Rezension: Pardon, ich bin Christ (Clive S. Lewis)

C.S. Lewis
Pardon, ich bin Christ
Fontis Verlag, 2023. Brosch., 240 Seiten |
ISBN 978-3-03848-088-4

Herausgeber des Buchs ist die Fontis Media GmbH in Lüdenscheid, einem Tochterunternehmen des schweizerischen Fontis Verlags in Basel (CH) (Website).

Zum Autor. »Der Oxforder Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Clive Staple (C.S.) Lewis (1898–1963) ist bis heute einer der weltweit am meisten gelesenen christlichen Autoren. Das liegt auch daran, dass der Glaube, über den er schrieb, für ihn selbst der Endpunkt einer spirituellen Suche war, die ihn erst mit Anfang 30 zu Christus führte. Lewis kannte die Weltanschauungen, gegen die er das Christentum zu verteidigen versuchte, sehr genau, weil er sie zuvor selbst vertreten hatte: Sein Glaubensweg vom Atheismus über Pantheismus und Theismus bis zum Christentum zeigt in exemplarischer Weise, was es heißt, sich als moderner Mensch auf die Frage nach Gott einzulassen.« (adaptiert von fontis-shop.de; 28.02.2024) – Gleich eine Kritik an dieser ovationslastigen Beschreibung des Weges Lewis‘: Kein »moderner Mensch« muss oder sollte m.E. diese Um- und Irrwege gehen, um zum lebendigen Glauben an Jesus Christus zu kommen. Man muss sich für das Christsein auch nicht entschuldigen (deutscher Titel). Man ist als Glaubender bereits ent–schuldigt.

Rezension des Inhalts. Dieses Buch ist eine Neuübersetzung des Originals »Mere Christianity« (1952, Geoffrey Bles), das aus einer Sammlung mehrerer Radioansprache-Reihen von C.S. Lewis‘ bei der BBC in den Jahren 1941–1944 entstanden war. Laut Verlagswerbung ist es ein »großartiges Buch, ein Plädoyer für den Glauben, das durch seine Klarheit und Präzision besticht und zu einer echten Auseinandersetzung mit den christlichen Grundfragen herausfordert«, »eines der besten apologetischen Bücher, das je geschrieben wurde«. Es wurde seitdem in mehr als 30 Sprachen übersetzt.

Ich hatte es als junger Erwachsener gelesen. Es war für uns damals ein Musterbeispiel für Apologetik, sofern man darunter »die Verteidigung des christlichen Glaubens mit Mitteln der Vernunft« versteht, und wurde als »(Vor-) Evangelium für Intellektuelle« gepriesen. Nun musste ich es in Vorbereitung eines Gesprächs nochmals in Auszügen lesen (2024). Ich war geschockt. Was für ein Mischmasch von Wahrheit, Spekulation und Irrtum. Ich würde inzwischen keinem mehr raten, das Buch zu lesen. Es gibt Besseres. Konkret sei hier (nur) eine Handvoll Gründe genannt:

(1) Lewis ist Evolutionist, wobei er wohl der Theorie einer »theistischen Evolution« (ein Oxymoron) anhängt. Menschen waren, meint Lewis, tatsächlich früher mal Pflanzen und dann Tiere. Was ist an einer Leugnung der Schöpfung –und damit von Christus als Schöpfer– eigentlich »christlich«? Lewis offenbart sich hier nicht als denkender Christ, sondern als Opfer der damals herrschenden ungläubigen Weltsicht vieler Intellektueller.

(2) Lewis glaubt an das »Biogenetische Grundgesetz« Ernst Haeckels, nach dem (auch) Menschen angeblich in ihrer Ontogenese ihre Phylogenese rekapitulierten, sozusagen in der Embryonalentwicklung im Schnellgang die Evolutionsstufen durchlaufen würden. Das war alles schon zur Zeit Lewis‘ wissenschaftlich als Irrtum (evtl. Betrug) angefochten bzw. bekannt geworden.

(3) Dass Menschen im Glauben zu »neuen Menschen« werden, versteht Lewis als nächste Evolutionsstufe des Menschen, wenngleich »ohne (klassische) Evolution«. Die Ideologie der Evolutionstheorie, gepaart mit der Ideologie des Progressivismus (Fortschrittsglaube) »feiert hier fröhliche Urständ (Auferstehung)«! Was daran ist »christlich«?

(4) Lewis schreibt, dass diese neuen Menschen »Götter« werden würden, und schrammt damit haarscharf an 2Petrus 1,4 vorbei. Gott kann man nicht werden, man ist es, ewig, unwandelbar. Nur Menschen sind Werdende, Wandelbare. Das zeigt der Sündenfall (zum Übel), dem eine ähnlichlautende Versprechung Satans zugrunde lag, und das wird das Neue Leben in Christus zeigen (zur Glückseligkeit; 1Johannes 3,2).

(5) Lewis hängt einem unbiblischen Verständnis vom »freien Willen« an. Er meint, dass wirkliche Freiheit wesenseigen die Wahl zum Bösen in sich schlösse (S. 66). Auch wenn er das vom Menschen sagt, ist es falsch. Wirkliche Freiheit kommt erst dann, wenn wir nicht mehr »unter(!) der Sünde« (Römer 3,9; 7,23) und »der Sünde Sklave(!)« (Johannes 8,34) sind, wie es seit dem Sündenfall allgemeine Realität ist, ausgenommen Jesus Christus. Das freiste Wesen ist Gott. Er kann(!) nicht sündigen, kann nichts Sündiges/Böses wollen oder tun. Irgendwo fehlt Lewis biblische Gotteserkenntnis, und daher stolpert auch seine Menschenerkenntnis. Wo dem so ist, muss auch Unverständnis über die Erlösung herrschen.

(6) Lewis offenbart große Schwammigkeit und Irrtum, wo es um das Herzstück des Christentums geht, um die Erlösung/Errettung. Mich schockiert, dass er hier von einer »Theorie« schreibt (S. 72f), wo er von (biblischer!) »Theologie« schreiben sollte, denn immerhin hat sich Gott noch nie so klar und deutlich geoffenbart, wie in seinem Heilswerk als dreieiniger Heiland-Gott! Genau dieses ist doch der Kern der christlichen Guten Nachricht! »Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat: Nämlich dass Gott in Christus war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend, und er hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt.« (2Korinther 5,17–19) – Billig und schwammig formuliert er: »dass der Tod Christi uns irgendwie[sic!] mit Gott ins Reine gebracht…hat«. Dieses »Irgendwie« ist aber der springende Punkt, den man als Christ kennen und schriftbasiert verkündigen können sollte. Fast lästerlich schreibt er davon, dass das Erlösungswerk »funktioniert«. Maschinen funktioneren. Hier aber starb der menschgewordene Sohn Gottes! »Er, der doch seines eigenen Sohnes nicht geschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat« (Römer 8,32). »Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm« (2Korinther 5,21). Trinitarisch: »…wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat…« (Hebräer 9,14).

(7) Am Ende ein generelles Wort zur Methodik Lewis’. Gläubig werden, Glaubensgehorsam ausleben, Heiligung, Evangelisation (usw.) sind Werke des Heiligen Geistes, in die er den Menschen ganz mit hineinnimmt. Für die biblische Apologetik gilt: »Seid jederzeit bereit zur Verantwortung [apologia] gegen jeden, der Rechenschaft [logos] von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist, aber mit Sanftmut und Furcht; indem ihr ein gutes Gewissen habt, damit, worin sie gegen euch als Übeltäter reden, die zuschanden werden, die euren guten Wandel in Christus verleumden.« (1Petrus 3,15f). Was sollen wir also reden in der Darstellung des christlichen Glaubens, im Aufruf zur Umkehr und zum Glauben? Das Wort logos in eben zitierter Stelle gibt schon den Hinweis: »Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber DURCH GOTTES WORT.« (Römer 10,17). Da steht nichts von Evolutionstheorie, Biogenetischem Grundgesetz, Multiversum-Phantasien, Erlösungs-Ideen u.dgl.

Warum ist das entscheidend wichtig? Weil es alles, was zur Rettung und zum Glauben zwingend nötig ist, nur mit und von dem Heiligen Geist gibt. Der aber arbeitet nur mit »geistlichen Mitteln«. Beachten wir Christen: »Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, um die Dinge zu KENNEN, die uns von Gott geschenkt sind; die wir auch VERKÜNDIGEN, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, mitteilend geistliche Dinge durch geistliche Mittel.« (1Korinther 2,12f).

Es ist also als geistliche Eklipse zu bedauern, wenn ein Rezensent sein Lob über dieses Buch Lewis’ begründet mit: »Weil seine Argumentation ohne Berufung auf die biblische Authorität [sic!] auskommt«. Ohne Autorität des Ewigen, des einzigen Heilandes, und ohne ein authentisches Wort (das zuverlässig von IHM stammt), gibt es schlechthin keine »Frohe Botschaft«, sondern nur intellektuelles, »christliches«(?) Geplänkel, dessen Argumentation –bereits vom Zahn der Zeit durchlöchert– keine tragfähige Basis bieten kann.

Letztlich haben wir hier das angesprochen, was diesem bejubelten Werk m.E. stark mangelt, wo es m.E. methodisch in die Irre führt. Mag der »Intellektuelle« sich der scharfen (?) Gedanken erfreuen und sich in mancher Fragestellung Lewis’ wiederfinden, das Evangelium ist es nicht. Vertrauen wir lieber der »Torheit der Predigt«: »Denn weil ja in der Weisheit Gottes die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte, so gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten; … denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen« (1Korinther 1,21.25)!

Pardon nicht akzeptiert. Weil es um die Ewigkeit geht.