Der Mensch – Ein unheilbarer Götzenproduzent

Das sind meine Gedanken über Gott. Ich und meine Vernunft bestimmen über Gott. Ich und meine Vernunft wissen, wie Gott handeln »muss«, um wirklich Gott zu sein: er muss zum Beispiel weise (aber in mir verständlicher Form weise) sein, er muß sinnvoll und mir zum Besten handeln. Er muss mein Leben durch Freude – und vielleicht auch durch Leid reich und köstlich machen (wir klugen Menschen wissen ja auch etwas vom Sinn des Leidens!). … Gott muss dies, Gott muss das, wenn er wirklich Gott sein will. Gott muss Steine in Brot verwandeln. Er muss von den Zinnen des Tempels springen können, wenn er wirklich Gott sein will.

So sind wir es, die Bedingungen stellen, denen Gott Genüge tun muß, damit wir ihn zu Gott ernennen können. Wir sind die Herren Gottes.

Helmut Thielicke (1908–1986), deutscher evangelischer Theologe, in: Zwischen Gott und Satan, 3. überarb. Aufl. (Hamburg: Furche-Verlag, 1955), S. 17–18.

Der Mensch ist unheilbar religiös.

Nikolai A. Berdjajew (1874–1948), Religionsphilosoph, christlicher Existenzialist (Николай Александрович Бердяев)

Wenn der Mensch Gott verstoßen hat,
so beugt er sich vor einem Götzen.

Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821–1881)

Glaube, dem die Tür versagt,
steigt als Aberglaub’ ins Fenster.

Emanuel Geibel (1815–1884), deutscher Lyriker und Dramatiker, in: Gedichte. Gedichte und Gedenkblätter. 4. Aufl. (Stuttgart: Cotta, 1865).