Die Wahrheit wird euch frei machen

John MacArthur
Grace Community Church, Sun Valley, CA, USA
Predigt am Independance Day 04.07.2021
Leittext: Johannes 8,32b

Der US-amerikanische Theologe und Hirten-Lehrer Dr. John MacArthur, dessen Heimatgemeinde Grace Community Church in Sun Valley (Los Angeles) in der Corona-Zeit manche Schlagzeile machte und einen sehr beachteten Prozess gegen die übergriffigen Maßnahmen des Los Angeles County gewann, äußerte sich am traditionellen amerikanischen »Freiheitstag« (Unabhängigkeitstag; Independence Day) zu falschen Konzepten zur Freiheit, zur politischen Gefährdung der Freiheit und was Jesus Christus tatsächlich meinte, als er sagte: »Die Wahrheit wird euch frei machen« (Johannes 8:32b). Seine Teilanalyse zweier Bücher zum Totalitarismus der Zukunft –vor dem Hintergrund der kontemporären amerikanischen Situation– bilden folgenden Einstieg in eine Predigt über Wahrheit und Freiheit, wie sie in Gottes Wort gelehrt wird (übersetzt und adaptiert aus dem veröffentlichten Transkript durch grace@logikos.club; Quelle: siehe Endnoten).


Wie wir alle wissen, ist heute der 4. Juli; und es ist historisch gesehen ein Tag, an dem wir in diesem Land die Freiheit feiern, zurückgehend auf die Zeit, als Amerika aus einer Revolution heraus geboren wurde und sich seine Freiheit verdiente. Freiheit hat in unserer Gesellschaft immer einen hohen Stellenwert gehabt, zumindest bis heute. In den letzten paar Jahrhunderten schien die Freiheit ganz oben auf der Liste der Dinge zu stehen, die die Menschen in unserer Kultur und Gesellschaft erhalten wollten. Und im Laufe der Jahre gab es eine Redewendung, die im Zusammenhang mit der Freiheit verwendet wurde: »Die Wahrheit wird euch frei machen«.

1  »Die Wahrheit wird euch frei machen« 

Es ist interessant zu wissen, auf wie viele Arten dieser Ausspruch verwendet wurde. Er ist bekannt. Es gibt unzählige Anwendungen davon. Es gibt unzählige Interpretationen davon. Es gibt sogar einige bizarre Memes, die auf dieser Aussage aufbauen: »Die Wahrheit wird dich frei machen.« Ich nehme an, sie ist so umfassend formuliert, dass sie von vielen verschiedenen Bereichen unserer Kultur aufgegriffen wird. 

1.1 Die philosophische Deutung

Platon hat den Anfang einer philosophischen Herangehensweise an diese Aussage gemacht; und die Philosophen haben in Anlehnung an Platon gesagt: »Finde die Wahrheit, die in dir ist –Selbsterkenntnis– und sei dieser deiner Wahrheit treu – und du wirst frei sein.«  Das ist die philosophische Interpretation dieser Aussage.

1.2 Die psychologische Deutung

Es gibt auch eine psychologische Interpretation von »Die Wahrheit wird dich frei machen«. Diese lautet: »Sage die Wahrheit und du wirst frei von Schuld sein.« Sage die Wahrheit, egal wieviel Schaden du damit anderen zufügst. Sei brutal ehrlich; behalte es nicht für dich, sonst fügst du dir selbst psychischen Schaden zu. Freiheit findet man, wenn man sich gegen all die Lügen auflehnt, die man sich selbst über sich erzählt und die andere Menschen über einen erzählen. »Ihre Wahrheit wird Sie befreien, aber Sie müssen daran arbeiten, sie zu gebären«, sagte ein Psychologe.

1.3 Der zynische Ansatz

Und dann gibt es noch die zynische Herangehensweise an die Aussage »Die Wahrheit wird dich frei machen«. Ein Zyniker sagte: »Die Wahrheit wird dich schließlich frei machen, aber am Anfang wird sie dich nur wütend machen.« Meistens macht die Wahrheit nicht frei, sondern verängstigt, ängstigt, deprimiert. Manche Wahrheit wird dein Leben in Gefahr bringen. Manche Wahrheit würde dich, wenn du sie sagst, verhaften und ins Gefängnis bringen. Manche Wahrheit könnte Sie sogar der Gefahr des Todes aussetzen. Wozu also Wahrheit?

2 Die Leugnung absoluter Wahrheit

Die meisten Philosophen, Psychologen und Zyniker würden zustimmen, dass es keine echte, absolute Wahrheit gibt. Wahrheit ist das, was man für sich selbst will; es gibt keine objektive, absolute Wahrheit. Wahrheit ist das, was man für sein Wohlbefinden als Wahrheit empfindet. Sei deiner eigenen Wahrheit treu, und du wirst frei sein von den Dingen, die deine Seele quälen könnten.

2.1 Das Problem des hedonistischen Zeitgeistes

Das Problem mit der objektiven und der absoluten Wahrheit ist, dass sie sehr unangenehm ist, weil die absolute Wahrheit und die objektive Wahrheit moralische Verantwortung aufwerfen. Und das will man in einer hedonistischen Kultur keinesfalls. Die Erhöhung der moralischen Verpflichtung und Verantwortung fühlt sich nicht wie Freiheit an.

2.2 Das Problem einer politisch abhängigen Wissenschaft

»Die Wahrheit wird euch frei machen« hat auch in der Wissenschaft Einzug gehalten. Es war das Motto des California Institute of Technology (CalTech). Sie hatten »The truth shall make you free« bereits 1925 eingeführt. Aber dies hat sich in der wissenschaftlichen Welt nicht wirklich dauerhaft bewährt, denn wenn man die jüngsten Artikel von CalTech-Wissenschaftlern liest, stellt man fest, dass die Wissenschaft nicht mehr von der Suche nach der Wahrheit angetrieben und gelenkt wird, sondern im Wesentlichen von den Forschungsgeldern, die die herrschende politische Partei gewährt. Die Wissenschaft hat sich der Politik dienlich gemacht. Was auch immer die Suche nach der Wahrheit im Jahr 1925 gewesen sein mag, sie ist nun vollständig durch die politischen Vorgaben beeinträchtigt.

2.3 Das Problem einer ideologischen Politik

Und dann ist da noch die Regierung selbst. Wenn Sie das ursprüngliche Gebäude der CIA sehen würden, würden Sie auf der Vorderseite des Gebäudes eingraviert sehen: »Die Wahrheit wird euch frei machen.« Wir sind inzwischen alle ziemlich überzeugt, dass die CIA kein guter Ort ist, um die Wahrheit zu finden. Die CIA ist durch die Politik und die Ideologien unserer Kultur völlig kompromittiert worden. Man würde gerne annehmen, dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt in unserer Geschichte die Beschützer von allem, was wahr, richtig und gut ist, waren. Aber sie sind von der sie umgebenden Korruption selbst unausweichlich korrumpiert worden.

Es gibt also eine politische und eine soziale Freiheit, die behauptet: »Die Wahrheit wird euch frei machen.« Wie sieht das in unserer Gesellschaft aus? Ich bin, wie alle wissen, kein Sozialkritiker, aber ich denke, dass es eine Perspektive gibt, die helfen wird, wenn wir nun ein wenig über diese zeitlichen, irdischen Perspektiven der Freiheit sprechen.

3 Die Dystopien von Huxley und Orwell

Im Jahr 1932 schrieb ein bekennender Atheist namens Aldous Huxley das Buch Brave New World[1], einen dystopischen Roman, der sich mit der Zukunft befasste und davon ausging, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis der Westen vollständig dem Totalitarismus verfallen wäre, d. h. der Herrschaft einer dominanten Macht, in der es nur zwei Klassen gibt: die herrschende Klasse und alle Menschen, die ihr unterworfen sind. In Brave New World schilderte er, wie das Leben dort aussehen würde.

Etwa siebzehn Jahre später schrieb George Orwell, ebenfalls ein überzeugter Atheist, 1984[2], einen weiteren dystopischen Roman, der sich mit der Zukunft befasste. Als ich mich kürzlich mit diesen beiden Romanen beschäftigte, habe ich aus diesen beiden Bildern des Totalitarismus in der Zukunft des Westens ziemlich erstaunliche, vorausschauende Einsichten von zwei Atheisten gewonnen. Totalitäre Herrschaft, sagen beide, ist im Wesentlichen die absolute politisch-soziale Versklavung aller Menschen. Wir sind an das gewöhnt, was man »Chattle-Sklaverei« nennt, eine Form der Sklaverei, wo eine Person eine andere Person besitzt. Politische Sklaverei hingegen ist, wenn der Staat einen jeden seiner Bürger besitzt. Die Auswirkungen dieser unterschiedlichen Arten von Sklaverei auf den Einzelnen sind leider gleich. Wir sind in der amerikanischen Geschichte an einem Punkt angelangt, an dem wir die [alte Form der] Sklaverei hassen. In der Tat haben wir eine massive Bewegung, eine Rassenbewegung, geschaffen, die sich auf die vergangene Sklaverei stützt. Die Menschen erheben sich in hehre Höhen, um die [alte Form der] Sklaverei zu verurteilen, währenddessen sie gleichzeitig bereitwillig Sklaven ihres Staates werden. Am Ende läuft es auf dasselbe hinaus: Jemand besitzt dich und du gibst deine eigene Freiheit auf.

4 Acht Wirkmerkmale des Totalitarismus

Welche Elemente der Gesellschaft und der Politik führen nun zu dieser willigen Art von Staatssklaverei? Unter Berufung auf Orwell und Huxley sagt man, dass der Totalitarismus folgendermaßen aussehen werde. Hier sind die von den Autoren genannten notwendigen Elemente:

Erstens: Man braucht eine ernsthafte Krise. Eine Krise bringt die Freiheit in Gefahr, denn eine Krise erhöht die staatliche Kontrolle. Und je schwerer die Krise ist und je mehr Kontrolle die Regierung erhält, desto mehr Freiheiten verschwinden.

Zweitens: Das Kollektiv ist wichtiger als der Einzelne. Das größere Wohl ist das Wohl der Gesellschaft, nicht das eigene. »Es ist uns egal, was Sie wollen oder was Sie denken, wir müssen die globale Erwärmung stoppen. Ihre Freiheiten sind uns egal, die Dinge, die Sie sich wünschen und die Sie wollen, können Sie nicht sagen; Sie können das nicht glauben; Sie können das nicht tun.« Denn das Kollektiv ist viel wichtiger als der Einzelne. »Der Fortschritt der LGBTQ ist auf sozialer Ebene viel wichtiger für das Wohl der Gesellschaft als alles, was Sie darüber denken.« Das Kollektiv dominiert also das Individuum. Jeder wird in das Kollektiv gezwungen.

Drittens: Man braucht eine Massenpsychose. Man braucht eine Massenpsychose, etwas, das allen Angst macht – wie eine Seuche, wie eine Pandemie, wie Masken -, die eine größere Bedrohung darstellen als die Aufgabe der Freiheit. Die Menschen gaben ihre Freiheiten überstürzt auf, als es eine Bedrohung gab, die eine Massenpsychose auslöste. Halten Sie die Täuschung aufrecht, damit sie weiterhin die Lügen glauben, und Sie eskalieren die Kontrolle.

Viertens: Kontrolle der Informationen. Kontrollieren Sie, was die Menschen hören und was sie deshalb glauben. Die Art und Weise, wie man Informationen kontrolliert, ist die folgende: Man stiftet Verwirrung, sendet alle möglichen unterschiedlichen Signale aus, so dass nichts wirklich klar ist. So schafft man eine Art von akzeptabler Irrationalität, eine Art von Wahnsinn. Man zensiert, was man nicht will; man kontrolliert die Menschen durch Technologie und Medien.

Fünftens: Hedonismus. Das ist ein dominantes Merkmal beider Romane. Lasse alle Arten von Unmoral überall gewähren. Schaffen Sie eine Situation der ungehinderten sexuellen Lust. Lassen Sie die Menschen sich völlig im Vergnügen verlieren, ohne Grenzen für jegliche Art von sexuellem Verhalten. Füllen Sie die Kultur mit Pornografie, denn solange Menschen in ihren sexuellen Gelüsten ungehindert sind, solange sie sich in hedonistischem Vergnügen verlieren, denken sie nicht nach.

Sechstens: Seichte Unterhaltung. Füttern Sie sie mit geistloser, leicht zugänglicher, unwichtiger, ablenkender, pausenlos berieselnder Unterhaltung, damit sie in einer Welt der Fantasie und der emotionalen Stimulation leben, anstatt zu denken. 

Siebtens: Drogen. Machen Sie Drogen für jedermann zugänglich. Unter Drogen stehende Menschen und betrunkene Menschen sind harmlos. 

Achtens: Spaltung und Isolation. Dies ist entscheidend, wenn man eine ganze Bevölkerung übernehmen will: Man isoliert die Menschen voneinander, [trennt sie innerlich]. Wenn man sie so voneinander isoliert, hat man die Kontrolle über das gültige Narrativ. Man nimmt den Menschen Vergleichsmöglichkeiten und Beispiele für Alternatives weg. 

Dies ist es, was sich die Atheisten als Weg zum dystopischen Totalitarismus ausgedacht haben, bei dem die Menschen abgelenkt, betäubt und unter Drogen gesetzt werden und ihre Freiheiten aufgeben.

5 Die größte Gefahr für den Totalitarismus

Was ist nun die größte Bedrohung für diese Entwicklung? Die größte Bedrohung ist ziemlich einfach: Eine andere Autorität als die [totalitaristischen Ideen nachstrebende] Regierung. 

Apropos Regierende: Blicken Sie nicht heilsverlangend auf die Politiker, um von ihnen die Lösung des Problems [der staatlich sanktionierten übergriffigen Gängelung des Bürgers] zu erwarten. Sie sind oft nicht Teil der Lösung, sondern eher Teil des Problems. Sie sind die Mächtigen; sie werden das Problem nicht lösen. Ein Nicht-Politiker hat [in unserem Land] versucht, das Problem zu lösen, aber er bekam von der Klasse der Berufspolitiker keine Unterstützung. Man kann sich nicht an sie wenden, um das Problem zu lösen, denn sie sind die Mächtigen; sie sind die Elite, die Machtgierigen, die nur noch mehr Macht wollen.

Was empfinden die Mächtigen als Bedrohung? Eine andere Autorität – zumal eine Autorität, die eine größere Autorität ist, die eine transzendente Autorität ist, die eine ewige Autorität ist und die sich auf den Seiten der Heiligen Schrift klar offenbart hat. Wer ist also ihr größter Feind? Gott. Welches ist das Buch, das sie am meisten fürchten? Die Bibel.

Ich weiß nicht, wie die Freiheit in dieser westlichen Kultur in Zukunft aussehen wird. Aber ich sehe, wie sich das alles entwickelt – und diese beiden Bücher stammen, wie gesagt, aus den 1930er bis 1940er Jahren. Aber wir haben es auf jeden Fall geschafft, alle Kästchen abzuhaken, um Totalitarismus zu schaffen. Und hier sind wir, so edel aufgebracht über die Freiheit, die den Sklaven in der Vergangenheit weggenommen wurde, während wir gleichzeitig – verdummt, dumm, gedankenlos, lüstern – unsere Freiheiten aufgeben und Sklaven des Staates werden. Am Ende ist dies nichts Anderes.

Aber wenn wir von »Die Wahrheit wird euch frei machen«  sprechen, versagt die Psychologie. Man spielt nur Gedankenspiele mit sich selbst. Die Philosophie versagt, denn die Wahrheit ist nicht in uns. Es hat keinen Wert, zynisch zu sein und zu glauben, dass die Wahrheit nicht existiere, weil es keine objektive, absolute Wahrheit gebe. Das Bildungssystem an den Universitäten versagt. Die Wissenschaft versagt, weil sie korrumpiert wird. Und wenn die Regierung versagt – und das ist beobachtbar – dann wird von ihr das offizielle Narrativ erzählt, einfach weil sie das Sagen hat. Was immer auch »Die Wahrheit wird euch frei machen« bedeutet, es hat nichts mit den Dingen zu tun, über die ich bisher gesprochen habe, denn diese sind alle mehr oder weniger korrumpiert worden. Wir sprechen über etwas anderes.

Schlagen Sie also Ihre Bibel in Johannes 8 auf. Ich weiß nicht, wie die zukünftige Politik aussehen wird. Es ist ziemlich klar, dass wir in Richtung Totalitarismus gehen – wir steuern auf Gedankenkontrolle zu, wir steuern auf Zensur zu, wir steuern auf Unmoral in einem Ausmaß zu, wie wir es noch nie gesehen haben, wo Gesetze gemacht werden, um die Unmoralischen zu schützen und diejenigen zu bestrafen, die moralisch sind. All diese Dinge sind inzwischen Realität geworden. Es ist also ziemlich klar, dass wir uns auf den Weg des Totalitarismus begeben haben, der natürlich auch schon in der Vergangenheit ausprobiert wurde und unausweichlich in einer Katastrophe endete: Stets wurden auf diesem Weg Millionen von Menschen getötet, weil die Menschen, die sich der totalitären Macht widersetzten, umkamen. Das ist geschichtliche Tatsache.

[Fortsetzung siehe: https://www.gty.org/library/sermons-library/81-120/the-truth-shall-set-you-free ]


Endnoten und Literaturhinweise

[1] Aldous Huxley: Brave New World. New York, NY: Harper & Row, 1946. First Perennial Library Edition, 1969. Rezension: Schöne Neue Welt (?) von Grace@logikos.club mit Angabe und Analyse der Merkmale und Ideen der Brave New World (BNW)

[2] George Orwell: 1984. New York, NY: Harper & Row, 1946.

Bildquelle Titelbild: »These words of Jesus are inscribed in marble on a wall at CIA headquarters in Langley, Virginia: “And you shall know the truth and the truth shall make you free” (John 8:32). Photo: Public domain.«

Bleibe beim Text, Prediger!

In 1Timotheus 4,13 sagt Paulus zu Timotheus: »Bis ich komme, halte an mit dem Vorlesen, mit dem Ermahnen, mit dem Lehren.« Beachten Sie, dass die Worte der Heiligen Schrift laut gesprochen (»Vorlesen«) werden, die Menschen werden aufgefordert, dem Wort Gottes zu gehorchen (»Ermahnen«), und die Wahrheit des Textes wird sorgfältig und gründlich erklärt (»Lehren«). Dies sind die Kernelemente einer guten Auslegungspredigt.

Es ist bezeichnend, dass die Heilige Schrift den Predigern stets die gleichen Anweisungen gibt: Sie sollen das gewisse Wort Gottes predigen – und nichts anderes: nicht unsere Meinungen, Popkultur, politische Agenden, Träume, persönliche Visionen oder andere spekulative Vorstellungen. Sie sollen die Schrift treu verkündigen (2Timotheus 4,2), ob dies leicht oder schwer ist, ob die Menschen begeistert reagieren oder auch nicht. Die Bibel ist die einzige Botschaft, die wir im Namen Christi verkünden dürfen. Alles andere ist Verrat an der der hohen Berufung des Predigers.

Wenn man eine Predigt damit beginnt, dass man die Versammelten dazu auffordert, in ihrer Bibel ein bestimmtes Kapitel und einen bestimmten Vers aufzuschlagen, dann muss man bei diesem Abschnitt bleiben, bis man gründlich erklärt hat, was der Sinn dieses Bibeltextes ist. Der Prediger muss den Text sprechen lassen, ohne zu versuchen, ihn abzuschwächen oder dessen Autorität unter dem Deckmantel der sog. politischen Korrektheit abzuschwächen. Man sollte auch nie versuchen, die Bibel an die eigenen, mitgebrachten Vorstellungen anzupassen. Niemals sollte man eine Bibelstelle auf Kosten ihrer wahren Bedeutung »auszulegen« [oder »anzuwenden«].

Ich schäme mich, es zuzugeben, aber die erste Predigt, die ich je gehalten hatte, war ein trauriges Beispiel dafür, was man mit der Schrift nicht machen darf. Ich bin so froh, dass es davon keine Aufzeichnung gibt. Mein Text war: »Und siehe, … ein Engel des Herrn kam aus dem Himmel herab und … wälzte den Stein weg« aus Matthäus 28,2. Ich gab meiner Predigt den Titel: »Die Steine in deinem Leben wegrollen«. Ich sprach über den Stein des Zweifels, den Stein der Angst und den Stein des Zorns. Zweifel, Angst und Zorn sind alles legitime Themen, aber sie haben nichts mit diesem Vers zu tun! Ich erschaudere, wenn ich daran zurückdenke. Aber ich erschaudere auch heute noch, wenn ich höre, wie Prediger ihren Text auf ähnliche Weise behandeln. Traurigerweise ist diese Art des Predigens so üblich geworden, dass der normale Kirchgänger (Gottesdienstbesucher) inzwischen meint, dass eine Predigt genau so aussehen sollte.

Die evangelikalen [dem Wort Gottes verpflichtete] Christen haben nun jahrzehntelang solches Predigen begrüßt und gefördert. Die große Mehrheit der heutigen Predigten ist so oberflächlich, dass es den Anschein hat, der Prediger wolle wohl vermeiden, irgend etwas etwas in Frage zu stellen, was seine Zuhörer bisher glaubten. Und besonders verblüffend ist, wie schnell Prediger sich von ihrem Bibeltext abwenden und sich Geschichten und Geschichtchen, Allegorien, weit hergeholten Anwendungen und schlimmerem Unsinn zuwenden. (Das muss man natürlich tun, wenn man entschlossen ist, allen Wahrheiten der Schrift aus dem Weg zu gehen, die mit den Werten und Glaubenssystemen unserer Kultur im Widerspruch stehen könnten.)

Einer der beunruhigendsten Trends auf den Kanzeln heute ist die beliebte Praxis der Personalisierung und der Überkontextualisierung der Schrift, so dass jeder Text letztlich vom Prediger selbst handelt. Wenn er die Geschichte von David und Goliath behandelt, wird er sie veranschaulichen, indem er berichtet, wie er in seinem eigenen Leben ein Goliath-großes, bedrohliches Problem siegreich überwunden hat. Wenn er über Mose und dessen Konfrontation mit dem Pharao lehrt, wird er eine Geschichte über einen symbolischen Pharao, den er überlebt und besiegt hat, erzählen. Mein Vater pflegte zu sagen: »Hüte dich vor Predigern, die stets der Held ihrer eigenen Illustrationen sind!« Wir müssen heute vor jenen Narzissten warnen, die sich selbst zum Subjekt jedes biblischen Textes machen wollen.

Bleibe dem Text treu. Es ist schließlich das Wort Gottes und nicht ein Drehbuch für Menschen, das sie überarbeiten und mit dem sie sich amüsieren könnten. Mit Paulus gesagt: »Denn wir verfälschen nicht, wie die Vielen, das Wort Gottes, sondern als aus Lauterkeit, sondern als aus Gott, vor Gott, reden wir in Christus.« (2Kor 2,17). Das Wort, das hier mit »verfälschen« übersetzt wird, ist im Urtext das Verb kapēleuō (»verschachern«), eine Ableitung von kapēlos , dem griechischen Wort für »Krämer«. Es hat eine klare Konnotation von Unaufrichtigkeit und Betrug [aus Geldgier]. Es bezeichnet einen zwielichtigen Verkäufer von minderwertigen Waren, der nur darauf aus ist, schnellen Profit zu machen.

Kein Prediger, der Christus wirklich liebt, möchte das kirchliche Äquivalent eines Schlangenölverkäufers (Quacksalbers) sein. Aber seien wir ehrlich: Die Neigungen unseres gefallenen Fleisches machen auch uns anfällig dazu, nachlässig, oberflächlich, unaufmerksam und faul im vorbereitenden Schriftstudium zu sein. Die harten Anforderungen des Lebens und des Dienstes verleitet uns dazu, Abkürzungen zu nehmen, die wir nie nehmen sollten. Wir müssen diese Neigungen im Ansatz töten, müssen beständig fleißig bleiben und uns daran erinnern, dass wir es mit dem Wort Gottes zu tun haben. Uns bleibt keine Entschuldigung, wenn wir es nicht mit äußerster Sorgfalt behandeln.

Quelle: Auszug aus: John MacArthur: The Preacher And His Bible (Der Prediger und seine Bibel), in: Expositor Magazine, Nr. 6 (Jul/Aug 2015) vom 20.07.2015, S. 14–15. (Eigene Übersetzung)

Unsere Theologie bestimmt unsere Politik

Die Theologie des Menschen bestimmt seine Philosophie des Menschen, die wiederum seine politische Philosophie hervorbringt. Daraus entwickelt sich die Politik einer Nation, aus der sich das Wirtschaftssystem entwickelt. […]

Die natürliche Folge des humanistischen Menschenbildes kann nur eine kontrollierte und reglementierte Gesellschaft sein: Sozialismus, Faschismus, Kommunismus oder der Wohlfahrtsstaat, der sich nicht im Wesen, sondern nur im Grad unterscheidet.

Th. G. Rose

Thomas Gordon Rose (1928–2014)

U.S. Navy Veteran, ehem. Wirtschaftsprofessor am Grove City College, PA (USA), Autor von 7 Büchern und Hunderten von Artikeln zu wirtschaftlichen und politischen Themen

Wahre Freiheit

Nur wer Frieden mit Gott hat, der ist wirklich frei

Freiheit haben wir nur, wenn wir im Einklang mit unserem Ursprung leben, wenn wir also im Frieden mit Gott sind.

Helmut Thielicke (1908–1986) deutscher evangelischer Theologe

Freimachen kann nur die Wahrheit in Person: Jesus Christus

Jesus sprach nun zu den Juden, die ihm geglaubt hatten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. … Wenn nun der Sohn euch frei macht, werdet ihr wirklich frei sein.

Jesus Christus, Sohn Gottes (Johannesevangelium 8:31–32.36)

Gottes Zorn – Muss das sein?

Für viele Menschen, egal, ob sie sich als Christen sehen oder nicht, ist die Aussage: »Gott ist Liebe.« Anfang und auch Ende ihrer Theologie. Für Heiligkeit, Zorn, Rache oder Strafe ist in diesem Gottesbild kein Platz. Entspricht dies aber der Selbstoffenbarung des einen, wahren Gottes in Seinem Wort, oder ist dies ein selbstgemachter „Gott“ (a.k.a. Götze)?

Bibelleser wissen, dass Gottes Zorn eine unverzichtbare Wirkung Seines heiligen Wesens und Seiner Retternatur ist. Ohne Gottes Zorn wäre seine Liebe nicht vollkommen. Und das ist undenkbar. Der amerikanische Theologe A. W. Tozer hat das im vergangenen Jahrhundert gut erfasst und beschrieben:

Da es Gott im Blick auf seine Welt in erster Linie um deren Übereinstimmung mit seiner Lebensordnung, das heißt um Heiligkeit, geht, zieht alles, was im Gegensatz dazu steht, sein ewiges Missfallen auf sich.

Um seine Schöpfung zu erhalten, muss Gott alles zunichte machen, was diese zerstören würde. Wenn er sich erhebt, um der Sünde entgegenzutreten und die Welt vor einem nicht wiedergutzumachenden Zusammenbruch zu retten, dann wird er in der Bibel als zornig beschrieben. Jedes Zorngericht in der Weltgeschichte stellt einen heiligen Akt der Erhaltung dar. Die Heiligkeit Gottes, der Zorn Gottes und das Wohl der Schöpfung sind unzertrennbar vereint. 
Gottes Zorn ist seine völlige Unduldsamkeit allem gegenüber, was verdirbt und zerstört. Er hasst die Sünde, wie eine Mutter die Krankheit hasst, die das Leben ihres Kindes bedroht.

Aiden Wilson Tozer (1897–1963), Das Wesen Gottes – Eigenschaften Gottes und ihre Bedeutung für das Glaubensleben (Neuhausen-Stuttgart: Hänssler, 1996), S. 124–125.

Der amerikanische Prediger und Theologe Steve Lawson (*1951) schreibt in seinem exzellenten Buch über die Herrlichkeit und Vollkommenheiten Gottes am Ende auch ein Kapitel über den Zorn Gottes. Hier ein Auszug:

Manche Menschen sprechen so entschuldigend vom Zorn Gottes, als ob dieser die »dunkle Seite« Gottes wäre. Aber die Bibel sagt, »dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist« (1Joh 1:5). Sind wir uns also darin völlig klar: Es gibt keine dunkle Seite Gottes. Er ist ganz und völlig Licht. Jede Eigenschaft Gottes ist absolut rein und völliges Licht, einschließlich dem Zorn Gottes.

Die Heiligkeit Gottes verlangt, dass er durch die Sünde erzürnt wird. Der göttliche Zorn ist die notwendige Reaktion seiner moralischen Reinheit auf jeden und alles, was sein Gesetz bricht. Gott ist makellos, ohne jeden moralischen Makel, und er muss voll heiligen Zornes gegen jede Sünde sein. Er kann nicht gleichgültig gegenüber irgendeiner Ungerechtigkeit sein. Gott empfindet eine tiefe Empörung gegen alles Unheilige. Das gilt nicht nur für die Sünde, sondern auch für den Sünder. Der göttliche Zorn muss sich gegen alles richten, was nicht mit seiner moralischen Vollkommenheit übereinstimmt. Sonst würde Gott aufhören, vollkommen heilig zu sein.

Der Apostel Paulus schreibt: »Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit besitzen [o. niederhalten, unterdrücken]« (Röm 1:18). Das Wort »Zorn« (griech. orgē ) steht für die [im Strafgericht] entflammte Wut Gottes über die Sündhaftigkeit der Menschen. Dieses griechische Wort ist als »Orgie« in unsere Sprache eingegangen und beschreibt da die hitzigen, fleischlichen Gelüste unzüchtiger, unmoralischer Partys. Der übergreifende Gedanke, den dieses Wort hier jedoch ausdrückt, ist die Leidenschaft, die intensive, »schwer atmende« Reaktion des heiligen Gottes auf die Sündhaftigkeit des Menschen. Gott ist mit brennender Leidenschaft gegen alles entflammt, was nicht mit seiner eigenen vollkommenen Heiligkeit übereinstimmt.

Paulus betont dasselbe: »Nach deinem Starrsinn und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf am Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes« (Röm 2:5). Der »Tag des Zorns« ist eine Anspielung auf den Jüngsten Tag, an dem Gott alle offenen Rechnungen begleichen wird. Die Unbekehrten häufen Zorn auf Zorn an, der schließlich von Gott entfesselt werden wird. Sie werden an jenem Tag von einer sintflutartigen Flut des göttlichen Zorns gegen sie überrollt werden. Da Gott vollkommen gut ist, ist es von entscheidender Bedeutung, dass Er jede Verfehlung in der ewigen Hölle bestraft. Der Zorn Gottes ist das notwendige Gegenstück zu Gottes vollkommener Heiligkeit.

Lawson, Steven J., Show Me Your Glory. Understanding the Majestic Splendor of God. (Sanford, FL: Reformation Trust Publishing [Ligonier Ministries], 2020). Zitiert nach: Show Me Your Glory. Kindle-Version (Sanford, FL: Reformation Trust Publishing), Kindle-Positionen 3065-3081. (eigene Übersetzung; grace@logikos.club)

Weiterführende Literatur – Eine Leseempfehlung

Thomas Chalmers (1780–1847)

»Thomas Chalmers war Pastor in Glasgow und Theologieprofessor an der Universität Edinburgh. Er wirkte 1843 maßgeblich an der Gründung der schottischen Freikirche mit, nachdem er aus der Kirche von Schottland ausgetreten war, weil sich in der Staatskirche der Unglaube einschlich.« Er schrieb in einer seiner besten Predigten über den Zorn Gottes und wie dieser in der gegenwärtigen Zeit der Gnade noch zurückgehalten wird, um letztlich im Gericht über alle unbußfertigen Sünder ungehemmt über sie auszubrechen. Die gegenwärtige Zeit ist gekennzeichnet von der Retterliebe Gottes, die alle Menschen ohne Unterschied einlädt und auffordert, zum Retter der Welt, Jesus Christus, umzukehren (d. h. Buße zu tun im Bekennen, Lassen und Hassen der Sünde) und an Ihn zu glauben für Zeit und Ewigkeit.

Den Abdruck des hier thematisch relevanten Teils dieser Predigt finden man übersetzt in: John MacArthur, Die Liebe Gottes. Einblicke in Gottes untergründliches Wesen und Handeln (5. Aufl., Augustdorf: Betanien, 2018), Anhang 1, S. 177–196. Orig.: The God Who Loves (Nashville, TN: Word Publishing, 2001). – Das genannte Buch von MacArthur ist in Gänze lesenswert und äußerst hilfreich, um das Thema des Zornes Gottes biblisch fundiert zu verstehen und richtig einordnen zu können. Dies ist heute, wo eine verschobene, schräge und unvollständige Darstellung üblich geworden ist, um so wichtiger (s. Todd M. Brenneman, Homespun Gospel: The Triumph of Sentimentality in Contemporary American Evangelicalism (Oxford: University Press, 2013).

John F. MacArthur (*1939) und Richard L. Mayhue

John MacArthur und Richard Mayhue haben eine hervorragende systematische Theologie geschrieben, die besonders auch für Nicht-Theologen lesbar ist: Biblische Lehre: Eine systematische Zusammenfassung biblischer Wahrheit (2. Aufl., Berlin: EBTC, 2020. Rezension), 1360 Seiten. Orig.: Biblical Doctrine: A Systematic Summary of Bible Truth (Wheaton, IL: Crossway, 2017), 1024 Seiten.

Die Frage des Zornes Gottes und wie man diesem entgeht durch das im Evangelium dargestellte Heilswerk Gottes wird vertiefend in folgenden Abschnitten besprochen: »Sünde (propitiatio[n])«, S. 699–703 und »Die Hölle«, S. 1110–1115. Als Kurzdefinition wird »Zorn Gottes« so erklärt: »Gottes Missfallen und Hass gegenüber allem Bösen, zusammen mit seiner Absicht, es zu strafen.« (S. 1246). – Selbstverständlich ist es didaktisch sinnvoller, dem Text der Biblischen Lehre von Beginn an zu folgen, um die Grundlagen und Zusammenhänge besser zu erfassen.

Wie erstelle ich eine Predigt – Ein Kurzleitfaden

Dieser Kurzleitfaden führt in einer Schritt-für-Schritt-Vorgehensweise durch die gesamte Vorbereitung einer exegetischen Predigt (Auslegungspredigt). Er soll Gemeindehirten und Bibellehrer mit den grundlegenden Schritten der Exegese (Auslegung) und Predigtausarbeitung vertraut machen. Wenn hier auch hauptsächlich Grundlagen vermittelt werden, kann selbst der erfahrene Exeget und Prediger damit in seinem wichtigen Dienst ermuntert und an hilfreiche Prinzipien und Wahrheiten seines Dienstes erinnert werden.

Der Prozess der Predigterstellung wird hier in vier Hauptphasen unterteilt: 1. Präparieren, 2. Präzisieren, 3. Produzieren und 4. Präsentieren. Jede Phase ist in spezifische Schritte unterteilt, die den gesamten Prozess durchschreiten:

Phase 1: Präparieren
Schritt 1: Überlegungen zum Prediger selbst: Bin ich bereit zu predigen?
Schritt 2: Überlegungen zum Predigtzweck: Warum predige ich? Warum Auslegungspredigt?
Schritt 3: Überlegungen zum Predigttyp: Welche Art von Predigt werde ich halten?
Schritt 4: Überlegungen zu den Predigtzuhörern: Wer ist meine Zielgruppe?
Schritt 5: Überlegungen zum Predigtziel: Was beabsichtigte ich mit meiner Predigt?
Schritt 6: Überlegungen zur Passage: Über welchen Text werde ich predigen?

Phase 2: Präzisieren
Schritt 7: Erforschung: Was sagt der Text (Teil 1)?
Schritt 8: Erforschung: Was sagt der Text (Teil 2)?
Schritt 9: Erläuterung: Was bedeutet der Text?
Schritt 10: Ermahnung: Wie ist der Text heute anwendbar?

Phase 3: Produzieren
Schritt 11: Fokus (Teil 1)
Schritt 12: Fokus (Teil 2)
Schritt 13: Fluss (Teil 1)
Schritt 14: Fluss (Teil 2)
Schritt 15: Feinschliff

Phase 4: Präsentieren
Zum Ende und Weiterführendes

Quellen

Kurzleitfaden als PDF (610 kB). Übersetzt von Uwe A. Seidel.

Hinweis im Originaldokument mit dem Titel Sermon Builder: »Diese Datei darf unter den folgenden Bedingungen frei kopiert, ausgedruckt und weitergegeben werden: 1. Solange die Dankverweise, das Copyright und/oder die Quellenangaben intakt bleiben. 2. Sie nehmen keine Änderungen am Text vor. 3. Er darf nicht verkauft, sondern nur für die Förderung Ihres Dienstes oder Zeugnisses verwendet werden. Weitere Informationen über die Shepherds‘ Fellowship und wie man ihr beitreten kann, finden Sie unter: www.gracechurch.org/sfellowship/«. Diese Shepherd’s Fellowship existiert inzwischen in dieser Form nicht mehr, sondern wird in anderer Form weiterverfolgt. Von der Grace Community Church in Sunvalley (Los Angeles, CA, USA) wird jährlich eine mehrtägige Shepherd’s Conferenceveranstaltet (https://www.shepherdsconference.org), die Vorträge und Medien der Konferenz sind auf einer Website verfügbar (https://www.shepherdsconference.org/media). (A.d.Ü.)

Das Fünfbuch des Psalters

Die 150 Psalmen des Psalters bilden ein Ganzes, eine Einheit, obwohl hier viele Autoren (sieben davon namentlich bekannt) über einem Zeitraum von ca. 1.000 Jahren (Mose: Psalm 90, um 1450 vChr, bis zum postexil. Autor des Psalms 126, ca. 5. Jhdt. vChr) Beiträge geleistet haben. Das Spektrum der Themen ist bibelähnlich groß, sodass Martin Luther 1528 in seiner Vorrede zum Psalter schrieb:[1]

Der Psalter möchte wohl eine kleine Biblia heißen, darin alles aufs schönste und kürzeste, so in der ganzen Bibel steht, gefasst und zu einem kleinen Handbuch gemacht und bereitet ist, so dass mich dünkt, der Heilige Geist habe selbst die Mühe auf sich nehmen wollen und eine kurze Bibel und Exempelbuch von der ganzen Christenheit und allen Heiligen zusammenbringen, auf dass, wer die ganze Bibel nicht lesen könnte, hierin doch fast die ganze Bibel in ein kleines Büchlein verfasst hätte.

Die Psalmen des Psalters wurden weder chronologisch noch nach Autoren geordnet, sondern in fünf Bücher unterteilt. Dies sicher in Anlehnung an die Torah, die ja auch als Fünfbuch (Pentateuch = »Fünfgefäß«) strukturiert wurde: »Die Fünf Bücher Moses« (Kurzübersicht hier). Im Text erkennt man die Bucheinteilung daran, dass jedes Buch (wie jede gute Theologie) mit einer Doxologie, einem Lobpreis Gottes, endet.[2] Und so wurden verschiedene Versuche unternommen, die offenbar gewollten Parallelen zwischen beiden Fünfbüchern zu erkennen und zu verwerten. Der mosaische Pentateuch gibt dabei Themendefinition und Themenabfolge vor (s. Tabelle).

Vergleich der beiden »Fünfbücher« Thora und Psalter[3]

Endnoten

[1] Orig.: »Das es wol möcht ein kleine Biblia heissen / darin alles auffs schönest vnd kürtzest / so in der gantzen Biblia stehet / gefasset vnd zu einem feinen Enchiridion oder Handbuch gemacht vnd bereitet ist. Das mich dünckt / Der heilige Geist habe selbs wöllen die mühe auff sich nemen / vnd eine kurtze Bibel vnd Exempelbuch von der gantzen Christenheit oder allen Heiligen zusamen bringen. Auff das / wer die gantzen Biblia nicht lesen kündte / hette hierin doch fast die gantze Summa verfasset in ein klein Büchlin.« Martin Luther, Vorrede zum Psalter (1528).
[2] Siehe Psalm 41,13; 72,18–19; 89,52; 106,48 und das große Hallelujah-Finale der Psalmen 146–150.
[3] Unter Verwendung von: Benedikt Peters, Das Buch der Psalmen – Teil 1: Psalm 1–41. Dillenburg: CVD, 2004.


Was dem Psalter des AT für den Gläubigen heute mangelt

Der Psalter, das Fünfbuch der Psalmen, ist ein großartiges und wichtiges Element der Poesieliteratur des Alten Testaments (AT) und damit der gesamten Heiligen Schrift. »Die Psalmen entstanden als Antwort des Glaubens auf Gottes Reden zu seinem Volk«[1] zu Zeiten des AT. Als Teil der Heiligen Schrift ist der Psalter genauso Gottes fehlerfreies, autoritatives, weil inspiriertes, Wort, wie jeder Teil des Neuen Testaments (NT).

Der Zusammenhang zwischen AT und NT ist durch einige Aussagen der Schrift explizit gesichert (z. B. Römer 15,4), wird aber auch durch eine Großzahl von Zitaten des AT im NT exemplarisch realisiert.[2] Auch Jesus Christus und seine Apostel haben immer wieder das AT zitiert und zur Verbreitung des Evangeliums von Jesus Christus verwendet (s. z. B. Apostelgeschichte 2,14–36; 8,30–35; 17,11).

So werden auch viele Psalmen (z. T. mehrfach) im NT zitiert und gedeutet, ca. 50 Psalmen des Psalters werden im NT wörtlich oder in Anspielung verwendet. Der Psalter ist damit das im NT am häufigsten zitierte Buch des AT. Eine Untersuchung jener Stellen zeigt, dass im Psalter zeitlose Grundwahrheiten stehen und dass der Psalter viele prophetische Aussagen enthält, insbesondere über Christus (den Messias) und die Zukunft Israels. Der Gläubige des NT findet im Psalter Wichtiges über Christus und Nützliches, das ihn belehrt, überführt, zurechtweist und unterweist (2. Timotheus 3,16; Johannes 6,39f).

Allerdings gehört zur richtigen Auslegung dieser Psalmtexte das Bewusstsein, dass die Offenbarung Gottes fortschreitend war: Was erst nur angedeutet und verschleiert gesagt wurde, wurde später immer klarer geoffenbart. Wenngleich Gläubige des AT und Gläubige des NT auf dieselbe Weise gerettet werden (alle nur durch Christi Opfer, nur aus Gnade, nur durch Glauben) und beide sowohl irdische wie himmlische Hoffnung haben, sind deutliche Unterschiede und Verschiebungen in den Schwerpunktlegungen zu beobachten.

Insbesondere folgende besonderen Offenbarungen sind im AT –wenn überhaupt– nur versteckt oder als Samenkorn enthalten, werden daher im Psalter meist vergeblich gesucht:

  • Das vollbrachte Erlösungswerk war nicht bekannt. Die Gläubigen das AT blickten voraus auf den verheißenen Erlöser und seine Erlösung, aber die Erlösung war noch nicht vollendetes Geschehnis. Eine Argumentation wie z. B. in Kolosser 2,12ff war noch nicht möglich. Umso mehr war der Glaube an die Zusagen Gottes gefordert.
  • Gott war den Glaubenden noch nicht als persönlicher Vater geoffenbart. Wir finden im Psalter vereinzelt den Begriff »Vater« für Gott (z. B. Psalmen 68,6; 89,27; 103,13). Wir Christen dagegen kennen Gott-Vater als den »Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus« (Römer 15,6; 1. Korinther 1,3; Epheser 1,3 usw.). Diese Bezeichnung der in Christus Jesus so eng und intim gewordenen Beziehung zu Gott-Vater wird typisch für die Glaubenden des NT. Jesus hat seine Nachfolger das Beten gelehrt mit der Anrede: »Unser Vater…« (Matthäus 6,9ff). Später bezeichnete er Gott-Vater als »mein Vater« und erntete dafür massiven Widerspruch seitens der Rabbis (Johannes 5,17ff u.v.a.). Nach der Auferstehung nahm Christus die Jünger ausdrücklich in diese Beziehung mit herein: »Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott.« (Johannes 20,17b). Hier wurde etwas Erstaunliches und Neues geoffenbart.
  • Der Heilige Geist wohnte noch nicht ewig bleibend in den Gläubigen. Zumindest war dies so nicht geoffenbart, vielmehr fürchtete man sich davor, dass man vom Heiligen Geist verlassen werden konnte (s. David in Psalm 51,13). Der Heilige Geist war zwar bekannt, aber nicht in ausdrücklichen Lehraussagen zur Trinität, wie wir sie z. B. im Johannes-Evangelium oder im Römerbrief finden. Der Heilige Geist befähigte die Glaubenden des AT zu ihrem Schriftverständnis, gab ihnen geistliche Gaben und Kraft zum Dienst. Aber von ihnen wird nicht gesagt: »…er [Gott-Vater] wird euch einen anderen Sachwalter geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.« (Johannes 14,16b–17). – Entsprechend muss man dann Psalm 51,13 verstehen.
  • Die Glaubenden kannten noch nicht eine lebendige Verbindung zu einem verherrlichten Menschen im Himmel. Dies war schon deshalb nicht möglich, weil noch kein Mensch im Himmel war. Dies ist erst seit der Himmelfahrt Jesu Christi der Fall. Psalm 110,1 spricht prophetisch von der Thronbesteigung Christi: »Jahwe sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße!«, Fakt wurde sie erst rund 1.000 Jahre später. Kolosser 1,26ff redet vom Geheimnis, dass diese lebendige Verbindung durch »Christus in euch« realisiert wird.
  • Das Geheimnis der Einheit der Gemeinde Gottes mit Jesus Christus war unbekannt. Das NT bezeichnet die Gemeinde und ihre Einheit mit Christus als ein »Geheimnis« (Epheser 3,1ff; 5,32). Sie war folglich im AT völlig unbekannt und nicht geoffenbart. Die Gemeinde Israels in der Wüste (4. Mose 16,9) ist nicht gleichzusetzen mit der Gemeinde des NT, die erst zu Pfingsten durch Herniederkunft und Innewohnen des Heiligen Geistes gegründet wurde. Die neutestamentliche Gemeinde ist auch kein Ersatz oder die Nachfolgerin der alttestamentlichen Gemeinde.
  • Die Entrückung der Gemeinde und der genauere Ablauf des »Tages des Herrn« waren unbekannt. Diese Sachverhalte wurden erst im NT durch die inspirierten Mitteilungen des Apostels Paulus genauer bekannt. Die »selige Hoffnung« ist daher Sondergut der neutestamentarischen Offenbarung, nicht der Psalmen. Was die Schreiber des AT jedoch geoffenbart haben, sind die sicheren Tatsachen des »Tages des Herrn« und der leibhaftigen Rückkehr Jesu Christi, um seine Feinde zu besiegen und sein Reich sichtbar aufzurichten.
  • Cave: Selbst wenn einige Tatsachen den Schreibern des AT durch Inspiration zum Aufschreiben gegeben wurden, bedeutet dies nicht, dass sie völlig verstanden, auf wen und wann prophetische Aussagen Bezug nahmen.

[E]ine Errettung, über welche die Propheten nachsuchten und nachforschten, die von der Gnade euch gegenüber geweissagt haben, forschend, auf welche oder welcherart Zeit der Geist Christi, der in ihnen war, hindeutete, als er von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach zuvor zeugte; denen es offenbart wurde, dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch die Dinge bedienten, die euch jetzt verkündigt worden sind durch die, die euch das Evangelium gepredigt haben durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist – Dinge, in welche die Engel hineinzuschauen begehren.

1. Petrus 1,10-12 (ELBCSV)

Die oben genannten (und weitere) typisch christlichen Segnungen waren den Schreibern des Psalters nicht bekannt und sind daher im Psalter nicht zu finden. Auch andere Aussagen waren ihnen zur Niederschrift anvertraut, aber sie kannten deren Einordnung in die Heilsgeschichte nicht.[3] Wer das beim Lesen der Psalmen (wie des gesamten AT) nicht beachtet, kommt schnell zu falschen Schlussfolgerungen.

Natürlich kann und soll (!) der Christ viel Kraft aus den Psalmen schöpfen, denn der Gott des AT ist auch der Gott des NT – Er hat sich nie geändert– aber der Christ muss gut bedenken, dass manche Aspekte, wie die Racherufe und Verzweiflungsworte alttestamentlicher Autoren, nicht der christlichen Position vor Gott entsprechen. Sie waren damals angemessen, sie werden z. T. wieder einmal angemessen sein, aber die Zeit der Gemeinde Jesu Christi ist eine Zeit besonderer Offenbarungen und Vorrechte – es ist eine ganz besondere Gnadenzeit:

Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit. … Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.

Johannes 1,14.16-17 (ELBCSV)

Man tut also gut daran, beim Lesen des Psalters den vielzitierten Leitspruch zur progressiven Offenbarung von Augustinus zu beachten:

Novum Testamentum in Vetere latet, Vetus Testamentum in Novo patet.
Das Neue Testament ist im Alten verborgen, das Alte Testament wird im Neuen offenbart.

Augustinus, Quaestiones in Heptateuchum 2,73: PL 34, 623 (um 419–420)

John G. Bellett (1795–1864) aus Dublin schreibt am Ende seines Kommentars zum Matthäus-Evangelium, das ja die Kontinuität, Harmonie und Einheit beider Testamente der Heiligen Schrift überwältigend deutlich belegt, freudig Folgendes:

»And as we thus listen to the voices of prophets and evangelists, as in concert, we may remember those two happy lines:
„In vetere Testamento novum latet,
In novo Testamento vetus patet.

The lights of God which sweetly dawn 
In earliest books divine,
As morning hours to noonday lead, 
Along the volume shine.

‚Tis but the same, tho‘ bright’ning sun, 
Which clearer, warmer glows;
The clouds which veiled his rising beam, 
Fly ere the evening close.«[4]

Literaturverweise und Endnoten

[1] Benedikt Peters, Das Buch der Psalmen – Teil 1: Psalm 1–41 (Dillenburg: CVD, 2004), S. 8.
[2] Beale, G. K., Carson, D. A., Commentary on the New Testament Use of the Old Testament. Grand Rapids, MI; Nottingham, UK: Baker Academic; Apollos, 2007.
[3] Dies widerlegt die hermeneutische Regel, dass die Bedeutung einer Schriftstelle im AT nur genau jene sei, die der Autor bewusst ihr gegeben hat, den sog. authorial intent. – »Authorial Intent. In literary theory and aesthetics, authorial intent refers to an author’s intent as it is encoded in their work. Authorial intentionalism is the view that an author’s intentions should constrain the ways in which a text is properly interpreted. Opponents have labelled this position the intentional fallacy and count it among the informal fallacies.« (https://en.wikipedia.org/wiki/Authorial_intent; 21.09.2022).
Eine der Bibel angemessene Hermeneutik muss zuallererst versuchen, die Schreibabsicht des Autors zu erfassen und den Text entsprechend zu verstehen und ggf. anzuwenden. Aufgrund der Aussage in 1. Petrus 1,10ff darf jedoch die Deutung heute nicht auf den Erkenntnishorizont und die Vorstellungskraft des ursprünglichen menschlichen Autors begrenzt werden. Vielmehr muss berücksichtigt werden, dass der stets und gleichzeitig aktive göttliche (Haupt-)Autor, der Heilige Geist, die Niederschrift so lenken konnte und gelenkt hat, dass z. B. ein prophetischer Text durchaus weiterreichende Bedeutung hat, als der menschliche Autor erfassen oder erforschen konnte. Studiert werden kann dies u. a. anhand der Zitierweise und Zitatsverwendung alttestamentlicher Stellen in neutestamentlichen Schriften, siehe Endnote [2] oben.
[4] John Gifford Bellett, On the Gospel by Matthew, New Edition, Rouse, 1903.

Was glauben eigentlich die Amerikaner?

Alle zwei Jahre befragt eine Partnerschaft zwischen Ligonier Ministries und LifeWay Research in einer repräsentativen Umfrage erwachsene amerikanische Bürger zu ihren Überzeugungen über Gott, Errettung, Ethik, die Bibel usw. Auch 2022 wurde diese Umfrage zum »Stand der Theologie« in den USA durchgeführt (Stichprobenumfang: 3.000+). Die Ergebnisse und Auswertungen sind auf der Website thestateoftheology.com einzusehen. Teilweise wurden die Antworten der amerikanischen Gesamtstichprobe mit jenen der Untergruppe der „Evangelikalen“ statistisch verglichen. (Welche Kriterien für die Klasse »evangelikal« angewandt wurden, ist auf der Website nachlesbar.)

Zusammenfassende Auswertung

Die Umfrage zum Stand der Theologie 2022 (The State of Theology 2022) zeigt, dass die Amerikaner zunehmend den göttlichen Ursprung und die vollständige Richtigkeit der Bibel ablehnen. Da sie meinen, dass es keinen dauerhaften Maßstab für die absolute Wahrheit gibt, an dem sie sich orientieren können, halten die Erwachsenen in den USA auch zunehmend an unbiblischen Anschauungen in Bezug auf die menschliche Sexualität fest. Im evangelikalen Bereich werden Grundlehren, wie die Gottheit und Exklusivität Jesu Christi oder die Inspiration und Autorität der Bibel, zunehmend abgelehnt. Es gibt zwar positive Trends, wie die Ansichten der Evangelikalen zu Abtreibung und außerehelichem Geschlechtsverkehr, doch ist gleichzeitig auch eine Widersprüchlichkeit in ihrer Ethik zu beobachten, da immer mehr Evangelikale in den Bereichen Homosexualität und Geschlechtsidentität (Gender) eine unbiblische, säkular-ideologische Weltanschauung übernehmen.

Diese Ergebnisse machen deutlich, dass die Gemeinde Jesus Christi (Kirche) sich mehr in der Apologetik und Bibellehre engagieren muss. Ungläubigen wird durch eine gut begründete Darstellung und Verteidigung des christlichen Glaubens geholfen, die Inhalte des christlichen Glaubens richtig zu verstehen. Und den Glaubenden helfen Apologetik und Glaubenslehre, wieder mehr Klarheit und Überzeugung darüber zu gewinnen, was sie glauben, und warum sie das glauben, was sie bekennen. Das Volk Gottes muss vermehrt dem Missionsbefehl Christi gehorchen, indem es den ganzen Ratschluss Gottes in der biblischen Evangelisation und Jüngerschaft weitergibt. Die Not ist groß, aber die Macht und die Verheißungen Gottes können die Gemeinde Jesu Christi dazu befähigen, einer verführten und verfinsterten Welt göttliche Wahrheit und göttliches Licht zu bringen.

Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.

Matthäus 28, 19-20 (ELBCSV)

Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die imstande sind, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.

2. Timotheus 3,14-17 (ELBCSV)

Quellen

USA: The State of Theology 2022 – Key Findings.

UK: The State of Theology UK 2018 (by ComRes). Das Vereinigte Königreich ist ein Missionsland geworden: Ein Drittel aller Erwachsenen gab als Antwort auf einfache Fragen des christlichen Glaubens zu: »Ich weiß es nicht!«. Sogar die sog. »Evangelikalen« (ca. 2 Mio.) dort haben teilweise irrige Ansichten über Jesus Christus und den Heiligen Geist.

Warum ich die »Frankfurt Declaration« unterschrieben habe

von
John MacArthur
Grace Community Church, Sun Valley, CA, USA
07.09.2022

Christus erklärte: »Mein Reich ist nicht von dieser Welt … jetzt aber ist mein Reich nicht von hier« (Johannes 18,36). Weit davon entfernt, sich als Rivale des Kaisers (Caesar, Cäsar) aufzuspielen, sagte er, dass Seine Gemeinde einem anderen, höheren Bereich angehört als jede irdische Regierung und dass sie daher keine Bedrohung für die rechtmäßige Autorität des Kaisers darstellt. Der Zweck der christlichen Gemeinde besteht nicht darin, irdische Regierungen zu stürzen oder an sich zu reißen. Jesus bekräftigte dies, als er sagte: »Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist« (Matthäus 22,21).

Aber Cäsar seinerseits hat Christus immer als Widersacher und Unannehmlichkeit betrachtet. Von Herodes und Pontius Pilatus bis heute haben die irdischen Regierungen immer versucht, Christus und sein Reich zu kontrollieren. Cäsar (die »Obrigkeit«) begnügt sich nicht mit dem, was dem Cäsar gehört; er will auch die Kontrolle über die Dinge, die Gott gehören. Deshalb versuchen irdische Herrscher immer, so viel Herrschaft über die Kirche zu erlangen, wie sie nur können.

Die postmodernen Politiker von heute sind genauso entschlossen wie jede andere Regierung in der Geschichte, sich in Angelegenheiten einzumischen, die Christus betreffen. Sie setzen moralische Maßstäbe durch, die biblischen Grundsätzen feindlich gegenüberstehen. Sie nutzen die Macht der »Kanzel« Cäsars, um biblische Werte als Bedrohung für die Existenz der Menschheit darzustellen. Sie unterstützen und subventionieren sogar solche, die Kinder mit offen antichristlichen Ideologien indoktrinieren wollen. Sie bringen Durchführungsverordnungen, Regulierungsbehörden und willkürliche Auflagen hervor, die die Arbeit der christlichen Gemeinde behindern oder stoppen würden.

In den COVID-Jahren wurde Cäsars Strategie unbestreitbar offensichtlich. Staatliche Restriktionen verlangten von den Kirchen, sich nicht zu versammeln, während Kasinos und Massagesalons weiter betrieben werden durften. Die Behörden schauten weg, als linken Demonstranten freie Hand gelassen wurde, sich zu versammeln und sogar zu randalieren, aber dieselben Beamten arbeiteten unerbittlich daran, die Kirchen geschlossen zu halten.

Gehorsam gegenüber einer solch frechen, unbarmherzig unterdrückenden staatlichen Kontrolle hätte Ungehorsam gegenüber der Heiligen Schrift bedeutet. Gott befiehlt seinem Volk eindeutig, die regelmäßigen Versammlungen zur gemeinsamen Anbetung nicht aufzugeben (Hebräer 10,25). Und: »wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen« (Apostelgeschichte 5,29). Wir nahmen also unsere gemeinsame Anbetung wieder auf, was sofort den Zorn Cäsars auf uns lenkte. Die staatlichen Behörden verfolgten unsere Kirche mit allen möglichen behördlichen Geschossen: rechtlichen Forderungen, Klagen, Verfügungen und Geldstrafen. Sie drohten sogar damit, uns unseren Parkplatz wegzunehmen. Glücklicherweise setzten wir uns vor Gericht durch – ich glaube, vor allem, weil der Bezirk (County) Los Angeles nicht bereit war, seine Gesundheitsbeamten unter Eid aussagen zu lassen.

Unser Sieg in diesem Fall kam genau ein Jahr vor der Veröffentlichung der Frankfurter Erklärung. Während der Fall noch vor Gericht verhandelt wurde, veröffentlichten wir jedoch eine eigene Erklärung mit dem Titel »Christus, nicht Cäsar, ist das Haupt der Kirche«. Was wir damals erklärten, steht in voller Übereinstimmung mit dem Frankfurter Dokument.

Die Regierung der Vereinigten Staaten (und andere in der westlichen Welt) haben sich bereits als Feinde Christi erwiesen, indem sie die Abtreibung legalisiert haben, fordern, dass Homosexualität gefördert und gefeiert wird, sich weigern, die von Gott gegebenen Unterschiede zwischen den Geschlechtern anzuerkennen, die gleichgeschlechtliche Ehe sanktionieren und die barbarische, heidnische Verstümmelung von Kindern fördern. Diese offenkundigen, von der Regierung geförderten Angriffe auf seit langem etablierte moralische Standards stellen eine formelle, parlamentarische Kriegserklärung gegen Gott, seine Schöpfungsordnung, sein moralisches Gesetz und die Autorität seines Wortes dar. Unsere derzeitige Regierung steht also nicht weniger in Opposition zu Gott als die Baalsanbeter des Alten Testaments. Warum sollten wir nicht erwarten, dass sie hinter Menschen her sind, die ihr Leben für die Sache Gottes und seines Wortes aufs Spiel setzen würden? Es gibt viele Anzeichen dafür, dass gesunden christlichen Gemeinden und treuen Gläubigen eine Welle harter Verfolgung bevorsteht.

Die Aufdeckung all dessen ist ein großes Problem für Kirchen, die versucht haben, Kompromisse mit der Welt einzugehen. Einige von ihnen werden die Wahrheit einfach noch offener verleugnen (einige tun das bereits). Diejenigen, die keine Kompromisse eingehen wollen, um Cäsar zu besänftigen, sollten die Frankfurter Erklärung unterschreiben.

Christus und Cäsar agieren in verschiedenen Bereichen. Die Mission der christlichen Gemeinde ist keine parteipolitische Mission. Es gibt keine politische Lösung für das, was unsere Kultur plagt. Der Auftrag der christlichen Gemeinde besteht darin, das Evangelium zu verkünden, Seelen aus dem Reich der Finsternis zu befreien und sie zu Nachfolgern Christi zu erziehen. Die Christen dürfen nicht von dieser Aufgabe abgehalten werden, um ein rein zeitliches politisches Ziel zu erreichen. Andererseits, je mehr sich Cäsar in Angelegenheiten einmischt, die Christus gehören, desto mehr muss sich die christliche Gemeinde zu ewigen und geistlichen Angelegenheiten äußern, die der Rest der Welt als rein »politisch« behandeln will. Es ist nicht das Vorrecht Cäsars, die moralischen Normen in Fragen wie Abtreibung, sexuelle Perversion, Geschlechterrollen oder anderen Angelegenheiten, in denen die Heilige Schrift klare Grenzen gezogen hat, umzuschreiben. Wir werden uns weiterhin zu solchen Themen äußern, und wenn die Regierung versucht, die Botschaft zum Schweigen zu bringen oder den Überbringer zu bestrafen, werden wir uns nicht beugen.

»Ob es vor Gott recht ist, auf euch mehr zu hören als auf Gott, urteilt ihr; denn uns ist es unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden.« (Apostelgeschichte 4,19b–20).

Quellennachweise

Die »The Frankfurt Declaration of Christian & Civil Liberties« ist hier veröffentlicht und kann dort auch unterzeichnet werden. Auch einige Übersetzungen sind dort erhältlich. Ein Vortrag der Frankfurter Deklaration in deutscher Sprache ist auf YouTube hier bereitgestellt [Stand 10.09.2022].

Originaler Blog-Artikel von John MacArthur, für logikos.club übersetzt von Grace mit Unterstützung von DEEPL.