgreifen, insbesondere solche von Menschen, die vor Gottes Wort tiefe Ehrfurcht hatten/haben und vermitteln und schon von daher empfehlenswert sind.«

3. Sebastian Merk: Buch-Rezension: Die Fünf Punkte des Calvinismus – Eine Antwort. (Quelle im Web unter www.evangeliums.net)

»Die fast inflationäre Verwendung von Sekundärzitaten erschwert die Überprüfung der Quellenangaben erheblich und ist unüblich. Mängel im Lektorat des Buches finden sich auf den S. 39, 85, 101, 102, 130.«
»Bezüglich der persönlichen Bekehrung Calvins Zweifel zu säen und damit Rückschlüsse auf die von ihm formulierte Dogmatik zu ziehen, ist angesichts der Tatsache, dass das Infragestellen der Errettung wohl der schwerste denkbare Angriff auf einen Christen ist, ein unerfreulicher Abschnitt der Lektüre
»Auch die Ausführungen zu der Rolle Calvins in Bezug auf Hieronymus Bolsec und Michael Servetus sind einseitig und oberflächlich
»Obwohl der Autor und der Verleger diese Schrift als sachlichen Diskussionsbeitrag verstanden wissen möchten, wird sie vom Leser über weite Strecken als kämpferische Streitschrift empfunden, die ein hartes Urteil über eine der Hauptströmungen der evangelischen Theologie enthält
»Dieses Buch wird NICHT empfohlen