Die Verfälschung der biblischen Heilslehre

Das Heil (die Errettung) und das Wesen des Heils wurde seit der Frühkirche immer wieder angegriffen, unterschiedlich interpretiert und widersprüchlich gelehrt. Neben einigen „geringfügigen“ Varianten kamen sehr früh auch schwerwiegende Irrlehren auf, die das Urteil der Verdammnis seitens des Apostels auf sich zogen, da sie es verunmöglichten, das göttliche Heil zu erkennen, zu glauben und zu bekommen. Wir „verdanken“ diesen Irrtümern und Irrlehrern einige fundamental klärende Texte im Neuen Testament.

Im Folgenden soll ein Überblick über das breite Spektrum falscher Heilslehren innerhalb des christlichen Bekenntnisses versucht werden. Dieser begrenzt sich aus Platzgründen auf fünf Schlaglichter.

Römisch-Katholische Kirche

Die Römisch-Katholische Kirche (RKK) lehrte zur Reformationszeit (also vor 500 Jahren) wie heute, dass der Mensch trotz seines gefallenen Zustands bei seiner Erlösung mitwirken kann. Gott schenke ihm seine Gnade (zuvorkommend!) und der Mensch antworte mit Glauben. Die Reformatoren verwarfen diese Idee und betonten, dass die Erlösung ein reines Geschenk Gottes ist, denn der Mensch ist geistlich tot und er muss deshalb wiedergeboren werden; sein Verstand, sein Herz und sein Wille müssen komplett erneuert werden, bevor er sich entscheiden kann. 

Die RKK hat in ihr System die Sakramente eingebaut, deren formgerechter Gebrauch in seiner Anwendung (ex opere operato) Gnade vermittelt, z.B. in Taufe, Buße, Messe. Die Heilslehre der RKK ist stets synergistisch, d.h. sie lehrt ein heilserbringendes Zusammenwirken des Handelns Gottes und des Menschen. Prinzip: Das Heil kommt durch Gnade und Werke. Das 2. Vatikanische Konzil führte zu einer Neudefinition des Heils mit dem Effekt, dass alle Nicht-Christen und sogar Atheisten ebenfalls ins Heil kommen bzw. sind. Die RKK ist seit dieser Zeit von der Lehrgrundlage her universalistisch (d.h. letztlich werden alle gerettet werden).

Theologischer Liberalismus

Im sog. „Theologischen Liberalismus“ wird gemäß des Denkrahmens der Aufklärung alles Übernatürliche geleugnet, mithin alle Wunder Gottes, die göttliche Autorität der Heiligen Schrift und andere klassischen Hauptlehren der Schrift. Die Heilslehre des sog. „Sozialen Evangeliums“ definierte das Heil als die Transformation der menschlichen Gesellschaft durch Erziehung, sozialen Wandel und politische Aktion, die durch die Ideale und die Ethik Jesu Christi motiviert wird. Der Mensch soll sich im Diesseitigen „christlich“ (d.i.: humanistisch) verwirklichen und ein diesseitiges Paradies erschaffen.

Christlicher Existenzialismus

Die Lehrer des „Christlichen Existenzialismus“ glauben, dass sich der Mensch durch reine Objektbezogenheit von seinem Wesen und der Realität entfremdet habe, weil Dinge keine Hingabe, kein Risiko und keine Entscheidung abverlangten. Der Mensch verstehe sich selber aber nur im Erleben seiner selbst, es gebe keine vorige Setzung seines Wesens oder seiner Bestimmung. Daher will man der Entfremdung, der Angst und Hoffnungslosigkeit in persönlichen Beziehungen und persönlichen Erlebnissen entgehen.

Reiner „Ding-Glaube“ (z.B. an Glaubensbekenntnisse und Lehren) rette nicht, sondern sei nur ein „billiger Glaube“. Rettender Glaube sei der Akt des Glaubens mit tiefer innerer Leidenschaft und radikalem Engagement; es sei ein Glaube, der sich selbst für ein Leben kostspieliger Jüngerschaft hingibt. Das Ergebnis dieser alles kostenden Entscheidung ist die Gegenwart Christi im Herzen und die persönliche Wahrnehmung einer authentischen Existenz, nämlich die Beseitigung der Angst, die Vergebung der Sünden, die Realisierung des vollen Potentials, das im Menschen steckt, und die Umgestaltung des Lebens. Der Glaube selbst wird zum existentiellen Erleben. Er wird nicht in Glaubensbekenntnissen, sondern im (Er-)Leben festgemacht.

Diese Verfälschung findet man in manchen Jüngerschaftsbewegungen, auch bei dem Theologen und Pionier der Existenzphilosophie, Søren Aabye Kierkegaard (1813–1855). Seine berechtigte Kritik am toten, rein theoretischen „Kopf-Glauben“ seiner Landsleute und Zeitgenossen („Hauptsache, man unterzeichnet das richtige Glaubensbekenntnis“) geriet zur Verirrung in das entgegengesetzte Extrem („Hauptsache, man erlebt Christ- und Menschsein“). Nicht ohne Grund gehört zur Glaubenslehre auch immer die entsprechende Glaubenspraxis – et vice versa: Orthodoxie und Orthopraxis sind im christlichen Glauben zwei Seiten derselben Medaille.

Befreiungstheologie

Die Befreiungstheologie ist eine praxisorientierte Theologie, die im wesentlichen auf der marxistischen Interpretation der Kultur beruht. Diese Bewegung will weg vom individuellen, persönlichen, innerlichen Glauben, hin zu kollektiven, äußeren und strukturellen Angelegenheiten. In der Regel geht man davon aus, dass alle Menschen „in Christus“ seien (vgl. Universalismus), dass aber die Zustände in der Gesellschaft die Menschen verbogen und entmenschlicht habe. Das Heil wird daher im gemeinsamen Umsturz aller ungerechten Regimes und sozialen Strukturen gesehen, notfalls durch Revolution und Gewalt. 

Der Exodus Israels muss für die „Befreiung“ als Paradigma herhalten. Die verschiedenen „unterdrückten“ Völker hätten ihre eigene Version der Heilslehre entwickelt, z.B. die Schwarzen (Angela Davis). Die Einheit des Heilswerks Gottes für alle Menschen gleichermaßen, weil alle gleichermaßen (!) verloren sind, wird damit en passant auch geleugnet. Die Lehren der Heiligen Schrift über das erlösende, stellvertretende, sühnende Werk Jesu Christi werden missachtet, ebenso wie die Tatsache des Verlorenseins ohne den Heiland Jesus Christus. Das Heil wird vor allem diesseitig und damit zeitlich gesehen.

Neoorthodoxie (Barth)

Die Neoorthodoxie Barths nahm Stellung gegen Bultmann und die Existenzialisten, und versuchte das Heilshandeln wieder voll in die Hände Gottes zu legen. Das Heil ist bei Barth ein rein objektives Ereignis und hat mit dem Einzelmenschen wenig zu tun. Als Jesus Christus in diese Welt kam, habe er sich mit der Menschheit (humanum = die gesamte menschliche Rasse) vereinigt und so für sie am Kreuz objektiv das Heil erworben. Durch Christi Tod sei die Sünde der Welt gerichtet wurden und durch sein Auferstehen sei der Sieg zu allen Menschen gekommen. Rettung und Heil ist also etwas, das alleine Gott gemacht hat, und zwar mit allen Menschen; der einzelne Mensch hat damit praktisch nichts zu tun. 

Barth lehrte, dass Glaube, Buße, Umkehr und Gehorsam nur die Sichtbarwerdung (Manifestation) des bereits erhaltenen Heils seien, nicht die Mittel, durch die das Heil persönlich ergriffen werde. Positiv ist das Bemühen, Gott als den Hauptagenten des Heilshandelns zurück zu gewinnen. Irrlehre ist seine Heilslehre aber schon allein durch die Aussage, dass alle Menschen „in Christus“ seien (auch wenn Christus noch nicht in allen Menschen sei, sondern der Mensch aus seinem geistlichen Schlaf aufwachen müsse); Barth ist damit ein weiterer Universalist.

Evangelikale Arminianer

Heilsabsicht Gottes. Die „evangelikalen“ Arminianer (viele sog. Freikirchen) lehren, dass Gott aus Liebe Christus in die Welt sandte, mit dem Ziel, die Menschheit, also alle Menschen, von dem Ruin der Sünde zu erretten (universale Versöhnung). Gott wolle die Errettung aller und jedes Menschen (bezugsnehmend auf 1Tim 2:4; 2Pet 3:9). Dass dies nicht zustande komme, sei alleine dem freien Willen und Widerstand des Menschen zuzurechnen.

Heilsergreifung. Sie lehren, dass eine universale, „vorlaufende“ Gnade vom Kreuz Christi gleichermaßen zu allen sündigen Menschen fließe und diese durch moralisches Licht in einen Stand versetze, in dem er seine moralische Blind- und Taubheit gegenüber dem Heilsangebot Gottes verliere, er in wiederhergestelltem freien und moralischen Willen von der Sünde überführt werde und in freier, ureigener Entscheidung dem Ruf zum Heil folgen könne. Die derart erweckte und berührte Seele kooperiere dabei aus freiem Vermögen mit Gott, bekenne ihre Sünden und vertraue Christus als ihrem Heiland. Viele Arminianer sehen die Wiedergeburt synergistisch als das Ergebnis des Zusammenwirkens von menschlicher Willigkeit und göttlichem Wirken.

Heils(un)sicherheit. Die evangelikalen Arminianer betonen, dass der Gnade und der Berufung Gottes effektiv und letztgültig Widerstand geleistet werden könne. Der neugeborene Christ könne sich jederzeit frei entscheiden, Christus zu verwerfen, in seiner Sünde fortzufahren und damit effektiv das ewige Heil (wieder!) zu verlieren. Die Arminianer verleugnen damit das Ausharren der Heiligen, wie es in der Schrift gelehrt wird.

Erwählung. Arminianer lehren die Lehre der Erwählung so, dass Gott nur jene Menschen zum Heil erwählte, von denen er voraussah, dass sie auf sein Gnadenangebot positiv reagieren und Christus annehmen würden (dies meine die Schrift mit dem Begriff „Vorkenntnis Gottes“; sog. Erwählung ex fide praevisa).

Methodismus (Perfektionismus). Einige Arminianer lehren, dass Gott sein heiligendes Handeln durch ein zweites Werk der Gnade vollkommen machen wolle, das dann die sündige Natur und die sündigen Wünsche des Menschen ausreiße und das Herz mit vollkommener Liebe gegenüber Gott erfülle (sog. Volle Errettung, Volles Heil, Sündlose Vollkommenheit; vgl. Wesleyanischen Methodismus, Charismatische und Pfingstler-Bewegung).  Dieses Heilsverständnis ist im Prinzip synergistisch, es ist ein Zusammenwirken einer göttlichen Gnade (welcher?) und des befreiten menschlichen Willens, wobei der Mensch der alles entscheidende Handelnde ist.

Wie Wolfgang Nestvogel belegt, greift diese Rekatholisierung der Heilslehre im arminianischen Gedankengut immer mehr Raum bei den Evangelischen und leider auch bei den (ehemals) „Evangelikalen“ (Freikirchen). [1]

Hyper-Calvinisten

Die sog. Hyper-Calvinisten [2] verdrehen die biblische Heilslehre dahingehend, dass sie die Souveränität Gottes im Heilshandeln so extrem betonen und so einseitig darstellen, dass bei ihnen die moralische und geistliche Verantwortung des Menschen völlig geleugnet wird. Folglich lehnen sie ab, dass den Nicht-Erwählten in der Predigt die Gute Botschaft frei angeboten wird oder anzubieten sei. Sie glauben nicht, dass im Evangelium allen Sündern ein ernst gemeintes Angebot der Retterliebe Gottes unterbreitet werden soll und unterbreitet wird. Andererseits leugnen sie die allgemeine Pflicht jedes Sünders, dem Evangelium zu glauben, Buße zu tun und an Jesus als ihrem Herrn und Heiland zu glauben (Sie meinen: „Er kann ja nicht, wenn er nicht weiß, ob er auserwählt ist.“).

Damit lenken sie den Blick statt auf Christus auf sich selbst, um nachzuforschen, ob sie erwählt seien, die „Gabe“ des Heils von Gott erhalten hätten usw. Hyper-Calvinisten unterscheiden nicht zwischen dem allgemeinen und speziellen Willen Gottes, also zwischen einerseits seinen Geboten, seinem wünschenden Wollen, dem der Mensch Widerstand und Ungehorsam entgegen bringen kann, und andererseits seinem feststehenden Willen in seinen Ratschlüssen, die unbereubar und durch den Menschen unaufhaltbar, unbeeinflussbar und fest sind.

Hyper-Calvinisten glauben alle an eine „doppelte Prädestination“ (Vorherbestimmung): nicht nur der Erwählten zum Heil, sondern gleicherweise auch der Nicht-Erwählten (sog. Abgefallene) zum Verderben.[3] Der Unterschied zwischen Hyper-Calvinisten und biblisch-reformiert denkenden Christen lieg hier darin, dass erstere die „doppelte Prädestination“ symmetrisch und als unbedingt denken (als ob Gott Beides sich gleich aktiv zuschreibe), letztere jedoch im Sinne von Römer 9,22–23 als asymmetrisch: die „Gefäße des Zorns“ sind zubereitet zum Verderben (passiv), die „Gefäße der Herrlichkeit“ werden von Gott zur Herrlichkeit bereitet (aktiv) [4].

Hyper-Calvinismus kam und kommt in verschiedenen Varianten vor, aber man kann dieses unbiblische Lehrsystem anhand einer (oder mehrerer) der folgenden Merkmale erkennen: Hyper-Calvinisten verleugnen1) dass der Ruf des Evangeliums alle Zuhörer angeht (Mt 11,28–29; Jes 45,22; 55,1–7; Offb 22,17); oder: 2) dass der Glaube Pflicht eines jeden Sünders ist (Mk 1,15; Apg 15,17; vgl. 17,30; seine moralische Unfähigkeit beraubt ihn nicht seiner Verantwortung!); oder 3) dass das Evangelium auch den Nichterwählten Christus, das Heil und die Barmherzigkeit anbietet (oder dass das Angebot der Gnade Gottes frei und universal ist); oder 4) dass es so etwas wie „Allgemeine Gnade“ gibt (vgl. 5Mo 10,18; Mt 5,44–45; Apg 14,17); oder 5) dass Gott irgendeine Art Liebe auch für die Nicht-Erwählten hat (vgl. aber seine Hingabe in der Feindesliebe!).

Diese Verleugnungen der Hyper-Calvinisten unterminieren und verdrehen das Evangelium Gottes. Eine typische Kurzfassung des Evangeliums Gottes seitens eines Hyper-Calvinisten könnte lauten: „Die Botschaft des Evangeliums ist, dass Gott die rettet, die sein Eigen sind und dass Er die verdammt, die es nicht sind.“ So wird die Gute Nachricht unseres Heiland-Gottes, der in echter Retterliebe auf diese Erde kam, „um zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (Lukas 19,10) reduziert auf eine Sache von Erwählung und Verdammung. Ein Ringen und flehentliches Bitten um unsere verlorenen Mitmenschen, wie es die Schrift allen Christen als „Dienst der Versöhnung“ auferlegt (2Korinther 5,20), kennen sie nicht, sie verleugnen dies vielmehr.


Endnoten

[1] Nestvogel, Wolfgang: Wann ist ein Christ ein Christ? Der Kampf um die Rechtfertigung (2018). – Vertreter arminianistischer Gedanken in der deutschsprachigen, evangelikalen Gemeindewelt sind z. B. Prof. Herbert Jantzen (anabaptistische Mennoniten-Brüder) und Thomas Jettel (Kann ein Christ zu einem Nichtchristen werden?); Prof. Armin Mauerhofer (auch seine Brüder Walter und Erich), der Christliche Missions-Verlag Bielefeld (CMV), die Mission „Evangelium-für-alle“ (EfA) in Stuttgart-Bad Cannstatt unter Michael Happle, der Prediger Karl-Hermann Kauffmann u.v.a.

[2] Wir verwenden diese Bezeichnung im Sinne des Artikels von Phil Johnson, A Primer on Hyper-Calvinism. Shepherds Conference March 2003, Sun Valley, CA. Der Begriff ist trotzdem nicht überall gleich bekannt und wird unscharf verwendet.

[3] Es lohnt sich, einmal die Ausführungen Calvins selbst [http://www.calvin-institutio.de] samt seinen deutlichen Warnungen zu lesen (Institutio, Buch III, Kap. 21, Pkt. 1–2). Zur Prädestination schreibt Calvin u.a.: „Unter Vorbestimmung verstehen wir Gottes ewige Anordnung, vermöge deren er bei sich beschloß, was nach seinem Willen aus jedem einzelnen Menschen werden sollte! Denn die Menschen werden nicht alle mit der gleichen Bestimmung erschaffen, sondern den einen wird das ewige Leben, den anderen die ewige Verdammnis vorher zugeordnet. Wie also nun der einzelne zu dem einen oder anderen Zweck geschaffen ist, so – sagen wir – ist er zum Leben oder zum Tode vorbestimmt“. (Institutio, Buch III, Kap. 21, Pkt. 5. Übers. v. Otto Weber, Neukirchener Verlag, 1955. Betonung im Original.). Und: „Was demnach die Schrift klar zeigt, das sagen wir auch: Gott hat in seinem ewigen und unwandelbaren Ratschluß einmal festgestellt, welche er einst zum Heil annehmen und welche er andererseits dem Verderben anheimgeben will. Dieser Ratschluß ist, das behaupten wir, hinsichtlich der Erwählten auf Gottes unverdientes Erbarmen begründet, ohne jede Rücksicht auf menschliche Würdigkeit. Den Menschen aber, die er der Verdammnis überantwortet, denen schließt er nach seinem zwar gerechten und unwiderruflichen, aber unbegreiflichen Gericht den Zugang zum Leben zu!“ (op. cit., Kap. 21, Pkt. 7).

[4] R. C. Sproul, reformierter Theologe, hat den Unterschied sehr gut dargestellt in: Double Predestination (PDF). Einleitend schreibt er dort: „The distortion of double predestination looks like this: There is a symmetry that exists between election and reprobation. God WORKS in the same way and same manner with respect to the elect and to the reprobate. That is to say, from all eternity God decreed some to election and by divine initiative works faith in their hearts and brings them actively to salvation. By the same token, from all eternity God decrees some to sin and damnation (destinare ad peccatum) and actively intervenes to work sin in their lives, bringing them to damnation by divine initiative. In the case of the elect, regeneration is the monergistic work of God. In the case of the reprobate, sin and degeneration are the monergistic work of God. Stated another way, we can establish a parallelism of foreordination and predestination by means of a positive symmetry. We can call this a positive-positive view of predestination. This is, God positively and actively intervenes in the lives of the elect to bring them to salvation. In the same way God positively and actively intervenes in the life of the reprobate to bring him to sin. … Such a view of predestination has been virtually universally and monolithically rejected by Reformed thinkers.“ [Fettdruck hinzugefügt] „Sproul stellt zu Recht fest, dass diese Lehre mit dem Hyper-Calvinismus gleichzusetzen ist, den er lieber »Sub-Calvinismus« oder »Anti-Calvinismus« nennt. R. C. Sproul, Chosen by God (Wheaton, IL: Tyndale House, 1986), S. 142.“
John MacArthur,
der kein reformierter Theologe ist (und keiner Denomination angehört), schreibt zusammen mit Richard Mayhue in Biblische Lehre über Gottes Erwählen: „Der Ratschluss der Erwählung ist die freie und souveräne Wahl Gottes, die er in der Ewigkeit vor aller Zeit getroffen hat, seine Liebe auf bestimmte Einzelpersonen zu richten, und – auf der Grundlage von nichts in ihnen selbst, sondern allein wegen des Wohlgefallens seines Willens – zu beschließen, dass sie von der Sünde und Verdammnis errettet werden und durch das Werk Jesu Christi als Mittler die Segnungen des ewigen Lebens ererben sollten.“ (2. Aufl., Berlin: EBTC, 2021, S. 654). Über die Verwerfung siehe op. cit., S. 669ff. Auszug: „Obwohl dies die Vorstellung ist, an die viele denken, wenn sie die Begriffe Verwerfung oder doppelte Prädestination hören, ist dies eine grobe Karikatur der biblischen Lehre von der Verwerfung, die der Schrift absolut fremd und der Liebe und Gerechtigkeit Gottes zuwider ist; es ist eine Verirrung des historischen Calvinismus, die von der reformierten Orthodoxie durchgängig verworfen wurde und wird.“
Im Widerspruch zur symmetrischen Sicht der Römisch-katholischen Lehre und der Arminianer (doppeltes Vorhersehen), als auch zur Sicht der Hyper-Calvinisten und der Barthianer (doppelte Prädestination), führt uns der biblische Befund dazu, an einer asymmetrischen Sicht der Erwählung festzuhalten, nämlich einer vorbedingungslosen (o. unbedingten) Erwählung zum Leben (auf dem Grundsatz der Gnade) und einer bedingten Erwählung zur Verdammnis (auf dem Grundsatz der Gerechtigkeit). Wenn wir von einer »Erwählung zur Verdammnis« reden, meinen wir damit nicht, dass Gott Personen zur Sünde und zum Ungehorsam vorherbestimmt habe, sondern zur Verurteilung (und Verdammung), die zwangsweise jeder Sünde folgen muss.